Kapitel 14: Die Elben aus dem Düsterwald
Vor dem Düsterwald entließen sie die Ponys, sie sollten zu ihrem Herrn zurückkehren.
Wehmütig ließ Charlie Reißer mit den anderen Tieren ziehen, aber er wusste, dass das Pony bei Beorn in guten Händen war.
Gandalf hielt sie jedoch zurück, sein Pferd gehen zu lassen, denn er erklärte, dass er sie nicht in den Wald begleiten konnte.
Die Gesichtsausdrücke der Zwerge sprachen Bände und Gandalf sah etwas verlegen drein, dann stieg er schnell auf sein Reittier, wünschte ihnen viel Glück und erinnerte sie, den Pfad nicht zu verlassen, dann ritt er davon.
Charlie schulterte seinen Rucksack und folgte den Zwergen zwischen die Bäume. Der Wald sah gelinde gesagt nicht gut aus, die Bäume wirkten abgestorben und die Sonne drang nicht ganz bis zum Boden durch. Wenn man einen Schritt tat, raschelte es unter ihren Füßen und sie fühlten sich beobachtet.
„Charlie", bellte Thorin „Komm her!"
Der Halbmensch tat, was von ihm verlangt wurde und lief zu seinem Gefährten.
„Ich will dich in meiner Nähe wissen.", raunte der Zwerg und strich über Charlies Hand, dieser lächelte bloß und nickte zustimmend.
Ja, auch ihm war es lieber, wenn er in Thorins Nähe war.
Sie versuchten so leise wie nur möglich den Wald zu durchqueren, um keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Die Company folgte brav dem Weg, der sich durch den Wald schlängelte, doch außer ihren Schritten hörten sie nichts aus dessen Tiefen.
Kein Vogelgezwitscher, kein Wind in den Bäumen, nicht einmal eine kleine Wasserquelle gurgelte vor sich hin, es war ganz einfach totenstill wie auf einem Friedhof bei Nacht.
Bald kamen sie bei einem breiten Fluss an, vor dem Gandalf sie gewarnt hatte, denn Wer in den Fluss sieht, wird seine tiefsten Wünsche erfüllt sehen und das Verlangen wird euch übermannen und ihr werdet in die Wässer steigen wollen, doch haltet euch zurück! Es sind Trugbilder!
Nur gab es da ein kleines, winziges, eigentlich nicht erwähnenswertes Problem.
Die Brücke, die einst bei der Überquerung geholfen hatte, war eingekracht und nur Bruchstücke klafften an den Seiten des Flusses.
Die Zwerge fluchten und schimpften und stampften mit den Füßen, sollte ihre Reise wirklich so enden?
„Diese Äste hier sehen stark genug aus!", Kili wollte gerade darauf klettern als Thorin ihn zurückhielt: „Kili, warte! Wir schicken den Kleinsten vor!"
Und sein Blick wanderte zu Bilbo, der überhaupt nicht begeistert aussah und nervös an seiner Weste herumspielte.
„Ich bin kein besonders guter Kletterer.", murmelte er und sah dem schwarzhaarigen Zwerg ängstlich entgegen.
Thorin guckte etwas säuerlich und wollte gerade etwas erwidern als ihm Charlie ins Wort fiel: „Ich kann gehen." Jetzt sah der Zwerg erst recht erschrocken aus.
„Im Gegensatz zu euch, trage ich nicht so schwere Klamotten und bin auch nicht so... äh... breit gebaut." Erleichtert, dass er das Wort 'dick' nicht hatte benutzen müssen, lächelte der Halbmensch aufmunternd in die Runde.
„Hältst du das für eine gute Idee?", wollte Thorin mit verschränkten Armen wissen.
„Ja", Charlie grinste nun und senkte seine Stimme ein wenig „Mein größter Wunsch hat sich nämlich bereits erfüllt!"
Dann drehte er sich um und kletterte wagemutig auf die Lianen, sprang von einer zur anderen und hörte bei jedem Sprung wie die Zwerge scharf einatmeten, doch er schaffte es unbeschadet ans Ufer und keine Sekunde später kletterte auch der Rest der Company in dem Gewächs herum.
