-14. Ausgrenzung-

James

„Remus? Komm bitte raus.", bat ich ihn schon zum 3. Mal.
Er hatte sich im Bad eingeschlossen.
Ich konnte hören, wie er versuchte sein Schluchzen zu unterdrücken.
Vergeblich.
Sirius und Peter waren bei Hagrid. Ich war nur zufällig hier, um meinen Zauberstab zu holen. Außerdem wollte ich Remus fragen, ob er nicht doch mit zu Hagrid wolle.
Er ist eigentlich immer gerne mitgegangen, doch seit er aus dem Krankenflügel gestern morgen entlassen wurde, weigerte er sich nur einen Schritt vor unseren Schlafsaal zu treten.

Nicht einmal zum Essen ging er. Wir drohten, ihn mit Gewalt einfach mitzuschleifen, doch es ließ sich nichts machen.
Und jetzt saß ich hier vor der verschlossenen Tür und versuchte herauszufinden, was passiert war.
Doch er blieb still.
Ließ mich nicht an sich heran.
Aber das ließ er zur Zeit niemanden. Er war wie ein verschlossenes Buch, was sich nicht öffnen wollte.

„Soll ich gehen?", flüsterte ich.
„Ja."
Wenigstens hatte er geantwortet.
Doch ich sollte ihn nicht alleine lassen.
Aber wenn er es unbedingt wollte?
Dann würde ich es machen.
„Gut, wir sind nachher wieder da.", verabschiedete ich mich.
Er brauchte Zeit. Da war ich mir sicher.

Also lief ich zurück.
Erzählte den anderen nichts.
Wenn Sirius es wüsste, würde er wahrscheinlich die Tür eintreten und solange nachfragen, bis er wusste, was los war.
Ich wollte ihn nicht unnötig Sorge bereiten und Remus vor allem seinen Freiraum lassen.

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Sirius

„Es hat echt Spaß gemacht, Hagrid in seinem Garten zu helfen.", sagte Peter, als wir gerade zurück zum Gemeinschaftsraum liefen.
„Ja, nur Kekse backen muss er nochmal üben.", witzelte James.
„Stimmt. Aber sein Tee ist gut.", lachte ich mit.

Doch meine gute Laune hielt nicht lange an.
Als wir gerade zur Treppe, die zu unserem Schlafsaal führte, laufen wollten, hörte ich drei Gryffindors kichern.
„Ja! Mit dieser hässlichen Narbe wird er nie eine Freundin bekommen."
Augenblicklich blieb ich stehen.
James blieb auch stehen. Er schaute zu mir.
„Hast du gesehen, wie der seine Tränen unterdrücken musste? Der flennt bestimmt immer noch. Der heulende Lupin haha."
Und da riss bei mir der Faden. Sie hatten doch überhaupt keine Ahnung, was er durchmachen musste.
James und ich schritten beide gleichzeitig wütend auf sie zu.
Peter hielt sich eher im Hintergrund.

Ich war so wütend, dass ich dem Jungen eine ordentliche Backpfeife verpasste. Er hatte es nicht anders verdient. Am liebsten hätte ich dem anderen auch weh getan, doch James hielt mich zurück.
Das Mädchen, was auch da saß, starrte uns schockiert an.
„Bist du verrückt??", schrie sie mich entsetzt an.
„Nein! Aber ihr seid es!", schrie ich zurück.
Die Jungs wussten sofort, was wir meinten. Jeder aus Gryffindor wusste, dass James, Remus, Peter und ich beste Freunde waren.

„Wir wollten nicht-", er stoppte, als er mein wutverzerrtes Gesicht sah.
„Ihr wolltet was nicht???", brüllte ich ihn an.
„Es war Spaß."
„Spaß??", fragte ich tonlos.
„Sirius-", James zog mich von ihnen weg.
„Ich kläre das. Geh du zu Moony. Er wollte vorhin schon alleine sein und hat sich angehört, als würde er weinen."
Ich schaute ihn irritiert an. Warum hatte er nichts gesagt?
Doch ich tat was er sagte und lief umgehend zu unserem Schlafsaal.

