22 - Provokation
„Und Rose, was machen die Ermittlungen?", fragte Engelhardt provokant.
„Es liefe einfacher, wenn du einfach mal kommunizieren würdest, was du schon rausgefunden hast!"
„Hat dir Neppe etwa nichts verraten wollen?"
„Du hast ihm einen Maulkorb verpasst! So läuft das nicht, wenn wir hier Erfolg haben wollen! Du musst mir schon auch sagen, was du so rausfindest."
„Nun gut, der Tote heißt Dominik Schmahl und seine Spur verliert sich ebenso wie bei deinem Dennis Steiner in der Katze, als er dort gefeiert hat."
„Erzähl mir lieber was neues, das weiß ich doch schon längst!" Dass der Tote zuletzt im Nachtleben gesehen worden war, hatte Julia Höhn ihm ja schon erzählt. Die Sache mit der Katze war neu, aber Rose tat so, als wisse er das auch schon. Er hoffte damit seine Quelle zu schützen. Engelhardt würde sicherlich nach der undichten Stelle suchen und ein bisschen Verwirrung kam ihm da durchaus gelegen.
„Was? Woher weißt du das denn?"
„Du siehst, es macht absolut keinen Sinn, mir irgendwas vorzuenthalten. Ich krieg alles raus, also lass den Mist besser gleich! Jetzt ist Schluss mit den Spielchen!"
„Dein Böhm hat mir dann noch von eurem zweiten Verdächtigen erzählt, der Barkeeper aus diesem Club, dieser Russe."
„Vitali Kern? Ja, der ist dort Barkeeper. War er etwa wieder eifersüchtig weil sich jemand an seine Flamme rangeschmissen hat?"
„Die Flamme, hattest du ja weggesperrt, schon vergessen?", spottete Engelhardt, „Ich hab mir das Kerlchen trotzdem vorgenommen. Er hat an dem Abend, als Dominik verschwand, nicht gearbeitet und war noch nicht mal in der Stadt. Wenn der Täter der selbe war, dann ist auch dein letzter Verdächtiger aus dem Spiel, oder hast du noch einen?"
„Ja, Kern ist raus. Ich bin aber ohnehin jetzt definitiv überzeugt, dass es sich um eine Serientäterin handeln muss!" Die übereinstimmenden DNS-Proben waren die grundlegende Basis seiner Theorie, aber das musste er für sich behalten, andernfalls würde er Julia Höhn gefährden.
„Sehe ich auch so, aber machst du das Geschlecht alleine an diesem männerfeindlichen Spruch fest?"
„Daran und an dem Muster, das man in ihren Opfern erkennt. Beides waren junge Männer, die gerne in der Disco flirten. Ihr Motiv ist Männerhass, das ist doch ganz klar."
„Mutige These, Rose, aber da könnte wirklich was dran sein", gab Engelhardt zu, „Und wie schnappen wir eine Serientäterin?"
„Bei zahlreichen vergangenen Mordserien tappten die Ermittler ewig im Dunkeln bis sich Leute zu Wort meldeten, die entkommen konnten. Nicht selten führte dann eine detaillierte Personenbeschreibung zum Fahndungserfolg."
„Willst du etwa sagen, wir sollen warten bis sie mal einen Fehler macht und ihr einer entwischt?"
„Nein, ich habe nur laut gedacht!", entgegnete Rose schnippisch.
„Aber wir müssen sie zu einem Fehler verleiten, wir müssen sie irgendwie unter Druck setzen, sie provozieren", schlug Engelhardt vor.
„Nun gut, du überlegst dir mal in Ruhe etwas und ich mache das selbe." Rose stand auf und ging.
„Bis später", rief Engelhardt ihm noch hinterher.
Rose nahm das schon gar nicht mehr wahr. Sein Kopf arbeitete bereits auf Hochtouren. Sein Gedankenspiel hatte ihn an Stefans Monolog über Katzen erinnert. Sie mussten eine Falle stellen, damit hatte er recht. Raubtiere musste man ködern! Er hatte auch schon eine Idee, aber die würde Jan Böhm sicher nicht gefallen.
*🐈*
„Hör mal, Rose, wir müssen die Täterin jetzt richtig provozieren und zu einem Fehler verleiten. Dazu habe ich Herrn Curkow von der Würzburger Tageszeitung herbestellt." Mit diesen Worten begrüßte Engelhardt Rose und legte seinen Arm um ihn, während er ihn sachte in den Raum schob.
„Ich halte das für keine gute Idee.", entgegnete dieser genervt.
„Aber natürlich, ist das eine gute Idee! Du hattest doch die Idee, dass sie einen Fehler machen muss. Wir beschleunigen das Ganze eben ein wenig. Ein wenig Schwung täte deinem Fall gut, glaub mir!"
Engelhardt setzte sich zu Curkow an den Tisch. Rose zog es vor stehen zu bleiben.
„Herr Curkow, wir geben Ihnen einige exklusive Informationen über die Mordfälle, die bisher noch nicht öffentlich gemacht wurden und Sie schreiben dann bitte einen Artikel über die Mordserie. Wir geben Ihnen zudem ein psychologisches Gutachten, das die Täterin richtig fertig machen wird! Schreiben Sie ruhig, dass Sie eine ungefickte Vogelscheuche ist. Ja, genau! Schreiben Sie das in exakt diesen Worten." Engelhardt feierte sich für seine äußerst fragwürdige Ausdrucksweise.
„Willst du den Fall jetzt gänzlich an die Wand fahren, damit du mich ganz und gar am Boden hast, da wo du mich schon immer haben wolltest?!", wandte Rose energisch das Wort an Engelhardt. Er war nun fast soweit, dass er ihn am liebsten am Kragen gepackt und quer durch den Raum geworfen hätte, doch das wäre dann das letzte gewesen, was noch gefehlt hätte, damit seine Karriere endgültig im Eimer war. Helmut Heß, sein früherer Mentor, der in der Vergangenheit stets Roses Rücken gestärkt hatte, war noch nicht mal einen Monat in Pension und er richtete seine Laufbahn zu Grunde.
„Vielleicht ist sie auch eine Lesbe und findet Männer deswegen so scheiße..." Unbeeindruckt von Roses Ärger, arbeitete Engelhardt weiter an seiner dämlichen Idee.
„Willst du eigentlich wirklich die Mörderin provozieren, oder willst du mich provozieren?!", schrie Rose seinen Kollegen erbost an.
„Wir sind eine seriöse Zeitung!", unterbrach Curkow, „Vielleicht legen Sie erst Ihre Differenzen bei und dann sprechen wir uns nochmal."
Rose reichte es nun endgültig und er verließ verärgert das Zimmer. Dieser verdammte Engelhardt sorgte nur für Ärger, als seien Böhm und er nicht schon genug gestresst!
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