1. Schwesterherz
"Tsukiko, meine Süße, was verschafft mir die Ehre deines Besuches?!", empfing meine Schwester mich überschwänglich in der Eingangspforte ihres eigenen Heims, machte sich nichts aus Etikette, um mich stürmisch in ihre weichen Arme zu ziehen.
Ich erwiderte ihre Umarmung mit einem Lachen, legte meine müden Arme um ihre schmale Hüfte. Neben mir sprang nun auch Akuma mit eleganten Sätzen die Stufen hoch, schmiegte sich eng an die Seite der älteren Frau, die dem Hund mit einem Gurren durch das schwarze Fell strich.
"Ich habe ernste Probleme zu bereden, so sehr ich mich auch an deiner Gesellschaft erfreue, so fürchte ich auch, dass ich dir viele Sorgen bereiten werden muss.", eröffnete ich meiner Schwester ernst, als ich von ihr zurück trat, um mühsam mein Reisekleid wieder glatt zu streichen.
"Aber natürlich, meine Liebe, als Lysanders Botschaft mich erreichte, war ich bereits voller dunkler Vorahnungen. Komm bitte herein."
Ihre Brauen waren bereits besorgt, als sie mich in den Salon führte, im Gehen hin und her wechselte ihrer Dienerschaft Befehle zu erteilen, mir gut zu zu sprechen und gleichzeitig ihr blondes Haar über ihren Schultern zu richten.
Ich folgte ihr etwas leiser und weniger aufbauschend, aber aufmerksam auf die Art, wie die Mägde sich vor ihr verneigten, nicht wenige mit wohlwollenden Lächlern auf den Lippen.
Es brachte auch mich zum Lächeln und ich folgte ihr mit mehr Zuversicht, überließ es Lysander sich um Akuma und die Kutsche zu kümmern.
"Sieh, ich will gar nicht zu lange verweilen, zu sehr fürchte ich mich um dein Wohlergehen. Ich wusste bloß nicht wohin mit mir..."
Ich schweifte ab, als Emily sofort fest nach meinen Händen griff, sie warm in den ihren barg. Ich strich abwesend mit den Fingerspitzen über die weiße Spitze ihrer Handschuhe, die hübsch ihr grünes Kleid betonten.
"Bitte, bitte sorge dich nicht zu sehr. Ich will bloß, dass es dir gut geht.", versicherte sie mir schnell und bewegte mich dann mich hin zu setzen, nahm elegant gegenüber von mir Platz.
"Ich werde die unvernünftige Frage, ob es um einen Mann geht überspringen, in Ordnung? Sag mir bitte, was hat dich dazu verleitet den Markt, die Festhalle und das Nonnenhaus in Brand zu stecken?" In ihren Augen funkelte eine gut portionierte Menge an Humor, aber ihr Ausdruck war ernst.
Seufzend schlug ich die Beine übereinander.
"Ich weiß es nicht. Es sind violette Flammen, nichts, das mir je untergekommen ist. Ich habe die Nachrichten durchsucht, Bücher um Bücher verschlungen und sogar die alte Kräuterhexe auf dem Markt darauf angesprochen, aber niemand kann es mir erklären. Ich habe Angst, dass sich jemand verletzt, wenn das so weiter geht.", sprach ich meinen Kummer aus und sie lehnte sich verständnisvoll zurück, musterte mich aus sturmgrauen Augen.
"Du hast nichts gefunden, außer deine Fälle?"
Ich nickte brav.
"Wir wissen beide, dass es nicht das erste Mal ist, dass eigenartige Dinge um mich geschehen. Aber sie hatten nie ein derartiges Ausmaß, geschweige denn eine solche Kontinuität."
Sie sah kurz tief in Gedanken versunken auf, dann rief sie mit einem Mal nach einem ihrer Diener.