„Moony?", ich hörte Geräusche aus dem Badezimmer. Es war abgeschlossen.
„Remus, was machst du? Ist alles okay?", fragte ich in die Stille. Es hörte sich wirklich an, als würde er weinen.
Oh man, wie lange war er denn dann schon im Badezimmer?
„Geh bitte, Tatze.", sagte er schluchzend.
„Die Jungs sind Arschlöcher. Egal was sie gesagt haben-"
„Sie haben recht.", hörte ich ihn verzweifelt flüstern.
„Nein, haben sie nicht-"
„Sirius, hör auf, alles andauernd schön zu reden."
Ich hielt meinen Atem an. Schön reden?
Sie haben einfach unrecht.

„Remus. Mach die Tür auf."
„Geh.", seine Stimme klang kalt und gleichzeitig so gebrochen.
Doch ich würde nicht weggehen. Ich blieb vor der Tür sitzen.
Er war schon den ganzen Nachmittag alleine gewesen.
Nach 10 Minuten weiterer Stille kamen auch James und Peter. Ich schüttelte nur verzweifelt den Kopf. Sie setzten sich neben mich auf den Boden.

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Remus

Ich fühlte mich so unfassbar leer.
Sie wussten nicht, wie sehr Worte verletzen konnten.
„Narbengesicht"
„Nie und nimmer will dich jemand."
„Du bist unfassbar hässlich."
Diese Worte gingen mir nicht mehr aus dem Kopf.
Dabei wollte ich nur schnell in die Bibliothek um ein Buch für meine Hausaufgaben zu besorgen.

Mit herangezogenen Beinen saß ich auf den kalten Fließen im Badezimmer.
Ich tat nichts.
Starrte nur an die leere Wand vor mir.
Draußen hörte ich leises Flüstern von Sirius, James und Peter.
Sie sollten mich endlich in Ruhe lassen.
Sie sind wie meine Eltern. Wollen mich beschützen. Als wäre ich noch ein kleines Kind, welches nichts selbst auf die Reihe bekommt.

Warum war ich bloß so schwach? Ich weinte über Worte, die mir nicht einmal am Herzen liegen sollten.
Doch raus konnte ich auch nicht. Was sollte ich ihnen dann bloß sagen?
Panik breitete sich aus. Meine Atmung wurde unkontrollierter und ich fing an zu zittern.
Ich bekam doch nicht etwa eine Panikattacke?
Erneut fing ich an zu weinen.
Ich hatte das Gefühl, dass sich die Wände anfingen zu drehen.

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Sirius

„Moony? Ist alles okay bei dir?"
Er atmete flach und unregelmäßig.
„Rede mit mir. Wir sind allein."
James und Peter sind Essen holen gegangen.
Ohne etwas zu sagen, schloß er die Tür auf. Sofort öffnete ich diese und sah Remus zusammengekauert auf dem Boden sitzen.
Seine Augen waren rot und er zitterte ziemlich stark.
Ich setzte mich zu ihm.
Wahrscheinlich redete er nicht, weil er zu sehr mit seiner Atmung zu kämpfen hatte.

„Hey. Atme tief ein und aus. Ganz langsam.",
Er versuchte es und blickte sich verzweifelt im Raum um.
„Schau mich an. Konzentriere dich nur auf mich und meine Atmung. Vergiss das andere.", sagte ich ruhig.
Sein Anblick machte mir zu schaffen, doch ich versuchte mich nicht ablenken zu lassen.
Er tat, was ich sagte. Ich konnte Angst in seinen Augen erkennen.

Als er sich nach einigen Minuten ein wenig beruhigt hatte, setzte ich mich näher zu ihm.
„Ich weiß nicht, was sie gesagt haben, aber vergiss das Ganze. Sie wissen doch überhaupt nicht, was du durchmachst.", versuchte ich ihn zu trösten.
Doch er redete nicht.
Schaute mich nur kalt an.
Was war bloß los?

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Remus

Es war mir peinlich.
Dabei ist er mein bester Freund.
Ich brauchte ihn, um mich zu beruhigen.
Da haben wir es wieder. Ich kann nichts alleine.
Nach einer gefühlten Ewigkeit stand ich mit wackligen Beinen auf.
Ich wollte aus dieser Situation einfach heraus.
Doch gerade als ich ins Zimmer lief, kamen James und Peter wieder.
Sie sagten nichts und schauten mich nur an. Danach blickten sie zu Sirius, der nur die Schultern zuckte.

„Remus, hast du Hunger?", fragte James, um die unangenehme Stille zu beenden.
Ich schüttelte meinen Kopf und legte mich ins Bett.
„Du hast seit-", Sirius stoppte.
Er hatte endlich aufgegeben.

Ich wollte sowieso einfach nur noch schlafen.

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