Liebe?

Levi's Sicht

Warum zur Hölle tu ich mir das jedes Mal auf's neue an? Dabei starre ich auf meinen Schreibtisch und die Dokumente darauf. Eins davon viel mir sofort ins Augen, weil es aus dem sauberen Stapel hervor schaut. Also hole ich es kurzerhand heraus , betrachte es kurz und lege es sauber zurück. Denn Ordnung muss sein, sonst geht das ganze Leben den Bach runter.

Ich schaue mich noch Mal um und bemerke das ich die Fenster demnächst auch wieder putzen sollte. Deshalb gehe ich näher heran, um zu sehen, welcher Art von Schmutz sich dort angesammelt hat. Draußen verlieren die Bäume ihre Blätter und die Tage werden immer kürzer. Der Herbst ist da, leiden konnte ich ihn tatsächlich noch nie. Die Erkundungstouren werden gefährlich, die Zeit zum Trainieren wird begrenzter...

*Es klopft an der Tür*

„Name? Anliegen?" frage ich und sehe gespannt zur Tür.

„(V/N) (N/N), sie baten mich nach dem Abendessen für ein Gespräch zu kommen."

Kurz war ich über mich selbst verwundert. Hab ich das tatsächlich vergessen? Ich sammle mich und bitte sie herein.

Die Tür öffnet sich vorsichtig und (V/N) betreten den Raum. Sie schaut mich forschend an und scheint auf eine Anweisung zu warten. „Setzt dich doch" sage ich zu ihr und zeige auf den Stuhl vor meinem Tisch. Sichtlich verwirrt setzt sie sich aufrecht hinein und schaut sich in meinem Zimmer um.

Ich beobachte sie einen kleinen Augenblick, bis sich ihren Kopf zu mir dreht und mir direkt in die Augen sieht. Schnell neige ich meinen Kopf zur Seite, um einen klaren Gedanken fassen zu können: „Können sie sich denken, warum sie hier sind?" frage ich interessiert nach, da sie sich sicher auch Gedanken über das Treffen gemacht hat.

Sie atmet tief aus und funkt mich mit einem wütenden Blick an: „Sagen sie jetzt nicht, dass es wieder darum geht..." sie steht vom Platz auf.

Ich stehe ebenfalls vom Platz auf, da ich ihr mit dieser Frage nicht zu nahe treten wollte: „Nein, das meine ich nicht."

„Was wollen sie dann bereden?"  fragt sie und hält inne. Dabei schaut sie mir wieder direkt in die Augen. Diese (A/F)en Augen, verschlingen mich. Es ist wie eine Welle, die plötzlich über einen hereinbricht und mitzieht, ob man es will oder nicht.

Ich sammle meine Gedanken ein weiter Mal und versuche mir nichts anmerken zu lassen: „Erwin hat dir sicher gesagt, dass du in meine Einheit dabei sein wirst, wenn wir wieder hinter die Mauern müssen" versuche ich behutsam einzuleiten, damit ich ihr nicht zu nahe trete.

Nun gehe ich einige Schritte auf sie zu, um ihr zu vermitteln, wie wichtig mir das alles ist: „Ich bin für jeden in meiner Einheit verantwortlich! Und mir ist wichtig, dass wir alle lebendig und vor allem mit allen Armen und Beinen in das Hauptquartier zurückkommen"

Sie sieht mich mit einem eindringlichen Blick an und scheint den Ernst der Lage zu verstehen. Ich gehe nun komplett um den Tisch herum: „Das A und O da draußen ist es, einander zu vertrauen. Denn jede ach so keine Sekunde kann über Leben und Tod entscheiden" führe ich fort.

