Kapitel 9

Sanft tätschelte der alte Mann meine Hand und hob dabei den Kopf, um in den Himmel zu schauen:„ Sieh mal Wiebke, das ist Emilia. Sie hat mir geholfen dieses Beet anzulegen. Ich hoffe die Gerbera gefallen dir. Ohne dich wüsste ich die Bedeutung dieser Blumen nicht und hätte sie auch nie verstanden. Allerdings stimmt die ursprüngliche Bedeutung Durch-dich-wird-alles-schöner für mich leider nicht mehr, für mich ist es nun Durch-dich-war-alles-schöner. Aber wir werden uns sicher bald wieder sehen. Ich bitte dich nur, dich noch ein klein wenig zu gedulden.", der alte Mann, Erik, lächelte zwar, aber ich konnte trotzdem die Tränen in seinen Augen schimmern sehen. Er tat mir unendlich leid.

Er hörte auf meine Hand zu tätscheln und sah mich lächelnd an:,,Tut mir leid. Das war dir sicher unangenehm." Ich schüttelte mit dem Kopf:,, Ehrlich gesagt, mache ich das auch manchmal. Also mit meinen verstorbenen Eltern reden. Aber ich erzähle das eigentlich niemandem, weil ich Angst habe, dass ich sonst für verrückt gehalten werde.", ich lachte unsicher.

„Keine Sorge.", er klopfte mir auf die Schulter, "Ich glaube nicht, dass du verrückt bist." Ich lachte:,, Ja, aber Sie kennen mich auch noch nicht mal eine Stunde." „Du.", korrigierte er mich und zwinkerte mir zu. „Du." entgegnete ich grinsend.
„Also ein Beet wollte ich noch anlegen-" „Ich bin dabei.",sagte ich noch bevor er seinen Satz beendet hatte, "Oh. Ich wollte Sie.. Äh dich nicht unterbrechen. Ich würde dir aber echt gerne auch bei dem anderen Beet helfen."

Er lachte:,, Ich finde es toll, dass du so enthusiastisch bist. Ja, ich würde mich sehr freuen. Aber nicht mehr heute. Man sollte es nicht glauben, aber ich hab selbst in meinem hohen Alter noch Termine, die ich wahrnehmen sollte. Nächste Woche um die gleiche Zeit? "
Ich überlegte kurz:,, Ja, klingt gut. Nächste Woche müsste ich um die gleiche Zeit Schluss haben.",,Arbeitest du oder gehst du noch zur Schule?", fragte er mich daraufhin.

„Ich geh noch zur Schule. Ich bin in der-" Plötzlich sprach ihn jemand hinter uns an:,,Hey, Opa." Wir drehten uns beide zu der Stimme um und ich hatte sofort das Bedürfnis die Beine in die Hand zu nehmen und einfach wegzulaufen. „Oh, Aron. Was machst du denn hier?", fragte Erik, während Aron mich ungläubig ansah. >Ja, ich bin's, das Mädchen dem du Hausverbot gegeben hast. Freut mich auch dich zu sehen.<, hätte ich am liebsten sarkastisch gesagt, aber ich wollte vor Erik kein Fass aufmachen.

„Dad meinte, dass du hier bist und ich dich abholen soll. Uwe musste sich spontan freinehmen, weil er seine Tochter aus der Kita abholen muss und es war gerade kein anderer Chauffeur auf Abruf. Er hat dich wohl angerufen, aber du bist nicht rangegangen. Außerdem sollte ich schauen, ob du Hilfe brauchst, aber du bist ja anscheinend schon fertig." , er deutete auf das Beet.

Erik zog ein Handy aus der Westentasche seiner Jacke. „Ja, Mist. Ich hatte es anscheinend mal wieder auf lautlos gestellt. ", er drückte eilig ein paar Tasten und ein leiser Piepton ertönte. „Emilia hat mir geholfen, dadurch waren wir ziemlich schnell fertig. Danke dir. " Erik klopfte mir erneut auf die Schulter. „Ich hab es wirklich gerne gemacht.", erwiderte ich schnell.

Erik begann die Kisten am Trollie festzuschnallen. Aron zog sein Portemonnaie aus seiner Jackentasche und holte einen fünfzig Euroschein heraus und hielt ihn mir entgegen:,, Reicht das?" Ich blinzelte verwirrt:,, Was? Nein." Er holte noch einen zwanzig Euro Schein heraus und hielt mir die Scheine auffordernd entgegen „Ich meinte, was soll ich dami?", sagte ich immer noch verwirrt und machte keine anstalten das Geld anzunehmen.

„Das ist dafür, dass du meinem Großvater geholfen hast. Du wirst ihm ja wohl kaum geholfen haben, ohne etwas dafür zu erwarten.", er wedelte mir mit den Scheinen vor der Nase, "Also jetzt nimm."
Ich hatte das Gefühl, dass er es mit seiner Aussage geschafft hatte, nicht nur mich, sondern auch seinen Großvater zu beleidigen. Dieser Aron machte mich sauer. Als ich zu Erik sah, sah ich, dass das sonst so muntere Lächeln aus seinem Gesicht verschwunden war.

Ich war kurz davor zu explodieren und meinem Ärger Luft zu machen, als Erik mir zuvorkam. „Aron.", sagte er ernst und klang gleichzeitig etwas enttäuscht, "Du hast da etwas missverstanden." Aron zuckte mit den Schultern:,, Okay.", erwiderte er knapp und steckte die Scheine wieder in sein Portemonnaie,"Dann trotzdem vielen Dank, dass du ihm geholfen hast. Können wir dann los?" Aron schien etwas ungeduldig. Ich war mir nicht sicher, ob er wirklich begriff, wie er sich benommen hatte. Aber sein Dank schien aufrichtig und immerhin schien er seinen Großvater zu mögen und Respekt vor ihm zu haben.

„Ja, können wir. Bis nächste Woche Emilia. ", das Lächeln war in Eriks Gesicht zurückgekehrt und heiterte meine Stimmung sofort mit auf. „Ja, alles klar. Tschüss. ", antwortete ich und sah den beiden noch kurz nach. Aron zog den Trolli hinter sich her und sagte etwas, dass klang wie "Hat der alte Mann also schon ein Date für nächste Woche ausgemacht?" Erik gab ihm daraufhin einen Klaps auf den Hinterkopf und Aron lachte. Es war das erste Mal, dass ich ihn lachen sah und obwohl ich ihn nicht ausstehen konnte, musste ich zugeben, dass ihm das Lachen außergewöhnlich gut stand. Meine Wut über sein Verhalten von eben war verflogen. Ich drehte der Szene den Rücken zu und ging mit einem guten Gefühl im Bauch nach Hause.

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