Einfach Alles

Kapitel 33 - Einfach Alles

Shoto POV.

Ich stellte den Wecker, der mich unsanft aus meinen Träumen geholt hatte, aus und kuschelte mich zurück in die Decke.

"Shoto, wir müssen aufstehen..." murmelte eine leise Stimme neben mir.

"Nur noch fünf Minuten..." antwortete ich.

"Du bist wie ein kleines Kind."

Ich schmunzelte und öffnete meine Augen. Katsuki lag ganz nah neben mir, unsere Gesichter trennten vielleicht zwanzig Zentimeter. Ich konnte ganz genau das Rot in seinen Augen erkennen, dass vor Liebe in Flammen zu stehen schien.

"Du hast es gestern aber ziemlich genossen, von einem keinen Kind duchgenommen zu werden."

"Das hast du dir sicher nur eingebildet." grinste er und rutschte noch näher an mich heran.

"Nur eingebildet also..." murmelte ich und legte meine Hand auf seinen Rücken.

Unsere Lippen verschmolzen zu einem zärtlichen Kuss und ich schmolz unter diesen Gefühlen hinweg.

In den letzten acht Jahren gab es keinen Tag, an dem ich Katsuki nicht geliebt hatte. Keinen Tag, an dem er mich nicht völlig verzaubert hatte und mir völlig den Kopf verdreht hatte.

Meine Mutter hatte mir ständig gepredigt, welch ein schlechter Einfluss Katsuki für mich sein würde. Sie veranstaltete ständig Nachmittage, bei denen wir zum Kaffeetrinken kommen sollten. Ich wusste, dass sie das nur tat, in der Hoffnung, dass ich irgendwann ohne Katsuki kommen würde. In der Hoffnung, dass ihr Einreden auf mich doch Früchte tragen würde.

Aber da konnte sie lange drauf warten.

Mein Vater hatte damals nach einem langen Gerichtsprozess eine fünfjährige Gefängnisstrafe erhalten. Ich erinnerte mich noch genau, wie Katsuki im Gericht ausgerastet war, weil es laut ihm viel zu wenig war für das, was er getan hatte.

Ich erinnerte mich auch noch daran, wie meine Mutter ihn dabei angesehen hatte. Angewidert, entsetzt, wütend. Und wie stolz ich damals in diesem Moment war, ihn meinen festen Freund nennen zu können.

Seine Haftstrafe hatte er schon vor drei Jahren abgesessen, aber wir hatten durch ein Annäherungsverbot bisher keinen Kontakt zu ihm. Ich hatte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass mein Vater sich daran halten würde. Meine Mutter hatte ihn über alles, was in den letzten Jahren passiert war, auf dem Laufenden gehalten, denn sie war immer noch der Überzeugung, dass er damals richtig gehandelt hatte.

"Raus aus dem Bett jetzt!" sagte Katsuki und kletterte über mich hinweg aus dem Bett.

"Wie kannst du um 5 Uhr morgens immer so schnell wach sein?"

"Das bleibt wohl mein Geheimnis." zwinkerte er nur und schloss schnell die Schlafzimmertür, als ich ein Kissen nach ihm warf.

-

"Was würde ich nur ohne dich tun?" fragte ich, als Katsuki meinen Hemdkragen richtete.

"Warscheinlich wie ein Penner zur Arbeit gehen."

Ich grinste und nahm die Kaffeetasse, die er mir entgegen hielt.

"Gut möglich."

Er schüttelte den Kopf und schloss die offenstehenden Schubladen. Ich ließ meinen Blick durch die kleine, gemütliche Küche wandern.

Vor zwei Jahren waren Katsuki und ich in diese Wohnung gezogen, in die wir uns absolut verliebt hatten. In einer eigenen Wohnung mit Katsuki zu wohnen, war schon immer ein kleiner Traum von mir gewesen. Im Studentenwohnheim hatten wir ein Schlafzimmer, eine Badezimmer und eine Küchenzeile gehabt. Es hatte uns gereicht, aber das hier war unsere Wohnung.

Ich lächelte.

Ich erinnerte mich noch genau daran, wie aufgeregt Katsuki gewesen war, während wir im Internet nach passenden Wohnungen gesucht hatten. Wir hatten gerade erfahren, dass wir im gleichen Krankenhaus angenommen wurden und es war alles so perfekt...

*

"Was machst du da?" fragte ich, als ich aus dem Badezimmer kam.

Katsuki saß auf dem Bett und schien in irgendwas auf seinem Laptop vertieft zu sein. Als ich ihn ansprach, zuckte er zusammen und klappte den Laptop zu.

"Nichts....."

