Die Mission

„ (V/N)" schrie der Kommandant, laut und deutlich. Das war mein Zeichen, mit meiner eigentlichen Mission loszulegen. Bevor ich das aber machen kann, muss ich eine Sache erledigen, die mir schon seit Tagen quer im Magen liegt. Deswegen lege ich einen Zahn zu und reite in die vorderste Reihe zu Levi. Sofort bemerkte er die Veränderung der Formation, weshalb er seinen Kopf zu mir dreht und fragend schaut.

In meinen Kopf wimmelt es nur vor lauter Worten. Dinge, die ich ihn gerne erzählt hätte. Dinge die ich ihn gerne gezeigt hätte. Doch es sind so viele Worte, um sie in einen Satz zu fassen. Das hier, dieser kleine Moment wird wohl das letzte Mal sein, dass ich sein ausdrucksloses Gesicht und diese stahlgrauen Augen sehen werde. Deswegen versuche ich mir seinen Anblick in mein Gedächnis zu brennen. Ich wollte ihn so viel sagen doch, es hätte Minuten gedauert meine wirren Gedanken in einen Satz zu bringen. Zeit, die ich einfach nicht habe. Deswegen hoffe ich, dass er versteht was ich ihn nun mit dieser kleinen Geste sagen möchte. Ich beruhige mich und atme tief aus, suche seinen Blick und schaue ihn in die Augen. Als ich mir sicher war, seine Aufmerksamkeit zu haben lächelte ich ihn so ehrlich wie es ging an. Dieser Abschied soll keiner dieser typischen gequälten sein, denn ich gehe mit dem Wissen, dass es ihn gut gehen wird.

Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen und zum ersten Mal sah ich eine Art Verwirrtheit in seinen Augen. Der Abschied verpasste mir einen Stich in mein Herz, weshalb ich mich entschied das nun zu beenden. Ich zog die Zügel meines Pferdes nach links und ritt davon.

Meinen Blick stur nach vorne richtend, ignoriere ich seinen Ruf hinter mir und gebe meinem Pferd zu verstehen, dass es schneller laufen soll. Kurz schließe ich meine Augen, um alles vorgefallene zu vergessen und mich nun zu 100% auf meine Aufgabe zu konzentrieren. Vor mir sind zwei relativ kleine Titanen, die direkt auf den Trupp zulaufen und mich zu rennen.

Flashback

„Es ist in Ordnung, wenn du dich nicht um die großen Titanen kümmerst. Levi und ich werden uns um die kümmern. Das andere Problem sind die kleinen Titanen, im Grunde leicht umzubringen, doch trotzdem extrem nervig. Vorallem wenn sich mehrere versammeln" erklärt der blonde mir und zeigt auf die Karte vor uns.

„Wie groß sind die kleinen Titanen?" frage ich ihn, immerhin muss ich mich irgendwie darauf einrichten.

„Hm. Es gibt verschiedene, aber um die du dich kümmern sollst sind zwischen 2 und 4 Meter hoch"

„Alles klar. Wie genau kann ich sie umbringen?" „Die großen Titanen bringt man um, indem man ihnen ein Stück aus dem Nacken schneidet. Die kleinen sind da einfacher umzubringen, bei denen reicht ein einfacher Schnitt im Nacken. Wenn du aber auf Nummer sicher gehen willst, schneidest du auch ihnen ein Stück aus dem Nacken"

„Okay, also ist es, als würde ich mit einem Menschen kämpfen" sage ich etwas nachdenklich.

„Ja genau, nur sind sie etwas größer und dümmer" wirft der Mann lächelnd ein „Aber unterschätz sie trotzdem nicht!" warnt er mich anschließend.

Flashback Ende

Ich betrachte die beiden vor mir etwas genauer. Sie müssen wohl Titanen der Kategorie 3 sein, da sie  ca 2-3 Meter groß sind und das wiederum bedeutet, dass sie zu meinem Aufgabenbereich gehören. Mit einem schnellen Tempo reite ich an ihnen vorbei, in der Hoffnung das sie mir gleich folgen. Doch es scheint sie nicht wirklich zu interessieren. Verwirrt drehe ich mich um und halte mein Pferd an, um abzusteigen.

„Hey" schreie ich so laut ich nur kann. Doch keiner der Beiden reagiert auch nur ansatzweise auf mich. -Wie mach ich sie auf mich aufmerksam? –  denke ich mir verzweifelt und beobachte die beiden, wie sich immer mehr von mir entfernen. Innerhalb weniger Minuten gehe ich alle Möglichkeiten durch, die mir in den Sinn kommen. -Was lieben Titanen? Menschen, sie lieben menschliches Fleisch. Aber was genau lieben sie daran? Das Blut? Das Fleisch selbst? Oder die Gedärme? Verflucht noch mal. – Überfordert fahre ich mir durch die Haare und atme aus.

