Zu Hause
Kapitel 30 - Zu Hause
Shoto POV.
"Was ist los?" fragte meine Mutter, als mein Vater mich in das Wohnzimmer zog.
Das Handgelenk, an dem er mich gepackt hatte, tat weh. Schon oft genug hatte er mich dort grob festgehalten, sodass die dunklen Flecken nicht zu übersehen waren.
"Diese Schwuchtel stand gerade vor unserer Tür." klärte er meine Mutter auf, bevor er wütend zu mir sprach: "Wer hat dir erlaubt, mit ihm zu reden?"
"Ist es jetzt schon verboten, mit Menschen außerhalb dieses Hauses Kontakt aufzunehmen?" fragte ich genauso wütend.
Meine Mutter kam auf mich zu, legte eine Hand auf meine Schulter und musterte mich besorgt.
"Hat er dich angefasst? Vielleicht duschst du erstmal...."
Ich trat fassungslos einen Schritt nach hinten.
"Was...? Nein, er hat mich nicht angefasst, aber selbst wenn... Du tust so, als hätte er eine Krankheit, nur weil er homosexuell ist!"
"Er hat dich schon einmal umgepolt. Wir brauchen das nicht nochmal." sagte sie schlicht und schien sich gar nicht darüber bewusst zu sein, was sie da gerade redete.
"Ihr seid so ekelhaft. Wie könnt ihr meine Eltern sein?!" rief ich laut aus.
Meine Mutter sah mich entsetzt an.
"Shoto, ich verbiete mir so einen Ton!" sagte mein Vater harsch, aber ich schüttelte den Kopf.
"Ich lasse mir das nicht länger gefallen! Ich bin nicht falsch gepolt, oder sowas. Ich bin genauso normal wie jeder andere Mensch, auch wenn ich auf Männer stehe."
Mein Vater trat einen Schritt auf mich zu.
"Hör endlich auf mit diesem Quatsch. Du bist verdammt nochmal nicht wie diese Schwuchtel!"
"Wenn du ihn noch einmal Schwuchtel nennst, dann wirst du dir wünschen, nie geboren zu sein!" sagte ich hasserfüllt.
Ich hatte es satt, dass er Katsuki so nannte. Niemand durfte so über ihn reden!
"Ach ja? Und was willst du tun, huh? Als könntest du etwas ausrichten! Du bist eine einzige Enttäuschung!"
Es tat weh, wenn der eigene Vater einen als Enttäuschung bezeichnete. Aber noch mehr tat es weh, als er mir in den Magen schlug. Meine Beine knickten ein und ich sackte zu Boden.
"Was ist denn los- Oh Gott! Shoto!" hörte ich Fuyumis Stimme und keine Sekunde später kniete sie sich neben mich.
"Vater, was hast du Shoto angetan?!" rief Natsuo wütend.
Die lauten Schreie mussten die beiden aufmerksam gemacht haben.
"Ich habe nur getan, was nötig war, um Shoto seine Phase auszutreiben."
"Das ist keine Phase." presste ich hervor.
"Shoto, bitte. Hör endlich auf, dich gegen Vater zu wehren." flehte Fuyumi besorgt.
Mir stiegen die Tränen in die Augen. Scheiße, tat ich das hier alles umsonst? Mein Magen schmerzte und ich verzog das Gesicht.
"Du kannst nichts gegen Shotos Gefühle machen! Warum geht das nicht in deinen sturen Kopf hinein?!" schrie Natsuo außer sich.
"Fängst du jetzt auch noch damit an!? Was ist denn alles falsch mit euch?! Was habe ich bei eurer Erziehung nur verdammt nochmal falsch gemacht!"
Ich sah Vater an, dass er kurz davor war, auch Natsuo zu schlagen und Angst machte sich in mir breit. Er wollte mich nur beschützen! Er hatte nichts getan!
In dem Moment hörte ich, wie die Haustür aufgeschlagen wurde.
"Polizei! Gehen Sie von dem Jungen weg!" sagte ein männlicher Polizist.
Erleichterung duchflutete mich, als die Polizisten meinem Vater die Hände auf den Rücken drehten.
"Was soll das?! Ich hab nichts getan! Was wollen Sie von mir?!" schrie mein Vater wütend und wehrte sich gegen die Polizisten.
"Sie stehen im dringenden Tatverdacht der häuslichen Gewalt." informierte ihn die Polizistin und dabei fiel ihr Blick auf mich.
Doch in dem Moment zog eine andere Person meine Aufmerksamkeit auf sich, als Katsuki sich neben mich kniete.
"Shoto, mein Gott. Geht es dir gut? Tut dir was weh? Hat dich der Arsch irgendwo verletzt?" rief er total durcheinander.
Fuyumi stand auf und ließ und lächelnd alleine, als ich ihn ohne eine Antwort in meine Arme zog.
"Ich hab dich so vermisst....." flüsterte ich den Tränen nahe.
"Ich dich auch.... so sehr..." hauchte er als Antwort und vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge.
Seinen Körper nach all den Wochen, die sich wie Jahrzehnte angefühlt hatten, endlich wieder so nah spüren zu können, nahm mir einen riesigen Stein von den Schultern.
Die Polizisten baten mich nach draußen in einen Krankenwagen, wo ich erstmal untersucht wurde. Nach ein paar Minuten durfte dann Katsuki zu mir. Ich setzte mich etwas auf, sodass Katsuki sich neben mich auf die Liege setzen konnte.
