Das Passt Nicht

Kapitel 24 - Das Passt Nicht

Katsuki POV.

Ich starrte auf den kleinen Papierkorb auf meinem Display. Ich müsste nur auf ihn drücken und könnte alle Bilder von Shoto und mir löschen. Ich sollte auf ihn drücken. Ich sollte alles, was mich an unsere Beziehung erinnerte, löschen. Aus meinem Leben verbannen.

Ich blinzelte die Tränen weg, als ich mein Handy ausschaltete, ohne die Bilder gelöscht zu haben. Wie sollte ich ihn denn aus meinem Leben verbannen, wenn mich einfach alles an ihn erinnerte??

Die Küche, wo wir gemeinsam getanzt hatten und er mir dir schönsten Worte gesagt hatte, die je jemand zu mir hätte sagen können.
Mein Bett, in dem wir jeden Morgen aufgewacht waren, er mir Kaffee gebracht hatte, in dem wir einfach nur gekuschelt hatten oder unsere Körper eins wurden.
Das Sofa im Wohnzimmer, wo wir gemeinsam gesessen hatten, Soba gegessen hatten und er mir versprochen hatte, mich niemals zu verlassen.

Ein Klopfen riss mich aus meinen Gedanken.

"Katsuki?" fragte die gedämpfte Stimme meiner Mutter, da mein Kopf sich unter der Bettdecke befand.

War sie schon wieder von der Arbeit zurück?
War es schon so spät?

Ich schlug die Decke weg und setzte mich schwermütig auf. Ich versuchte, ihr nicht in die Augen zu schauen. Bestimmt sah ich schlimm aus.

Rot geweinte Augen, tränennasse Wangen, eine aufgeplatzte Lippen, weil ich zusehr auf ihr herum gekaut hatte....

Mitsuki schloss die Tür hinter sich und setzte sich auf die Bettkante. Ich starrte stur auf die Bettdecke.

"Ich war vorhin einkaufen und hab zufällig Eijiro und deine anderen Freunden getroffen.... Sie haben sich nach dir erkundigt, weil dir die Trennung von Shoto sicher sehr zusetzen würden und sie dich nicht erreichen können."

Mein Herz setzte einen Schlag aus. Na prima, jetzt wusste sie auch noch davon. Ich hörte deutlich die Empörung und Enttäuschung in ihrer Stimme. Immerhin hatte ich ihr nicht erzählt, dass sich der, ihrer Meinung nach, perfekte Schwiegersohn von mir getrennt hatte.

"Katsuki, ich würde gerne wissen, was es damit auf sich hat. Ich bin aus allen Wolken gefallen, als mir deine Freunde in einem Supermarkt davon erzählt haben!"

Ich presste meine Lippen aufeinander und kämpfte gegen die Tränen an. So wollte ich nicht, dass sie davon erfährt!

Mitsuki setzte sich nun direkt neben mich und zog mich in ihre Arme. Es tat gut, von ihr umarmt zu werden, auch wenn ich mir wünschte, dass Shoto mich umarmen würde.

Ich sehnte mich so sehr nach ihm....

Nachdem ich mich beruhigt hatte, begann ich leise ihr alles zu erzählen.

Von der Fakebeziehung, die schnell zu einer wirklichen Beziehung wurde. Wie geliebt ich mich gefühlt hatte und dass er mir versprochen hatte, dass wir für immer zusammen bleiben würden. Dass seine Familie kompliziert ist und eigentlich nur sie und mein Vater davon wussten.
Als ich dazu kam, wie Shoto Schluss gemacht hatte, fing ich wieder an zu weinen und sie strich mir über den Rücken.

"I-ich wollte es euch auch noch sagen, aber..... Ich hab's nicht geschafft, weil.... Weil es so weh tut, Mama...."

"Das glaube ich...."

Wir saßen eine Weile still auf meinem Bett, ich immer noch in ihren Armen und sie lehnte sich an die Wand, an dem mein Bett stand.

"Ich hab gewusst, dass ihr die Beziehung nur spielt." unterbrach sie irgendwann die Stille.

Ich sah überrascht zu ihr auf.
Was....?! Sie hatte davon gewusst?! Warum hatte sie dann nichts gesagt?!

"Wie...?" war das einzige, was ich zu Stande brachte, was sie wiederrum grinsen ließ.

"Oh bitte! Du hast von jetzt auf gleich plötzlich einen festen Freund gehabt. Ich war direkt stutzig, aber ich wollte wissen, was du machst, wenn ich ihn zu einem Essen einlade."

"Du bist grausam."

Sie lachte und für einen kurzen Moment vergaß ich meine Trauer.

"Nenn es, wie du willst. Aber zurück zum Thema; Ich war ehrlich erstaunt, als Shoto vor unserer Haustür stand. Ich meine, du hast einen höflichen, zuvorkommenden, liebevollen und herzlichen jungen Mann zu uns eingeladen, der einen perfekten potenziellen Schwiegersohn abgeben könnte. Ich war schon etwas stolz."

