Kapitel 3
Zuhause angekommen empfing mich meine Schwester mit einem fröhlichen ,,Hallo". Ich antwortet ihr nicht und sie schien zu verstehen. ,,Habt ihr Schluss gemacht?", fragte sie und ich merkte, dass sie sich wirklich mühe gab einfühlsam zu klingen. Sie hatte Alex nie gemocht und dies auch recht oft gezeigt. Ich nickte nur knapp und verzog mich mit schnellen Schritten in mein Zimmer, schloss die Tür hinter mir und feuerte meine Sachen in die hinterste Zimmerecke. Dann ließ ich mich auf mein Bett fallen.
Die Ziffern meiner Digitaluhr zeigten 17:13 Uhr. Eine Weile schloss ich die Augen, ich wollte den heutigen Tag einfach nur ausblenden. Doch es klappte nicht. Mein Körper schien unruhig und hibbelig. Ich strampelte ein paar mal vor Wut mit meinen Füßen, dann riss ich die Augen auf und setzte mich auf die Bettkante. Als ich geradeaus an die Wand sah, lachte er mich fröhlich an. Alex.
Das Bild welches vor einem halben Jahr im Vergnügungspark von uns gemacht worden war. Es zeigte mich mit fuchsrot getönten Haaren und Pferdeschwanz, wie ich ihm einen leichten rosa roten Kuss auf die Wange drückte und er dabei schelmenhaft in die Kamera lachte.
Ich nahm das Bild von der Wand ab und legte es auf meinen Schreibtisch. Die restlichen Bilder die darum drapiert gewesen waren, riss ich mit einem Ruck ab und schmiss sie vor mich auf den Boden. Dann setzte ich mich neben die Bilder und zog den Mülleimer unter meinem Schreibtisch hervor. Mit großer Sorgfalt zerriss ich eines nach dem anderen und fütterte den Mülleimer damit. Schließlich sah ich mich in meinem Zimmer um und begann zu sammeln. All das, was er mir, im Laufe dieses Jahres, geschenkt hatte.
Zusammen kam: ein Haufen an Kuscheltieren, Briefe, kleine Aufmerksamkeiten und noch ein paar Bilder. Ich stopfte sie allesamt in die Tüte des Mülleimers, bis auf einen kleinen rosa Plüschbären. Diesen setzte ich auf den Schreibtisch zu dem Bild aus dem Vergnügungspark.
Mühsam verknotete ich die Mülltüte, die bis obenhin vollgequetscht WAR, nahm dann das Foto und den Bären vom Schreibtisch und legte sie in eine der vielen Schubladen. Ich wollte lieber nicht darüber nachdenken, warum ich es nicht über das Herz brachte, diese beiden Gegenstände wegzuschmeißen. Wenn ich daran dachte sie wegzuwerfen, fühlte es sich einfach nicht richtig an und es brach mir das Herz. Ich würde sie entsorgen, aber noch nicht heute.
Es klopfte: ,,Ist alles in Ordnung?", hörte ich die Stimme meiner Schwester durch die Tür. ,,Ja.", sagte ich, schnappte mir die Mülltüte und stieß meiner Schwester fasst die Tür ins Gesicht. Erstaunt sah sie mich an:,, Ich hätte gedacht, dich sieht man vor Weihnachten nicht wieder.", dann bemerkte sie den Müllbeutel in meiner Hand. Sie nickte nachdenklich. ,,Wenn du fertig bist, komm zu mir in die Küche ich habe eine Idee." Ich hatte ein komisches Gefühl bei der Sache und fragte mich was für eine Idee das sein sollte, trotzdem sagte ich ihr zu.
Draußen war es relativ kühl, aber immerhin trocken, also musste ich mir wegen meiner Latschen keine Gedanken machen. Ich wusste nicht einmal in welche Mülltonne ich meine Erinnerungen werfen sollte, also nahm ich die Erstbeste und huschte wieder ins Haus. In der Küche stand meine Schwester gerade an der Küchentheke und schenkte 2 Gläser Orangensaft ein. Dann stellte sie das eine vor mir auf den Tisch und setzte sich mit dem anderen mir gegenüber.
,,Also, du meintest doch noch vor einer Weile, dass du gerne mit Cello spielen anfangen wolltest."
Ich nickte nur kurz und nippte an meinem Glas Orangensaft, obwohl ich keinerlei Durst verspürte. ,,Ich habe für dich ein Treffen mit einem Cellisten arrangiert, der günstig privaten Cellounterricht erteilt. Er wollte dich einmal persönlich treffen, um mit dir alles weitere zu klären. Wann. Wo. Und was du alles dafür brauchst und wo du diese Dinge bekommen, oder leihen kannst." Meine Schwester sah mich freudestrahlend an und ihre Euphorie schaffte es beinahe mich ein bisschen aus meiner Laune herauszuholen, aber dann kamen Zweifel in mir hoch:,, Und wie sollen wir das finanzieren? Auch wenn du sagst, dass er es günstig macht. Cello ist und bleibt teuer.", den letzten Satz sagte ich mehr zu meinem Glas als zu meiner Schwester.
,,Das kriegen wir schon irgendwie hin. Ich mache einfach nach dem Büro eine zusätzliche Schicht im Restaurant, oder ich gehe noch wieder putzen."
Langsam schüttelte ich den Kopf:,, Nein. Das ist nett von dir, aber ich hätte dann immer ein schlechtes Gewissen. "
Ich erschrak als meine Schwester mit der flachen Hand auf die Tischplatte schlug :,,Sei nicht immer so bescheiden! Jetzt lass mich dir doch einmal etwas gönnen. Versprich mir, dass du dich morgen mit ihm triffst. Wenn er dir absolut unsympathisch ist, kannst du es meinetwegen lassen. Aber auch nur dann. Und wenn dies der Fall sein sollte, werde ich natürlich weiter suchen."
Seufzend stand ich auf:,, Wenn du meinst."
Ich hatte keine Lust auf weitere Diskussionen und ich wusste, dass es keinen Zweck hatte. Also würde ich mich wohl morgen mit diesem Franz Joachim -oder wie auch immer er hieß- treffen und dann entscheiden.
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