Blutiger Abschied
Vorab: Selbstmord ist keine Lösung, Verdrängung allerdings auch nicht.
Kakashis Sicht:
Müde, ausgelaugt, aber mit seiner Vergangenheit endlich im reinen, schleppte er sich mit so vielen anderen seiner Kameraden, Verbündeten und Freunden zurück ins Dorf, dessen Anblick, ihm seine erst kürzlich erschaffene Vergangenheit wieder hochkommen ließ. Er hatte die Dämonen seines früheren Lebens endlich besiegt und stand nun vor dem selbst geschaffenen Problemen seiner Zukunft. Schmerzhaft biss er sich immer stärker auf seine Unterlippe, um nicht daran zu denken.
Doch als er die Schwelle zum Dorf übertrat und er die Gesichter, der Dorfbewohner sah, die hereilten um ihre Helden in Empfang zu nehmen und zu versorgen, konnte er nicht umhin, seinen Blick über die Menge schweifen zulassen und nach ihr zu suchen. Er hatte sich nie sehnlichster gewünscht, dass Sharingarn einsetzen zu können, als in diesem Moment, wo er sie nicht finden konnte. Ein Stich führ ihm durchs Herz, als er sie nicht sah.
Die Frau, die, wie er sich mittlerweile eingestand mehr bedeutete, als den Frieden den er so vergeblich gesucht hatte. Mit schweren Herzen, versuchte er aufrecht weiter zu gehen, bis ihn plötzlich einfach die Beine wegknickten und die Erschöpfung einfach übermannte. Sein Körper, der so lange durchgehalten hatte um sie wiederzusehen, brach einfach zusammen und sein Bewusstsein schwand.
Unruhig wälzte er sich hin und her, bis er schweißgebadet sich ruckartig aufrichtete, mit weit aufgerissenen Augen und schwer atmend, saß er dort umgeben von weißen Wenden und brauchte einige Zeit, bis er die vertraute Umgebung des Krankenhauses wieder erkannte. Natsumis Bild immer noch vor Augen, wie er sie von sich gestoßen und im Matsch sitzend zurückgelassen hatte. Wie sie schwer atmend vor ihm saß und er trotz des Regens ihre Tränen sehen konnte. Unaufhörliche Tränen die über ihre Wangen liefen, während ihre schmerzerfüllten Augen sich an ihn hefteten. Aus Reflex, fuhr er sich durch die Haare und blieb in der Position mit seinem arm hängen.
Langsam ließ er sich zurück aufs Krankenbett gleiten, in das man ihn gelegt hatte und versuchte seinen Atem in einem gleichmäßigen Rhythmus zu bekommen, was ihm nur sehr langsam gelang, während sein Herz weiter so schnell pumpte, als würde er gerade einen Marathon laufen. Eine einzelne Träne lief ihm über die Wange, während er an die Worte dachte, die er zu ihr gesagt hatte.
„Verschwinde, ich brauch dich nicht länger."
Sich auf die Seite drehend und seine Knie bis zu seiner Brust anziehend, schämte er sich für das was er getan hatte. Er hatte sie damals so schändlich belogen, weil er ihre Tränen und ihren Schmerz nicht ertragen konnte, doch er hatte es nur schlimmer gemacht. Sein Plan war es gewesen, sie vom Abgrund und von seinem dunklen Wesen fernzuhalten, dabei hatte er damals nicht verstanden, dass sie das Licht war, das für sie beide glühte. Erst im nach hinein, hatte er zugelassen, zurück an diese Tage zu denken und ihre Traurigkeit zu deuten, er hatte etwas in ihr zerstört und sie anstatt zu schützen gerade Wegs auf den Abgrund, der ins nichts führte getrieben.
Sie hatte bis zu jenem Tag, am Grab seines Vaters immer in ihm etwas gesehen, was er selbst nie wahrgenommen hatte. Er hoffte inständig, dass sie es immer noch in ihm sah, ansonsten hätte er sie für immer verloren. Mit dem letzten Gedanken immer noch bei ihr, fielen ihm langsam die Augen wieder zu, bis er schlussendlich, mit ihren Namen auf den Lippen einschlief.
Tamakis Sicht:
Leise erhob sich Tamaki, neben dem Krankenbett seiner Arbeitskollegin, die endlich eingeschlafen war und ging, sachte aus dem Krankenzimmer, wo er so leise wie möglich versuchte die Zimmertüre zu schließen um sie nicht zu wecken. Durchs überfüllte Krankenhaus laufend, drifteten seine Gedanken immer wieder zu der blassen und leblosen und mit geröteten Augen da liegenden Gestalt und wie ihr sogar selbst im Schlaf noch die Tränen über die Wangen liefen. Schmerz durchzuckte seine Brust, wenn er daran dachte und er musste energisch den Kopf schütteln, um sich auf den Weg zu konzentrieren.
Seit einer Woche lag sie nun schon hier und ihr Körper wurde immer schwächer. Seine täglichen Besuche, schienen sie zwar etwas aufzuheitern, doch ihm war aufgefallen, dass wenn er sie schon früh verließ, sie sich ihren Tränen hingab, also hatte er beschlossen, solange bei ihr zu bleiben, bis er ihren gleichmäßigen und ruhigen Atem hören konnte, wenn sie einschlief, denn er ertrug es nicht sie leiden zu sehen, auch wenn er nicht wusste was es war, wollte er doch bei ihre sein.
