Das Kissen (38)

Hey Leute, tut mir Leid, dass so lange nichts kam. Ab jetzt versuch ich wieder regelmäßiger zu werden. Ich hoffe ihr hattet schöne Ferien/einen schönen Sommer.
Alles Liebe!

...

,,Versiegel den Umschlag auf jeden Fall, aber verbrenn das Bild nicht! Leg es einfach gefaltet in den Umschlag! Wenn du uns Asche zukommen lässt, könnte sie von jedem Bild sein!" Zischte Katalia ihr in Windeseile zu.

Danach blieb ihr kaum Zeit Lela mit hasserfüllten Augen anzustarren, bevor sie hinter den Kleiderschrank hechten musste. Mit dem Rücken an die Wand gedrückt lauschte sie den Schritten, die von einer Kammer kamen, die direkt an das Schlafzimmer anzugrenzen schien. Katalia hörte wie die Sklavin eine Tür öffnete und zügig bis vor Lelas Bett tapte. Mit raschelnden Gewändern und leicht außer Atem blieb sie stehen.

,,Ist alles in Ordnung, Herrin? Ist etwas passiert?" Ihre Stimme war rau vom Schlaf, aber höchst alamiert.

Katalia wagte es sich ganz leicht vorzubeugen und an der Schrankwand vorbeizuspähen. Von dem was sie erkennen konnte war die Sklavin mittelalt, mit rötlich - blonden Haaren und einem ausladenden Körper. Die hastig entzündete Öllampe in ihrer Hand erhellte ein blasses Gesicht mit leichten Furchen und sehr hellen Augenbrauen, die besorgt zusammengekniffen waren.

,,Beruige dich, Fionola. Es ist nichts passiert." Sagte Lela. ,,Es ist nur so, dass mich der Hunger überkommen hat. Der Hunger und der Wunsch nach Gesellschaft plagen mich so sehr, dass ich keinen Schlaf finde. Ob du wohl bereit wärest mit mir in die Küche zu gehen und mir eine Hühnersuppe zu kochen?"

Einen Moment lang war die Sklavin still. Dann: ,,Gewiss, Herrin. Gewiss."

Unwillkürlich musste Katalia ihr Pflichtbewusstsein bewundern. Sie war sich nicht sicher, ob sie sich von Eiwie mitten in der Nacht aus dem Bett klingeln lassen würde. Obwohl... Eigentlich hatte sie das genau heute Nacht getan. Nur das Eiwie weitaus mehr von ihr verlangte, als nur ein blödes Gericht zu kochen!

Eiwie die unter dem Bett lag, fiel ihr wieder ein. Wenn sie zusammenarbeiteten, könnten sie Lela und ihre Sklavin doch sicher überwältigen oder nicht?! Es stände zwei gegen zwei. Die Sklavin sah jedoch nicht so aus als könne sie kämpfen und Lela wäre mit ihrem kleinen und plumpen Körperbau ebenfalls keine unbesiegbare Gegnerin.

Katalia überlegte fieberhaft. Sie beobachtete von ihrem Versteck aus, wie Lela aufstand und sich ein Paar Sandalen überstreifte. Jetzt wäre der Moment. In ein Paar Augenblicken würden Lela und ihre Sklavin gegangen sein und würden Katalia zurücklassen - mit einem schlafenden Dimit und einem Mordauftrag. Sie musste Lela und die Sklavin überwältigen und Lela das Bild abnehmen. Es war risikoreich, doch Katalia hielt immer noch ihr Messer in der Hand. Wenn sie schnell handelte, hätte sie den Überraschungseffekt auf ihrer Seite. An ihrer Unterlippe kauend wartete sie auf den richtigen Moment. Doch er kam nicht.

Sie wollte es tun, doch sie konnte nicht. Sie war wie gelähmt. Mit einem wummernden Gefühl in jedem einzelnen Körperteil harrte Katalia hinter dem Schrank aus, bis Lela und Fionola verschwunden waren.
Dann erst gehorchte ihr ihr Körper wieder.

