Die Wendung
Er steht da und schaut mich mit seinem undurchdringlichen Blick an. Seine grauen Augen fixieren mich und es scheint, als könnte er tief in mich hineinsehen... Als könnte er all meine Geheimnisse lesen und wüsste genau was ich jetzt gerade Fühle. Doch was Fühle ich eigentlich? Er steht einige Meter von mir entfernt und beobachtet mich.
Kein einziges Wort bekomme ich heraus, ob es an Dante oder an Levi liegt, kann ich nicht sagen. Doch Tatsache ist, dass meine Kehle sich anfühlt, als hätte ich seit tagen nicht getrunken. Sachte öffne ich den Mund und versuche etwas zu sagen, da die Stelle langsam unerträglich wird:"Komman-" stammel ich.
"Sei einfach still du Nichtsnutz!" entgegnet er mir und seine Stimme ist ausdrucksloser als sonst.
In diesen Moment verstand ich die Welt nicht mehr. Was ist gerade wieder passiert? Vor einigen Minuten hat er mir den Arsch vor Dante gerettet und jetzt ist er derjenige der mich in die Enge treibt. Sind eigentlich alle Männer gleich? Aber es ändert nichts an der Tatsache, dass ich einfach kein Wort herausbekomme. Deswegen beobachte ich ihn.
Er trägt einen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd und seine Haare sind wie immer perfekt gestylt. Seine grauen Augen mustern mich und erst jetzt fällt mir auf, wie schön sie doch sind.
Der Kommandant atmet tief durch:"(N/N), ich weiß genau, dass du und Erwin irgendwas vor mir verheimlicht."
Erwischt würde ich jetzt sagen, doch es war von anfangen an klar, dass er es irgendwann erahnen wird. Eine unangenehme Stille breitet sich zwischen uns aus, immerhin kann ich ihn hierzu keine Antwort geben: "Sag mir was es ist" fordert er nun mit etwas Nachdruck.
Mein Blick senkt sich zu Boden. Ein unangenehmes Gefühl überkommt mich und ich muss mich wirklich bemühen kein falsches Wort von mir zu geben. Deswegen denke ich noch mal an den Grund, warum ich hierher gekommen bin und schon kehrt meine antrainierte Professionalität zurück. Ich lege meinen Kopf schief und richte meinen Blick wieder auf: "Kommandant Ackermann, ich bin eine, die schwerwiegende Probleme löst. Das ist alles, was sie wissen müssen"
Innerlich machte sich die Hoffnung breit, dass er es nimmt wie es ist und mich nicht weiter einengt. Und genau so war es dann letztendlich auch. Denn er schüttelt seinen Kopf unmerklich gibt ein "Tch" von sich und geht.
Nun lehne ich eben an dieser einen Wand und schaue ihn hinterher und unterdrücke den Drang ihn nachzulaufen und mich für seine unverhoffte Hilfe zu bedanken. Es ist einen Ewigkeit her, dass ich mit einer Situation so überfordert war wie vorhin. Als er dann komplett verschwunden ist, prallen Wut und Enttäuschung in meinem Magen aufeinander. Einerseits, weil ich so Hilflos bin und andererseits, weil er mich hier einfachen stehen lassen hat. Obwohl ich genau das erhofft habe.
Eine weile stand ich nur da und wusste nicht, was ich als nächstes machen soll. Doch dann viel mir ein, dass ich noch einen Auftrag zu erfüllen habe. Deshalb begebe ich mich zurück in die Kantine und versuche das Vorgefallen erst einmal so gut es geht zu verdrängen.
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Nachdem alle Gäste gegangen sind und alles einigermaßen auf Vordermann gebracht worden ist, ging ich zielstrebig in mein Zimmer. Den restlichen Abend, habe ich den Corporal nirgends erblicken könne. Doch meine Gedanken drehten sich nur darum, wo er ist und was er wohl denkt. Als ich endlich im Zimmer ankam, wollte ich mich so zeitnah wie möglich ins Bett legen, doch dann blieb mein Blick am Fenster hängen. Ich schaue hinaus und draußen bietet sich ein unbeschreiblicher Ausblick. Die Nacht ist klar, tausende von Sternen erstrecken sich über den kompletten Himmel. Lange halte ich nach einen bestimmen Stern ausschau, doch ich kann ihn einfach nicht entdecken.
