Verfallen

Kapitel 35 - Verfallen

Katsuki POV.

Ich zog die Wolldecke enger um mich und trank einen großen Schluck meines Tees. Das Licht des Fernsehers erhellte das kleine Wohnzimmer und ich verfolgte gespannt den Film.

Shoto hatte vor zwei Stunden angerufen und mir gesagt, dass es bei ihm später werden würde, da er noch eine Notoperation reinbekommen hatte, die etwas Zeit in Anspruch nehmen würde.

Ich hasste es zwar, wenn sowas passierte, aber Shoto konnte ja nichts dafür. Und natürlich war ich ihm wegen sowas nicht böse. Ich hatte ihm noch etwas von dem Rest Soba von gestern übrig gelassen und hatte mich einfach vor den Fernseher gesetzt, während ich wartete.

Und so lange dauerte es auch gar nicht mehr, da hörte ich, wie die Haustür aufgeschlossen wurde.

"Wieso bist du denn noch wach?" fragte Shoto, als er im Wohnzimmer stand.

Ich hob wortlos die Decke etwas an und er kam sofort zu mir.

"Du musst doch morgen auch früh raus. Wieso wartest du dann, bis ich da bin?"

"Ich könnte doch sowieso nicht schlafen, bis du da bist. Also warte ich einfach hier."

Er nahm mich in den Arm.

"Du stinkst nach Krankenhaus." beschwerte ich mich.

Shoto lachte leicht und strich sanft über meinen Rücken. Seine Fingerspitzen fuhren sanfte Kreise über mein Tshirt und ich genoss seine Berührungen.

"Dann sollte ich mal duschen gehen, was?"

"Wehe du stehst jetzt auf. Ich bin noch nicht fertig mit kuscheln." sagte ich und drückte mich nur noch fester an ihn.

Shoto ließ sich überzeugen und wir kuschelten geschlagene zwanzig Minuten auf dem Sofa. Wir verkreuzten unsere Beine und breiteten die Decke über uns aus, bis wir es als gemütlich empfanden.

Wir redeten über unseren Tag und Shoto flüsterte mir immer wieder Komplimente zu, die mir das Blut in den Kopf schießen ließen. Auch wenn er extrem nach Desinfektionsmittel roch, hatte sein Geruch immer noch diese Note Geborgenheit, die ich so liebte.

"Hör endlich auf, mich so verlegen zu machen." murmelte ich.

"Aber dir gefällt es doch." stellte Shoto fest und strich mir sanft ein paar Haarsträhnen aus der Stirn.

Natürlich gefiel es mir, wenn er mir sagte, was er an mir liebte! Aber es machte mich trotzdem verlegen und ließ mich zu einer überreifen Tomaten werden.

"Sei einfach leise."

Ich drückte meine Lippen auf seine und erstickte seine Worte mit einem Kuss. Er saugte sanft an meiner Unterlippe und schob seine Hände in meinen Nacken, um mich näher an sich zu ziehen, auch wenn das eigentlich gar nicht mehr möglich war.

"Hör doch einfach auf, so wunderschön zu sein. Dann könnte ich dir keine Komplimente machen." schlug er grinsend vor.

"Ne, ne, lass mal. Wenn ich aufhören würde, wunderschön zu sein, würde ich ja niemanden mehr kriegen, wenn es mit uns aus ist." wehrte ich ab.

Shoto sah mir tief in die Augen.

"Du würdest doch niemals etwas mit jemand anderem anfangen. Dafür bist du mir viel zu sehr verfallen."

"Hälst du das nicht für etwas überheblich?"

Ich zwickte ihm in die Seite und er lachte leicht.

"Dann müsstest du mich aber erstmal vom Gegenteil überzeugen."

Ohne ihm zu antworten, drückte ich mein Gesicht in seine Schulter und schloss meine Augen. Natürlich könnte ich niemals etwas mit jemand anderem anfangen! Weil ich ihn zu sehr liebte. Weil ich ihm zu sehr verfallen war.

Aber das wusste er ja...

Irgendwann löste Shoto sich dann aus meiner Umarmung und verschwand ins Bad. Auch wenn ich hundemüde war, stand ich nocheinmal auf und machte Shoto den Rest vom Abendessen bereit.

"Du musst doch müde sein. Du kannst dich doch schon ins Bett legen." sagte Shoto, als er mit noch nassen Haaren in die Küche kam.

"Die zehn Minuten werde ich schon noch schaffen, wach zu bleiben." antwortete ich.

Shoto aß seine Soba, während ich ihn anstarrte.

