Kapitel 27
Kakashi:
Die Nacht war, um und sein Kopf schwer. Langsam trottete Kakashi ins Badezimmer und sah benommen in den Spiegel. Sein müdes und leicht hageres Gesicht sah ihn entgegen. Seine leicht hängenden Lieder, saßen tiefer als sonst. Sein Haar war kaum zu bändigen und seine sonst so attraktiven Züge wirkten fahl und leblos. Eine Hand voll Wasser nach der anderen schlug er sich ins Gesicht um etwas leben in seine Gesichtszüge zu bekommen, doch nichts schien zu wirken.
Die Erinnerungen des letzten Abends manifestieren sich vor seinem inneren Auge. Mit der flachen Hand schlug er gegen die Wand. Der Spiegel zitterte bedenklich, als er erneut hineinsah.
Was nun? Eine Frage, die er sich in der letzten Zeit ziemlich häufig stellte. Wie sollte er nun mit Anna umgehen?
Doch ehe er eine Antwort finden oder auch nur seine Haare bändigen konnte, klingelte es bereits an seiner Haustüre. Mehr aus Gewohnheit, zog er seine Masken hinauf und strafte sich kurz, bevor er zur Tür ging und sie öffnete.
Blondes Haar und ein katzenhaftes Gesicht, stach ihm sofort ins Auge und ein viel zu aufgekratzter Naruto schob sich an ihm vorbei in seine Wohnung, bevor er reagieren konnte. Innerlich wandte er sich. Ein Gespräch über gestern Abend konnte er momentan wirklich nicht gebrauchen, zumindest nicht mit Naruto. So sehr er seinen Schüler auch schätzte, war er eindeutig nicht der richtige Ansprechpartner für sowas.
Er brauchte einen Freund, einen Kammeraden oder zumindest einen gleichaltrigen, der genauso überfordert mit so einer Situation war wie er und sie logisch angehen würde.
Shikamaru Nara viel aus. Gay brauchte er nicht in Betracht ziehen und alle seine Freunde von damals, die ihm sicherlich weiterhälfen konnten, waren zwei Meter unter der Erde begraben, mehr oder weniger. Der einzige, der noch blieb unter seinen bekannten, den er als gleichgesinnten sah, war schlicht weg noch Iruka. Also ließ er Naruto in seiner Wohnung zurück, schnappte sich lediglich noch kurz seine Schlüssel und seine Jacke und verließ sein Viertel so schnell er konnte in Richtung Akademie.
Den Iruka, auch wenn er einige wenige Jahre jünger als Kakashi war, hatte zumindest das richtige alter für diese Art von Themen, die ihm gerade auf der Seele lagen. Doch kaum war er im Büro des ehemaligen Lehrers angekommen, wurde er erneut auf eine Geduldsprobe gestellt.
Denn um Iruka herum, wuselten Genins aller Altersklassen und bombardierten den recht gelassenen Jonin mit Fragen, die er nach einander in aller Seelenruhe beantwortete. Währenddessen hielt sich Kakashi in die hinterste Ecke verborgen, damit nicht er ebenfalls in die Spirale aus Fragen und Antworten sowie Erklärungen geriet. Eine gefühlte Ewigkeit, verließ auch der letzte Schüler Irukas Büro und langsam und leise löste sich Kakashi aus den Schatten, mit denen er verschmolzen war, tippte den jungen Mann vor ihm auf die Schulter und werte mit Leichtigkeit das herumwirbelnde Kunai aus Irukas Hand ab.
Ein ungeübter Ninja, hätte sich sicherlich eine ernstzunehmende Verletzung einfangen können, dachte er sich, als er spielerisch, dass Kunai abwerte und beruhigend wie bei einem durchgegangenen Pferd auf Iruka einredete. Insgeheim jedoch, besann er sich darauf, Iruka niemals aus spaßeshalber zu reizen, ohne selbst auf der Hut dabei zu sein.
