-12.Ein grauenvoller Vollmond-

Remus

Und wieder saß ich hier. In dieser dunklen und kalten Hütte. Ich hatte heute ein ungutes Gefühl. Nicht nur, weil keiner von meinen Freunden gekommen ist, sondern auch wegen der Stunde Wahrsagen vor 2 Tagen.
Als ich mich am Ende des Tages bei ihr entschuldigt hatte, sagte sie mir nochmals, dass ich auf mich aufpassen soll.
Aber in meiner Werwolf Form war das für mich unmöglich.
Eigentlich sollte ich mich erst in ungefähr 20 Minuten verwandeln, doch schon jetzt spürte ich ein Ziehen in meiner Magengegend. Es würde gleich losgehen.
Ungeduldig wartete ich. Wie immer..

Doch gerade als ich mich verwandelte und vor Schmerzen jaulte, hörte ich unten Geräusche. Waren sie doch noch gekommen?
Länger konnte ich nicht mehr darüber nachdenken.
Doch noch einmal sagte ich mir, dass alles gut werden wird. Es muss alles gut werden, redete ich mir verzweifelt ein.
Danach war mein Menschenverstand wie weggeblasen.

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Sirius

Ich lief langsam die knarzende Treppe nach oben. Peter und James waren nicht gekommen..
Sie waren anscheinend zu beschäftigt.
Aber unser bester Freund machte diese Nacht wieder Höllenqualen durch.
Ich hörte bereits ein Jaulen. Hatte er sich etwa schon verwandelt? Schnell nahm ich meine Animagus Form an.
Ich musste zu ihm.

Als ich oben ankam, erschrak ich. Wie verrückt versuchte er das Holz an einem Regal kaputt zu kratzen.
Ich versuchte ihn zu vertreiben, doch er wollte einfach nicht aufhören. Wir lieferten uns kurz einen Kampf, aber er schubste mich von sich weg.
Wenn doch nur James oder Peter hier wären..
So gut wie es ging, stellte ich mich wieder auf. Ich hatte mich glücklicherweise nicht verletzt.

Ich schaute ihm bestimmt eine Stunde dabei zu, wie er weiterhin versuchte, den Schrank zu zerstören. Ich konnte gegen ihn alleine nichts ausrichten. Er war um einiges stärker als ich.
Auch wenn das nur in seiner Werwolf Gestalt so war.

Ich schaute wieder zu Remus. Meine Augen weiteten sich, als das Regal leicht zur Seite schwankte. Schrauben hingen nur noch halb dran. Es würde jede Sekunde auf mich stürzen. Schnell sprang ich zur Seite.
Doch Remus-
Das schwere Regal stürzte genau auf ihn. Mein Herz machte einen Aussetzer.
Nein.
Schnell rannte ich auf ihn zu und versuchte das Regal von ihm zu schieben.
Es dauerte mich Zeit. Viel Zeit.
Zeit, die sich wie Stunden anfühlte.

Als ich es endlich geschafft hatte, ihn zu befreien, hatte er seine Augen zu. Er blutete in seinem Gesicht und an seinem Oberkörper.
Unüberlegt verwandelte ich mich zurück.
Ich zog meinen Umhang aus und drückte ihn auf Remus seine Wunde. Er blutete stark.
Aber was sollte ich sonst machen?
Mein Kopf war wie leer gefegt.
Als er plötzlich leise aufjaulte, verwandelte ich mich schnell wieder zurück.
Was soll ich jetzt machen?
Ich konnte nur hoffen, dass es irgendwann aufhörte zu bluten.

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~Im Krankenflügel~

„Sirius? Bist du wach??", hörte ich jemanden fragen. Das war eindeutig James' Stimme.
Langsam setzte ich mich auf.
Sofort kam ich zur Besinnung.
„Wo ward ihr???", fragte ich ihn aufgebracht.
„Sirius- wir-"
Ich schaute zu Remus. Man konnte ihn nicht sehen. Ein Vorhang war um sein Bett aufgebaut.
„Ich habe euch gebraucht! Remus hat euch gebraucht! Verdammt." schrie ich sie an. Sie hatten es nicht anders verdient.
„Tatze..Es tut uns so leid-", entschuldigte sich Peter.
Doch ich ignorierte die Entschuldigung.
„Wie geht es Moony?", fragte ich schnell.
„Er befindet sich in einem schlechten Zustand. Madam Pomfrey meint, dass du ihm vielleicht das Leben gerettet hast..", murmelte James leise.

