-17.1. Platz-
Sirius
„UND RAVENCLAW GEWINNT GEGEN HUFFLEPUFF!", schrie der Sprecher in die Menge. Es war wirklich passiert.
Ravenclaw hatte mit einer niedrigen Punktzahl gegen Hufflepuff gewonnen.
Wir Gryffindors stehen auf Platz 1.
Als alle Gryffindors jubelten und vor Freude schrieen, saß ich einfach nur still da.
Eigentlich haben wir ja nichts dafür getan. Doch als James mich angrinste, breitete sich langsam auch ein Lächeln auf meinem Gesicht aus.
Peter war auch ganz außer sich. Ich wollte zu Remus schauen, der vor wenigen Augenblicken noch neben mir saß, doch er war weg. Er musste schon gegangen sein.
„Lasst uns in den Gemeinschaftsraum gehen!", schrie James in die Menge. Man merkte, wie überglücklich er war.
Sofort standen viele Gryffindors auf, um den Weg nach unten zu suchen. Sie alle wollten feiern.
Ich doch auch?
Aber irgendwie war mir gerade nicht danach. Außerdem war es gerade mal 14 Uhr.
„Kommst du, Tatze?", fragte Peter.
„Ich komme nach. Geht schon.", lächelte ich. Daraufhin ging er auch.
Bereits nach 10 Minuten waren die Quidditch Türme wie leergefegt. Alle waren auf dem Weg zum Schloss. Sonst waren nur noch die Spieler in den Umkleiden da.
Doch mir war nicht danach zu gehen.
Irgendetwas war anders heute. Kaum Sonne des kommenden Frühlings drang durch. Es war bewölkt und kalt.
Aber nicht das Wetter störte mich so besonders. Es war ein Gefühl, was schwer in meinem Magen lag. So als ob es mich warnen würde.
Für einen Bruchteil einer Sekunde dachte ich ernsthaft darüber nach, doch danach kam es mir lächerlich vor.
Der Tag war heute gut.
Nicht so wie die letzten.
Heute war ein schöner Tag.
Trotzdem konnte ich mich nicht zum Aufstehen durchringen. Ich war wie versteinert.
Vielleicht mochte ich diese Stille um mich herum einfach nur.
Wenn ich jetzt ins Schloss gehen würde, wäre alles wieder nur laut und wirr.
Obwohl heute noch nichts Negatives passiert war, fühlte ich mich nicht gut.
Die Gedanken von gestern kamen wieder hoch, genauso wie mein schlechtes Gewissen.
Ich fühlte mich immer noch schlecht, dass ich für Remus nichts tun konnte.
Außerdem stieg mir meine Familie zu Kopf.
Vor einigen Tagen hörte ich zwei Slytherins tuscheln. Regulus sei ein Todesser. Zuerst dachte ich, dass es ein lächerliches Gerücht sei, doch irgendwann wurde mir mulmig bei dem Gedanken.
Während ich mich so sehr gegen die dunkle Seite streute, lief er einfach auf sie zu.
Das dachte ich mir. Aber fragen würde ich ihn niemals.
Wir waren zerstritten und würden es jetzt erst recht für immer bleiben. Ich wusste, dass es so kommen würde.
Er hatte schon immer eine Interesse für die dunkle Magie und meiner Mutter widersprach er auch nicht.
Er war nicht das schwarze Schaf der Familie.
Ich war es.
Ich habe immer die Flüche abbekommen.
Nicht er.
Er hat schweigend daneben gestanden.
Feigling.
Das dachte ich mir damals.
Doch dabei war ich der Feigling gewesen. Ich habe es zugelassen, dass mit mir machen zulassen. Ich hätte mich mehr durchsetzen müssen.
„Du bist ein Verräter für unsere Familie."
„Regulus wird immer der Bessere von euch sein."
„Du verdienst das Leben nicht."
„Ein Black hat sich seiner Familie anzupassen."
Ich würde niemals einer von ihnen sein.
Niemals.
Das schwor ich mir, seitdem ich in Hogwarts war.
Das ist nicht meine Familie.
Ich bin anders als sie.
Gedankenverloren schaute ich weiter in den Himmel. Ich war nun ganz alleine.
Es störte mich jedoch nicht.
Vielleicht wollte ich diese Stille wirklich.
James nervt mich ständig, dass ich endlich Remus erzählen muss, was ich für ihn fühle.
Und sonst-
Sonst war die Hälfte des Tages Lily Evans an seiner Seite. Sie waren so verdammt glücklich.
Und dann Peter- Er hatte auch eine Freundin.
Dabei wollte ich auch jemanden haben.
Ich wollte Remus haben.
Mit ihm alt werden und Kinder haben.
Kinder, die dann mit den Kindern von Lily und James spielen können und mit Onkel Peter Späße machen.
Ich lächelte bei der Vorstellung.
Sie war schön.
Doch leider nicht echt.
Sie war belanglos.
Gerade als ich nach oben in die Wolken schaute, fing es an zu regnen.
Plötzlich wie aus Eimern zu schütten.
Ein Unwetter machte sich anscheinend breit.
Angst. Das einzige was mir in den Kopf schoss.
Ich hatte schon immer Angst vor Gewitter.
Ich sollte endlich zurück ins Schloss.
Viel zu lange hatte ich hier gesessen.
Doch ich blieb wie erstarrt sitzen.
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Remus
„Das ist es ja.", stimmte Lily mir zu.
