26. Verteilung

"Ich werde es machen."

Wir hatten kollektiv überrascht zu Jongup aufgesehen, der unbemerkt ins Wohnzimmer geschlichen gekommen war, nun unsicher zwischen uns umher sah.

Ich saß mit Namjoon, Baldur, einem angespannten Xiuhtecuhtli und Yongguk auf den Couchen verteilt und wir waren eben noch dabei gewesen Pläne zu schmieden, verzweifelt nach Wegen zu suchen, wie man diese Reise bewältigen konnte.

"Ich geh Jin und Anubis holen.", kündigte Baldur allerdings sofort weich an und rannte davon, um die Göttin der Schönheit und unseren äußerst knurrigen Todesgott aufzusuchen. Ich hatte mir die Mühe gemacht sie alle kennen zu lernen, Seokjin gehörte zu Yongguk und Youngjaes Götterkreis, während Anubis zu Junhong und Apep zählte. Auch Namjoon - Thoth - mit seinem unheimlichen Wissen gehörte dazu. Aus Ägypten war außerdem Ptah hier, ein junger, aufgeweckter Mann, der immer aktiv war und mich stark an Jongho erinnerte. Der letzte im Bunde war Tae, oder Arkay, ein Mann mit ständig wechselnden Haarfarben und symmetrischen Zügen, scheinbar der nordische Drachengott von Leben und Tod.

Yongguk hatte sich auf der Couch zurück gelehnt, um Jongup näher zu sich zu winken, das leere Gesicht des Mannes eingehend zu studieren.

"Bist du dir sicher?"

"Ich bin derjenige, der sich von allen Beteiligten am sichersten sein sollte."

Namjoon akzeptierte die Antwort mit einem Nicken und wandte sich dann Anubis zu, der mit finsteren Zügen herein geschlurft kam, ich rutschte automatisch etwas näher zu Yongguk, um ihm nicht im Weg zu sein.

"Ich hoffe ihr habt euch schon besprochen. Wir brechen demnächst auf unsere Osiris Mission auf, also mach bitte Ptah fertig und... du weißt schon.", sprach Namjoon den anderen sanft an, ich hatte irgendwann versehentlich überhört, dass er Baldurs Geliebter war und nicht besonders gut auf diese gesamte Sache zu sprechen.

Anubis ging stumm wieder und statt ihm tanzte Seokjin in den Raum, schloss Jongup erstmal fest in seine Arme. Der arme Junge versank schier zwischen den weltweiten Schultern des anderen, erwiderte die Umarmung allerdings mit einem vorsichtigen Lächeln und tätschelte besänftigend die Hüfte des anderen Mannes.

"Njörd und Freyr sollten gegen Mittag hier ankommen, ihr werdet dann schon einmal aufbrechen und Loki wird hinzu kommen.", informierte Namjoon mich kalkulierend und ich nickte langsam, hatte ebenfalls schon am Vorabend mein Bündel gepackt und außerdem von Himchan eine Halskette erhalten, die mich vor der unangenehmen Magie der Götterwelten schützen sollte. Ein Nachteil könnte nur sein, dass sie womöglich die Geschwindigkeit des Giftes erhöhen würde, uns noch weniger Zeit ließ.

"Verstanden. Dann mache ich mal meine Runde." Wer wusste schon, ob auch nur einer von uns wiederkehren würde, es war nur angemessen sich zu verabschieden.

Ich began dieses Mal bei Junhong, fand den Mann auf einem Balkon zwischen den Bäumen sitzen und den sanften Wind in seinem Gesicht genießen, als ich mich zu ihm gesellte.

"Hey... Es wird Zeit für mich zu gehen.", begann ich eigenartig und er lächelte, hob allerdings die Augen nicht.

"Diese Zeit ist es in der Tat, ja... Aber es wird auch eine Zeit geben, in der wir einander wiedersehen.", murmelte er alt und rätselhaft, ich rettete mich, indem ich ihm zuneigungsvoll durch das Haar wuschelte.

"Ich vertraue dir dabei, also bis bald.", drohte ich ihm lachend und Junhong lächelte nur wieder, dann ließ ich den jüngeren Mann in Ruhe und suchte Himchan auf.

Daejae hatte ich gestern Abend schon auf Wiedersehen gesagt. Daehyun hasste Abschiede und Youngjae wollte nicht vor mir in Tränen ausbrechen, wenn es hieß zu gehen, weswegen ich die beiden in Ruhe ließ.

Himchan wartete bereits in seinem Zimmer auf mich und seufzte bloß ein Mal tief, als ich vorsichtig herein kam.

"Tu mir den Gefallen und lebe wenigstens, damit ich nicht einen vollkommen aufgelösten Daehyun mit Käsekuchen beruhigen muss.", bat er mich beinahe freundlich und ich nickte bloß ernst.

"Ich habe es jemandem versprochen wiederzukommen, ich plane dieses Versprechen zu halten."