Die Zeit grenzt mich immer mehr an und von weiten sehe ich bereits Levi der mir entgegen reitet. -Verdammt ich muss improvisieren.- denke ich mir und ziehe mein Jagsmesser aus der an meinem Gürtel befestigten Scheide. Ohne weiter nachzudenken halte ich die scharfe Seite gegen meinen Unterarm. Ein gezielter Zug und das Blut läuft an mir herab.

„Ey ihr HUNDE! Seid ihr nicht nur hässlich? Sondern auch noch Taub?" das warme Blut läuft weiterhin über meinen Arm und endlich! Beide Titanen reagierten plötzlich, ob es nun wegen dem Blut oder der Beleidigung ist, war mir vollkommen egal. Beide rennen nun auf mich zu und ich warte bis sie relativ nah sind, um selbst loszulaufen.

Zu beginn jogge ich ihnen nun entgegen, versuche mich an das damalige Ich zu erinnern. Die Person, die vor niemanden Angst und Respekt hatte. Eine Person die im Lager gefürchtet wurde. Die Distanz zwischen mir und den wohl mit abstand hässlichsten Kreaturen verringert sich mit jedem gelaufenen Meter. Je näher sie mir kommen umso mehr wird das Joggen zum sprinten. Mein Blick fährt durch die ganze Landschaft um einen genaueren überblick zu erhaschen, was sich gelohnt hat, da von weiten bereits der nächsten Titanen auf mich zurennt, doch dieser war mindestens 15 Meter groß. – Verdammt! Ich kann mich nicht auf alle gleichzeitig konzentrieren. Als erstes muss ich die kleinen loswerden- denke ich und versuche die Situation in Griff zu bekommen.

Stück für Stück verlangsame ich mich, damit mich die anderen beiden langsam einholen. Das spornte die Zwei noch mehr an, weshalb sie das genaue Gegenteil machen und einen Zahn zulegen.

Diese Chance nutze ich für mich und ziehe meine Schwerter da auf meinem Rücken befestigt waren. Ruckartig bleibe ich stehen und ducke mich, während ich die Schwerter jeweils seitlich von mir weg halte. Mein Plan ging auf, keiner der beiden hat damit gerechnet, weshalb beide direkt in meine Schwerter rennen.

Durch die Größe der beiden, habe ich natürlich nur jeweils ein Bein erwischt. Doch das reichte bereits, da sie nach vorne kippen und ich nun direkt hinter ihnen stehe. "Es wird Zeit in die Hölle zurück zu kehren, dort könnt ihr dem Teufel in den Arsch kriechen" spotte ich und schneide ihnen in den nackten Nacken.

Sie fallen zu Boden und fangen an sich aufzulösen.

Mein Blick wandert nach oben, da kalte Luft an Nacken entlang fuhr. Doch es war kein einfacher Windzug. Nein, es war ein Atmen. Sofort wurde mir klar, dass mir ein entscheidender Fehler unterlaufen ist... der Große Titan ist schnell gewesen als ich es dachte. Kalter Schweiß läuft an mir herunter und schlucke hart. Er greift nach mir....

Im Kopf gehe ich wieder alle Möglichkeiten durch, die mir einfallen... Doch mir wird klar, dass es aus dieser Situation einfach kein endkommen gibt. -Verdammt, die Mission ist noch nicht erledigt! Ich darf nicht sterben sonst gibt es kein Geld! - fährt mir als erstes durch den Kopf.

Ich schaue dem hässlichen Biest in die Augen und muss hart schlucken. Die riesigen Zähne füllen den kompletten Mund aus. Speichel überflutet seine Zunge in der Vorfreude auf mein Fleisch...Mein Blut...Meinen Geschmack.

Leise brumme ich zu mir selbst „Das wars dann wohl, meine Zeit ist vorbei. Tut mir leid kleine Schwester, ich habe mein Bestes gegeben"

Der Titan verfestigt seinen Griff. Knack! Ich spüre, wie die erste Rippe dem Druck nicht standhält. Knack! Und das war die zweite. Schmerzerfüllt schreie ich auf, bevor mir die Luft wegbleibt.

Levi Sicht   

Nachdem ich mich Erwin endlich entledigt habe, trimme ich mein Pferd so schnell zu laufen wie es auch nur möglich ist. Sie reitet einfach weiter, immerhin haben die zwei kleinen Titanen sie nicht bemerkt. Doch dann traue ich meinen Augen nicht. – Was zur Hölle treibt sie da? Ist sie von allen guten Geistern verlassen? –

Voller unglauben reiße ich meine Augen auf. Ich dachte ich habe was an den Augen, doch sie waren scharf wie immer und haben die Situation schon lange erfasst, bevor es mein Gehirn geschafft hat.