„Verstehe" entgegnet sie mir. „Ich werde dich nicht weiter ausfragen, wenn du das nicht willst. Denn du hast recht, wäre es für mich von Bedeutung, hätte Erwin mir sicher etwas gesagt. Ich sollte ihn vertrauen, so wie du mir und meinem Team vertrauen musst, wenn wir hinter der Mauer sind. Ich möchte unsere Auseinandersetzung beiseitelegen und die Pläne und Formation mit dir bereden"

Ein vorsichtiges nicken, zeigte mir, dass sie derselben Meinung ist „Nun gut, pass auf, ich versuche es dir so einfach wie möglich zu erklären. Es ist wichtig, dass du es verstehst und genau so durchführst. Wenn es während der Erkundung zu Änderungen kommt, musst du ebenfalls sofort reagieren und es befolgen"

Ich hole den neuesten Plan heraus, auf dem die Formationen der einzelnen Gruppen aufgezeichnet sind und lege ihn auf den Tisch: „Dort draußen ist es wichtig einen guten Überblick zu haben. Deswegen teilen wir uns in mehrere Gruppen auf.  Damit wir wissen aus welcher Richtung Titanen oder Abnorma kommen, hat jeder Geschosse mit farbigen Patronen bei sich, die signalisieren ob alles in Ordnung ist. Grün bedeutet, dass alles sicher ist und bei Rot.. kannst du dir sicher selbst denken was los ist"

Die Zeit verging wie im Flug und (N/N) beteiligte sich interessiert an den einzelnen Punkten, die beredet werden müssen.

„Erzählen sie mal, wo kommen sie denn eigentlich her und wo ist ihre Familie?" frage ich ganz nebenbei, um die Stimmung etwas zu lockern. Leider verstand ich immer noch nicht, warum sie ausgerechnet bei uns gelandet ist. Sie schein Intelligent zu sein, hat sie nichts anderes gefunden?

Lange schwieg sie und schaute zu Boden: „Wenn sie es mir nicht sagen können, akzeptiere ich es" versuche ich ihr gut zuzureden.

„Nein, das ist es nicht. Ich habe nur lange nicht mehr daran gedacht...." ihre Stimme klang nackt vor Aufrichtigkeit. Jetzt dachte ich nicht mehr daran Informationen zu sammeln, ich wollte ihr einfach nur Trost und Schutz spenden. Das Bedürfnis für sie da zu sein, war verstörend intensiv.

Sie holt tief Luft und in ihren wunderschönen Augen ist eine tiefe Traurigkeit zu erkennen: „Wir hatten steht's ein gutes Leben. Mussten uns um nichts sorgen, das Geld war immer da. Mein Vater war Arzt...Ein sehr guter Arzt... Er war nie auf Profit aus, er praktizierte aus Leidenschaft. Oft ging er zu Leuten nachhause, die sich eine Behandlung eigentlich nicht leisten konnten und half ihnen gesund zu werden. Ab und zu ging er auch in den Untergrund.. um dort zu helfen"

Kurz dachte ich mich verhört zu haben: „In den Untergrund?!"

„Ja, ist es so außergewöhnlich?" fragt sie verwirrt. Kurz muss ich an meine Vergangenheit denken, immerhin hab ich mein halbes leben da unten verbracht. Also war ihr Vater einer dieser Ärzte die ab und an bei uns waren, um zu helfen.

Ich hoffe man sieht mir meine Verwunderung nicht an: „Entschuldigen sie die Unterbrechung. Erzählen sie weiter."

„Sagen sie mir bitte nicht, dass sie einer dieser Sorte sind, die diese armen Menschen verachtet! Keine von ihnen kann etwas für die Umstände da unten und sicher hat sich keiner ausgesucht so leben zu müssen!" faucht sie mich wütend an. Innerlich musste ich mir ein Schmunzeln verkneifen, immerhin hält sie mir gerade einen Vortrag über mein altes Zuhause.

„Nein,! Lassen sie sich versichern, ich gehöre eindeutig nicht dazu" versichere ich ihr und schau kurz aus dem Fenster.

„Hm, okay. Ich vertraue ihnen mal...Wo bin ich stehen geblieben?" fragt sie nachdenklich.

„Dein Vater war ein guter Mann" gebe ich nun von mir, da es meine ehrliche Meinung ist.