Wir redeten in ihrem Schlafsaal über den 1. Platz für uns in Quidditch.
Ich hatte das Spiel kurz davor verlassen. Ich wollte nicht die enttäuschten Gesichter sehen, falls wir verloren hätten.
Seit bereits einer Stunde waren laute Stimmen aus dem Gemeinschaftsraum wahrzunehmen. Sie alle lachten und freuten sich über unseren 1. Platz.
„Ich sollte zu James. Willst du nicht zu Sirius?", sie zwinkerte mir zu.
„Lily!"
„Komm schon Remus- Ach vergiss es. Wir sollten gehen.", sagte sie nun ernster.
Ich nickte nur, aber folgte ihr dann.
Als wir unten ankamen, war es so überfüllt, dass man kaum jemanden ausfindig machen konnte.
Obwohl- James erkannte man sofort.
Er unterhielt sich gerade lautstark mit einer Gruppe von 7. Klässlern.
Lily verabschiedete sich und gesellte sich augenblicklich hinzu.
Ich konnte gerade noch sehen, wie er ihr ein Kuss auf die Wange drückte.
Ich suchte weiter nach einem bekannten Gesicht.
Doch weder Peter, noch Sirius waren zu erblicken.
Ich versuchte sie nach den Stimmen auszumachen.
Und so fand ich auch Peter, der gerade mit zwei Mädchen aus der 5. redete.
„Hey Peter, hast du Sirius gesehen?", fragte ich ihn, doch er konnte mir nicht weiterhelfen.
Ich schaute aus dem Fenster.
Es donnerte und blitze.
Sirius hatte Angst vor Gewitter.
Ich schwelgte wie in Trance in Erinnerungen.
12.10.1971
„Ich hasse es!", schrie Sirius damals durch den Schlafsaal.
Er saß zusammengekauert auf dem Boden.
„Es hört sicher gleich auf.", sagte ich und setzte mich neben ihn.
„Ja. Jetzt wo wir beste Freunde sind, sind wir immer füreinander da. Egal welche Ängste Jemand hat.", lächelte James.
Genauso Peter, der in einem Buch von Quidditch vertieft war.
Das waren Zeiten, dachte ich.
Wir waren so jung und hatten soviel Spaß zusammen.
Warum hatten wir es heute nicht mehr?
Wir waren einfach schlicht gesagt zu alt geworden.
Immer noch in meine Gedanken vertieft, suchte ich Sirius. Er war nicht hier. Ich hatte überall nachgesehen.
Komisch. Sonst war er gerne in Menschenmengen, wenn es stürmte. Einfach nur um sich zu beruhigen.
„Suchst du wen, Moony? Du läufst hier herum wie Falschgeld.", gackerte James von meiner Rechten. Daneben Lily.
„Immer noch Sirius.", sagte ich ernst.
Sein Lächeln verschwand. Er hatte wohl bemerkt, wie ernst ich es meinte.
„Hier ist er nicht?", fragte er zur Sicherheit nochmal nach.
„Nein."
Lily schaute uns nur verwirrt an. Doch dann machte sie sich zum Sprechen bereit.
„Was ist daran- Er hat Angst vor Gewitter.", erinnerte sie sich.
„Ja."
Wir schauten uns um, doch nichts.
„Vielleicht ist er nur in eine stille Ecke gegangen. Er will vielleicht alleine sein.", versuchte Lily uns aufzumuntern.
Sie hatte Recht. Sirius würde auch sonst zu uns kommen. Da war ich mir sicher. Er war nicht so introvertiert wie ich und redete eigentlich über seine Probleme. Zumindest meistens.
„Wahrscheinlich hast du Recht.", stimmte auch James zu. Er wollte sich nicht unnötig Sorgen machen. Sirius war kein Typ, der sich versteckte.
Während Lily und James wieder gingen, lief ich in die Gänge. Irgendwie machte ich mir Sorgen.
Aber das war doch selbstverständlich.
Er hat immer Angst bei Gewitter und ausgerechnet jetzt ist er nirgendwo aufzufinden?
Erst jetzt bemerkte ich eigentlich, wie meine eigenen Sorgen verschwanden. Sie waren einfach irrelevant. Es ging um Sirius.
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Sirius
Ich zitterte und mir war kalt.
Ich saß nun seit sicher 2 Stunden hier.
Das Gewitter hörte nicht auf.
Ich hatte Angst. Obwohl ich mitten im Gewitter auf einem hohen Turm saß.
Ich musste endlich hier weg. Sonst trifft mich bald sicher ein Blitz.
Mit wackligen Beinen stand ich auf, nur um drei Sekunden später wieder auf einen nassen Sitz zu fallen.
Mein Fuß war eingeschlafen.
Ich lachte bei dem Gedanken.
Ich lachte darüber, dass ich mich gerade einer meiner größten Ängste stellte und jetzt hier saß, nur weil mein Fuß eingeschlafen war.
Doch ich stand mutig wieder auf. Ich werde noch krank und das will ich niemandem zumuten. Nicht das sich noch jemand ansteckt. Remus kann das jetzt überhaupt nicht gebrauchen.
In bereits 6 Tagen war wieder Vollmond. Da brauchte er nicht vorher noch eine Erkältung.
In kleinen Schritten lief ich die Treppen hinunter. Ich war komplett durchnässt.
Ich wollte einfach nur noch in die Wärme des Schlosses zurück. Sicher würden gerade alle im Gemeinschaftsraum verweilen und sich immer noch freuen und lachen.
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