Meine Gedanken führen mich in meine Vergangenheit, oft saß ich mit meiner großen Schwester draußen und haben und die Sternenkonstellationen angesehen. Sie hatte ihren und ich meinen Stern. Immer wenn ich traurig war und mich unwohl fühlte, wartete ich auf die Dunkelheit, um ihren Stern zu sehen. Er beruhigt mich und gab mir das Gefühl, das sie immer noch bei mir ist: "Schwester seit langen sehe ich deinen Ster nicht mehr, obwohl ich Geduldig auf ein Zeichen von dir warte. Es gab so viele Entscheidungen, bei denen ich deine Hilfe gebraucht hätte. Seit du von uns gegangen bist, bin ich alleine und kann mich keinen so öffnen wie dir damals. Ich irre in dieser Gottverdammten Welt umher und mein ganzes Leben ist in Stücke zerbrochen!"
Eine heiße Träne läuft mir über das Gesicht: "Verdammt! Ich kann deinen Stern nicht mehr sehen. Hast du mich alleine gelassen? Ich weiß, du bist jetzt weit von mir entfernt. Doch Schwester, ich bitte dich gibt mir ein Zeichen! Hilf mir! Täglich wird meine Welt kälter und ich kann diese Stille einfach nicht durchbrechen..."
Bevor ich hierherkam, war mein Herz ein Stein... kalt und undurchdringlich. Doch seit ich hier bin, bekommt es kleine feine Risse.
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Am nächsten Tag saß ich schon sehr früh alleine in der großen Kantine. Vor mir ein Tablett mit Ei und Tee, doch seit gestern ist mir der Hunger vergangen. Mit meiner Gabel schiebe ich es von einer zur nächsten Seite und denke darüber nach Ackerman aufzusuchen, um mich für seine gestrige Hilfe zu bedanken. Nach längeren hin und her, stand ich auf und begab mich auf den Weg.
Einige Meter vor seinem Büro bleibe ich stehen, weil ich zwei eindeutig männliche Stimmen miteinander diskutieren höre: "Levi, ich habe keine Ahnung was du meinst" "Erwin, ihr könnt mir nichts vormachen! Umsonst hast du mir diesen Nichtsnutz sicher nicht zugeteilt! Sie ist eine Durchschnittliche Kadettin und trotzdem soll sie in meinem Trupp mitreiten, wenn es wieder hinter die Mauer geht? Das ergibt doch keinen Sinn!" "Glaub mir, es ergibt Sinn. Das ist beschlossene Sache, da gibt es nichts mehr zu diskutieren verstanden?!"
Nun stand ich also da und hörte unfreiwillig bei dem Gespräch mit. Ein Nichtsnutz bin ich als? Ich bin es gewohnt von ihn beleidigt zu werden, aber wenn er so vor anderen über mich redet, macht mich das rasend. Ich beiße mir auf die Lippe und wende mich zum gehen, dabei habe ich die Entscheidung getroffen, dass es Zeit wird ernst zu machen.
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Vor der Tür des Kommandanten bleibe ich stehen, hole tief Luft und klopfe an.
"Name? Anliegen?" sagt der Kommandant monoton."(V/N) (N/N), ich muss dringend mit ihnen reden Sir!" gebe ich von mir und versuche mir meinen Aufregung nicht anmerken zu lassen.
"Ach (N/N) kommen sie herein und nehmen sie Platz. Sie kommen wie gerufen, denn ich habe noch etwas mit ihnen zu klären. Der Tag deiner Aufgabe kommt immer näher un-"
Ich unterbreche den Mann und schaue ihn in seine blauen Augen:"Aus diesen Grund bin ich zu ihnen gekommen. Wie sie bereits sagten, der Tag kommt immer näher und ich hab eine Bitte an sie..."
Der blonde Mann, scheint über die Unterbrechung überrascht zu sein:"Und die wäre?"
"Ich hätte gerne ein Einzelzimmer und ich würde gerne selbstständig trainieren. Verstehen sie mich bitte nicht falsch, das Training von Ackerman und Hanji ist ausgesprochen gut... Doch ich bin ein anderes Training gewohnt und muss mich auf andere Körperregionen konzentrieren" versuche ich dem Mann vor mir so gut es geht zu erklären.
"Nun gut, (N/N). Sie bekommen ihr eigenes Zimmer und können sich ihre Trainingszeiten selbst aussuchen. Aber wie bereits ausgemacht, darf keiner erfahren um was es sich hier handelt. Levi hat zwar Verdacht geschöpft, aber das ist in Ordnung, da ich sowas bereits erwartet habe. Jemanden wie ihn fällt jede Kleinigkeit auf, solange er keine Details weiß wird alles klappen. Somit erteile ich ihnen die Erlaubnis komplett alleine zu agieren" sagt er ernst.