Ich schwieg.
„Schlechter Zustand? Warum ist dort ein Vorhang?", ich war vollkommen aufgewühlt und wollte an sein Bett, doch James hielt mich zurück.
„Madam Pomfrey sagte, dass er viel Blut verloren hat. Sie meinte, dass er schlimm aussieht und er sicher komplette Ruhe haben will."
James hatte nasse Wangen. Ich konnte mir vorstellen, wie schlecht er und Peter sich fühlten.
Warum waren sie nicht gekommen?

„Wir hatten es total vergessen. Wir waren so beschäftigt und haben es verdammt nochmal vergessen! Wir haben Remus so wenig gesehen, dass wir nicht daran gedacht haben..Wir sind so schlechte Freunde.", sagte James niedergeschlagen.
Sie hatten es vergessen?
Ich schaute mich an. Keine Verletzungen waren sichtbar. Ich hatte mich nicht verletzt.
„Ich hätte euch gebraucht.", wiederholte ich, wie hypnotisiert.
„Ich weiß.", sagten beide wie aus einem Munde.
Noch immer schaute ich zu Remus' Bett. Ich hoffe, er wacht schnell wieder auf.
Ich will wissen, wie es ihm geht, ob er Schmerzen hat, was in ihm vorgeht..
Er war so still in letzter Zeit geworden, dass man kaum etwas von ihm mitbekam.

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Remus

Ich öffnete meine Augen. Ein Vorhang war um mein Bett gehängt.
Vorsichtig richtete ich mich auf, doch legte mich wieder hin, als mir zu schwindelig wurde.
Es war ruhig. Wie spät war es wohl?
Neben mir stand eine Uhr. Sie zeigte 13:48 Uhr. Ich hatte den kompletten Schultag heute verpasst.
Was war bloß passiert?
Ich tastete meinen Oberkörper ab und hatte ein ungutes Gefühl. Vorsichtig zog ich meinen Pulli hoch und sah eine riesige Narbe auf meiner Brust. Sie zog sich komplett über meinen ganzen Oberkörper.
Noch nie hatte ich so eine große Narbe gehabt.
Doch mein Gesicht tat mir mehr weh.
Ich tastete nach dem Spiegel, der auf dem Nachttisch lag.
Vorsichtig nahm ich ihn in die Hand und hielt ihn vor mein Gesicht.

Oh
Mein
Gott.

Schräg über meinem Gesicht verlief eine noch nicht verheilte Narbe. Sie war rot entzündet und blutig. Vor Schreck ließ ich den Spiegel auf den Boden fallen. Ich hörte das Glas zerspringen.
Ich versuchte Tränen zu unterdrücken, da Madam Pomfrey gleich kommen würde, doch ich schaffte es nicht.
Sie liefen meine blassen Wangen hinunter und hörten nicht auf.
Dabei brannte meine Narbe nur noch mehr. Mit einer Ecke von meiner Decke versuchte ich, mein Gesicht trocken zu wischen.
Kurz danach ging schon der Vorhang auf. Madam Pomfrey sah mich (wie eigentlich immer) mitleidig an.

„Ich mache das sofort weg. Keine Sorge.", sagte sie, bevor sie ihren Zauberstab zog und die Scherben verschwinden ließ.
Doch ich rührte mich nicht.
Jetzt würde mich erst recht niemand mehr mögen.
Meine Lehrerin hatte Recht behalten. Es war etwas Schreckliches passiert.
„Sirius geht es gut. Er hat dich gerettet."
„Sirius war da?", fragte ich in einem Flüsterton.
„Ja. Er hat dir die Nacht beiseite gestanden. Er schilderte, dass ein Schrank auf dich gefallen wäre. Du wärst fast verblutet, Remus.", sie legte tröstend eine Hand auf meine Schulter.
„Gerade rechtzeitig konnte er das Ding von dir nehmen. Ich wusste, dass das Regal schon lange hätte raus sein sollen.", beschwerte sie sich.
Doch ich nahm ihre Worte kaum zur Kenntnis.
Tatze war alleine gekommen und hat mich gerettet? Oh zum Glück war ihm nichts passiert. Das hätte ich mir nie verziehen.