Doch kaum war der Moment vorbei, hielt Kakashi sich nicht länger zurück. Er erzählte Iruka alles von Anfang an. Er erzählt ihm von dem Mädchen von damals. Er erzählte ihm von Suna und er erzählte Iruka auch, jeden Moment bis zum gestrigen Abend, den er mit Anna verbracht hatte. Er erzählt ihm alles, dabei versuchte er seine Stimme neutral und ruhig zu halten, auch wenn sein Redeschwall etwas anderes vermuten ließ.
Er war nervös, als er seine Erzählungen beendet hatte und nun so lässig wie möglich Iruka fragte, wie er mit der Situation umgehen sollte. Natürlich war Kakashi der entsetzte Gesichtsausdruck auf Irukas Gesicht nicht entgangen, doch er versuchte ihn zu ignorieren um eine Antwort zu erhalten, was er nun machen sollte, den er selbst war eindeutig überfragt.
Allerdings bekam Kakashi nicht gleich die Antwort die er erhofft hatte, sondern ein „Bist du noch geistig ganz bei Trost?“ an den Kopf geworfen, gefolgt von einem „Hast du sie nicht mehr alle?“.
Zwei wirklich berechtigte Fragen, dachte sich Kakashi und versuchte dabei weiterhin sein kühles abgeklärtes Image aufrecht zu erhalten. Leider nur mit mäßigem Erfolg. Langsam fing seine Fassade an zu bröckeln und seine Nervosität zeigte sich an seiner abwehrenden Haltung.
Iruka schien das zu bemerken und lenkte das Gespräch in eine etwas weniger eskalierende Richtung. „Was glaubst du, warum sie dir immer wieder begegnet? Könnte es sein, dass du deinen Fehler wieder gut machen sollst?“ auch das war eine gute Frage von Iruka, dachte sich Kakashi und schüttelte langsam den Kopf. Er wusste darauf leider keine Antwort. Was er jedoch glaubte zu wissen, war nicht, dass er ihr begegnete, weil er etwas gut zumachen hatte, sondern, weil diese Gefühle, die er verspürte, ihn nicht mehr loslassen wollten.
Er verspürte etwas, was er nicht wirklich definieren konnte. Es war dasselbe Gefühl, dass er bei dem kleinen Mädchen verspürt hatte damals im Wald, als sie in ihrem weißen Kleid, an diesem Herbsttag durch die fallenden Blätter herumwirbelte.
Es war dasselbe Gefühl, dass er bei Suna hatte, wenn er mit ihr redete. Dieses Gefühl war warm. Er konnte es am ehesten mit Geborgenheit oder Sicherheit beschreiben, doch es schien so viel mehr als dass zu sein. Es war ein Gefühl, dass er nicht kannte.
Es war nicht das Verlangen, was er damals bei Hanare verspürte. Er erinnerte sich noch genau an das Gefühl, was er bei ihr hatte und dennoch war es nicht das, was er nun bei Anna verspürte. Es war ähnlich, aber nicht genau dasselbe. Fühlte er sich also zu Anna hingezogen, wie zu einer Schwester, die er nie hatte? Oder war es mehr?
Der sechste Hokage musste sich eingestehen, dass er nicht wusste, wie man sich fühlte, wenn man einen Menschen, sowohl einen anderen, als auch sich selbst bedingungslos akzeptierte oder gar liebte. Er wusste nicht, dass dieses Gefühl was er im Moment empfand, genau jenes war, dass er sein Leben lang vermisst hatte. Iruka dagegen schien es bereits zu wissen. Er verstand Kakashi, auch wenn er sich selbst nicht verstehen konnte, dass wusste der grauhaarige.
Also fuhr er sich einmal kraftlos durch sein zerzaustes Haar und sah Iruka so müde an, wie er sich im Moment wirklich fühlte. Doch dieser schütteltet einfach nur den Kopf, seufzte vernehmend und zeigte mit dem Daumen hinter sich zur Tür.
„lass uns was essen, dass hier wird ehrlich gesagt etwas länger dauern.“
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