"Ich bedanke mich Kommandant Smith und ich werde sie nicht enttäuschen Sir" sage ich gelassen, salutiere und verlasse das Büro.
Nach dem recht erfolgreichen Gespräch, geselle ich mich zu den ganzen anderen auf den Trainingsplatz. Ich stelle mich an meinen Platz und erwarte den Hauptgefreiten. Es war komisch, seit dem Vorfall habe ich das komische Bedürfnis wissen zu müssen was er macht.
Wie verhofft erklingt eine uns allen bekannte tiefe Stimme: "Stillgestanden"
Er stellt sich vor uns und schaut direkt in meine Richtung. Mein Herz macht einen kurzen Satz, mein innerer Instinkt meldet sich und warnt mich vor etwas bevorstehenden. Ein ungutes Gefühl macht sich breit und schon führt er weiter aus: "Heute, werde wir ein anderes Training absolvieren. Wir bereiten uns ständig auf den Kampf hinter den Mauern vor, doch ihr müsst euch nicht nur vor Titanen schützen können, sondern auch vor euersgleichen."
Sofort wurde klar, auf was er da anspielt. Eine innerliche Wut packt mich, da er mich darstellt, als würde ich nichts können. Was fällt ihn eigentlich ein ? Und ich Idiot dacht tatsächlich darüber nach mich bei ihn zu bedanken. Auch meine Miene verfinstert sich, weshalb ich ihn wütend anschaue. Ein Fluch liegt mir auf der Zunge, doch ich warte ab.
Jeder bekam einen Partner zugewiesen und schon ging das ganze Spektakel los.
"(N/N), dein Partner ist Jean" befielt der Kommandant und stellt sich an die Seite um unseren "Kampf" zu beobachten.
Ich strengte mich nicht besonders an, da ich Jean nicht wirklich blamieren wollte. Doch genau das Rücksicht, wird mir zum Verhängnis:"(N/N), kannst du Nichtsnutz überhaupt etwas?" spottete er und treten einen Schritt näher an mich heran.
Ich setze an und versuche die Situation irgendwie zu entschärfen: "Kommandant, es t-" doch als Antwort erhielt ich ein: "Behalt deine Entschuldigungen für dich und nerv nicht!"
Ich biss mir wieder auf die Lippen, doch dieses Mal konnte ich meine vorlaute Klappe nicht mehr zurückhalten:"Wenn ich wollen würde, würde ich sogar sie auf die Kniee zwingen" antworte ich gehässig.
Nachdem ich das sagte sah er mich mit einer forschenden Intensität an, die so stark war, dass ich instinktiv einen Schritt zurückweichen wollte. "Tch" er stellt sich 1 Meter vor mich hin und schnallte nach vorne um mich an der Schulter zu packen. Ich allerdings glitt unter seinen rechten Arm durch und platzierte zeitgleich mein linkes Bein zwischen seine. Als er verstand was hier vorhing, war es auch schon zu spät ich zog ihm sein Bein weg und er verlor das Gleichgewicht. Das nutze ich ebenfalls für mich, um ihn einen seiner Arm auf seinen Rücke zu drehen.
Er kam alles andere als sanft auf dem Boden auf. Dieser Sieg milderte meine Wut und verschaffte mir ein gute Gefühl. Der Kommandant, gab mir die Erlaubnis eigenmächtig zu agieren und hätte er es nicht wieder übertrieben, wäre es niemals zu so einer Situation gekommen.
Kurz war ich in meinen Gedanken vertieft, als sich Levi unter mir befreit und mich einige Meter fliegen lässt. Es kam plötzlich und unerwartet, trotzdem schaffe ich es mich abzurollen um danach auf meinen Füßen zu landen. Natürlich war mir durchaus bewusst, dass ich den Überraschungsmoment auf meiner Seite hatte.
Der Kommandant stand auf und das erste Mal war sowas wie Wut aus seinen Gesicht abzulesen. Die Augen sind schmal und fixieren mich genau.
"80 Runden!" befielt er, ohne die Blick von mir abzuwenden. Wir beide blenden das Getuschel hinter unseren Rücken aus und konzentrieren uns nun ausschließlich auf uns. Der Hauptgefreite überwindet die letzten Meter zwischen uns, packt mich am Handgelenk und zieht mich zu den Pferdestellen.
"Was soll das?" knurre ich ihn an. "Du sagst mir sofort was hier los ist! Hast du dich die ganze Zeit verstellt?" bohrt er wütend nach.
