Kapitel 8

//Dieses Kapitel widme ich viktoriaxcx, die mich überzeugt hat weiter zu updaten, auch wenn ich hier bisher kaum bis gar kein Feedback erhalten habe 😅 Viel Spaß, wer auch immer das liest ^^//

Mein Nachhauseweg führte mich schon wie so oft durch den Park. Manchmal nahm ich aber auch die Seitenstraße, wenn es zum Beispiel dunkel war, oder ich im Sommer nicht von Klassenkameraden aufgefordert werden wollte, mich dazu zu setzen, um ein Bier mit ihnen zu trinken. Jetzt Mitte April war es an manchen Tagen aber noch zu kühl, um länger als 1-2 Stunden im Park zu sitzen. Ab Mai würde ich dort wieder täglich irgendjemanden sehen, den ich kannte. Aber heute war es recht frisch, also keine große Gefahr.

Ich schlenderte durch den Park mit Liedern von 2ne1 auf den Ohren, als ich auf einem Hügel einen älteren Herren sah, der mit viel Mühe dabei war mit einer Schaufel im Boden zu stochern. Verwundert näherte ich mich der Szene. Der Mann schien vielleicht um die 80 Jahre alt zu sein. ,,Entschuldigung, was machen Sie da?", rief ich neugierig und fummelte meine Kopfhörer aus den Ohren. >Mist.< Seufzend bückte ich mich und suchte nach dem Silikonaufsatz meines linken In-Ear Kopfhörers. Ich strich mit meiner Hand über das grüne, saftige Gras und bog ein paar Halme auseinander.

„Ich grabe ein Beet und was machst du da?", rief der alte Mann mir zu. „ Ich habe meinen Nippel hier irgendwo verloren.", rief ich zurück, den Blick weiterhin fest auf den Boden geheftet. „Äh, ich meine natürlich Nüpsel.", korrigierte ich und mir wäre es wahrscheinlich peinlich gewesen, hätte ich ihn nicht in dem Moment gefunden. „ Ich hab ihn!", rief ich zufrieden und hielt ihn hoch in die Luft, obwohl ihn selbst ein junger Mensch auf die Entfernung nicht hätte sehen können. Ich steckte den Nüpsel zusammen mit meinen Kopfhörern in meine Jackentasche und ging weiter auf den Mann zu. ,,Kann ich Ihnen irgendwie helfen?", bot ich an. ,,Du kannst mir gleich beim Einpflanzen helfen, wenn du magst. Ich hebe nur noch schnell diese Ecke aus." Ich nickte und sah zu wie er die letzte Ecke aushob.

Interessiert sah ich zu dem Trolli, auf den er zuging. Dieser hielt statt einer Stofftasche drei große gestapelte schwarze Kisten. Schnell ging ich ebenfalls zu dem Trolli und half dem alten Mann dabei die Kisten neben dem Beet zu platzieren. „Danke dir.", sagte er freundlich, "Wir Pflanzen sie abwechselnd. Eine Reihe rosa, eine Reihe blau und eine Reihe gelb. So ergibt sich ein hübsches Muster."

„ Das blaue sind Vergissmeinnicht oder?", fragte ich nachdenklich. Er nickte wohlwollend:,, Ja, das stimmt. Kennst du dich mit Blumen aus?" „Nicht wirklich.", gestand ich, "Diese Blumen hier kenne ich nicht.", sagte ich und deutete auf die rosanen und gelben, bei denen es sich jeweils um die gleiche Gattung zu handeln schien. „Das sind Gerbera. Wirklich schön oder?", sein Blick wirkte leicht verträumt.

„Ja, sie sind wirklich hübsch und die Farben sind so kräftig.", sagte ich anerkennend. „Um genau zu sein sind es Gerbera Garvinea. Eine robuste Sorte der Gerbera, die so gar mal Minusgrade übersteht. Ansonsten sind die meisten Gerbera eher empfindliche Blumen. Aber das interessiert dich wahrscheinlich gar nicht.", endete er seinen kleinen Monolog. „Naja..", sagte ich etwas unbeholfen. Er hatte recht, so wirklich viel konnte ich mit den Informationen nicht anfangen. Er schmunzelte:,, Du gefällst mir. Du bist ehrlich." Er lachte. Dann reichte er mir eine rosa Blume und nahm sich selbst auch eine.

„Ich fang in dieser Ecke an und du mir gegenüber.", erklärte er, "Schau, du setzte sie so ein und dann nimmst du dir etwas von der Erde und drückst sie um sie herum etwas fest." Ich befolgte seine Anweisungen und war froh darüber, dass es so einfach ging. „Wie sind Sie überhaupt darauf gekommen hier ein Blumenbeet anzulegen?", fragte ich neugierig, dann fügte ich in einem leiseren etwas verschwörerischen Tonfall hinzu:,, Dürfen Sie das überhaupt? Also haben Sie eine Genehmigung?" „Ja, keine Sorge, ich darf das.", gab er lächelnd im selben Tonfall zurück und griff sich die nächste Blume.

Ich nahm mir ebenfalls die nächste Blume und versuchte sehr darauf zu achten, dass ich sie genauso einpflanzte, wie er es vormachte. „ Meine verstorbene Frau und ich sind früher sehr gerne in diesen Park gegangen. Wir haben uns immer gesagt, dass es doch schön wäre, wenn wir ihn ein bisschen bunter gestalten würden und vielleicht selbst ein zwei Beete anlegten. Aber wir hatten mit unserem eigenen Garten so viel zu tun und da haben wir es immer aufgeschoben. Naja eigentlich hat sie sich um unseren Garten gekümmert. Ich hatte immer viel zu viel mit der Arbeit zu tun.", er seufzte," Und jetzt ist sie weg und ich habe einen Gärtner engagiert, weil ich einfach zu alt geworden bin, um mich um den kompletten Garten allein zu kümmern. Bevor gar nichts mehr geht, dachte ich, wäre es gut, wenn ich unser gemeinsames Vorhaben noch in die Tat umsetzen würde."

Ich lächelte aufmunternd:,, Sie schaut Ihnen sicher gerade von oben zu und freut sich, dass Sie so schöne Blumen ausgesucht haben." „ Ja, ich glaube auch, dass sie uns von dort oben zusieht.", sagte er nickend, während er sorgfältig die Erde um ein Vergissmeinnicht festdrückte.

Nachdem wir die letzten Blumen eingepflanzt hatten, standen wir auf und klopften uns die dunkle feuchte Erde von den Hosen. Zufrieden bestaunten wir unser Werk. „Wie heißen Sie eigentlich, wenn ich fragen darf?", fragte ich den alten Mann, mit dem ich eine halbe Stunde am Boden gekniet hatte, ohne seinen Namen zu kennen.

„Natürlich, darfst du.", entgegnete er ganz entrüstet über meine Scham, "Und du darfst mich auch duzen, nachdem wir hier so schön zusammen gearbeitet haben. Mein Name ist Erik und deiner?" „Ach für mich war das keine Arbeit. Es hat Spaß gemacht. Mein Name ist Emilia.", entgegnete ich und schüttelte ihm die Hand, die er mir entgegen streckte. Ich wollte meine Hand schon zurückziehen, als er seine andere Hand auf die meine legte.

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