Sie ist tatsächlich von ihrem Pferd gestiegen und macht die Titanen auf sich aufmerksam. Am Anfang wurde sie weiterhin ignoriert, wofür ich Gott dankte und mein Pferd weiter trimmte, damit es schnell wird.

Doch Gott hat mich verlassen, denn plötzlich drehen sich die beiden um und laufen direkt auf sie zu. – Verdammt! Steig auf das verdammte Pferd, du lebensmüde Göre! – Doch genau das Gegenteil ist der Fall, sie rennt denn Titanen entgegen. Ich war mir nicht sicher ob es Absicht ist oder sie einfach nur den Verstand verloren hat, aber es würde erklären, warum sie vor dem eigentlichen Training erst mindestens 1 Stunde gelaufen ist. Sie hat ihre Ausdauer genau für diese Situation trainiert! -War das alles geplant? Und was genau plant sie jetzt schon wieder? –

Unter mir fühle ich, wie der Boden zu vibrieren beginnt. -SCHEIßE! – Sie läuft direkt auf einen Titan der Kategorie 15 zu. Ich versuche mein Pferd noch schneller laufen zu lassen, doch anscheinend läuft es schon mit voll Geschwindigkeit. – Zur Hölle, kann dieser scheiß Gaul nicht schneller laufen!? –

Zu meiner Überraschung, zieht sie ihre Schwerter und bringt die beiden kleinen Titanen zur Strecke. Doch das nächste Problem lässt nicht lange auf sich warten, der große steht nun direkt vor ihr und umgreift sie mit seiner Hand. Ich mache mich bereit und steige auf den Rücken meines Pferdes. – Noch ein kleines Stück! –

Ich hacke mich am Handgelenk des Titans fest, um (V/N) freizuschneiden. Mit schnellen Bewegungen durchtrenne ich seine Finger, mit der Hoffnung sie nicht zu verletzen. Der Titan schlägt nach mir, weshalb ich ausweichen muss und sie nicht fangen kann. (V/N) fällt hart zu Boden und nur ein erstickter Aufschrei ist zu hören.

Dieser Schrei durchfuhr mich mit einem Schmerz, den ich nicht beschreiben kann. Es muss höllisch schmerzen aus dieser Höhe zu fallen. Doch bevor ich ihr helfen kann, muss ich diesen Wichser aus dem Weg räumen. Was sich tatsächlich als etwas schwierig erweist. Dieser verdammte Titan war ein Abnorma und schlug die ganze Zeit nach mir, weshalb ich ständig ausweichen muss.

(V/N) Sicht

Ich versuche zu Atmen, aber der Druck der Hand und die gebrochenen Rippen hindern mich daran. Plötzlich ertönt ein mir zu bekanntes Geräusch. „Tscccch" und ich verspüre wie der Druck um meinen Körper verschwindet. Die Luft peitscht mir in mein Gesicht während ich zu Boden falle.

Es tat so weh! Die komplette Luft entweicht beim Aufprall aus meinen Lungen und für einen Moment dachte ich wirklich, dass ich ersticken werde. Ein stechender Schmerz durchfährt mich und dieser stammt sicher nicht vom Aufprall. Ich schaue an mir entlang und sehe wie etwas in meinem Oberschenkel steckt.

Meine Sicht verschwimmt immer mehr und es wird immer schwerer mein Bewusstsein nicht zu verlieren. Wie durch Wasser nehme ich Levis Stimme war, die mir irgendwas unverständliches zuschreit.

Bevor sich meine Augen schließen, fällt mir eine schwarze Siluette auf. -Nein? – Die Gestalt nähert sich und ich kann endlich erkenne wer es ist. „Kaice? Kommst du endlich um mich zu holen?" kriege ich noch irgendwie aus mir heraus. Sie allerdings schaut mich an und mit einem liebevollen lächeln, schüttelt sie verneinend den Kopf. Sie reicht mir ihre Hand und ich versuche nach ihr zu greifen. „Schwester? Was versuchst du mir zu sagen?" nun schaut sie nach rechts. Ich folge ihren Blick und er endet bei der Höhle die ca. 150 Meter von uns entfernt ist.

„Soll ich? Soll ich es zu Ende bringen? Willst du mir damit sagen ich soll kämpfen?" sie schaut mich wieder an und beginnt zu verschwinden.

