Hoffentlich...

Kapitel 42 - Hoffentlich...

Touya POV.

Es war gegen 11 Uhr, als ich den Anruf aus dem Krankenhaus erhielt. Die Frau am Hörer sagte mir, dass Shoto einen Autounfall gehabt hätte und notoperiert werden würde. Ich hatte ihr versichert, sofort ins Krankenhaus zu kommen.

"Was ist los? Du bist ganz blass geworden!" fragte Keigo besorgt nach.

"Es tut mir so so leid, aber ich muss gehen..." stammelte ich zerstreut, schnappte mein Portmonaie und legte das Geld für den Kaffee auf den Tisch.

"Was? Warum?"

Ich konnte die Enttäuschung in seinen Augen sehen.

"Das war das Krankenhaus. Shoto hatte einen Autounfall! Ich muss da hin!" erklärte ich in kurzen Worten und stand auf.

Er stand ebenfalls auf und fragte: "Soll ich dich fahren?"

Ich schüttelte den Kopf. "Danke, aber ich glaube, ich schaffe das. Wir telefonieren später, ja?"

Ich drückte ihm einen Kuss auf die Wange, was ihn ganz rot werden ließ, und verließ schnellen Schrittes das Cafe. Ich bretterte über die Straßen zum Krankenhaus.

Shoto hätte sich auch wirklich keinen unpassenderen Zeitpunkt aussuchen können! Nachdem Enji vor acht Jahren für seine Taten bestraft wurde, hatte ich mich von Himiko getrennt. Sie hatte meine Beichte über meine Gefühle sehr locker genommen und war mir überhaupt nicht böse.

Seitdem hatte ich versucht, Keigo zu finden. Seine Nummer, die ich noch besessen hatte, hatte nicht mehr funktioniert. Stattdessen war ich zu seiner alten Anschrift gefahren, das Haus war allerdings schon längst weiter verkauft worden und man konnte mir keine Informationen zur Familie Takami geben.

Ich hatte mich also auf die sozialen Medien verlassen und hatte versucht, ihn über Facebook und Instagram zu finden. Ich hatte sogar alte Mitschüler von uns kontaktiert, ob sie etwas wüssten!

Vor einigen Wochen hatte ich dann seine jetztige Telefonnummer von einer Kellnerin bekommen, die in dem Restaurant arbeitete, in dem Keigo damals gejobbt hatte, um das Geld für die Miete der Wohnung zusammen zu bekommen, in dem er uns seine Mutter gelebt hatten.

Sie hatten nie viel Geld, aber das war mir egal.

Ich erinnerte mich noch wie mir mein Herz zum ersten Mal nach fast zwanzig Jahren wieder bis zum Hals geschlagen hatte, als er meinen Anruf abgenommen hatte.

"Takami Keigo." hatte er gesagt und sofort hatte ich Tränen in den Augen.

"Hallo, Keigo. Hier ist Touya..."

Danach war eine lange Pause gewesen, bis er gefragt hatte: "Was willst du, Touya? Wieso meldest du dich nach zwanzig Jahren wieder bei mir? Woher hast du überhaupt meine Nummer?"

Ich hatte ihm erklärt, dass es viel gab, was ich ihm zu sagen hatte. Dass es viel zu viel war, um es am Telefon zu sagen und ich hatte ihn gebeten, sich mit mir zu treffen.

Mein Herz wäre vor Freude fast explodiert, als er zugestimmt hatte.

Vor unserem ersten Treffen war ich total nervös gewesen. Und als ich ihn dann gesehen hatte..... "Du bist in all den Jahren nicht weniger schön geworden." war das erste gewesen, was ich gesagt hatte.

Ich hatte ihm erzählt, was damals in meiner Familie abging. Was mein Vater von unserer Beziehung gehalten hatte. Und wieso ich mich von ihm getrennt hatte.

"Und wieso jetzt? Wieso meldest du dich jetzt? Die Meinung deines Vaters hat sich doch bestimmt nicht verändert." hatte er gesagt, nachdem ich ihm alles geschildert hatte.

Ich hatte gelächelt und ihm erzählt, dass Shoto bisexuell wäre und seit acht Jahren einen Freund hatte.

"Shoto hat ihn auch erst versteckt, aber nachdem es ans Licht gekommen ist, hat mein Vater ihn natürlich auch dazu gezwungen, sich von Katsuki zu trennen. Aber die beiden..... waren stärker als wir damals. Mein Vater ist schließlich ins Gefängnis gekommen und ich habe mich von Himiko getrennt...... Seitdem suche ich dich..." hatte ich zum Schluss hinzugefügt.

"Vielleicht haben wie ja noch eine Zukunft...." hatte Keigo leise gemurmelt und wir wurden beide rot.