"Wie geht's dir?"
Ich lächelte leicht und nahm sanft seine Hand.
"Schon viel besser.... Ich hab was gegen die Schmerzen bekommen und sonst scheine ich keine großen Verletzungen abbekommen zu haben."
Erleichtert atmete er aus.
"Zum Glück.... Als dein Vater dich nach drinnen gezogen hat, hab ich direkt die Polizei und einen Krankenwagen gerufen. Es hat ewig gedauert und ich hab mir riesige Sorgen um dich gemacht!"
"Mir geht's gut. Vielen Dank für die Hilfe trotz...."
Ich redete nicht weiter. Wieso half er mir eigentlich? Wieso war es ihm nicht egal, wie es mir ging?
"Warum hast du nicht mit mir geredet? Wieso hast du dich einfach getrennt?"
"Ich hatte Angst.... Ich hatte verdammte Angst um dich.... Mein Vater hat mir gedroht.... Ich wollte nicht, dass auch dir soetwas passiert..."
Ich lehnte meine Stirn gegen seine und genoss seine Nähe.
"Ich hab drei Wochen mit Liebeskummer zu kämpfen gehabt, während du regelmäßig geschlagen wurdest. Was bin ich nur für ein miserabler Freund...."
"Nein. Nein, Katsuki, du bist nicht miserable. Ich meine, du sitzt gerade neben mir und hast dafür gesorgt, dass mein Vater jetzt sehr warscheinlich für das, was er getan hat, seine gerechte Strafe erhält!"
Er lächelte und mein Herz schien überzulaufen vor Glück.
Wie ich diesen Mann liebte....
"Es tut mir so leid.... Alles, was passiert ist. Du hattest nichts davon verdient. Wenn du nichts mehr von mir wissen willst, dann...."
Entsetzt sah Katsuki mich an.
"Was redest du denn da?? Wieso sollte ich dich nicht mehr wollen?!"
Er spürte Tränen in meinen Augen, während ich leise weiter redete und meine Ängste der letzten Wochen mit ihm teilte.
"Ich hab dich verletzt.... Ich hab dir das Gefühl gegeben, dass ich dich nur für Sex wollte, was nie meine Absicht war! Aber du hast drei Wochen in diesem Glauben gelebt..... Hätte ich dich nur nie in die ganze Scheiße hineingezogen! Es tut mir unendlich leid, aber eine Entschuldigung macht das nicht wieder gut. Wenn du.... Wenn du schon längst über die Trennung hinweg bist und keine Beziehung mehr mit mir willst, ist das vollkommen in Ordnung und ich würde dich auch nicht dazu zwingen, wieder mit mir zusammen zukommen, aber.... Ich will, dass du weißt, dass ich dich immer geliebt habe und dich auch immer noch.. liebe."
"Shoto.... Sieh mich an...." sagte Katsuki sanft und legte eine Hand an meine Wange.
"Shoto, es stimmt, dass du mich verletzt hast.... Der Gedanke, dass du nur Sex mit mir wolltest, hat mich zerissen, weil..... Weil ich mich in deine Art verliebt habe, wie du mich immer zur Weißglut bringst, aber trotzdem mein Ruhepol bist.... Ich hab mich in deine warme Stimme am Morgen verliebt, wenn du mir Kaffe gebracht hast. Ich hab mich in das kleine Zucken an deinen Mundwinkeln verliebt, wenn du kurz danach in Gelächter ausbrichst.... Es hat mich zerissen, weil ich mich in dich verliebt habe."
Ich lauschte Katsukis Stimme und den warmen Worten, die mein Herz völlig aus dem Takt brachten.
"Ich kann dir verzeihen. Und ich werde dir nicht nur verzeihen, ich habe dir schon längst verziehn." flüsterte er.
"Und woher weißt du, dass du das in ein paar Jahren nicht bereuen wirst? Wenn du dir dann wünscht, jetzt schon ein neues Leben angefangen zu haben-"
"Ich weiß genau, dass das nicht passieren wird. I-ich weiß es ganz genau." unterbrach er mich, ebenfalls mit Tränen in den Augen. "Ich weiß es, weil.... Weil ich schaue dich an und... u-und ich bin.... zu Hause...!"
Ich begann zu weinen und nahm ihn in den Arm. Er krallte sich in mein Tshirt und hielt mich so sehr fest, als wöllte er mich nie mehr gehen lassen.
Überglücklich hielt ich den Mann in meinen Armen, der meinem Leben einen Sinn gab. Der mir Halt gab und mit dem mir eine Zukunft bevorstand.
Und dieser Zukunft sah ich nur allzu gerne entgegen.
1377 Wörter
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Ich schwöre, die Aussprachen nach einem Drama sind immer die schönsten.... *Träne der Rührung*
Nein, hier ist noch kein Ende, ich werde euch noch ein bisschen mit dieser Geschichte nerven.
Also bleibt dran :))
Freut mich, dass wenigstens nicht alle Leser nach diesem langen Drama von 10 Kapiteln, das uns alle zerrissen hat, abgehauen sind und ihr immer dabei seid.
Ich hoffe, ihr seid bisher begeistert von dieser Geschichte und begleitet sie auch weiterhin♡
Bis zum nächsten Kapitel<33
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