Sie strich sich die imaginäre Träne der Rührung aus dem Augenwinkel und ich verdrehte nur die Augen.

Sie musste immer übertreiben!

"Man hat euch angemerkt, dass ihr nicht zusammen ward. Wie ihr nebeneinander auf den Stühlen saßt, so als würdet ihr versuchen, so viel Abstand wie möglich zwischen euch zu bringen! Es war schon lustig anzusehen."

"Wenn du es die ganze Zeit gewusst hast, wieso hast du dann nichts gesagt? Wir haben uns echt Mühe gegeben, aber wenn das eh nichts gebracht hat, hättest du uns ruhig aufklären können." sagte ich empört.

Sie lächelte sanft.

"Warum ich nichts gesagt habe? Weil du immer total nervös geworden bist, wenn ihr euch auch nur zwei Sekunden in die Augen geschaut habt. Weil Shoto immer rot geworden ist, wenn eure Hände sich ausversehen berührt haben. Weil er dich berührt hat, als wärst du das wertvollste, das er besaß. Weil du unbewusst seine Nähe gesucht hast, wenn er dich länger als fünf Sekunden berührt hat."

Ich lief bei ihren Worten rot an. War das wirklich alles so offensichtlich gewesen?

"Sagen wir es so..... Ich habe da ein Gespür, wer der Richtige für meinen Sohn ist. Und bei Shoto habe ich das definitiv gespürt. Ihr ward..... wie füreinander gemacht. Als hätte euch das Universum füreinander bestimmt und nur darauf gewartet, dass ihr aufeinander trefft."

Ich senkte meinen Blick. Wie für einander geschaffen? Durch den Fakt, dass ich mir seit einer Woche täglich die Augen aus dem Kopf heulte, weil er mich anscheinend nie geliebt hatte, klang das ziemlich ironisch.

"Und deshalb glaube ich auch nicht, dass da alles mit rechten Dingen vor sich geht. Shoto liebt dich, Katsuki. Dafür würde ich meine Hand ins Feuer legen."

"Wenn du dich verbennen willst, gerne. Weil Shoto und ich.... das passt nicht. Wir..... wir sind wohl nicht füreinander geschaffen...."

Sie sah mich unzufrieden an, bevor sie seufzte.

"Ich habe deinen Freunden jedenfalls gesagt, dass sie mal was mit dir unternehmen sollen, um dich abzulenken. Dein Vater und ich fahren gleich zu meinen Eltern. Wir kommen morgen Nachmittag zurück. Du willst warscheinlich nicht mit?"

Ich schüttelte den Kopf.

"Okay.... Ruh dich aus, ja? Du siehst total übermüdet aus. Ich stelle dir unten was zu Essen hin. Bitte iss etwas, ja?"

Sie drückte mir einen sanften Kuss auf die Stirn und verließ dann mein Zimmer.

Fast im selben Moment vibrierte mein Handy. Eine Nachicht von Eijiro.

Hast du Lust heute Abend vorbei zu kommen? Wir haben Mario Kart, Pizza, Schokoeis, ganz viele Taschentücher und Bier im Kühlschrank.
Was sagst du?

Ich musste schmunzeln. Das Schokoeis und die Taschentücher kamen bestimmt von Mina. In diesem Moment war ich wirklich dankbar, sie als meine Freunde zu haben.

Ich komme.

Danach öffnete ich wieder meine Galerie. Schweren Herzens verschob ich Shotos und meine Bilder erstmal in den Papierkorb.

Somit hatte ich sie zwar noch nicht gelöscht, aber ich sah es als einen Meilenstein auf meinem Weg über Shoto hinwegzukommen.

Ich hatte mich lange genug ausgeheult. Langsam sollte ich wieder ins Leben kommen.

-

Pünktlich um 18 Uhr klingelte ich bei Eijiro. Meine Eltern waren vor etwa einer Stunde aufgebrochen und ich hatte die Zeit genutzt, um mal wieder ordentlich zu duschen und mir frische Klamotten herauszusuchen.

Dann hatte ich etwas von dem Essen gegessen, das meine Mutter mir gemacht hatte, nur um mich wenig später zu meinem besten Freund aufzumachen.

Und hier stand ich nun.

Kaum wurde die Tür geöffnet, wurde ich fest umarmt.

"Katsuki! Mein Gott, warum lässt du uns denn so im Dunkeln stehen?! Wir sterben vor Sorge um dich!" plapperte Mina aufegkratzt.

Ich lächelte schief.

"Tut mir leid. Wirklich. Ich wollte nicht, dass ihr so davon erfahrt. Von mir und Shoto...."

"Schon okay! Jetzt komm erstmal rein! Die anderen warten schon."

Sie schlug die Haustür hinter mir zu und ich befand mich, obwohl ich es noch nicht wusste, auf dem Weg, in einen schrecklichen Abend zu starten.

1316 Wörter

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top