Kapitel 8: Aussprache

Charlie lag noch immer auf Thorins Brust, um sich die Zeit zu vertreiben malte er mit den Fingern kleine Muster oder ähnliches auf Thorins Hemd.

Er war schon seit einer halben Stunde wach und konnte nicht aufstehen, da er sich nicht aus Thorins festem Griff losreißen konnte, es eigentlich gar nicht wollte.

Der junge Mann hörte mit den Malereien auf und beobachtete stattdessen den Zwergenkönig beim Schlafen.

Er sah wie aus Stein gehauen aus, wie etwas Unwirkliches, das gar nicht echt sein konnte, weil es so wunderschön und rein war.

Charlie seufzte verträumt. Ja, er hatte sich wohl mit dem Gedanken abgefunden, dass er sich hoffnungslos in den Zwerg verliebt hatte und es machte ihn gleichzeitig unendlich traurig.

Aber ich will euch nicht mit dem Bekannten stören oder Charlies Leiden in die Länge ziehen, denn er hatte sich schon alle Gründe, warum eine Beziehung nicht funktionieren würde, durch den Kopf gehen lassen.

Ein raues „Guten Morgen.", zog den jungen Mann aus der grauen Nebelsuppe seiner Gedanken und ließ ihn wieder mit diesem Kribbeln zurück. Der Braunhaarige lächelte einfach und wartete darauf, was Thorin als nächstes tun würde.

Zunächst lächelte auch der Zwergenkönig, aber dann zog er ihn noch einmal an sich und schloss wieder die Augen. Charlie lachte „Wir müssten schon längst aufgestanden sein!"

Vergeblich versuchte er sich aus dem Griff des Schwarzhaarigen zu befreien, aber dieser hielt ihn nur weiter fest und brummte.

„Können wir uns das erlauben?", wollte der Jüngere auf einmal mit erschreckend leiser Stimme wissen, er sah Thorin dabei nicht in die Augen.

„Was meinst du?", stellte der Zwerg die, etwas verwirrt klingende, Gegenfrage.

„Damit meine ich so viel wie: Was sind wir?", das war eine weitere Sache, die Charlie ängstigte.

Nun sah ihn der Ältere erschrocken an „Wir sind Freunde, Charlie.", antwortete er, mit einer leichten Unsicherheit in der Stimme.

Nun sah der Braunhaarige doch auf. „Tun Freunde so etwas? Zusammen im Bett liegen, dicht aneinandergedrückt? Wir kennen uns noch nicht sehr lange...", er schwieg schnell, denn er fürchtete sich vor der Antwort.

„Was ist, wenn ich dir sage, dass ich mehr als Freundschaft empfinden könnte?", fragte Thorin furchtbar leise.

Charlies Worte hatten ihn zum Nachdenken angeregt und er hatte etwas in sich gefunden. Klein und unscheinbar, aber leuchtend. Es war eine kleine Flamme gewesen, doch als er sie gesehen hatte war sie gewachsen, immer weiter und höher, hatte ihn gewärmt und ein wohliges Gefühl in seinem Innersten beschert.

Thorin kannte dieses Gefühl, obwohl er selbst noch nie das Glück gehabt hatte es zu spüren. Aber Dis hatte es ihm beschrieben, als sie Rili geheiratet hatte.

Es war das Gefühl der einzigen, aufrichtigen Liebe und seine Schwester hatte gesagt, er würde es erkennen, wenn es so weit war.

War es das? Hatte er sein Herz an Charlie vergeben? Ja, und er hatte es ausgesprochen, hatte gesagt, was er empfand!

„Wie meinst du das?", hauchte Charlie ganz leise, dass Thorin seine Worte beinahe nicht verstanden hätte. Er war etwas von dem Älteren abgerückt und hatte sich auf die Matratze gesetzt. In seinen Augen spiegelte sich vieles wider: Angst, Unsicherheit, Ungläubigkeit, Fröhlichkeit... Liebe.

„Ich meine es, wie ich es sage.", wisperte Thorin und setzte sich ebenfalls auf.

Er lächelte. „Ich bin mir nicht sicher, ob du von dem redest, was ich denke... oder was mein Herz hofft.", der Braunhaarige sprach noch immer leise und verängstigt.