Bilbo zitterte ein bisschen, aber mit der richtigen Dirigierung von Charlie, schaffte auch er es an Land und lächelte dem Halbzwerg freundlich entgegen, während er die Hände auf den Knien abstütze und schnaufte.
Die Freude hielt jedoch nicht lange an, denn bald schon mussten sie feststellen, dass sie den Weg verloren hatten und planlos im Dickicht herumirrten.
„Können wir uns nicht an der Sonne orientieren?", wollte einer der Zwerge wissen, die anderen stimmten sofort begeistert zu und schöpften wieder etwas Hoffnung, aus diesem Wald herauszukommen.
Thorin schickte Bilbo rigoros in das Geäst und der kleine Hobbit machte sich nach einem aufmunternden Blick von Charlie auf den Weg zum Himmel hinauf.
Der Halbmensch unterdessen entfernte sich von den anderen ein bisschen und schlenderte in der Gegend herum, warf manches Mal einen Blick nach oben und versuchte den Hobbit zu erspähen, Glück dabei hatte er jedoch nur selten.
Ein Knacken ließ ihn ruckartig herumfahren und die Hand an den Schwertgriff legen.
War es sonst nicht still im Düsterwald? Der junge Mann sah sich mit zu Schlitzen verengten Augen in seiner Umgebung um, konnte jedoch nichts Auffälliges entdecken oder hören.
Er beschloss zu den anderen zurückzukehren, denn in einer Gruppe war man bekanntlich sicherer.
Charlie versuchte sich möglichst leise fortzubewegen, um keine Aufmerksamkeit von Was-auch-immer auf sich zu ziehen, doch plötzlich bohrte sich etwas Spitzes in seinen Unterleib und er keuchte erschrocken auf.
Die Kraft sein Schwert zu ziehen hatte der Braunhaarige nicht mehr und so fiel er sofort nach hinten als sich die spitze Klinge aus ihm zurückzog.
Das letzte, was er sah bevor er ohnmächtig wurde waren lange behaarte Beine und viele, kleine, schwarze Augen.
Es drehte sich alles als Charlie wenig später die Augen öffnete, er sah wie durch einen Schleier und als er die Hand heben wollte, um sich übers Gesicht zu fahren, bemerkte der junge Mann, dass er in einem sackartigen, klebrigen Etwas steckte, das ihn daran hinderte sich zu bewegen.
Leider konnte er auch nichts sehen, da das Etwas auch über seinen Kopf gezogen worden war.
Das Letzte, an das er sich wirklich erinnern konnte, war die Silhouette einer riesenhaften Spinne gewesen. Dann war er jetzt wohl in einem Netz eingewickelt worden?
Wie ekelhaft die Vorstellung war!
Hätte er gekonnt, hätte Charlie sich jetzt geschüttelt, doch er wollte jetzt nicht auf sich aufmerksam machen, also spitzte er nur die Ohren und hörte in die Tiefen des Waldes hinein.
Er konnte ein Klacken vernehmen, wahrscheinlich war das das Geräusch, welches Spinnen verursachten, wenn sie Bäume erklommen, doch da war auch noch etwas anderes...
Er hörte, wie jemand atmete! Dann waren die Zwerge wohl auch gefangen genommen worden.
Charlie lag zwar richtig mit seiner Annahme, auch die Zwerge waren betäubt und verschleppt worden, doch das Atmen kam von Bilbo, der jetzt zu der Spinne rief, die aufpasste, dass ihr Essen sich nicht selbständig machte: „Hier bin ich!"
Und dann versenkte er sein Schwert in ihrem Gesicht, das kreischende Geräusch hörte auch Charlie und nur wenig später fiel er in die Tiefe, denn der Hobbit hatte den Faden, der ihn an einem Ast hängen ließ, wie eine Christbaumkugel, durchtrennt und nun lag der junge Mann auf dem Boden und befreite sich aus seinem Kokon.
Auch die anderen Zwerge waren von Bilbo befreit worden und zogen die klebrigen Netze von ihrer Kleidung.
Thorin blickte sich gehetzt um und kamen erst zur Ruhe als er Charlie sah.
Erleichtert atmete der angehende Zwergenkönig aus als der Braunhaarige ihm sogar ein aufmunterndes Lächeln schenkte.
Leider hielt die schöne Atmosphäre nicht lange an, denn die anderen Spinnen hatten sie gehört und kamen jetzt laut kreischend zu ihnen geklettert.