Himchan nickte mir zustimmend zu und reichte mir anschließend noch einen Degen hinüber, an dem ich nichts besonderes bemerkte, der allerdings scheinbar dazu fähig war Dinge ohne solide Masse zu zerschneiden.

"Die Luft ist das Element, das euch fehlt. Ich wünsche dir Glück."

Yongguk brauchte etwas mehr Zeit.

Er schwieg für die längste Zeit nur, suchte nach Worten und sinnierte über seinen Gedanken, bis er mir dann tatsächlich ebenfalls eine gesunde Reise wünschte, zwar nicht auf seine Kräfte vertraute, aber mir immerhin schwor sie so gut wie möglich auf mich anzuwenden.

Ich ging später mit Jongup und Akuma los die anderen vom Strand abholen, schwieg auf dem ganzen Weg.

Njörd sah noch ebenso riesig und spitzbübisch aus, wie wir ihn zurück gelassen hatten, während Freyr sich als Youngjae entpuppte, der andere. Heimdall hingegen war der Mann, dem wir zuvor nur kurz begegnet waren, der Blonde mit den eleganten Zügen. Freyr und Njörd lockerten die Laune merklich, während sich Heimdall nur zu Jongups kleiner Wolke des Schweigens gesellte, problemlos Teil davon wurde.

Er warf außerdem einen vielsagenden Blick von Akuma zu Jongup, bis ich ihn informierte, dass wir auch Fenris herbestellt hatten, wohl noch auf einen Donnervogel mit einem Wolf im Gepäck warteten, so absurd es auch war.

Wir sammelten uns im Haus an, schlüpften in Reisekleidung und packten Essen und Waffen ein, Heimdall wurde zwischendurch unauffällig von Yongguk beiseite genommen.

Fenris erreichte uns eine halbe Stunde später und brachte das Haus in Aufruhr, als es der erste Reflex von jedem von ihnen war ihre Waffen zu zücken, aber er schmiegte sich bloß riesig gegen Jongups Seite, schien auch glücklich Akuma wiederzusehen.

"Wir werden die Vögel nehmen, um nach Europa zurück zu kommen. Dort geht es durch den nähesten Runenkreis dann Richtung Brunnen. Loki wird vermutlich dort zu uns stoßen.", erklärte Baldur noch einmal den Plan, sah erwartungsvoll zwischen und umher und wir nickten nur, dann machten wir uns in der Tat auf den Weg, ließen die Freunde hinter uns.

-

Loki ließ nicht einmal so lange auf sich warten.

Wir waren mitten in der Luft, getragen von großen Körben, die an Seilen an den Vögeln befestigt waren und jeder ging seinen eigenen Problemen nach, als sich ein anderer Vogel näherte, ein großer, schwarzer Rabe, der im Gefieder seines Nackens einen Mann trug.

Ich erkannte Sans beunruhigendes Grinsen sofort und winkte ihm zu, tat Baldur gleich mal den Gefallen nicht mit ihm Zeit verbringen zu müssen.

Die Vögel krächzten einander zu, kommunizierten eine Weile, bis unsere goldbraunen Adler zufrieden schienen und der Rabe sich nähern durfte.

Zu meiner Überraschung war es Njörd, der sich von meiner Seite erhob, dem Feuergott helfend die Hand reichte. San sprang und ließ sich direkt zu uns ziehen, rollte elegant in den Korb. Bei mir war außerdem Jongup mit Fenris, von dem ich noch immer meinen Abstand hielt, die restlichen Götterfänger hatten sich den anderen Vogel geschnappt. Akuma war zum Schutz bei ihnen geblieben.

"Hallo.", war seine charmante Begrüßung und Njörd nickte ihm neutral zu, während Jongup bloß blinzelte. Ich klopfte auf den Platz neben mir und auch Njörd machte es sich mir gegenüber wieder bequem, nachdem er den anderen gedeutet hatte, dass wir nun komplett waren.

"Willkommen hier.", empfing ich ihn etwas hilflos und San grinste bloß, Grübchen tief in seiner Wange. Er warnte mich nicht vor, als er sich plötzlich mein Kinn griff, um einen großen Kuss auf meine Wange zu schmatzen, aber er lachte, als ich sofort quietschend von ihm weg kippte, Schutz bei Jongup suchte.

"Was war das denn?!", forderte ich erschüttert zu erfahren, verbarg meine Röte in der Schulter des Götterfängers, während Fenris nun neugierig zu Loki hinüber robbte.

"Gruß vom Captain, er vermisst dich ganz schrecklich."

Die Röte stieg bis zu meinen Haarwurzeln hinauf und ich versuchte mich damit zu beschäftigen, dass er immerhin sehr schnell wieder gesund zurück gefunden hatte.

"Der Rabe sagt auch Grüße. Es war Yunho. Nun entschuldigt mich, ich muss den Sohn begrüßen, den ich nie kannte."

Jongup wirkte nicht besonders angetan von ihm, beschloss starrsinnig, dass ich von nun an zwischen ihm und Njörd sitzen würde.


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top