Sie schoss hervor und lief zum Bett. Lela hatte den entzündeten Kerzenständer auf ihrem Nachtisch stehen gelassen. Er verbreitete flackerndes Licht.

,,Eiwie?"

,,Hier."

Stück für Stück schob sich Eiwie unter dem Bett hervor. Lela hatte den entzündeten Kerzenständer auf ihrem Nachtisch stehen gelassen. Das Licht war hell, aber reichte nicht viel weiter als über Lelas Bettseite hinaus. Angesichts der am dämmrigen Boden kriechenden Gestalt musste Katalia ein Schaudern unterdrücken. Eiwie sah unmenschlich aus, wie ein Insekt.

Ihr Unbehagen abschüttelnd schnappte Katalia sich einen Arm und half, indem sie zog. Es tat gut die Panik in ihrem inneren für etwas nutzen zu können, deshalb zog sie so fest sie konnte.

In Rekordzeit hatten sie Eiwie vollständig aus dem engen Versteck gezogen. Schwer atmend richtete die junge Frau sich auf und rückte ihr blaues Tuch zurecht. Gestresst sah Katalia von ihr zum schlafenden Dimit.

,,Was machen wir jetzt? Verdammt, Eiwie, was machen wir jetzt?!" Drängte sie. ,,Was sollen wir bloß tun?"

Eiwie zuckte mit den Schultern. ,,Was Lela uns aufgetragen hat."

Katalia fiel die Kinnlade herunter. ,,Das kann nicht dein Ernst sein!" Verzweifelt suchte sie nach einer Alternative. ,,Lass uns zurückgehen. Wir können uns einfach wieder durch das Fenster nach draußen schleichen! Lela wird erst wenn sie zurückkommt merken, dass Dimit noch lebt und bis dahin sind wir schon wieder in unseren Betten."

,,Lela hat das Bild." Erinnerte Eiwie sie ruhig.

Katalia verdrehte wild die Augen wie ein tollwütiger Hund. Dieses verdammte Bild war ihr sowasvon egal! Sie wollte nur hier raus!

,,Wir können ein andern Mal zurückkommen und es stehlen! Immerhin wissen wir jetzt wo sie es aufbewahrt."

,,Denkst du wirklich wir werden ein zweites Mal erfolgreich hier einbrechen können?! Lela wird sich von jetzt an besser zu wappnen wissen."

Katalia rang verzweifelt die Hände. ,,Was ist mit Gofro? Kann er nicht mit ihr reden? Er weiß dein Geheimnis doch längst, denkst du nicht er würde dir helfen?"

Eiwie sah sie an. ,,Selbst wenn er helfen könnte; Gofro ist auf Geschäftsreise. Er wird erst in vier oder fünf Tagen zurück sein und bis dahin ist es zu spät. Denkst du Lela würde auch nur noch einen Tag lang damit warten wollen mich zu ruinieren, nun da wir in ihr Haus eingebrochen sind?" Sie seufzte. ,,Nein. Wir haben die Wahl, Katalia. Entweder wir bringen es jetzt zu Ende und das Erste was Lela morgen früh tuen wird ist, dass sie mir das Bild in einem Umschlag schickt. Oder wir gehen, ohne es zu Ende zu bringen und Lelas Erste Tat morgen früh wird sein ihren Eltern die Wahrheit über mich zu erzählen."

Katalia suchte Eiwies Blick und erkannte nichts als Entschlossenheit darin. Sie hatte sich entschieden und zwar vermutlich noch während sie unter dem Bett gelegen und Lelas Worten gelauscht hatte.

Katalia umklammerte das kleine Messer in ihrer Hand. Was war mit ihr? Hatte sie sich schon entschieden?

Sie musste sich eingestehen, dass sie das hatte. Hinter dem Schrank stehend, als sie überlegt hatte Lela und die Sklavin Fionola zu überwältigen, da war ihr klar geworden, dass es einen sehr viel einfacheren Weg gab hier rauszukommen. Und das war der Weg den Lela ihr angeboten hatte.

