1 - Euphorie
Würzburg weiß wie man feiert.
Dröhnende Bässe, Nebel, Blitze aus dem Stroboskop, eine Menschenmenge, in der sich verschwitzte, junge Körper dicht an dicht drängten. Der Schweiß sammelte sich an der Gewölbedecke und tropfte herab auf die euphorische Masse. Die Luft war schwer von der Hitze und der Energie der Tanzenden, die sich im Takt der Musik bewegten.
Chris hatte nicht zu viel versprochen. Würzburg weiß wie man feiert, dachte sich Dennis Steiner, während er sich durch die tanzende Menge in Richtung Bar schob.
Die Bardame blickte kurz auf, lächelte und wandte sich gleich wieder einer Gruppe Studenten zu, die auf wackeligen Beinen vor dem Tresen standen.
Würzburg war eine Studentenstadt und beheimatete viele junge Leute. Der Frauenanteil an den Hochschulen war besonders hoch und in der Domstadt schienen sich zahlreiche besonders hübsche Exemplare versammelt zu haben. Sie forderten ein lebhaftes Nachtleben und das konnte die Stadt mit ihren zahlreichen Bars und Discotheken auch aufbieten.
Dennis, ein großgewachsener, junger Mann, gekleidet in einer engen Stoffhose und einem schlichten, enganliegenden, schwarzen Shirt, genoss sichtlich ihre Anwesenheiten. Seinen Kumpel Chris kannte Dennis schon ein paar Jahre, er hatte ihn mal beim Feiern in Berlin kennen gelernt. An einem Abend hatten sie beide versucht bei derselben Frau zu landen und sich dabei gegenseitig behindert, was selbstredend zu ordentlich Spannung geführt hatte. Am Ende ging keiner von beiden mit ihr nach Hause und ihre kleinen Streitigkeiten wurden bei einem gemeinsamen Bier beigelegt. Chris zog dann bald darauf für das Studium nach Bayern in dieses Nest Würzburg. Sie pflegten weiter regelmäßig Kontakt, Chris schwärmte immer von der Damenwelt dort und lud ihn mehrfach zu sich ein, aber Dennis hatte Würzburg als Party-Location nie als so relevant empfunden, als dass es die weite und beschwerliche Reise wert gewesen sei. Immerhin war er aus Berlin, dem Nabel der Welt was das Feiern angeht!
Jetzt hatte er es aber doch gewagt und dann hatte sich Chris gleich den Magen verdorben. Muss wohl irgendeinen Scheiß gefuttert haben. Dann war Dennis eben allein losgezogen, denn wie langweilig wäre denn bitte ein Abend auf dem Sofa mit jemanden gewesen, der alle paar Minuten auf das Klo rennt um sich zu übergeben?
„Was darf's denn sein?", fragte die Bardame und war wegen der ohrenbetäubend lauten Musik kaum zu verstehen.
„Was immer du trinkst!", antwortete Dennis mit einem Augenzwinkern und beugte sich dabei sehr weit nach vorne. Vielleicht etwas weiter, als es eigentlich nötig gewesen wäre.
„Ich trinke nicht, wenn ich arbeiten muss", erwiderte sie schnippisch und verzog dabei das Gesicht.
„Na dann nehme, ich einen Vodka Energy", sagte er und seine Stimme beinhaltete einen leicht beleidigten Unterton.
Wenige Augenblicke später stand er an der Bar und nippte an seinem Getränk, während er mit seinem Blick über die Menge auf der Tanzfläche schweifte. Brauchbares Material, dachte er sich, während er eine Gruppe junger Frauen beobachtete, die in einem Kreis zusammenstanden und sich rhythmisch zur Musik bewegten. Als der DJ zum Lied Single Ladies von Beyoncé wechselte, jubelten sie lautstark, hoben ihre Arme in die Luft und machten noch übertriebenere Tanzbewegungen. Dennis malte sich aus wie jede einzelne von ihnen wohl nackt aussehen könnte.
Was er in diesem Moment nicht ahnen konnte war, dass auch er selbst gerade beobachtet und ausgiebig analysiert wurde...
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