„Ich liebe dich.", hauchte Thorin.

„Es muss ein wunderschöner Traum sein.", flüsterte der andere, traurig lächelnd und mit geschlossenen Augen.

„Der Zwerg, den ich liebe, ist ein König mit Verpflichtungen, in einer anderen Welt. Ich kann ihm nichts bieten. Ihm ist ein längeres Leben geschenkt worden und Nachfahren kann ich ihm ebenfalls keine schenken. Es ist ein wunderschöner Traum.", der letzte Satz war einzig eine Lippenbewegung und Thorin musste sich auch anstrengen, überhaupt den Rest zu verstehen.

„Es ist kein Traum.", sagte er leise „Und der Zwergenkönig verlangt nichts von dem anderen, ist die reine Liebe doch das Kostbarste, was man geben kann."

Charlie erhob sich und ging zum Fenster, er stand mit dem Rücken zu Thorin. „Du musst Erben zeugen und auch wenn das hier kein Traum ist, es muss einer bleiben."

Ihm liefen Tränen das Gesicht herunter, aber der Zwerg konnte dies zum Glück nicht sehen.

„Ich wollte nie Kinder.", entgegnete er „Einmal Fili und Kili reicht.", auch er stand auf und ging zum Fenster, drehte den Jüngeren zu sich um.

„Gib uns eine Chance.", er sah ihm so zärtlich entgegen, dass Charlie noch mehr Tränen die Wangen herunterflossen und er sagte: „Alle anderen würden es nicht akzeptieren, es geht nicht."

Thorin seufzte, warum war der andere nur so schwer umzustimmen?

„Ich bin König, seine Entscheidungen werden nicht angezweifelt.", er strich mit dem Daumen über Charlies Wange, welcher die Augen schloss und sich in die Berührung hineinlehnte. Dann öffnete er seine Augen wieder und Thorin sah sich mit einem funkelnden grün konfrontiert.

„Meinst du wirklich?", fragte der Jüngere. Der Zwergenkönig nickte nur und lächelte noch breiter.

Dann beugte er sich herunter, legte die Hände an Charlies Hüfte und küsste ihn sanft, drückte ihn fest an sich.
Der Jüngere erwiderte sofort und legte die Hände um den Nacken des anderen, fuhr durch die schwarzen Strähnen und löste Kletten, die sich dort verfangen hatten.
Seine Hände wanderten weiter und legten sich sanft auf Thorins Wangen, während seine Zunge um Einlass bat, indem sie über die Unterlippe des Zwerges strich.

Ein leidenschaftlicher Kampf um die Dominanz wurde ausgefochten, den Charlie mit Leichtigkeit gewann, da seine warmen Hände Thorin ganz kirre machten.

Atemlos lösten sie sich, blieben aber nur ein paar Zentimeter vom Gesicht des anderen entfernt, gerade so, dass sie sich in die Augen schauen konnten.

„Woher kannst du das so gut?", fragte der Ältere ganz außer Atem. Der Braunhaarige lächelte.

„Übung.", flüsterte er zurück, strich über Thorins Wangen und küsste ihn noch einmal. Diesmal fordernder, er fiel gleich mit der Tür ins Haus, dass der Zwerg gar nicht wusste, wie es um ihn geschah.

Nach diesem Kuss vergrub Charlie die Nase in Thorins Haar und ließ sich einfach von ihm halten und beschützen. Er fühlte sich wohl, wie schon lange nicht mehr. Der Zwerg strich sanft durch die Haare des Jüngeren und hielt ihn mit der anderen Hand an sich gedrückt.

„Wie geht es dir?", wollte er wissen.

„Besser als jemals zuvor.", antwortete der andere dumpf in Thorins Haarmähne. Der Zwerg lachte.

„Das ist ja schön zu hören, aber ich meinte das im Bezug auf deine Wunden." Sanft entließ er den Jüngeren aus seinen Armen und sah ihm forschend in die Augen.

„Ach, das meinst du.", murmelte Charlie und konzentrierte sich auf seinen Rücken. „Fühlt sich in Ordnung an.", er lächelte.

