-2.Der absichtliche Unfall-
Remus
Am nächsten Morgen wachte ich pünktlich um 7 Uhr auf. Es war eine gute Zeit, denn um halb 8 würde das Frühstück beginnen. Doch sofort fiel mir auf, dass ich mich alleine im Zimmer befand. Die anderen mussten schon weg sein. Aber wohin? Eigentlich standen sie selten rechtzeitig auf.
Ich lief in den Gemeinschaftsraum, doch da waren nur Lily und ihre besten Freundinnen. Bevor sie mich entdecken konnten, kehrte ich wieder in unseren Schlafsaal zurück, um mich fertig zumachen. Danach lief ich dann doch zum Frühstück. Allein.
Komischerweise erblickte ich dort jedoch auch niemanden.
Betrübt setzte ich mich auf unseren Stammplatz. Sie waren schon wieder verschwunden. Ich wusste, dass ich sie unbedingt zur Rede stellen musste. Das würde ich auch sofort machen, wenn ich sie sehe. So geht es nicht weiter.
Plötzlich räusperte sich jemand hinter mir. Ich drehte mich um und erblickte...Snape? Was wollte er denn jetzt schon wieder?
Hat die Sache gestern nicht gereicht? Ich funkelte ihn wütend an. Versuchte es zumindest.
„Entspann dich mal. Das gestern war doch nur Spaß. Ich wollte dich nur fragen, ob ich das Buch ,Zaubertränke bis zum verkorksten Tode' ausleihen kann. Ich habe herausgefunden, dass du es hast."
Verwundert starrte ich ihn an. Hatte er gerade höflich nach einem Buch gefragt? Vielleicht war es aber auch nur wieder eine Falle.
Ich sollte nicht immer so negativ denken.
„Ja, du kannst es haben.", antwortete ich deshalb gelassen.
Jetzt starrte er mich schockiert an. Damit hatte er wohl nicht gerechnet.
Aber warum schon am Morgen überreagieren? Unnötigen Streit wollte ich wirklich nicht. Das wollte ich eigentlich nie. Außerdem waren Zaubertränke sowieso nicht mein Fachgebiet. Wir alle wussten, dass Snape uns in diesem Bereich alle haushoch schlagen würde, doch keiner würde das jemals zugeben.
„Also gibst du es mir einfach so?", fragte er skeptisch, als hätte ich irgendwelche Hintergedanken.
„Ja.", ich zog es aus meiner Tasche und überreichte es ihm. Ich wollte es sowieso heute in die Bibliothek zurückbringen.
Er schaute mich immer noch unglaubwürdig an.
„Ich meine es ernst, du kannst es haben. Ich brauche es nicht."
Mit diesem Satz stand ich auf und verschwand aus der Großen Halle. Der Appetit war mir sowieso vergangen.
Schnurstracks war ich schon draußen auf dem Schulgelände. Unsere ersten beiden Stunden waren Pflege magischer Geschöpfe, auch PmG genannt. Ich war, wie erwartet, der Erste und setzte mich deshalb auf einen Stein um zu warten. Ich holte ein anderes Buch zum lesen heraus.
„Hey Moony, hier bist du ja!", hörte ich Sirius schreien. Die drei kamen auf mich zu.
„Oh ja. Hier bin ich ja.", sagte ich sarkastischer, als beabsichtigt. Trotzdem erwartete ich eine Erklärung.
Doch sie schwiegen.
„Wo ward ihr alle?", hakte ich also nach.
„Oh. Also weißt du..Es war nicht wirklich-", fing Peter an, doch ich stoppte ihn abrupt.
„Es war nicht wirklich wichtig? Seit Wochen seid ihr andauernd nicht aufzufinden. Denkt ihr, ich bemerke das nicht?", fragte ich entsetzt. Warum konnten sie nicht einfach ehrlich zu mir sein?
„Wir wecken dich nur ungerne.", versuchte sich James zu verteidigen. Ach wirklich? Sie nehmen doch selten Rücksicht auf mich. Wie oft wurde ich schon wach, als sie betrunken von irgendeiner Party mitten in der Nacht zurückkamen, weil sie keine Rücksicht auf mich genommen hatten?
„Ihr könnt ruhig sagen, wenn ihr ein Problem mit mir habt!", meine Worte waren eher ein Schreien. Ohne es zu wollen, bildeten sich Tränen, die ich eilig versuchte, wegzublinzeln.
„Moony, beruhig dich. Wir haben kein Problem mit dir.", Sirius kam mit ruhiger Stimme auf mich zu.
„Wir haben nichts gegen dein pelziges Problem.", sagte Peter betont. Ich habe gar nicht explizit davon gesprochen..
Sirius und James starrten ihn an.
Sie hatten also wirklich ein Problem damit.
„Dann lasst mich doch einfach in Ruhe, wenn ihr damit nicht mehr klar kommt!"
Ich nahm meine Sachen und lief verletzt nach drinnen. Ich habe mich selten so leer gefühlt.
Eigentlich war mir der Unterricht sehr wichtig. Ich schwänzte tatsächlich nie. Aber mir vorzustellen, jetzt fast 2 Stunden neben den dreien zu sitzen, war nicht sehr verlockend.
Ich wollte es nicht wahrhaben, aber ich war tatsächlich gekränkt. Von meinen besten Freunden.
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Sirius
Ob es Zufall war oder nicht. In den beiden Stunden hatten wir das Thema Werwölfe behandelt, worüber wir nächste Woche einen Test schreiben würden. Den Unterrichtsstoff musste ich Remus nicht geben. Er würde sowieso alle Fragen mit Leichtigkeit beantworten können.
