Erkenntnis

Levi's Sicht

Ich traute nicht was ich da gerade las. Vorsichtig lege ich das geschriebene wieder auf den Fundplatz und sah aus dem Fenster. Nach wenigen Minuten nehme ich es schon wieder zur Hand und lese es ein weiteres Mal. Und noch Mal. Und noch Mal. Solange, bis ich es auswendig konnte.

Ich konnte einfach nicht realisieren, was ich da gerade vor mir hatte. Eine unbeschreibliche Enttäuschung breitet sich über meinen ganzen Körper aus.

So unangenehm...und gleichzeitig so neu. Dieses Gefühl hatte ich lange nicht mehr. Ich wusste nicht einmal, dass ich so etwas fühlen kann.

Schnell wich das Gefühl der Enttäuschung. Eine unbeschreibliche Wut machte sich nun in mir breit.

Seit Minuten starre ich auf das Papier, bis sich meine Hände wie von selbst bewegen. Wütend zerknülle ich es in meinen Händen und schmeiße es mit Schwung ans andere Ende des Zimmers.

Was denkt Sie eigentlich wer Sie ist? Kommt hier her, meint sich bei mir einzecken zu müssen und dann hat Sie auch noch den Nerv diese scheiße zu schreiben, um sich dann zu verpissen. Ich beiße mir auf die Lippen, ziehe den sich angesammelten Stapel Dokumente zu mir rüber und beginne sie zu bearbeiten.

Eine verdammte Woche ist es nun her, dass Sie einfach abgehauen ist. Keiner weiß wo Sie ist, was Sie macht und ob es Ihr gut geht. Täglich stürze ich mich in die Arbeit, um nicht an Sie denken zu müssen.

Doch sehe ich jedes Mal dieses eine Stück Papier, dass in meiner Zimmerecke liegt und mich rasend macht.

Seit diesen einen Tag, habe ich es nicht mehr angefasst. Doch gab es keinen Moment, in dem mich diese Zeilen nicht verfolgt haben. Mit allen mir möglichen Mitten habe ich versucht Sie zu vergessen.

Doch egal wo ich hingehe, über all sehe ich Sie. Ob in der Bibliothek, im Krankenzimmer, im Speisesaal oder einfach nur im langweiligen Gang.

Überall scheint etwas zu fehlen. Alles scheint so schwarz-weiß zu sein. Es fehlt was. Und es fällt mir verdammt schwer mir einzugestehen, dass es an Ihr liegt. Sie fehlt einfach überall.

Selbst wenn ich Tee trinke muss ich an Sie denken, wie Sie steht's versucht hat mir einen zu brühen und dieser einfach fürchterlich schmeckte. Doch es genügte mir zu wissen, dass Sie ich nur für mich gemacht hat.

Niemals hätte ich gedacht das mir ein Mensch jemals wieder wichtig werden könnte. Pausenlos drehten sich alle meine Gedanken unwissend um Sie. Und ich verstand, dass ich das so nicht stehen lassen kann. Deshalb entschied ich, Sie zu suchen....

Eine weiter Woche ist vergangen und ich habe alle mir möglichen Hebel in Bewegung gesetzt um Sie wieder zu finden. Doch erst jetzt fällt mir so richtig auf, dass ich rein gar nichts über Sie wusste. Auch Renata Ihre Schwester hatte keine Ahnung wo (V/N) sich befinden könnte. Das kleine Mädchen wusste ebenfalls nicht viel über Ihre große Schwester. Seit dem Tag kann ich nicht mehr schlafen und die ganze Situation zehrt an meinen sowieso schon strapazierten Nerven. Doch egal was ich versuchte, Sie war wie vom Erdboden verschluckt.

Schon wieder saß ich in der Bibliothek und starrte das vor mir stehenden Klavier an, an dem ich für Sie spielte. An dem Sie spielte. Auf das ich Sie hob, um Sie zu küssen. Ich ging alle Möglichkeiten durch, doch viel mir einfach nicht ein, was ich noch versuchen könnte. Wo ich Sie noch suchen könnte. Wie ich Sie finden könnte. Verzweifelt lege ich eine meiner Hände an meine Schläfe und starre das Klavier an. Irgendetwas muss ich übersehen haben! Doch was ist es.

Verzweifelt hole ich mein Buch heraus, in dem das Bild von meinen verstorbenen Freunden lag. Was soll ich tun? Vorsichtig streife ich mit meinen Daumen über das Bild und atme tief aus. Am liebsten, würde ich die Zeit zurück drehen... hätte niemals den Auftrag von Erwin angenommen. Zumindest hätte ich euch beide noch an meiner Seite. Wir würden in armen Verhältnissen im Untergrund leben aber... Dann plötzlich, traf es mich wie ein Blitz! Der Untergrund!