„Gut." Thorin drehte sich um und begann damit sich anzuziehen. „Das Frühstück haben wir höchstwahrscheinlich verschlafen, aber wir werden schon etwas auftreiben können."

Charlie nickte nachdenklich und griff ebenfalls nach den Elbenklamotten. „Wie werden wir uns jetzt vor den anderen verhalten?", fragte er.

Thorin brummte nur, antwortete aber: „Dass du schon so früh morgens über so ernste Themen reden willst kommt mir komisch vor..." Charlie lachte und wurde ein kleines bisschen rot um die Nase.

„Aber gut, ich sagte dir doch schon: Die Entscheidungen des Königs werden immer akzeptiert, vor allem, wenn es um die Wahl des Partners geht."

Charlie band sich gerade den Gürtel um die Taille als er antwortete: „Nur bist du noch kein König. Erst bald."

Er wusste nicht wie Thorin darauf reagieren würde und vielleicht hätte er das anders formulieren oder gleich den Mund halten sollen. Mist! Sein vorlautes Mundwerk würde ihn irgendwann wirklich in ernsthafte Schwierigkeiten bringen.

„Das stimmt", gab der Zwerg mit zusammengebissenen Zähnen zu „Aber es sind alles Freunde und sie werden es akzeptieren. Sie mögen dich."

Der Schwarzhaarige wollte gerade aus der Tür treten als ihn eine Hand an seinem Unterarm zurückhielt.

„Ich habe das keineswegs böse gemeint.", begann Charlie und sah ihn entschuldigend an „Doch ich weiß nicht, wie ich mich hier gegenüber diesem Thema verhalten soll. Eigentlich bin ich da ziemlich offen."

Ein verständnisvoller Gesichtsausdruck legte sich auf Thorins Gesicht und er antwortete lächelnd: „Ich weiß." Dann küsste er ihn kurz, wollte gehen, wurde jedoch schon wieder aufgehalten.

„Wie wollen wir es den anderen mitteilen?", Charlie sah längst nicht mehr so verunsichert aus, eher erfreut.

„Wie meinst du das?", Thorin zog die Augenbrauen in die Höhe, trat wieder in das Zimmer und schloss die Türe hinter sich.

„Nun, es gibt viele Möglichkeiten.", begann der Jüngere zu erzählen „Wir können uns einfach verhalten wie ein Paar, bis die anderen selbst eins und eins zusammenzählen, wir könnten es beiläufig erwähnen oder alles ganz groß rausbringen mit Regenbogen überall.", zum Ende hin blitzte Schalk in seinen Augen auf.

Der Schwarzhaarige lächelte. „Du kennst dich da besser aus als ich.", meinte er „Also, was denkst du?"

Charlie lächelte ebenfalls, was sich zum Ende hin in ein Grinsen verwandelte. „Falls das Gespräch auf Liebschaften fällt, können wir es beiläufig erwähnen. Die Gesichtsausdrücke werden bestimmt unbezahlbar!"

Der Ältere nickte zustimmend „Dann machen wir es auf deine Art." Er küsste Charlie auf die Stirn und sie gingen zusammen zu den anderen.

Vielleicht klopften ihre Herzen etwas schneller als gewöhnlich.

Nur wenig später waren sie auf einer steinernen Plattform angekommen, wo die anderen Zwerge sich ein bequemes Lager errichtet hatten (denn manche wollten partout nicht in einer „Elbenfestung" nächtigen) und ein paar Würste und Fleischstückchen über dem Feuer grillten.

Charlie setzte sich, ohne zu zögern neben Fili und Kili, die beide ihr Essen mümmelten und dabei höchst zufrieden aussahen.

„Fleisch zum Frühstück?", fragte der Jüngste überrascht, er wünschte sich ein schönes Müsli herbei.

Kili nickte bekräftigend und sagte, mit vollem Mund: „Aba die Spitschohren ham unf vorhin noch Äpfel gebracht. Da drübn!", er deutete mit einer Hand zu einem unangerührten Korb, der in einer Ecke stand.

„Danke", der Braunhaarige erhob sich und holte sein Frühstück ab. Etwas eintönig war es vielleicht und Brot wäre auch besser gewesen, aber Äpfel waren ja immerhin gesund.