„In einen Kreis!", brüllte Thorin in die Gruppe, welche sich rasch formierte, um wenigstens den Hauch einer Chance gegen das ganze Rudel zu haben, aber immer mehr der Achtbeiner kamen aus der Dunkelheit des Waldes gekrochen als würde eben diese sie gebären.
Die Zwerge schlugen und hackten um sich, doch der Strom an Spinnen stoppte nicht und gerade als Charlie dachte, alle Stricke würden reißen, schossen Pfeile durch die Luft.
Elben kletterten von Bäumen herunter und erschossen die Tiere mit solch einer Leichtigkeit und Anmut, dass es dem jungen Mann glatt den Atem verschlug.
Kili hatte sich unterdessen etwas aus dem Kreis entfernt und merkte nicht, dass sich eine Spinne hinter ihn geschlichen hatte und den jungen Zwerg hinterrücks anfallen wollte.
Doch Charlie hatte schnell geschaltet und das Letzte seiner Wurfmesser in das Gesicht der Spinne geworfen, dass Kili auf sie aufmerksam wurde und sich retten konnte.
Die Elben töteten gerade die letzten Schattentiere und die Company – zumindest ein kleiner Teil davon... na ja, zwei oder drei... nein, eher... nein eigentlich nur Charlie! – wollte ihnen gerade für die Rettung danken als Pfeilspitzen auf sie gerichtet wurden.
„Glaubt nicht, ich würde euch nicht töten, Zwerg!", ein blonder Elb stand vor Thorin, den Pfeil auf dessen Gesicht gerichtet und böse guckend.
Der angehende Zwergenkönig wollte gerade etwas, vermutlich äußerst unwirsches, erwidern als Charlie sich zwischen die Waffe und seinen Gefährten schob.
Das irritierte den Elb offenbar, denn er ließ den Bogen sinken.
Bevor sich der Halbmensch hätte bedanken können, fragte der Blonde: „Wer seid ihr? Wie ist euer Name? Sprecht!"
Irritiert von der so unelbischen Direktheit, antwortete der junge Mann einfach: „Ähm, nun ich heiße Charlie, mein Herr."
„Wer war euer Vater? Ein Waldläufer? Arandil?"
„Woher wisst ihr das?"
Der Elb zog eine Augenbraue nach oben und antwortete: „Er war ein Bekannter meines Vaters. Er und eure Mutter kamen zu uns, um Zuflucht zu suchen vor den Zwergen, denn sie wussten, dass diese ihnen nicht in unseren Wald folgen würden. Und ihr nehmt jetzt die Waffen herunter!", herrschte er die anderen Elben an, die die Bögen sofort senkten.
„Und wer ist euer Vater?"
„Thranduil, der König des Waldlandreiches.", sagte der Elb mit knirschenden Zähnen.
Thorin atmete scharf ein, doch bevor er etwas sagen konnte, war Balin vorgetreten, der so etwas wahrscheinlich schon geahnt hatte, immerhin war er ein alte... weiser Zwerg.
„Dann seid ihr doch Legolas, nicht wahr?", er lächelte den Prinzen an und fixierte ihn aus seinen Knopfaugen.
Den giftigen Blick von Thorin, der es gar nicht leiden konnte, wenn er nicht zu Wort kam, ignorierte Balin gekonnt.
„Das bin ich. Doch was suchen dreizehn Zwerge und ein Halbmensch im Waldlandreich? Ihr schleicht hier herum und schreckt die Spinnen auf!"
Ein weiterer Elb kam aus dem Dickicht getreten, bevor Balin oder Charlie hätten antworten können, er hatte Bilbo am Schlafittchen gepackt und zerrte den, sich wehrenden, Hobbit mit sich.
„Mein Herr Legolas, ich habe ihn zwischen den Büschen gefunden, wie er lauschte."
Der Prinz drehte belustigt seinen Kopf zu Charlie und fragte: „Er gehört zu euch?"
Der Halbzwerg nickte nur abwesend. Irgendwie kam ihm der blonde Elb doch bekannt vor...?
„Kenne ich euch von irgendwoher?", wollte er also wissen, doch enttäuschender Weise schüttelte dieser bloß den Kopf.