"Ich werde einen Boten ausschicken, um Tristan danach zu befragen. Sobald ich mehr weiß, werde ich dir eine Nachricht schicken. Kann ich dir anderweitig helfen? Wenn du hier unterkommen willst, oder ich ein paar Soldaten organisieren soll, dann..." Sie klang so hilflos.
Ich setzte ein besänftigendes Lächeln auf.
"Nicht doch, ich schaffe das. Es ist vermutlich die beste Wahl Tristan deswegen zu fragen und sollte auch das nicht helfen, so werde ich einen Weg finden. Gib bitte Bestens auch dich acht, ich möchte hierbei keine Tode verschulden müssen.", bat ich sie leise und Emily nickte mit großen Augen, dann begleitete sie mich zu Tür.
Akuma hob den Kopf von seinen Pfoten, um aus roten Augen, die aus seinem schwarzen Fell hervor stachen zu uns auf zu sehen, abwartend die Ohren aufgestellt.
"Gib auch du gut auf dich acht. Sollten wir etwas erfahren, werden wir dich unverzüglich deswegen kontaktieren!", waren die letzten Worte meiner Schwester, bevor ich in meine Kutsche kletterte und seufzend lehnte ich mich gegen die Lederpolster zurück.
Wir hatten gedacht es hätte aufgehört.
-
Emily und ich waren keine leiblichen Schwestern.
Meine Eltern waren Einwanderer aus Japan gewesen, als sie nach England gekommen waren und Emilys Eltern waren die ersten, mit denen sie sich anfreundeten. Unsere Mütter begegneten sich auf einem Ball und wurden sofort Freunde, auch die Männer kamen gut miteinander zurecht.
Es war also nur natürlich, dass Emilys Familie mich aufnahm, nachdem meine Eltern starben, als ich noch sehr klein war. Ich erinnerte mich nicht daran, wie es passiert war, ein Unfall irgendeiner Art, aber Emilys Zuhause wurde auch mir schnell ein warmer Rückzugsort. Nun war Emily mit einem liebevollen Ehemann verheiratet und ich erwachsen, lebte allein in der Residenz meiner Eltern.
Während meiner Kindheit schien es wichtig gewesen zu sein Akuma immer an meiner Seite zu haben. Wann auch immer etwas eigenartiges passiert war, Dinge plötzlich schwebten oder eigenartige Fratzen in meinen Augenwinkeln auftauchten, so hatte Akuma sie verscheucht. Er war ein guter Gefährte, aber er wurde alt. Ich fürchtete mich stets um seine Gesundheit und selbst er konnte im Falle von einem Feuer nichts ausrichten.
Bisher war auch nie etwas von derartiger Gewalt vorgekommen, wie gesagt.
Emily und Tristan hatten mir das Versprechen abgenommen es ihnen stets zu erzählen, sollten eigenartige Dinge um mich vor gehen. Tristan forschte schon lange an diesen rätselhaften Vorfällen und versuchte ein Heilmittel zu finden. Emily hingegen machte sich andauernd Sorgen um mich und drängte mich zur Heirat, sie war sich sicher ein Mann und die Liebe im Haus würden alle bösen Geister abwehren, aber so recht daran glauben taten wir vermutlich beide nicht.
Meine engsten Vertrauten wussten alle von meinem Fluch und ich hatte auch früh schon von Emilys Familie deswegen Unterstützung erhalten. Nicht nur Akuma half zu meinem Schutz, sondern auch ein reges Verteidigungstraining und die ständige Fortbildung meines Wissens.
Würde die Männerwelt davon wissen, wäre sie empört. Es war überhaupt nicht Lady-like und die stählerne Kraft, die sich hinter meinen langen Kleidern verbarg, würde so manchen von ihnen gar in Neid erblassen lassen.
Ich blieb also gerne bei mir, brachte meine Freunde nicht in Gefahr, es sei denn es war unbedingt nötig.
Und wie es momentan aussah, musste ich etwas unternehmen, bevor es zur Gewohnheit wurde.
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