Die Lust, mit Fili und Kili zu reden, war ihm jedoch gründlich vergangen, was vielleicht an den Tischmanieren des Jüngeren der beiden lag.

Er setzte sich also zu Bofur, Nori und Gloin und blödelte mit ihnen ein wenig herum, bis das Gespräch auf den Erebor fiel: „Wenn wir erst einmal da sind, werde ich meiner Frau und meinem Sohn das schönste Leben jenseits der Hallen unserer Vorväter ermöglichen.", sagte Gloin stolz und schob die Brust etwas raus.

„Ihr habt Kinder?", wollte Charlie neugierig wissen.

„Oh ja!", antwortete der rothaarige Zwerg „Einen kleinen Sohn – Gimli!" Der Stolz in seiner Stimme war nicht zu überhören.

„Was ist mit euch beiden?", fragte Charlie an Bofur und Nori gewandt.

Bofur entgegnete grinsend: „Nein, aber die Zwerginnen werden sich um uns streiten, wenn wir von der erfolgreichen Reise zurückkehren und ihnen den Hof machen!", Nori nickte bekräftigend und sah sehr zufrieden mit sich und ihrem Plan aus.

„Und du?", Bofur wackelte mit den Augenbrauen „Vergeben oder nicht?" Der Jüngere grinste innerlich, oh wie würden die drei Augen machen.

„Vergeben.", antwortete er schlicht und versuchte möglichst gelassen zu wirken.

„Oho!", riefen die drei Zwerge aus, Charlie lachte.

„Und wie ist er?", bohrte Bofur weiter.

„Ach", begann der junge Mann „Er ist etwas besonderes und ich habe ihn auch erst vor kurzem kennengelernt, wir sind beide sehr glücklich."

Die Zwerge grinsten, diesmal war es Nori, der die nächste Frage stellte: „Wärst du jetzt nicht gerne bei ihm und nicht hier?"

Der Braunhaarige versuchte nicht zu grinsen und sich so zu verraten, also atmete er einmal tief durch, um sich zu beruhigen und antwortete dann: „Nun, ich könnte jederzeit zu ihm gehen und bei ihm bleiben."

Verwirrte Blicke waren der Lohn für seine Aussage.

„Wie meinst du das?", fragte Gloin mit einem irritierten Gesichtsausdruck „Du kannst nicht einfach so in deine Welt zurückkehren."

Charlie holte tief Luft und gab ihnen dann eine Antwort: „Wer hat gesagt, er würde in meiner Welt leben?"

Die drei starrten ihn mit weit aufgerissenen Augen an, da wollte Bofur wissen: „Es ist jemand von uns?" Der Jüngere nickte lächelnd.

„Und wer?", hakte der Zwerg mit der lustigen Mütze weiter nach, er grinste.

„Thorin.", entgegnete Charlie mit einem Lächeln.

Die Zwerge johlten und Bofur rief laut durch einen Handtrichter: „Thorin hat endlich jemanden gefunden! Er und Charlie sind ein Paar!!"

Kurz war es mucksmäuschen still, aber dann redeten alle Zwerge durcheinander, beglückwünschten das Paar und liefen vom einen Zwerg zum nächsten, um ihrer Freude Ausdruck zu verleihen.

Über dieses Chaos hinweg fanden sich die Blicke des Zwergenkönigs und des Menschen, verhakten sich ineinander, bis beide sanft lächelten und die lauten Geräusche nur noch dumpf in ihren Ohren nachklingen ließen.

2099 Wörter, 04.07.2020

Hallo, da draußen! *winkt*

Die beiden haben es endlich geschafft und sind ein Paar! *durch Partytröte tröt und Konfetti in die Luft werf*

Wie lange haben wir jetzt schon auf diesen Moment gewartet?

Glaubt mir, es wird nicht mehr ganz so harmonisch weitergehen, denn es gibt da ja noch einen Schmelzofen und einen Haufen Gold, der unseren lieben Thorin noch ganz kirre macht...

Ich entschuldige mich schon mal im Vorraus dafür!

Was habt ihr eigentlich geglaubt, mit wem Charlie zusammenkommen wird?

Am Anfang hatte ich ihn eigentlich mit Kili geplant, aber sein Herz hatte wohl andere Pläne...

-Aranel

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