„Vielleicht kann euch mein Vater eine Antwort geben. Wir nehmen euch mit in den Palast!"
Legolas sagte etwas in einer anderen Sprache, dann zogen die Elben und die Company in das Zentrum des Waldes, um zu Thranduil zu gelangen.
Zu dem Elb, den Thorin am wenigsten von allen ausstehen konnte.
Viele Schritte und Staunen über die elbische Baukunst später, war die Company doch im augenscheinlichen Thronsaal angelangt.
Über viele Treppen und freihängende Wege aus glatt geschliffenem Holz waren sie gegangen, immer mit dem Duft frischer Blätter in der Nase.
Der Palast sah von innen so aus, wie ein Baum von außen und alle Gänge waren Äste und die Räume waren wie Kuckuckslöcher hineingehauen.
Der Saal war eine einfache Platte aus Holz, in deren Mitte ein wunderschöner, baumähnlicher Thron stand, auf welchem wiederum der König Thranduil saß.
Er sah sie gleichgültig an und erhob sich dann anmutig von seinem Stuhl, um die Treppe, welche an den Seiten entlangführte, da der Thron höher gelegen war, hinunterzusteigen.
Er sah zu seinem Sohn. „Legolas.", die Stimme war schneidend und kalt, wie auch der Blick aus den stechenden, blauen Augen „Wer stört mich in meiner Ruhe? Dass es Zwerge sind, sehe ich selbst, aber was sind ihre Absichten? Wollen sie rauben? Plündern? Mich zum Narren halten?"
Der jüngere Elb schien unter dem Blick zu schrumpfen, doch Legolas zeigte keine Angst, aber die Zwerge konnten sehen, dass die Hände, welche er hinter dem Rücken hielt, zitterten.
„Zwerge haben nicht die Befugnis, durch meine Lande zu wandern. Sperre sie ein!"
Der König hatte bei seinem letzten Satz auf Thorin geblickt und ihn abschätzend betrachtet, doch der Zwerg hatte nur die Nase etwas gereckt und sich nicht beeindrucken lassen.
„Wären die Zwerge allein gereist, hätte ich sie längst in die Kerker geworfen und dich nicht damit belästigt, Vater, doch sie hatten jemanden bei sich, der dich interessieren wird."
Bei diesen Worten drehte Thranduil sich herum, denn er hatte bereits den Weg zurück zu seinem Thron eingeschlagen.
Er reckte auffordernd das Kinn und wartete, dass Legolas die Person vorführen würde.
Dieser nahm Charlie bei der Schulter und zog ihn nach vorn.
Bei dem Anblick des Halbmenschen schossen die Augenbrauen des Königs in die Höhe, der Elb blinzelte und es hätte sicher nicht viel gefehlt, dass er sich in den Arm gekniffen hätte, um zu sehen, ob er träumte, doch das schien ihm dann wohl doch etwas unangebracht.
„Charlie", flüsterte er und trat auf den Halbmenschen zu.
„Ihr kennt mich.", stellte der Halbzwerg trocken fest „Dann kanntet ihr auch meinen Vater?"
„Als eure Mutter starb, kam dein Vater zu mir. Mit dir."
„Dann habt ihr ihm geraten zu Galadriel zu gehen?" Dass Thranduil ihn duzte ignorierte Charlie großzügigerweise.
„Das stimmt, obwohl ich ihm eigentlich nur die Bestätigung gab, es zu tun."
Irgendwie kam auch der König ihm von irgendwoher bekannt vor... Auf einmal machte es 'Pling' in Charlies Kopf und er rief: „Mir ist endlich eingefallen, woher ich euch kenne!"
„Ach wirklich?", der König und sein Sohn zogen unisono eine Augenbraue in die Höhe.
„Von meiner Schwester!"
2192 Wörter, 28.08.2020
Ähm, was soll ich sagen, ich war die letzte Woche bei meiner Verwandschaft und hatte keine Zeit, um etwas zu posten :/
Das ist eine lepsche Ausrede, ich weiß -.-
Aber es wird ab hier nun auch wieder regelmäßig weitergehen und als kleine Entschädigung, kommt das nächste Kapitel schon Morgen, ok? :)
Mal sehen, was Ari nun wirklich alles zur Geschichte beitragen wird...
-Aranel
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top