Es ist aus

Kapitel 37 - Es ist aus

Katsuki POV.

Leise schloss ich die Schlafzimmertür hinter mir. Es war 4 Uhr morgens. Shoto müsste also erst in einer Stunde aufstehen. Damit hatte ich genug Zeit, um früher aus der Wohnung zu sein.

Ich wollte Shoto nicht gegenüberstehen, mit dem Wissen, dass er mich betrog.

Meine Kopfschmerzen konnte ich daher ergründen, dass ich mir erst die Augen aus dem Kopf geheult hatte und danach nur zwei Stunden ordentlich geschlafen hatte. Die Nacht war ein einziger Horrortrip.

Umso glücklicher war ich nun über den heißen Kaffee, als ich diesen in meine Tasse goss.

Ich wollte gar nicht darüber nachdenken, was ich jetzt tun würde....

Ich trat ans Fenster und sah hinaus. Als hätte das Universum es geahnt, hangen dunkle Wolken tief am Himmel und hüllten alles in ein nasses grau. Die Autos fuhren durch große Pfützen und spritzten das Wasser nach oben.

Müde stellte ich meine leere Kaffeetasse zur Seite. Warum musste alles von dem einen Moment zum anderen in Trümmern vor mir liegen? Ich wusste nicht, was ich tun sollte und fühlte mich total hilflos.

Ich ließ die Schultern hängen und fuhr mir über das Gesicht. Was tat man, wenn man erfuhr, dass der jahrelange Freund einen betrog? Sollte ich mich jetzt trennen....?

Aber es war ja noch gar nichts bewiesen. Diese Bilder könnten auch gar nicht echt sein.... Aber wieso sollte Ochako mich anlügen? Und warum sollte Shoto mir das verheimlichen, wenn es nichts besonderes war?

Wir hatten doch keine Geheimnisse voreinander und erzählten uns alles! Zumindest hatte ich das geglaubt....

Ich machte niedergeschlagen das Licht in der Küche aus und wollte ins Bad gehen, als Shotos Handy, das auf dem Küchentisch lag, plötzlich vibrierte.

Erst wollte ich es ignorieren, aber irgendetwas hielt mich zurück... Wir sollten doch keine Geheimnisse voreinander haben........

Ich lächelte leicht, als ich seinen Handycode eingab. Das Datum, an dem wir zusammen gekommen waren.... Das Datum, an dem alles mit uns begann....

Ich öffnete die Nachichten.

Gestern Abend war wie immer wunderschön❤️ Lass uns das wiederholen.


Ich knallte das Handy zurück auf den Tisch.

Scheiße! Also stimmte es doch?!

Ich schleppte mich ins Bad und sprang erstmal unter die Dusche. Das Wasser aus dem Duschkopf vermischte sich mit meinen Tränen, die ich einfach nicht mehr zurück halten konnte.

Es verletzte mich, dass Shoto unsere ganzen Jahre Beziehung einfach wegschmiss. Acht Jahre!

Lag es an mir? War ich ihm nicht genug? Befriedigte ich ihn nicht genug, sodass er sich eine zweite Befriedigung suchen musste?

All diese Gedanken schmerzten zu sehr, als dass ich weiter an sie denken wollte.

Ich duschte fertig und zog mir frische Klamotten an. Dreiviertel fünf verließ ich schließlich die Wohnung.

Es hatte begonnen zu regnen. Ich zog meine Jacke zu und machte ihm Auto sogar die Sitzheizung an, aber trotzdem war mir kalt. Die Regentropfen klatschten gegen die Windschutzscheibe, während ich zum Krankenhaus fuhr.

Es fühlte sich so an, als wäre es nicht ich, der meinen Körper steuerte. Eher beobachtete ich mich von weit weg, wie ich jede Bewegung wie ferngesteuert ausführte..... Als hätte ich die Kontrolle über mein eigenes Leben verloren...

-

"Vielleicht solltest du mal eine Pause machen...." sagte Nejire besorgt. "Du siehst total fertig aus. Ist alles okay?"

Ich nickte nur abwesend.

"Ich kümmer mich hier schon. Hol du dir erstmal noch einen Kaffe, hm?"

Sie schob mich auf den Flur und schloss die Tür hinter mir. Ich seufzte und lief durch die weißen Flure in Richtung Eingangsbereich, wo ein Getränkeautomat stand.

Hoffentlich traf ich nicht auf Shoto..... Ich hatte nicht auf seine Anrufe reagiert und die Nachichten, warum ich schon früher weg war, auch nicht beantwortet. Ich könnte ihm sagen, dass ich spontan eine Schicht getauscht hatte, weil jemand ausgefallen war, aber ich konnte ihn nicht anlügen....

Anders als er....

-

Ich wollte mir den Kaffee so schnell wie möglich holen, um schnell wieder zurück zu können. Also steckte ich das Geld in den Automaten und das heiße Getränk wurde in einen Becher gefüllt. Ich wollte gerade wieder zurück, als ich stehen blieb.

