12. Chaosgötter

Die Gruppe um Jaebeom war ein Götterfänger mehr als die unseren, was auch Sinn machte, aber die schiere Menge an Chaosgöttern und deren offensichtliche Wirkung schüchterte mich um einiges mehr ein, als es Himchan je getan hätte.

Jaebeom brachte uns in ein großes Zeltlager etwas weiter im Landesinneren, hatte den gesamten Marsch über den Arm um Youngjaes Hüften liegen und der sonst so überlegene Mann errötete wie eine junge Maid unter seiner Aufmerksamkeit.

Daehyun ging vor sich hin grummelnd neben mir einher, hatte sich von seiner Weste getrennt, um sie über seinem Arm zu tragen und ließ das ungleiche Paar nicht aus den Augen. Junhong ging still an meiner anderen Seite, seine langen Beine nur schwer in unser Tempo fallend.

Ich wusste nicht, wie ich meine Verwirrung ansprechen sollte.

"Youngjae, er..." Ich gestikulierte hilflos, während Junhong mich fragend musterte.

"Du musst dich mit uns an keine Etikette halten, die Regeln des Hofes haben keinen Wert hier draußen.", versuchte er dann zu helfen und schirmte mit einer Hand meine Augen vor der grellen Sonne ab, als ich dankbar zu ihm hinauf blinzelte.

Es war eigenartig außerhalb der angebrachten Etikette zu sprechen und ich war es auch kaum gewohnt, aber der lockere Umgang der anderen half mir dabei.

"Ich dachte er... Naja... Mag Frauen?" Ich hatte es kaum glauben können, als ich von seiner Liebe für einen Mann erfahren hatte. Es war ein soziales Tabu, wohl kaum auf einen einflussreichen Lord wie ihn anzuwenden und ganz anders als das, wie er sich üblicherweise verhielt.

"Das tut er auch.", murrte Daehyun nur neben uns, bevor er stehen blieb, als wir das Lager erreicht hatten.

"Jackson sei so gut.", war alles, was wir noch von Jaebeom hörten, dann verschwand er mit Youngjae hinter einer der Zeltplanen und wir standen überhitzt in der prallen Sonne, musterten den eigenartigen Mann, der nun enthusiastich auf uns zu marschierte.

"Also, hergehört! Ich bin Jackson und ihr werdet mich nicht auf meinen Gott ansprechen, verstanden?!", schlug er sofort einen strengen Ton an und ich musterte seine Gestalt konfus, suchte nach tierischen Merkmalen an ihm, aber da war einfach nur viel zu viel entblößte Haut und eilig wandte ich den Blick wieder ab, starrte auf den Boden unter mir.

"Ihr habt hier nicht nur mit der tödlichen Wüste, sondern auch mit einer Menge unangenehmen Gestalten zu tun, also- Moment ist das eine Frau?!" Seine tiefe Stimme brach quietschend ab und ich hob verwirrt die Augen zu ihm, nur um zu sehen, wie er die Arme schützend vor der Brust gekreuzt hatte und ein Knie an seinen Körper angezogen hatte, sich empört abwandte.

"Ja, ist es, was bitte tust du da?", verlor auch Himchan die Geduld mit ihm und der Blonde gab nur ein undefiniertes Geräusch von sich, dann sprang er hektisch hinter das nächste Zelt, lugte vorsichtig um die Plane herum.

"Warum habt ihr eine Frau dabei?! Ich dachte wir sollen die Geschlechter nicht mischen!"

"Das ist ein Mensch du wenig intelligenter Paarhufer!"

Das Geschrei der beiden Männer erregte die Aufmerksamkeit zwei weiterer Männer, einer mit sehr verwirrend türkisenem Haar und in den flatternden Klamotten einer Haremstänzerin auf seinen dürren Gliedern, der andere größer, dunkelhaarig und in dieser halb-nackt Mode, die sie hier scheinbar bevorzugt trugen.

"Könnten wir jemanden kriegen, der weiß sich zu artikulieren und wenn möglich nicht halb ausgezogen ist?!", forderte Himchan mit den Nerven am Ende und ich bemerkte Jongup an der Seite des stark schwitzenden Mannes, wie er mit Akuma spielte, der Wolfshund mich quasi vergessen habend.

"Yoooo, Frischfleisch!", frohlockte der Mann mit den bunten Haaren und reinen, hübschen Gesichtszügen laut und sein Kumpane schlug quietschend bei ihm ein. Keine Hoffnung.

Mein Blick wanderte zweifelnd zu Yongguk, der etwas abseits stand und das Geschehen still beobachtete, mit den Gedanken woanders zu sein schien. Er hatte eine unglaubliche Geduld.