Ich denke an die vielen Male, wo er im Krankenflügel lag und sich mit Schmerzen quälte. Eigentlich kann ich nichts dafür, aber immer wieder kam dieses schlechte Gewissen in mir auf. Ich verstand es einfach nicht.
Er ist der liebenswürdigste und großzügigste Mensch, den ich kenne. Wie kann es ausgerechnet ihn getroffen haben?
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James
„Tatze? Bist du noch da?"
Sirius war stehen geblieben und hing seinen Gedanken nach. Das machte er in letzter Zeit öfter. Etwas lag ihm auf dem Herzen, das spürte ich. Aber er wollte es mir einfach nicht erzählen.
„Ja, ja ich komme.", murmelte er benommen.
Ich wünschte, er würde mit mir sprechen. Ich bin doch sein bester Freund.
Zusammen waren wir gerade auf der Suche nach Remus. Wir haben ihn nach dem Unterricht nicht mehr gesehen.
„Wo kann er nur sein? Wir waren im Schlafsaal, im Gemeinschaftsraum, in der Großen Halle, in der Bibliothek-", sagte Sirius ganz nervös.
„Ich habe keine Ahnung, Tatze.", stoppte ich ihn.
Ich war ja selbst total angespannt.
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Severus
Mein Plan ging auf.
Endlich würde ich meinen neuen Zauberspruch testen können. Nicht so einen einfachen, wie gestern. Diesen hatte ich Monate lang präzisiert. Es machte mich glücklich, ihn endlich ausprobieren zu können.
„Was wolltest du mir zeigen?", fragte Lupin. Skepsis lag in seiner Stimme. Nicht gerade unbegründet.
So leichtsinnig hätte ich ihn aber auch nicht eingeschätzt. Immerhin war er eindeutig der Schlauste von seinen Freunden.
Ich antwortete erst, als wir bei der perfekten Stelle angekommen waren. Hier konnte uns Niemand sehen.
„Fühlst du gleich.", ich konnte erkennen, wie seine Augen sich verdunkelten. Als wüsste er, was nun auf ihn zukommen würde.
„Expilliarmus", rief ich, bevor er sich wehren konnte.
Sein Zauberstab flog direkt in meine Hand und ich verstaute ihn sicher in meiner Manteltasche.
„Du hast mich hierher gelockt. Aber warum ausgerechnet mich?", fragte er gleichgültig. Als wäre ihm die Tatsache, dass ich ihn her gelockt habe, total egal.
„Du sahst verletzt aus, weshalb es echt ein Leichtes war, dich hierzu zu überreden.
Keine Sorge, es dauert nicht lange. Versuch gar nicht erst wegzulaufen.", mahnte ich ihn.
Erst blieb er regungslos stehen und ich dachte tatsächlich, dass er es einfach nur hinter sich brachte, aber dann versuchte er doch, wegzukommen.
Mit einem einfachen Beinklammer Fluch hatte ich ihn jedoch zum Laufen unfähig gemacht.
„Lass mich los."
Ich grinste nur spöttisch.
Dummer, dummer Lupin.
„Remus? Bist du hier?", hörte ich plötzlich eine altbekannte Stimme nicht weit weg von hier rufen.
Black.
Jetzt musste ich mich beeilen.
So rief ich laut: „SECTUMSEMPRA!"
„Sirius-", hörte ich Lupin noch schwach flüstern.
Danach war es totenstill.
Potter und Black riefen nicht mehr. Ich schaute in die Richtung, in der ich die Stimmen wahrgenommen hatte.
Sie standen da wie Statuen und bewegten sich keinen Millimeter mehr. Sie waren wohl ziemlich beeindruckt.
Jetzt erst schaute ich wieder zurück zu Lupin.
Es hatte geklappt!
Oder? Plötzlich wurde mir schlecht.
Er lag zusammengekauert auf dem Boden. 3-4 Wunden die ich eingeplant hatte, waren bereits mindestens 8. Erst jetzt bemerkte ich, wie das Blut aus seinen Verletzungen spritze. Es war wie ein unsichtbares Messer, was wieder und wieder auf ihn einstach. Oh Gott. Ich will ihn doch nicht umbringen.
Ohne lange zu überlegen, rannte ich auf ihn zu. Hinter mir nahm ich ebenfalls schnelle Schritte war. Schnell murmelte ich den Gegenzauber.
„Vulnera Sanentur"
Es war kaum zu hören. Meine Stimme versagte.
Ich stockte. Der Zauber hatte nicht viel bewirkt. Er blutete pausenlos weiter.
„Er verblutet!", hörte ich Black schreien. In seiner Stimme lag unendlich viel Sorge.
„Wie lautet der Gegenzauber??", fragte mich Potter eindringlich.
„Ich-", mir wurde plötzlich ganz kalt.
Alles lief aus dem Ruder.
„WIE LAUTET DER VERDAMMTE GEGENZAUBER??", schrie er mich an.
Ich führte ihn vor. Meine Stimme zitterte.
Das wollte ich doch gar nicht. So war das nicht geplant.
Es war ein schreckliches Szenario. Potter, Black und ich knieten nun alle mit gezückten Zauberstäben vor Lupin. Wieder und wieder sagten wir alle den selben Zauber auf. Meine Handbewegungen versuchten sie mir nachzumachen.
Und es half.
Doch als neue Wunden entstanden, verlor ich entgültig den Verstand.
Würde Pettigrew Hilfe holen? Waren sie bereits schon auf dem Weg? Ich versuchte diese Fragen zu verdrängen und mich nur auf Lupin zu konzentrieren.
Aber das hier war alles meine Schuld. Wie konnte ich nur so naiv sein?
Ein Menschenleben aufs Spiel zu setzten.. Lupin hatte mir doch gar nichts getan.
Wir brauchten dringend Hilfe.
Sonst würde das hier wirklich schlimm enden.
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