Ich vermeide den Blickkontakt, weil mich sein Blick nervös macht:"Geben sie eigentlich nie auf? Auch wenn sie wissen, dass sie keine Chance haben?"
Doch er legt seine Hand unter mein Kinn, hebt es an sodass ich ihn nun direkt in die Augen sehen muss: "Nie!"
Ich murmle einen deftigen Fluch vor mich hin. Doch dann sagte er plötzlich etwas, was mich total aus dem Kontext riss, da es so sanft und ermunternd war:"Sie können es mir sagen, ich werde es für mich behalten."
Da hatte er mich wieder, für einen kurzen Augenblick dachte ich tatsächlich darüber nach ihn einfach zu sagen was los ist... doch die Konsequenzen würden nicht lange auf sich warten lasse und das konnte ich mir einfach nicht leisten.
Er sah auf seine Hand hinunter, die immer noch an meinem Handgelenk lag:"Kommen sie schon". Ich realisierte es und die wärme seiner Hand, was mich immer mehr in seinen Bann riss. Deshalb entschloss ich mich kurzen Prozess zu machen und ziehe mein Handgelenk aus der Umklammerung. Seine Stimme lies meinen ganzen Körper vibrieren und seine Worte gaben mir das Gefühl, ihn tatsächlich vertrauen zu könnte. Nein! Verdammt! Ich will ihn nicht vertrauen!
Mein Herz rast und all meine Sinne schreien mir zu, meine Beine in die Hand zu nehmen und abzuhauen. Bevor ich den Fehler begehe ihn etwas zu erzählen.
Doch dann kam der rettende Gedanke, ich tue das alles nur für sie! Also hole ich tief Luft, schaue ihn in seine wunderschönen grauen Augen:"Was für eine Nummer versuchen sie hier abzuziehen?" frage ich leise und wünsche mir die Kraft einfach gehen zu können, um ihn einfach stehen zu lassen. Aber die Neugier war stärker:"Was für ein Spiel, spielen sie hier?
"Ich weiß nicht was sie meinen" sagt er der Eindringlichkeit seines Blickes zum Trotz, der besagt das es nicht viel gibt das seinem scharfen Intellekt entging.
"(V/N), du kannst mir vertrauen" und er trat einen weiteren Schritt näher an mich heran. Nur weniger Zentimeter trennen mich von ihn und mein Herz springt mir gleich aus der Brust, trotzdem gebe ich mir mühe gelassen zu wirken:"Was ist das? Engen sie den Gegner ein, bis er keinen Ausweg mehr hat, als das zu tun was sie wollen? Lassen sie sich eins sagen, ab jetzt halte ich mich ebenfalls nicht mehr zurück! " warne ich und dränge mich an ihn vorbei.
Wenig später kommt auch er wieder zum Trainingsplatz, um seiner Arbeit weiter nachzugehen. Alle anderen sind ihre Runden gelaufen und reden freudig miteinander, doch er war sichtlich schlecht gelaunt:"Ab jetzt sagt keiner mehr ein Wort!"
Totenstille kehrte auf dem Trainingsplatz ein und alle schauten den sichtlich genervten Kommandanten an. "Geht und tretet mir heute nicht mehr vor die Augen" sagt er dann endlich nach einer gefühlten Ewigkeit.
Eren fasst mir an die Schulter: "Wow (V/N) das war mal ne echt coole Nummer. Warum hast du dich so schwach gestellt" Doch dann wird unser einseitiges Gespräch unterbrochen: "Außer (N/N), du bleibt hier!" Ich dachte mich verhört zu haben. Nein mit Sicherheit nicht, das vorhin hat mir definitiv gereicht. Deswegen wende ich mich ab, da ich heute noch genug zutun habe. Immerhin wandern meine Sachen nicht von alleine in mein neues Zimmer.
Ich höre nur noch am Rande wie er mir nachruft "Göre bleib sofort stehen!"
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Nachdem der Umzug vollbracht war, begann ich mich etwas zu entspannen. Deshalb ziehe ich meine Kleidung aus, um heiß duschen zu gehen. Komplet gedankenverloren stehe ich da und lasse das Wasser über meinen Körper laufen. Doch dann fällt mir ein penetrantes Klopfen auf. Verwirrt steige ich aus der Dusche, binde mir ein Handtuch um und gehe aus dem Badezimmer "Ja, wer ist da?"
"Levi Ackerman, mach die Türe auf"
Und da ist auch schon das neue überarbeitet Kapitel :) Hoffe es gefällt euch ♥
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