Sie schaut wieder zu Boden: „Sie erinnern sich sicher an den Tag... als Mauer Maria viel .. Wir waren in der Stadt, weil Vater einen Termin bei einer Familie hatte. Der Junge dort, war schwer krank.. er kam so oft er konnte, auch wenn die Behandlung kostspielig war, übernahm er alle Kosten. Es krachte... Menschen liefen schreien umher. Sie rannten ineinander, übereinander..." sie schluckte hart und fuhr fort.

„Er opferte sich, damit meine große Schwester und ich weglaufen konnten. Kaici und ich rannten um unser Leben. Am Anfang kamen wir gut klar, wir versuchen den Massen aus dem Weg zu gehen und natürlich den Titanen. Wir schauten immer auf, da die meisten riesig waren und man sie schon von weiten sehen konnte. Doch dieser eine, er war 4 Meter groß und wir haben ihn zu spät gesehen. Er griff nach mir und... meine Schwester schmiss mich davor... um mich zu schützen. Der Titan brach ihr die Knochen und begann sie aufzufressen und ich.. ich sag zu.."

Ihr Gesicht ist Schmerzzerfressen: „(N/N), es tut mir leid"

„Ich möchte jetzt gehen" sie stand ruckartig vom Platz auf und bewegte sich auf die Türe zu. Ich stand ebenfalls auf und nahm sie an der Hand, mit einem lockeren Griff, damit sie sich jeder Zeit befreien konnte, wenn sie diese Berührung nicht wollte. Aber das tat sie nicht.

Sie schaute zu Boden und schlang ihre Finger durch meine und schaut mich mit einem schmerzerfüllten Blick an: „Levi, was willst du von mir? Ich muss wirklich gehen"

In meinen Kopf überschlug sich alles. Was genau, mache ich hier gerade? Was will ich eigentlich von ihr? „Ich dachte, das weiß ich" gebe ich ehrlich zu und schüttle meinen Kopf.

Ich befreie  meine Hand aus dem Griff und lege sie auf ihre warme Wange. „Ich kann dich nicht durchschauen" sagt sie nun und schaut mit einem Stirnrunzeln zu mir auf. „Es macht mir irgendwie Angst, dass ich dich nicht durchschauen kann" gibt sie nun mit kleinlauter Stimme zu.

Vorsichtig hebe ich meine Hand, stups ihr sanft gegen die Nasenspitze und lächeln ihr ironisch zu : "Zu viel Grau in deiner schwarz-weißen Welt?"

(V/N) Sicht

Was genau tu ich hier gerade? Habe ich diesen fremden Mann gerade, den Tot meines Vaters anvertraut? Einfühlsam schaut er mich mit seinen Stahlgrauen Augen an: „Levi, du schüchterst mich ein, auch wenn ich es ungerne zugebe... Mein Leben lang habe ich mit Menschen zu tun, die wie du sind.... doch keiner hat mich jemals so ein-.." er unterbrach meine Erklärung, indem er mir sanft über die Wange streicht: „Es gibt keinen Grund, dich so zu fühlen, wenn du bei mir bist" sagte er und ich fühlte, dass es sein voller Ernst ist.

Levi Sicht

Sie stieß einen langsamen, unsicheren Seufzer aus. Unbewusst senke ich meinen Kopf und lege meine Lippen auf ihre. Und der Kuss, der sanft sein sollte flammte zu etwas Wildem auf, nachdem sie ihn erwiderte. Ich brannte lichterloh vor Begierde nach dieser Frau und das war gefährlich. Der Kuss war riskant genug, immerhin war ich doch sowas wie ihr Vorgesetzter... Sie zu verführen war nie mein Ziel gewesen, egal wie gerne ich hinter ihr Geheimnis kommen würde, um meine persönliche Neugierde zu befriedigen.

Doch plötzlich wich sie zurück, machte die Türe auf und senkten Kopf: „Ich sollte jetzt wirklich gehen" und so verließ sie mein Büro, ohne zurück zu schauen.

Innerlich brannte immer noch mein Verlangen nach ihr. Was hat sie nur an sich, dass mich so aus der Bahn wirft.


Ganz viel Liebe an euch <3

Vika

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