Seit diesem Tag hatten wir uns schon zwei weitere Male getroffen und ich hatte das Gefühl, dass wir uns endlich wieder wir sein konnten. Touya und Keigo, nicht mehr und nicht weniger.

Aber Shoto musste natürlich wieder für Trubel sorgen!

"Wenn du stirbst, dann töte ich dich, Shoto." murmelte ich und fuhr auf den Parkplatz vor dem Krankenhaus.

Kaum hatte ich das Krankenhaus betreten, sah ich Katsuki, der total aufgewühlt auf einem der Stühle saß. Er sah wirklich fertig aus.

"Hey." sagte ich und setzte mich neben ihn.

Er zuckte heftig zusammen, aber sah mich erleichtert an, als er mich erkannte.

"Gott sei Dank bist du hier! Man will mir keine Auskunft geben, was mit Shoto ist, weil ich nicht zur Familie gehöre!" stellte er entrüstet fest.

"Also weißt du nicht, wie es ihm geht? Oder was passiert ist?"

Er schüttelte den Kopf. Ich seufzte und fuhr mir durch die Haare.

"Ich hab gehört, ihr hättet euch getrennt..... Was sollte das eigentlich?" fragte ich.

Katsuki erzählte mir, was er heute erfahren hatte, bevor das Krankenhaus angerufen hatte. Ich presste meine Lippen zusammen.

"Diese Momo.... Ich konnte sie noch nie leiden! Vorallem nach dem, was sie damals abgezogen hatte."

Katsuki nickte erschöpft. In dem Moment sah ich einen Arzt auf uns zusteuern und stand sofort auf.

"Ich bin Touya Todoroki, Shoto Todorokis Bruder. Ich möchte wissen, wie es meinem Bruder geht." sagte ich ruhig, als er bei uns angekommen war.

Katsuki stand ebenfalls auf. Der Arzt sah uns für einen kurzen Moment einfach nur an, bevor er zu sprechen begann: "Todoroki hatte einen Autounfall. Sein Auto hat auf einer großen Kreuzung total unerwartet eine Kurve nach rechts gemacht und das andere Auto konnte nicht bremsen. Dem Fahrer des anderen Autos geht es soweit gut und auch die Frau, die mit Todoroki im Auto saß hat es nicht so schwer erwischt, bis auf eine Platzwunde. Todoroki wird allerdings gerade notoperiert. Das Auto fuhr genau in seine Seite hinein. Er hat einige innere Blutungen und zwei Rippen sind angebrochen."

"Ist.... Ist er außer Lebensgefahr...?" fragte Katsuki neben mir mit schwacher Stimme.

"Das kann ich Ihnen jetzt noch nicht sagen. Tut mir leid." antwortete ihm der Arzt.

"Eine Frage hätte ich noch. Wer ist die Frau, von der sie sprachen? Die bei meinem Bruder im Auto saß." fragte ich.

Der Mann sah auf die Papiere, die er in der Hand hielt und seine Augen fuhren über die Zeilen.

"Ihr Name ist Momo Yaoyorozu. Ich muss dann aber auch weiter. Wenn ich genaueres weiß, sage ich Ihnen Bescheid."

Ich nickte, bedankte mich nocheinmal und er ließ uns alleine. Katsuki ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen. Er war ganz blass geworden....

"Soll ich dir einen Kaffee bringen?" schlug ich vor.

Er nickte nur abwesend und sah mich gar nicht wirklich an.... Besorgt ließ ich ihn alleine und suchte nach einem Getränkeautomaten.

Shoto, du kannst Katsuki so nicht verlassen...

Katsuki POV.

Während Touya mir einen Kaffee holte, kämpfte ich gegen meine Tränen an. Heulen macht es auch nicht besser, Katsuki!

Was der Arzt da gesagt hatte, klang wirklich nicht sonderlich gut.... Was, wenn Shoto jetzt wirklich starb? Was sollte ich denn dann machen?! Ohne Shoto......

Ich wischte mir über die Augen. Wenn er jetzt wirklich starb, dann konnte ich ihm nicht nocheinmal sagen, dass ich ihn liebte. Wir hatten uns etwas mehr als eine Woche nicht gesehen und es fühlte sich wie eine halbe Ewickeit an! Was sollte ich denn tun, wenn ich ihn jetzt nie wieder sah?!

"Hier."

Touya hielt mir einen Becher mit dampfendem Kaffe hin. Ich nahm ihn ihm ab und starrte in die braune Flüssigkeit.

"Shoto wird schon nicht sterben. Er ist stark.... Besonders für dich..."

Ich nickte und lächelte leicht. Ja, Shoto würde das schon schaffen...... Hoffentlich....

1261 Wörter

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