"Warum habt ihr auch eine Frau hierher gebracht?!", kam es von hinter dem Zelt und neben mir verlagerte Junhong sein Gewicht, auf dass seine große Gestalt mir etwas Schatten spendete. Dankbar lächelte ich ihm zu.

"Wo ist euer Lichtgott?". verlangte Himchan gestresst zu erfahren, wischte sich mit seinem teuren Samtärmel den Schweiß von der Stirn.

Bei seinen Worten verschwand Jackson von hinter seinem Zelt, während die anderen beiden lässig zu uns hinüber geschlendert kamen, leise miteinander tuschelten.

"Njörd und Apep.", eröffnete der größere von beiden und und zeigte erst auf sich, dann auf seinen eigenartigen Freund.

Njörd nutzte den Moment, um Jongup zuzuzwinkern, der immerhin sehr offensichtlich wie sein Gott aussah und ich begriff, dass die beiden vom gleichen Kulturkreis stammen mussten.

"Junhong tu etwas.", bat Himchan den großen Mann erschöpft und ging dann los Yongguk aus der prallen Sonne heraus ziehen, die dem Mann nicht im geringsten aufzufallen schien.

Junhong neben mir lächelte den beiden neugierigen Männern schüchtern zu.

"Ich bin Shu. Unsere Freundin hier wurde vergiftet und wir vermuten, dass es ein Wadjet gewesen sein könnte. Wir brauchen also eure Hilfe."

Ich beschränkte mich darauf stumm zu warten und die neuen Informationen abzuspeichern.

Apep neigte betroffen das Haupt und seine goldenen Ohrringe baumelten an seinen Ohren hinab, reflektierten im Sonnenlicht, während er mich forschend musterte.

"Wir bringen sie zu Jinyoung. Ihr wartet hier, bis Jackson euch eure Unterkünfte zugeteilt hat." Damit winkte er mir zu folgen und ich trat bereits den ersten Schritt auf sie zu, als mich Daehyun am Handgelenk griff, zurückhielt.

Als ich ihm ins Gesicht sah, bemerkte ich, wie er finster die Augen auf Apep gerichtet hatte, sein Kiefer angespannt.

"Wir kommen mit, ich traue euch beiden nicht."

Als Apep ihm zulächelte, entblößte er spitze und unnatürlich lange Eckzähne, vor denen ich automatisch zurückzuckte. Daehyun verstärkte seinen Griff an meinem Arm.

"Er mag es nicht, wenn andere anwesend sind."

Yongguk erschien plötzlich an Daehyuns anderer Seite.

"Ich werde sie begleiten, der Rest bleibt draußen.", unterbreitete er leise, aber autoritär seinen Vorschlag und die beiden Fremden zögerten einen Moment, dann nickte Apep langsam.

"Fein, dich wird er wohl akzeptieren."

Ich atmete etwas auf und löste mich dann mit einem vorsichtigen Lächeln aus Daehyuns Griff, um mit Yongguk zusammen den beiden anderen zu folgen.

Akuma wollte mir nach, aber ich befahl ihm zu bleiben und streifte suchend Jongups leeren Blick, er nickte nur.

"Wie heißt ihr?"

Ich erwartete es, dass Yongguk sprach, doch der deutete mir zu reden, brach noch eine weitere Etikette. Etwas aus dem Konzept gebracht wandte ich mich Njörd zu, der gefragt hatte.

"Ich bin Tsukiko, er ist Yongguk." Sein Name klang dunkel auf meinen Lippen, wurde ihm wohl gerecht und ein Blick auf Apep verriet mir, dass es auch ihn zum Nachdenken gebracht hatte.

"Lass mich raten... Japan?", leuchtete er dann auf und als ich verlegen zustimmte, schlug er johlend bei seinem Freund ein.

"Ich bin aus Thailand.", erklärte er dann grinsend - hör bitte damit auf - und ich verstand endlich, befand ihn schon als etwas sympathischer.

"Ein Prinz!", fühlte sich Njörd genötigt zu sagen und meine Augen zuckten zu Yongguk, aber der Mann lächelte nur geheimnisvoll, zog es vor zu schweigen.

"Dann sollte ich dich 'Eure Hoheit' nennen?", lächelte ich erleichtert, dass sie nicht so gefährlich waren, wie sie zuerst gewirkt hatten und Apep war geschmeichelt, strich sich durch sein buntes Haar, das von einer filigranen Krone statt einem Schleier geziert war.

"Nicht doch, alles gut. Aber zu ihm hier solltet ihr respektvoll sein." Damit öffnete er den Verschlag eines großen Zeltes und drinnen erwartete uns eine ungute Dunkelheit, die nur spärlich von tanzendem Kerzenlicht erhellt wurde.

Apep deutete uns einzutreten.

Yongguk ging mir voraus.

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