Schnell stehe ich von meinem Platz auf lege das Bild zurück auf den Platz. Gehe an das sich im Raum befindende Fenster, öffne es und hole tief Luft. Draußen ist es bereits dunkel, nichts und niemand ist zu sehen. Einige Minuten stehe ich da, schaue in den Himmel. Betrachte die Sterne über mir: „(V/N), ich werde dich finden. Kostet es was es wolle!"

Am nächsten Morgen, ging ich zu Erwin und bat Ihn mir einige Tage frei zu geben. Er war zwar nicht besonders begeistert wegen dieser Bitte, da ich sowieso schon so lange ausgefallen bin, doch hatte er keine Wahl. Immerhin bestand ich darauf und lasse mir diese einmalige Chance nicht nehmen, besonders nicht wenigen einiger unwichtigen Dokumente.

Dann trat ich aus dem Hauptquartier, atmete die köstlich richtende Morgenluft ein. Sattelte mein Pferd und ritt los. Es dauerte einige Stunden bis ich zum Eingang des Untergrundes kamen. Schnell steige ich vom Pferd, gebe es bei den Wachen ab und gehe in meine alte Heimat hinunter.

Nun war ich als wieder hier. Sah mich kurz um und musste leider feststellen, dass sich hier rein gar nichts verändert hat. Dann schließe ich meine Augen und versuche mich daran zu erinnern wo ich hingehen muss. Es dauerte eine Weile und einige Male habe ich mich unbewusst verlaufen, doch nach einer gefühlten Ewigkeit kam ich endlich an dem Ort an, denn ich seit Stunden suchte. Nikolais Haus.

Mit zielsicheren Schritten gehe ich auf die Türe zu, stelle mich davor und klopfe an. Nach wenigen Minuten sind laute, schwere Schritte zu hören und mit einem klick öffnet sich die schwere Türe vor mir.

„Ackerman, wie kann ich helfen?" der Mann sieht mich mit einem ernsten Blick an, während er mit seinem großen muskulösen Körper die Tür blockiert.

Leider konnte ich nicht an Ihn vorbeisehen, um meinen Verdacht zu bestätigen. Deshalb entschied ich mich ohne große Umschweifungen gleich zur Sache zu kommen, verfestige meinen Stand und schaute Ihm direkt in die Augen: „Wo ist diese Göre?"

Zunächst schaute er verblüfft, doch dann fing er laut zu lachen an: „Wie wäre es, wenn du erst einmal eintreten würdest, bevor du mir mit solchen Aussagen ins Haus fällst."

„Ich bin für keine Spielchen aufgelegt!" mahne ich Ihn angefressen. Während ich versuche meine Aufregung zu verbergen.

Nikolai tritt zur Seite und machte den Weg in seine Wohnung frei. Sofort trete ich ein und schaue mich unterschwellig nach Ihr um. Doch schien der große Mann es sofort bemerkt zu haben. Er setzt sich an den Tisch in der Küche, legt seine Hände ineinander und schaut mich an: „Sie ist nicht hier. Allerdings habe ich dich erwartet."

Verwundert ziehe ich eine Augenbraue nach oben und beobachte Ihn aufmerksam während ich mich Ihm gegenübersetzte: „Wo ist Sie dann? Ich habe etwas mit Ihr zu klären."

Nun zieht auch der grünäugige Mann eine Augenbraue nach oben: „Was genau brauchst du denn von Ihr? Ich denke nicht, dass du den weiten Weg einfach so auf dich genommen hast."

Er hatte Recht, der Weg war lange und unangenehm. Doch ging es Ihn rein gar nichts an, was ich von Ihr will oder warum ich hier bin. Es reicht vollkommen zu wissen, dass ich Sie sehen will um etwas zu klären. Also schwieg ich Ihn mehrere Minuten an: „Sagst du mir jetzt wo Sie ist?"

Der angesprochene schien über etwas nachzudenken, weshalb ich Ihn nicht aus den Augen ließ. Je länger ich warten musste, umso mehr steigerte sich meine Ungeduld. Er schaute mich an, dann wieder aus dem Fenster.

„Na gut. Es wird Zeit Sie aus dieser scheiße heraus zu holen. Und da du gekommen bist, weil Sie dir wohl viel bedeutet werde ich dir dabei helfen Sie wieder zurück zu bekommen."

Dann steht er auf, geht um den Tisch herum und lächelt mich an. „Warte hier." Er verschwand in ein anderes Zimmer und ich verstand mittlerweile nur noch Bahnhof, doch wollte ich mir diese Verwirrung nicht anmerken lassen, weshalb ich einfach sitzen blieb und abwartete.