Ich setzte mich neben ihn und schob meine kalten Füße unter die Decke.

"Wenn es Nichts wäre, würdest du es nicht vor mir verstecken.." sagte ich sanft und sah ihm in die Augen.

Katsuki griff mit roten Wangen nach dem Laptop und klappte ihn wieder auf. Mit großen Augen sah ich auf den kleinen Bildschirm.

"Du suchst nach Wohnungen?"

Nervös sah er mich an.

"Na ja..... wir wurden beim selben Krankenhaus angenommen und können jetzt eine Wohnung in der Nähe suchen..."

"Aber warum verheimlichst du mir das?" hakte ich nach und griff nach seinen Händen.

Katsukis Wangen verfärbten sich bis zu den Ohrenspitzen tiefrot.

"Ich komm mir dabei so blöd vor.... Wir haben erst vor zwei Tagen die Zusagen bekommen und ich denke schon die ganze Zeit über eine Wohnung nach.... Ich meine, willst du das überhaupt? Wir haben da noch nie drüber geredet und vielleicht hast du ja auch was ganz anderes vor!"

Ich zog ihn wortlos in einen gefühlvollen Kuss. Ich liebte ihn so sehr!

"Du bist so wundervoll..." murmelte ich an seine Lippen.

Er wurde nur noch röter und warf mir einen wütenden Blick zu.

"Kannst du mal bitte was dazu sagen?" forderte er mich auf und deutete auf den Laptop.

"Ich finde, wir sollten uns vielleicht zusammen an die Wohnungssuche setzen...." lächelte ich.

Katsuki entspannte sich deutlich. Ich platzierte den Laptop so zwischen uns, dass wir ihn beide gut sehen konnten und legte einen Arm um ihn.

"Wir kommst du nur auf die Idee, dass ich keine Wohnung möchte? Es wäre wir hier nur..... noch perfekter!"

"Ich.... war mir nicht sicher.... Schließlich können wir ja nicht immer einer Meinung sein."

Ich drückte ihm einen Kuss auf die Schläfe.

"Aber hier sind wir einer Meinung. Ich fände es wunderbar, wenn wir endlich in unseren eigenen vier Wänden wohnen könnten. Es wäre unser Zuhause, dass wir mit Liebe fülllen können. Wo wir wir sein können."

Wir sahen uns tief in die Augen. Seine rubinroten Augen sahen mich so liebevoll an, dass mein Herz sich nur noch mehr in ihn verliebte.

"Kannst du mir nicht einmal einen Grund geben, warum ich dich nicht lieben sollte...? Anstatt tausende warum doch.." fragte er leise.

Ich schmunzelte und strich ihm sanft über den Rücken.

"Aber das wäre ja sonst unfair. Du gibt mir schließlich auch keine Möglichkeit, dich nicht mehr zu lieben."

Unsere Lippen verschmolzen zu einem langen Kuss, den ich gar nicht mehr lösen wollte.

Ich konnte es kaum erwarten, endlich in unsere eigene Wohnung zu ziehen!

*

"Woran denkst du?" fragte Katsuki.

Ich sah ihn an und lächelte sanft.

"Weißt du noch, dass es dir anfangs total peinlich war, dass du unbedingt eine eigene Wohnung wolltest?"

Ich stellte meine leere Kaffeetasse zur Seite und zog ihn in meine Arme.

"Du hättest es ja auch mal ruhig ansprechen können.." murmelte er in meine Schulter.

Er schlang seine Arme um mich und drückte sein Gesicht in meine Schulter. Ich liebte seine Umarmungen. Er hielt mich immer so fest, als wöllte er mich nie mehr loslassen.

"Aber es war schon süß, wie sehr du dich auf den Besichtigungstermin gefreut hast."

"Du hast dich doch genauso gefreut." wehrte er ab.

Katsuki sah mich an. Liebevoll musterte ich sein wunderschönes Gesicht.

"Wir sollten langsam los..." murmelte er schwach, machte allerdings keine Anstalten, die Umarmung zu lösen.

"Nur eins noch."

Ich drückte meine Lippen sanft auf seine. Sofort erwiderte Katsuki meinen Kuss und legte seine Arme in meinen Nacken.

Ich liebte es, mit Katsuki zusammen aufzuwachen. Ich liebte es, wenn Katsuki mir früh Kaffee machte. Ich liebte es sogar, wenn er mir an den Kopf warf, dass ich ein kleines Kind war, weil ich nicht aufstehen wollte.

Ich liebte einfach alles an diesem Mann, der mir mein Herz gestohlen hatte, bevor ich ihn überhaupt richtig gekannt hatte.

1236 Wörter

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