Katniss Sicht
Rückblickend betrachtete ich die Häuser meiner Heimatstadt, die sich durch die Rebellion zu Schutt und Asche verwandelt hatten. Mein Leben hatte sich verändert. Distrikt 12 hatte sich verändert. Es gab keinen Krieg und keine Hungerspiele mehr. Ich ging, wie in den alten Zeiten, den kleinen, in den Wald führenden Weg entlang. Nacheinander berührten meine lederne Jagdstiefeln den von feuchten Laubblätter bedeckten Boden. Der Himmel war dunkel, es fiel kaum Licht auf die Blätter und die hohen Bäume wirkten beängstigend. Wäre Gale doch hier! Sofort vertrieb ich diesen Gedanken wieder aus dem Kopf. Nein, ich darf nicht mehr an ihn denken. Ich muss lernen, alleine jagen zu gehen. Mit angespannten Bogen schlich ich zwischen die Bäume, als ein Knurren mich erstarren ließ. Was war das? Vorsichtig drehte ich mich um. Vor Schreck riss ich meine Augen auf. Ein schwarzer Hund mit braunen Augen starrte mich hasserfüllt an... Rue. Er setzte zum Sprung an. Ich wollte schreien, war aber unfähig, auch nur einen Laut aus meiner Kehle hervorzubringen. Plötzlich erschien jemand aus dem Nichts und platzierte sein Körper schützend vor mich. Blonde Locken, blaue Augen ... Peeta.
Nein!! Was machte er bloß hier? Panik stieg in mir hoch. Alles in mir schrie danach, dass er auf der Stelle wegrennen sollte, doch es war zu spät. Im nächsten Bruchteil der Sekunde durchbohrte die Mutation seine Brust mit seinen dolchähnlichen Zähne. Nein! Nein!! Nein!!!
Mit diesem Schrei fuhr ich mal wieder schweißgebadet auf. Mit zitternden Händen stand ich auf und lief in Richtung Treppe. In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen. Vor mir stand Peeta, mein Junge mit dem Brot.
"Katniss, alles in Ordnung? ", fragte er besorgt. Wortlos fiel ich ihm um den Hals, ich konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten und schluchzte an seiner Schulter: " Du warst tot! Eine Mutation hatte dich umgebracht!" Ich spürte unzählige Tränen, die wie ein Wasserfall über meine Wange flossen.
"Shht... Katniss, alles ist gut. Ich bin da. Es war nur ein Traum. ", sagte er mit seiner warmen, beruhigenden Stimme und drückt mich fester an sich. Wie sehr ich seine Nähe doch vermisst habe! Seine Umarmung hatte eine angenehme, tröstende Wirkung auf mich und ich werde nicht die Erste sein, die sich löst. In dem Augenblick wurde mir klar, wie sehr ich Peeta eigentlich liebe.Er ist der Löwenzahn im Frühling, der für die Wiedergeburt steht, ein Versprechen, dass alles wieder gut werden kann. Nur er kann mich beruhigen und die Schatten meiner Vergangenheit verdrängen. Nur bei ihm fühlte ich mich sicher und geborgen. Nur bei ihm war ich glücklich. Warum habe ich es nicht schon früher gemerkt? Warum habe ich immer versucht, diese Gefühle abzulehnen?
Nach einer langen Pause lösten wir uns voneinander. Ich muss es fragen, es galt jetzt oder nie: "Bleibst du bei mir?"
Wir schauten uns beide tief in die Augen. Ich könnte mein ganzes Leben lang damit verbringen, in diese wunderschönen meerblauen Augen, in denen ich mich so oft verliere, starren. Dann legte er eine Hand an meine Wange und hauchte fast unhörbar: "Immer. "
Ich lehnte meinen Kopf an Peetas Schulter und lauschte seinen gleichmäßigen Herzschlag. Zum ersten Mal seit Monaten schlief ich ohne Albträume durch.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top