Einige Minuten später kam er auch schon wieder zurück und wirft mir einen Mantel mit Kapuze zu: „Hast du Geld?" Während er das fragt, zieht er sich den Mantel über.

Nun war meine Verwirrung am Höhepunkt angekommen, weshalb ich mich zu Ihm drehe und mit einem fragenden Blick ansehe: „JA. Aber war...?"

„Ackerman, je weniger du weißt umso besser. Du wirst alles verstehen, wenn wir da sind. Allerdings gibt es eine Bedingung." Nikolai schaut mich mit einer Intensität an, die klar machte, dass diese eine Bedingung wohl sehr wichtig ist.

„Hm"

Er stellt sich vor mich, baut sich noch einmal in voller Größe auf und stemmt seine Hände in die Hüfte: „Du darfst auf keinen Fall eingreifen, oder dich auffällig benehmen. Ist das klar! Das schützt uns beide davor erkannt zu werden und Sie vor einer Strafe."

Mit einem leichten nicken teile ich Ihm mit, diese Bedingung zu akzeptieren. Doch bereitete mir das gesagte Bauchschmerzen, was meint er mit Strafe? Der nun maskierte Mann wendet sich von mir ab und zeigt mir mit einer simplen Handbewegung, dass ich Ihm folgen soll. Was ich wiederwillig tat.

Das Schwarz um mich herum löst sich langsam auf und schon wieder steigt mir ein Geruch aus Staub und Holz in die Nase. Der Boden unter mit ist kalt und über die Bequemlichkeit, lässt sich ebenfalls streiten. Mein Körper schmerzt und meine Lunge fühlt sich an, als würde Sie bald zu Staub zerfallen. Mir ist schwindelig und ich versuche mich wieder daran zu erinnern was passiert ist. Vorsichtig bewege ich meine Finger und spüre etwas nasses, klebriges darunter. Langsam macht sich ein metallischer Geruch breit, der mir wie befürchtet bestätigt, dass es sich hierbei um Blut handeln muss. Meinem Blut. Im Hintergrund nehme ich dumpfe Stimmen war, die miteinander diskutieren.

„Ich sagte, du sollt Ihr eine Lektion erteilen und nicht bewusstlos prügeln du verdammter Idiot."

„Tut mir leid Chef. Aber Sie hat versuch sich zu währen und dann ist es eskaliert. Um ehrlich zu sein, verstehe ich sowieso nicht was du an dieser Ollen findest"

„Sieh zu, dass du Sie auf die Beine bringst du Nichtsnutz! Ich brauche Sie später! Ansonsten wirst du der sein, der es ausbaden wird! Ist das klar!"

Unter meinen Fingern beginnt der Boden zu vibrieren und ich vernehme Schritte, die auf mich zukommen. Unsanft packt mich eine große Hand zieht mich auf die Beine und wirft mich über die Schulter. Mir viel es schwer, die Augen offen zu halten. Ich sah Treppen, dann einen Gang. An mehr erinnere ich mich nicht.

Plötzlich bekomme ich eine Ladung eiskaltes Wasser ins Gesicht gespritzt. Benommen schrecke ich auf und sofort fröstelt es mich am ganzen Körper. Nach wenigen Sekunden wurde ich wach, hell wach und sah Ihn. Diese Augen, dieses selbstverliebte und schälmische Lächeln. Orion.

Dieser steht wie immer selbstsicher da und beginnt laut zu lachen: „Auch endlich wach? 7722, sei froh das der Chef dich will. Ich an seiner Stelle hätte dich schon lange umgebracht."

„Verpiss dich endlich! Und lass mich in Ruhe!" fauche ich den Mann mit hasserfüllter Stimme an. Immer wenn ich Ihn sah, verband ich es mit schmerzen. Ich hasste Ihn, mehr als alles andere hier. Meine Hände verkrampfen sich zu Fäusten und ich muss mich zurückhalten um nicht auf Ihn los zu gehen.

„Vergiss es Kleine. Spar dir deine Kraft lieber auf, denn heute bist auch du wieder dabei." Dann lachte er wieder auf, trat zur Türe und drehte sich ein letztes Mal zu mir um: „Viel Glück 7722. Du wirst es brauchen!"

Kaum war Orion aus der Tür getreten, stand ich vom Bett auf und trat mit all meine Kraft gegen einen Stuhl: „VERDAMMT. VERDAMMT. VERDAMMT. NICHT HEUTE! Nicht schon wieder..." Heiße Tränen laufen an meinem Gesucht entlang. Schnell wische ich Sie weg und versuche den Schmerz, der sich immer noch auf meinem Körper ausbreitete einfach herunter zu schlucken. Denn jetzt war etwas anderes wichtig und das war zu überleben.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top