Natsumis Sicht (Rückblende):
Als Tamaki aufgebrochen und sie wieder in ihrer Wohnung war, konnte sie nicht mehr. Der Schmerz war zu groß geworden und sie wusste, dass er nicht versuchen würde lebend zurückzukommen. Sie hatte ihn längst an die Dunkelheit verloren und sie konnte einfach nicht mit dem Gedanken leben, bei dem Mann den sie so sehr liebte, versagt zu haben. Sie hatte ihm alles gegeben, damit er sich an diese Welt klammern konnte, ihren Körper, ihr Herz und ihre Seele, doch es hatte alles nichts gebracht, er hatte ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass er sie nicht länger brauchte, dass er nicht länger kämpfen würde und sie war zu schwach um ihn davon abzuhalten.
Er würde sterben. Langsam entkleidete sie sich und stieg unter die Dusche, wo sie das Wasser aufdrehte und sich an der gefliesten Wand ihrer Dusche hinabließ, während das fast heiße Wasser auf sie hinabfiel wie prasselnder Regen. Ihre Beine nah an ihren Körper gezogen und ihren Kopf auf ihre Knie stützend, schlang sie ihre Arme um ihre Beine und versuchte die Tränen zu verstecken, auch wenn sie selbst wusste, dass es eigentlich albern war, da sie dort niemand sah.
Trotz der Hitze des Wassers, was auf sie hinab fiel, fror sie bitterlich und als sie versuchte aufzustehen und dabei an das kleine Körbchen, mit den Duschmaterialien griff um sich hochzuziehen, rutschte sie aus und fiel auf die ihre Knie, das Körbchen dabei immer noch in der Hand halten, da ihr Gewicht es mit hinabgerissen hatte. Ein verzweifelter Versuch ein Lachen zustande zu bekommen, ließ nur noch mehr Tränen aus ihren Augen quellen, als sie versuchte die Artikel die am Boden der Dusche lagen, an dem sie immer noch kniete aufzuheben.
Als sie ihren Rasierer auf einmal in der Hand hielt, hielt sie in der Bewegung inne, das gelbliche Licht der Badezimmer Beleuchtung, ließ die Klinge, die man so einfach raustrennen konnte um diese zu wechseln regelrecht funkeln. Wie hypnotisiert, trennte sie nur die Klinge hinaus und ließ den restlichen Rasierer wieder fallen. Die klinge ins Licht halten und zusehend wie sich das Licht darin bracht, ließ ihre Tränen langsam immer weniger werden und als sie bemerkte, wie schön die scharfe Klinge sich von ihrer Haut abhob, legte sie sie vorsichtig an und zog damit erst sachte über ihre makellose leicht blasse Haut.
Rote Striemen, bildeten sich langsam auf ihren Unterarm, an dem sie das kühle Metall angelegt und drüber gezogen hatte. Und langsam wurden aus den Striemen rote Rinnsale. So einfach wie mit einem Messer durch Butter, war die Klinge durch ihre Haut geglitten.
Sie verspürte dabei kein Schmerz, eher eine Art Erleichterung und innere Ruhe, eine Ruhe, die so friedlich schien, während sie ihre Konzentration ganz allein auf die Klinge und das Wasser unter sich lenkte, dass sich langsam immer mehr Rot färbte, so rot, wie der Faden, der sie verbunden hatte. Die kalten fließen, an die sie sich wieder gelehnt hatte, während das Wasser weiter auf sie einprasselte und immer kälter wurde, spürte sie schon lange nicht mehr, als sich ihr Blickfeld immer dunkler färbte und ihr die Klinge, die alles in die Farbe der Liebe verwandelte ihr aus ihren kraftlosen und tauben Händen fiel, während sie mehr und mehr spürte, wie die Kraft ihren Körper verließ. Sie schloss sachte ihre Augen.
In einem Moment der völligen Schwerelosigkeit im Nichts, tauchte auf einmal die Erinnerung an ihre Eltern wieder auf und wie entsetzt Kakashis Augen sich geweitet hatten, als er die Leiche ihrer Mutter im weißen Badezimmer mit all dem Blut um sie herum zu Gesicht bekam.
Aus ihrer Trance gerissen, riss sie die Augen auf und versuchte verzweifelt die Blutung zu stoppen, doch sie wusste selbst, dass sie nicht mehr genug Kraft besaß, also kletterte sie mit letzter Kraft, die sie aufbringen konnte aus der Dusche und lief ins Schlafzimmer, wo sie sich gerade so noch aufs Bett fallen lassen konnte. Das schnurlose Telefon, was sie immer noch auf ihrem Nachttisch lag, konnte sie nur mit äußerster Willenskraft erreichen und die Notrufnummer wählen, ehe ihre Gedanken wegdämmerten, flüsterte sie kraftlos ins Telefon ihre Adresse und betete, dass man sie hörte.
Ein letztes Mal für IHN.
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