Die ganzen Überstunden der letzten Wochen.... Hatte er mich schon seit dem betrogen....?

Ich drehte um und lief zum Empfang, wo eine junge Frau hinter dem Tresen gerade irgendwelche Blätter sortierte.

"Entschuldigung?"

Sie sah auf und musterte mich.

"Wie kann ich helfen?"

"Könnten Sie mal nachsehen, ob Shoto Todoroki in den letzten Wochen irgendwelche Überstunden gemacht hat?"

Sie zog verwundert die Augenbrauen nach oben, aber fragte nicht weiter nach und tippte etwas in den Computer.

"Mh.... Nur einmal vor zwei Wochen.... Sonst hat er anscheinend immer pünktlich Schluss gemacht."

Diese Tatsache fühlte sich an wie ein Schlag ins Gesicht. Die ganzen Wochen.... Ich hatte ihm vertraut und er hatte hinter meinem Rücken etwas mit dieser Schlampe angefangen....

"Geht es Ihnen gut? Sie sind ganz blass geworden."

"Ja, ja.... äh... Vielen Dank..." stammelte ich zerstreut, drehte mich einfach um und lief zurück.

Ich hatte ihm die Überstunden geglaubt. Wieso sollte ich auch nicht? Ich hatte nicht erwartet, dass er mich einfach so betrügen würde als würde ich ihm nichts bedeuten!

"Katsuki, du bist ganz blass! Was ist denn los?" fragte Nejire erschrocken, als ich wieder in das Behandlungszimmer kam.

"Ich... Ich mach Schluss für heute...." sagte ich leise und schnappte meine Jacke.

"Ist wohl besser so. Ruh dich aus, ja?" sagte sie noch, doch ich antwortete schon nicht mehr, da ich die Tür hinter mir schon wieder geschlossen hatte.

-

Shoto POV.

Ich schloss die Tür auf und zog meine Schuhe aus.

Irgendetwas war heute seltsam.... Katsuki war heute schon weg gewesen, als ich aufgewacht war und auf meine Anrufe und Nachichten hatte er auch nicht reagiert. Normalerweise sagte er mir immer Bescheid, wenn sich was in seinen Plänen änderte....

"Katsuki?" rief ich in die Wohnung.

Das Licht im Schlafzimmer war an und als ich das Zimmer betrat, zog Katsuki gerade den Reisverschluss seiner Tasche zu.

"Was genau wird das?" fragte ich verwirrt.

Er wirbelte zu mir herum und ich konnte die Tränen in seinen Augen erkennen.

"Katsuki, was ist los?" fragte ich erschrocken und wollte ihn in den Arm nehmen, aber er trat schnell zwei Schritte von mir weg.

"Wann hattest du vor, mir davon zu erzählen, hm?!" fragte er wütend.

"Erzählen von was?"

Ich verstand nicht worrüber er redete. Was war hier bitte los?!

"Katsuki, ich weiß nicht wovon du redest! Wieso benimmst du dich heute so merkwürdig?"

"Warum ich mich merkwürdig verhalte?! Dann erklär mir bitte deine ganzen 'Überstunden', die du nie gemacht hast!" rief er laut.

Ich schluckte. Scheiße, wie hatte er das denn herausbekommen?

"Eigentlich wollte ich dich damit überraschen-"

"Überraschen?!" Er ballte seine Hände zu Fäusten und sah mich nicht an. "Wie kann dir das alles so egal sein? Acht Jahre, Shoto..... Wieso...?"

Ich runzelte verwirrt die Stirn.

"Was meinst du? Was soll mir egal sein?"

Ich ging weiter auf ihn zu, aber er schob mich zur Seite, schnappte sich seine Tasche und lief in den Flur. Ich beeilte mich, ihm zu folgen.

"Katsuki, was soll das?!"

Er zog sich seine Schuhe an und nahm sich seine Jacke.

"Es ist aus, Shoto. Ich weiß ja nicht, was du erwartet hast, wenn ich erfahre, dass du mich betrügst, aber hier hast du deine Reaktion."

Was?! Betrügen?!

"Ich betrüge dich nicht, das würde ich niemals tun!"

"Vergiss es, Shoto. Jetzt ist es zu spät."

Er öffnete die Wohnungstür.

"Katsuki, warte!"

Ich wollte nach seine Hand greifen, aber er zog sie weg.

"Leb wohl, Shoto."

Als die Tür ins Schloss fiel, legte sich eine schwere Stille auf die Wohnung. Ich konnte erst gar nicht begreifen, was gerade passiert war.....

Katsuki hatte mit mir Schluss gemacht.....

Mein Kopf war wie leer gefegt. Ich konnte mir das alles gar nicht erklären....

Wie konnte das nur passieren?

1287 Wörter

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top