Sie wollte es nicht wahrhaben. Sie war vieles aber keine Mörderin. Zumindest wenn man ein paar Lämmer und Hühner und einen Haufen Mücken mal außen vor ließ. Aber es war nun einmal so, dass sie bei dem Gedanken von einem Dimit, der durch ihre Hände gestorben war, kaum mehr fühlte als Erleichterung. War es die einzige Option?! Vermutlich nicht, aber war es die einfachste, die beste, die offensichtliche? Ja.

Katalia nahm den Kerzenständer und ging um das Bett herum. Bemerkte kaum das Eiwie ihr folgte. Mechanisch stellte sie die Lichtquelle auf Dimits Nachtisch und beugte sich über den schlafenden Mann.

Wie still er da lag! Er hätte auch ein Toter sein können, alt genug war er. Das flackernde Kerzenlicht zuckte über die tiefen Falten in seiner Haut und beleuchtete die skelettartigen Hände, die neben seinem Gesicht auf dem Kopfkissen ruhten.

Katalia atmete ein. Was hielt sie davon ab? Sie kannte diesen Mann nicht und von all dem was sie über ihn wusste war er ihr zuwider.

Entschlossen zog sie die Bettdecke ein Stück nach unten. Dimits Oberkörper kam zum Vorschein. Er trug ein weißes Hemd zum schlafen. Die oberen Knöpfe waren offen und silbrige Brustbehaarung quoll von darunter hervor. Katalia schluckte. In die Brust, ins Herz, stach man doch, richtig?! Oder sie könnte ihm die Kehle durchschneiden. Villeicht war das einfacher.

Sie beugte sich vor. Ob sie ihn festhalten sollte? Dimits Arme waren lang und dürr, wie ausgetrocknete Zweige. Katalia verspürte keine übermäßige Lust sie anzufassen. Villeicht sollte sie aufhören zu zaudern und es einfach tun. Zustechen. Schnell und hart.

Langsam hob sie das Messer, klappte es auf und zielte mit der Spitze auf Dimits ungeschützte Brust. Ihre Hände zitterten wie wahnsinnig. Katalia atmete tief durch, versuchte das zittern zu stoppen, vergeblich. Egal! Sie konnte das. Sie musste.

Grade als sie im Begriff war zuzustechen ertönte eine genervte Stimme.

,,Um Himmels Willen, Katalia, pack das Messer weg! Kein Grund solch eine Sauerei zu veranstalten. Weißt du überhaupt wieviel Blut so ein ausgewachsener Mensch verlieren kann? Was sollen Zonia und alle andern Sklaven sagen, wenn du mitten in der Nacht mit Blut an Händen und Kleidung heimkommst? Man hätte dich schneller verhaftet als es trocknen könnte."

Katalia ließ das Messer sinken. Erleichtert, so unendlich erleichtert, über diese Unterbrechung. ,,Ach ja? Bitte sehr, Eiwie, was schlägst du denn vor?"

Die junge Frau drängte sich neben sie, etwas großes in der Hand haltend. ,,Hier."

Sie hob das unförmige Bündel an und Katalia erkannte nun im Kerzenlicht, dass es sich um Lelas Kopfkissen handelte.

,,Ein Kissen? Ein Kissen als Mordwaffe?"

Katalia hätte fast auflachen können bei Eiwies Anblick. Ihr schwarz verhüllter Körper und der grimmige Ausdruck im Gesicht zusammen mit dem riesigen, fluffigen Kopfkissen in ihrer Hand und dem besserwisserischen Ton. Es erschaffte eine gewisse Komik, in einer Situation in der Humor ganz und gar unangemessen war.

,,Trete zur Seite!" Wies Eiwie das Mädchen an. Katalia tat wie ihr geheißen.

Eiwie platzierte das Kopfkissen auf Dimits Gesicht und machte Anstalten gleich mit aller Kraft zuzudrücken. Ihre Bewegungen waren mechanisch, schnell, geübt, doch das leichte Zittern ihrer Hände konnte sie selbst im Halbdunkel nicht verbergen.

,,Halt ihn fest!" Zischte sie Katalia noch zu. Und ,,Keine Sorge. Es wird nicht lange dauern."

Dann stürzte sie sich mit ihrem ganzen Gewicht auf das Kissen.

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