Wahre Liebe?

Kapitel 10 - Wahre Liebe?

Katsuki POV.

Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Haustür, nachdem ich diese zugeknallt hatte.

Was hatte ich mir bitte dabei gedacht, ihn nochmal zu küssen?! Obwohl ich es nicht zugeben wollte, war mein Körper voller Glücksgefühle und ich berührte meine Lippen mit meinen Fingern.

Seine Küsse waren so gut....

Völlig durcheinander zog ich meine Jacke und Schuhe aus und ging in die Küche. Dort fand ich meine Eltern vor. Mein Vater, der mich freundlich anlächelte und meine Mutter, die abwartend grinste.

Genervt rollte ich mit den Augen. Kurz hatte ich vergessen, dass es sie ja auch noch gab.

"Und? Wie wars?" grinste meine Mutter.

Ich wurde rot und fuhr mir nervös durch die Haare.

"Es war schön..... denke ich...... Also eigentlich war es sogar sehr schön..."

Der Gesichtsausdruck meiner Mutter veränderte sich und ich konnte es nicht wirklich deuten. War das gut oder schlecht? Ahnte sie, dass wir eigentlich noch gar nicht zusammen waren?

Doch im nächsten Augenblick grinste sie wieder so breit, als wäre nichts passiert.

"Und ist etwas besonderes passiert?"

"Das geht dich gar nichts an!" protestierte ich.

Ich holte mir ein Glas und füllte Wasser hinein. Ich sah dem Wasser dabei zu, wie es in das Glas lief und dachte an unseren Kuss in der Gondel.

Wie seine Augen geleuchtet hatten, nachdem wir uns gelöst hatten. Und wie sehr mein Herz dabei geschlagen hatte, als ich seine weichen Lippen auf meinen gespürt hatte.

So romantisch hätte ich mir meinen ersten Kuss nie ausgemalt... Sonst war ich nie der romantische Typ gewesen. Schon als wir diese Bilder in dem Automaten gemacht hatten, hätte ich dagegen sein sollen.

Das taten doch nur frisch verliebte Pärchen!

Aber es war so schön gewesen! Und ich hatte das Gefühl gehabt, dass wir uns dort schon geküsst hätten, wären wir nicht gestört worden.

Shoto krempelte mich regelrecht um und zeigte mir selbst ganz neue Seiten, die ich bis vor zwei Wochen nicht einmal von mir selbst gekannt hatte.

Und ich wusste nicht so recht, ob ich mich darauf einlassen sollte....

"Ist etwas, Katsuki?" fragte die Stimme meines Vaters, die viel ruhiger wirkte, als die meiner Mutter.

"N-nein.... Es ist nur..."

Ich drehte mich mit dem Glas Wasser in der Hand um und lehnte mich an die Küchenzeile.

"Ich weiß nicht so Recht, ob das Ganze zwischen uns funktioniert...." murmelte ich leise.

Mitsuki setzte sich etwas aufrechter hin. Betrübt starrte ich in das Wasserglas.

"Ich meine, wir sind Teenager..... Welche Beziehung hält denn schon ein Leben lang? Theoretisch könnte sie morgen wieder vorbei sein..... Wir sind viel zu unterschiedlich, als dass das auf Dauer funktionieren könnte..."

Ich war viel zu offen für meine Verhältnisse. Aber mit meinen Freunden konnte ich nicht darüber reden, sie wussten ja gar nicht, dass da überhaupt etwas zwischen uns läuft und meine Eltern waren für dieses Thema gerade die einzigen Ansprechpartner.

"Katsuki, hör mal."

Meine Mutter stand auf und kam auf mich zu.

"In welcher Beziehung geht es denn darum, genau gleich zu sein? Es sind doch gerade die Unterschiede, die den Partner so interessant machen. Es wäre doch langweilig, wenn ihr genau dasselbe toll findet und nicht mal etwas neues über den anderen heraus finden könntet."

Insgeheim musste ich ihr Recht geben. Ich hatte mich zwar ziemlich darüber aufgeregt, wer denn bitte gerne kalte Soba aß, doch irgendwie hatte ich mich ihm näher gefühlt, mit jedem bisschen, das ich mehr über ihn heraus fand.

"Natürlich hast du Recht, nicht jede Beziehung hält ein Leben lang. Und es ist okay, sich zu trennen, wenn man merkt, dass es nicht mehr passt. Aber eine Beziehung von vornherein gar nicht erst anzufangen, aus Angst, dass es auf Dauer nicht passt, ist Quatsch."

Sie schnippte mir gegen die Stirn.

"Aua! Wofür war das denn?!"

"Damit du aufwachst und endlich merkst, dass du und Shoto ein super Paar abgebt. Außerdem bist du doch schon seit einem Monat mit ihn zusammen, da wirst du ja wohl merken, ob es passt oder nicht!"

Nun war wieder der tadelnde Unterton in ihrer Stimme zurück. Ich seufzte.

"Ja...... Du musst es natürlich besser wissen....."

"Ich würde eher sagen, ich spreche aus Erfahrung."

Sie sah meinen Vater an, der sanft lächelte und mir war klar, dass sie Recht hatte. Die beiden konnten unterschiedlicher nicht sein und trotzdem waren sie schon so lange zusammen....