In diesen Moment machte sich ein komisches Gefühl in mir breit. – War das mein Überlebensinstinkt? Ich darf nicht aufgeben. Es darf so nicht zu Ende gehen. Nein! Nicht so! 

Mit aller Kraft kämpfe ich gegen die bevorstehende Bewusstlosigkeit, gegen die quälenden Schmerzen. Ich versuche mich aufzurichten, obwohl der Schmerz so gut wie unerträglich ist. Ein kurzer Blick hinter die Schulter verratet mir, dass Levi immer noch mit dem Titanen beschäftigt ist, was ich mir zunutze mache.

Ich führe meine Finger an den Mund und versuche zu Pfeifen, was sich als schwer erwies. Doch nach dem 3 Mal klappte es endlich und mein Pferd kam angaloppiert. „Hallo süße, ich brauche deine Hilfe" flüstere ich ihr leise zu. Nachdem ich mich komplett aufgerichtet habe, schaue ich ein weiteres mal an meinem Bein entlang.

Die Ahnung wird zur bittere Realität, mein eigens Jagdmesser hat sich beim Fall gelöst und hat sich beim Aufprall in mein Bein gebohrt. Rausziehen geht nicht, deswegen sammle ich meine komplette Willenskraft und versuche den Schmerz auszublenden.

Ich schwinge mich mühsam auf mein Pferd und reite zur Höhle. Er Himmel verdunkelt dich schlagartig und dicke Tropfen fallen zu Boden.

Flashback

Kommandant Erwin sieht mich an und führt fort „Aber das ist nicht die Hauptaufgabe. Deine tatsächliche Aufgabe besteht darin, zu dieser Höhle zu reiten und sie zu sprängen. Wenn diese Höhle verschlossen ist, lösen sich verdammt viele Probleme auf einmal. Verstehst du?"

„Ja schon klar. Wenn die Höhle zu ist, kommen folglich auch keine Titanen mehr raus. Das wiederum bedeutet, weniger Rekruten werden sterben und sie können diese Route öfter benutzen" schlussfolgre ich und gebe ihn damit zu verstehen, dass ich genau weiß wovon er redet.

„Schade (N/N), dass wir uns nicht unter anderen Umständen kennengelernt haben. Sie wären eine gute Taktikerin und Rekrutin geworden"

Flashback Ende

Der Plan war es das Dynamit an der Außenmauer zu befestigen, damit ich eine Chance habe die ganze Sache zu überleben. Das kann ich jetzt wohl oder übel vergessen muss ich mir selbst eingestehen. Die einzige Möglichkeit, diese Mission erfolgreich zu beenden, ist es in die Höhle zu gehen und das Dynamit dort zu sprängen. Was meinen eventuellen Tode bedeutet, da ich es wahrscheinlich nicht rechtzeitig da rausschaffen würde, besonders nicht mit meinem verwundeten Bein.

Eine weiter Sache jedoch, war mir genauso wichtig wie das beenden dieser Mission. Levi... Levi soll auf keinen Fall etwas zustoßen. Dieser Mann, hat mir die letzten Tage so unbeschreiblich schön gestaltet. Er hat es tatsächlich geschafft mein Eisblock von Herz zu erwärmen.

Der Regen wird immer stärker und versperrt mir meine sowieso verschwommene Sicht. Bei der Höhle angekommen, quäle ich mich von meinem Pferd runter und versuche einen festen Stand zu bekommen. Als ich dann endlich auf meinen Beinen stand, verpasst ich dem Pferd einen Schlag, damit es losrennt.

Mit meiner letzten Kraft humple ich in die Höhle. Vor mir erstrecken sich zwei riesige Abzweigungen. – Was zur? Das macht die Sache noch schwerer – Nach einer kurzen Überlegung ist klar, dass ich direkt zur Mitte gehen muss, um den Sprengsatz dort zu befestigen.

Angekommen nehme ich das Dynamit und befestige es an der tragenden Mitte und zünde die Zündschnur an.

Ich entspannte mich und trete einige Schritte weg. „(V/N) Geh da sofort weg!" schallt es in meinen Ohren. Ich drehe meinen Kopf zum Höhlenausgang und da stand er. Mein Herz fängt unkontrolliert zu schlagen an „NEIN! NEIN! LEVI GEH HIER WEG!" Mein Blick wandert zur brennenden Zündschnur, es fehlen nur wenige Zentimeter, dann geht das Ding hoch. Aus purer Verzweiflung renne ich auf ihn zu, den Schmerz komplett ausblendend. „GEH WEG!" doch anstatt zu gehen rennt er mir entgegen. Dann machte es nur noch einen riesen Knall und alles um mich herum wurde schwarz.

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