„Sie werden sicher gleich kommen. Ich habe sie noch heute früh zum Unterricht geschickt."
„Sie haben mich nicht gesehen?", fragte ich sie nervös.
„Nein, ich dachte, dass du erst einmal Zeit für dich brauchst. Sie machen sich schon genug Vorwürfe, dass sie nicht bei dir waren.", erzählte sie mir mit einem gesenkten Blick.
„Die Narbe wird verblassen, oder?"
Nein, wird sie nicht. Da war ich mir sicher.
„Ein wenig. Doch man wird sie immer sehen. Es tut mir so leid. Ich habe wirklich alles versucht.", sagte sie warmherzig und gleichzeitig schuldbewusst. Dabei hatte sie sich überhaupt nichts vorzuwerfen.
Sie hatte mich so oft behandelt, dass ich das Gefühl hatte, ihr nie wirklich dafür gedankt zu haben.
„Ich weiß und das schätze ich sehr.", lächelte ich. Auch wenn mir wirklich nicht danach war.

„Soll ich den Vorhang entfernen?", fragte sie mich ebenfalls lächelnd.
„Ja, dass wäre nett.", doch kurz danach bereute ich es schon, es gesagt zu haben.
Wie würden sie darauf reagieren?
Ich konnte ihre mitleidigen Blicke jetzt schon vor mir sehen.
Aber warum waren sie auch nicht gekommen?
Hatten sie es vergessen?

Was sollte ich überhaupt sagen? Mich bei Sirius bedanken? Natürlich muss ich mich bedanken. Er hat mir immerhin mein Leben gerettet. Irgendwie.
Ich hatte so viele Fragen.
Doch ich musste sie endlich beiseite schieben.
Wenn sie kommen- Obwohl..Eigentlich sind sie doch so beschäftigt, dass sie wahrscheinlich keine Zeit für mich haben werden.

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Sirius

Ich betrat den Krankenflügel. James und Peter wollten ihre Sachen abstellen und dann auch wieder herkommen. Ich nahm meine einfach mit und legte sie auf einen Stuhl.
Sofort fiel mir auf, dass der Vorhang weg war. Remus saß mit seinem Rücken zu mir auf dem Bett.
„Moony! Wie geht es dir??", fragte ich ihn etwas zu stürmisch. Doch ich war froh, dass er wach war.
„Gut. Mir geht es gut.", sagte er knapp.
Seine Stimme klang so brüchig und traurig, dass es mir das Herz zerriss.
Er log.
„Danke, dass du mich gerettet hast.", kam es von ihm.
Leise schlich ich mich an sein Bett heran. Warum schaute er nicht zu mir?

„Was ist los?", fragte ich ihn wohl wieder etwas zu laut.
Er hatte sich so stark erschrocken, dass er vom Bett gefallen war.
Ich bin so ein Trottel.
„Warte, ich helfe dir."
„Nein. Nein, es geht schon."
Doch ich stürmte bereits zu ihm, um ihm zu helfen.
„Moony, lass dir doch helf-", augenblicklich erstarrte ich, als ich in sein Gesicht blickte.
Eine riesige entzündete Narbe zierte sich über sein komplettes Gesicht. Außerdem hatte er geweint. Seine Augen waren leicht rötlich und glasig. Seine Wangen waren ganz blass.
Es herrschte Totenstille.
Wir sahen uns nur an, bis er leise flüsterte: „Ich sagte doch, dass ich keine Hilfe brauche."

Ich fühlte mich wie ein Idiot. Vorsichtig half ich ihm wieder aufs Bett.
Was musste er wohl von mir denken? Ich hatte Sekunden lang nur auf seine Narbe geachtet.
Die muss doch schrecklich wehtun.
Warum habe ich ihn nicht rechtzeitig weggezogen? Wie kann er mir das jemals verzeihen?

Plötzlich ging die Tür auf. Es waren James und Peter.
„Was ist los?", fragten die beiden sichtlich verwirrt.



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Hier ist nochmal ein Kapitel vor Weihnachten. Ich hoffe es gefällt euch. ^^

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