"Vielleicht ist es ja soetwas wie wahre Liebe, was eine solche Beziehung ermöglicht."

Sie zwinkerte mir zu.

Wahre Liebe?

-

In meinen Zimmer angekommen, schmiss ich mich ersteinmal auf mein Bett.

Mein Kopf dröhnte und ich war immer noch vollkommen durch den Wind. Ich hatte das Gefühl, als hätte der heutige Tag mein Leben einmal komplett umgeworfen. Wie sollte ich denn noch mit Shoto reden, wenn das zwischen uns passiert war?

Wie sollte ich mich ihm gegenüber verhalten? Hatte ihm der Kuss überhaupt gefallen?!

Er hatte warscheinlich schon so viele Frauen geküsst, dass es vielleicht gar nichts besonderes mehr für ihn war. Außerdem war das mein erster Kuss gewesen. Was, wenn ich ein ganz schrecklicher Küsser war?!

Meine Hand suchte nach meinem Handy und ich schaltete es ein. Als ich den Chat mit Shoto öffnete, sah ich, dass er ebenfalls online war. Sofort war ich hellwach und starrte ungeduldig auf mein Display, um ja nicht die Sekunde zu verpassen, in der seine Nachicht ankommen würde.

Wofür genau war der Kuss vorhin?♡

Ich wurde rot. Was hatte ich mir nochmal dabei gedacht?!

Stimmt, eigentlich hast du ihn gar nicht verdient. Nicht, dass dir das jetzt zu Kopf steigt.

Mein Herz pochte ganz aufgeregt. Es dauerte lange, bis er wieder antwortete. Gespannt wartete ich darauf, was er darauf antworten würde.

Zu spät. Außerdem hab ich mich jetzt schon daran gwöhnt, jedes Mal zum Abschied einen Kuss zu bekommen. Da kann man wohl nichts machen ;)

Hieß das, ihm hatte der Kuss gefallen?! Ich starrte einige Sekunden auf die Nachicht, bevor ich eine Antwort tippte.

Wir schrieben einige Minuten und mit jeder Nachicht, die von ihm auf meinem Display aufploppte, schlug mein Herz einmal mehr schneller.

Wollen wir telefonieren? Dann kann ich dir auch nachher richtig gute Nacht sagen♡

Aufgeregt hielt ich die Luft an. Er wollte telefonieren?! Meine Finger flitzten über die Tasten meiner Tastatur, als ich ihm seine Frage beantwortete. Keine fünf Sekunden später hielt ich mir das Handy ans Ohr.

"Hi"

"Hi"

Mein Herz schlug so schnell, dass ich Angst hatte, er könnte es selbst am anderen Ende des Telefons noch wahrnehmen.

"Hat es den Ansprüchen deiner Mutter genügt, wie ich dich hergebracht habe, oder hätte ich dir noch bis zur Haustür folgen sollen?"

"Ich glaube, es hat ihr gereicht."

Seine Stimme war ganz warm und sie so nah an meinem Ohr zu hören, machte mich total hibbelig.

"Shoto?"

"Hm?"

"Also.... Es war total ernst gemeint, das mir der Tag gefallen hat, das weißt du, oder? Ich meine, ich habe das nicht einfach nur so gesagt. Wir können das gerne.... wiederholen."

Am anderen Ende war ein Lachen zu hören, das mein Herz einmal stolpern ließ.

"Keine Sorge, Katsuki. Ich hab dich total ernst genommen, auch wenn du untypisch schüchtern warst."

"Ich war überhaupt nicht schüchtern! I-ich war nur...äh... Müde, ja! Der Tag war ja auch super anstrengend."

Ein Kichern war zu hören.

"Natürlich, nur müde. Dann solltest du jetzt schlafen, nicht wahr?"

Aber ich will noch nicht aufhören, zu telefonieren...

"Ja, warscheinlich."

Ich will deine Stimme noch länger hören...

"Dann gute Nacht. Schlaf schön."

Ich will noch länger dieses Herzklopfen spüren....

"Dir auch eine gute Nacht."

Irgendwie fühlte ich mich total leer, nachdem wir den Anruf beendet hatten. Gedankenverloren drückte ich mein Gesicht in mein Kissen.

Was machte er nur mit mir?

Wieder griff ich nach meinem Handy und öffnete meine Galerie. Ich tippte auf ein Foto und sah es mir an. Es war ein Foto von Shoto, das ich heute gemacht hatte.

Wir hatten uns gerade irgendwo Süßigkeiten geholt und er hatte sie alle auf dem Arm gehabt. Der Wind fuhr ihm durch die Haare und ein leichtes Lächeln zierte seine Lippen.

Lächelte zoomte ich mehr an sein Gesicht heran. Dieses perfekte Gesicht, in dessen Stirn einige weiße und rote Haarsträhnen fielen.

Inzwischen konnte ich gut verstehen, warum so viele Frauen gerne mit diesem Mann zusammen waren. Inzwischen konnte ich nachvollziehen, was sie dazu gebracht hatte, sich auf ihn einzulassen, obwohl sie wussten, dass er jedem Mädchen das Herz brach.

Ich konnte das nachvollziehen, da ich mich selbst auf ihn eingelassen hatte. Denn ich hatte mich selbst in ihn verliebt.

1415 Wörter

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