Ihm hingen nasse Haarsträhnen in der Stirn und seine roten und weißen Haare waren total verwuschelt, was unglaublich süß aussah. Ich wusste noch genau, wie ich mich damals darüber aufgeregt hatte, dass sein Lieblingsessen kalte Soba waren, aber eigentlich war seine vernarrte Liebe in dieses Gericht total niedlich.

Seine Augen leuchteten jedesmal auf, wenn es kalte Soba gab.

Shoto hob seinen Blick und sah mich direkt an. Ich sah, dass er fertig mit essen war, aber er redete nicht..... Stattdessen sahen wir uns einige Sekunden einfach nur an und ich bekam dieses Gefühl von Schmetterlingen, die in meinem Magen herum flatterten.

"Du bist so.... wunderschön..." flüsterte ich.

Er lief tomatenrot an und ich grinste. Aber ansonsten blieben wir weiterhin still. Es war, als wären wir in unserer eigenen Welt gefangen, während wir uns einfach ansahen, auf der niemals endenden Suche danach, ob wir etwas an dem anderen fanden, das uns nicht gefiel.

"Lass uns ins Bett gehen." sagte er irgendwann leise.

Ich stand auf und kaum stand er bei mir, fanden unsere Lippen zueinander.

Shoto schaltete das Licht in der Küche aus und wir tappten im Dunklen ins Schlafzimmer. Als wir endlich unter der warmen Decke lagen, spürte ich die Müdigkeit in allen Knochen.

"Ich liebe dich." flüsterte Shoto sanft und fuhr mir durch die Haare.

"Ich liebe dich auch."

-

Ich sah auf die Uhr und runzelte die Stirn. Shoto hätte schon vor einer halben Stunde zu Hause sein sollen. Zum fünften Mal checkte ich meine Nachichten, aber er hatte mir immer noch nicht geschrieben....

Komisch, normalerweise meldete er sich immer....

Ich hoffte, dass er nicht schon wieder länger im Krankenhaus bleiben musste.... Das kam in den letzten zwei Wochen häufiger vor und begann langsam wirklich, mich zu nerven.

Sollten die doch jemanden anderen nehmen und nicht Shoto!

Ich zuckte zusammen, als mein Handy klingelte und ich nahm den Anruf sofort an, als ich sah, dass es Shoto war.

"Tut mir leid, ich muss heute wieder länger machen...."

Ich ließ enttäuscht die Schultern hängen, als Shoto das sagte.

"Warum musst du das denn immer machen?" beschwerte ich mich.

"Es tut mir ja leid.... Ich bin in 3 Stunden zum Abendessen zu Hause, okay?"

"Ja...."

"Lass den Kopf nicht hängen! Du kannst dir auch ohne mich einen entspannten Nachmittag machen." sagte seine sanfte Stimme an meinem Ohr.

"Ich weiß, aber mit dir ist es immer schöner."

"Ich liebe dich."

Ich lächelte.

"Ich dich auch."

Als der Anruf beendet war, legte ich mein Handy zur Seite und seufzte. Ich wusste ja, dass Shoto nichts dafür konnte, aber trotzdem war ich es langsam leid, dass er ständig erst so spät kam.....

Den restlichen Nachmittag verbrachte ich damit, dass ich Wäsche aufhing, Staub saugte und die Wohnung etwas aufräumte.

Als es an der Tür klingelte, hob ich verwirrt den Kopf. Hatte Shoto seinen Schlüssel vergessen....?

Ich lief zur Tür und öffnete sie. Vor mir stand nicht Shoto....

"Ochako?"

Die junge Frau mit den braunen Haaren lächelte mich nervös an. Ich erinnerte mich, dass ich sie bei dem Stufentreffen vor zwei Wochen wiedergetroffen hatten und ein paar Worte gewechselt hatten.

Sie hatte nach der Schule Tiermedizin studiert und war jetzt Tierärztin in einer Tierarztpraxis gar nicht so weit von hier entfernt.

Ihre schulterlangen braunen Haare hatte sie lang wachsen lassen und ich musste zugeben, dass sie wirklich hübsch geworden war.

"Was machst du hier? Und woher weißt du überhaupt wo wir wohnen?" fragte ich immer noch völlig verwirrt.

Sie trat nervös von einem Fuß auf den anderen und drückte ihr Handy an ihre Brust.

"Ähm... Eure Adresse stand auf diesem Zettel, der mit der Einladung zum Stufentreffen kam, weißt du noch? Da standen von allen Kontaktdaten drauf..."

"Ah... stimmt..."

Richtig, dieser Zettel war sofort in der Mülltonne gelandet...

"Aber das erklärt nicht, was du hier möchtest..."

"Es gibt da etwas, das ich dir zeigen möchte..." sagte sie zögerlich und ein flaues Gefühl machte sich in meinem Magen breit.......

1284 Wörter

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