(Future) Boyfriend

Wortanzahl: 2032
Achtung: Explizite Sprache
Plot: Die Freunde nehmen Kai mit in eine Bar. Dort trifft Kai auf dich und deinen Freund. Als Kai dennoch nicht die Augen von dir lassen kann, eskaliert die Situation.

"Hör auf, sie dauernd anzustarren, Parker!", brummte Damon und folgte dabei dem Blick des Häretikers, der unermüdlich auf dir ruhte.

Ausgelassen bewegtest du dich zum Takt der Musik. Nahmst nichts mehr wahr außer diese Melodie und den jungen Mann vor dir.
Gerade spielte 'In your Eyes' von Robin Schulz.
Die Musik dröhnte dermaßen laut, dass der Bass in deinem Körper vibrierte.
Lachend schlangst du die Arme um deinen Freund Milo und vergrubst dein Gesicht in seinem Hals.
Sein Aftershave riecht vertraut, wie Heimat und gleichzeitig sinnlich, als wäre es das erste Mal.

Milo und du waren heute auf den Tag genau ein Jahr zusammen. Selbstverständlich sollte dieses Jubiläum gefeiert werden. So verschlug es euch in einen Club in Lynchburg. Es war ein etwas schickerer Nachtclub, stilvoll eingerichtet.

Passend zu eurem Jahrestag wart ihr beide ebenfalls schick gekleidet. Du in einem roten Kleid, welches deine Schultern aussparte und mit einen tiefen Rückenausschnitt die perfekte Mischung zwischen elegant und verführerisch war.
Dazu hattest du an diesem Abend zu deinem liebsten roten Lippenstift gegriffen.

Milo trug ein schwarzes Hemd mit einer passenden dunklen Hose. Sein Outfit ergänzte deines exzellent.

"Du bist zwar jahrelang weggesperrt gewesen, aber nicht blind, kleines Wiesel. Deine Auserwählte tanzt gerade mit ihrem Lover!", schrie Damon gegen die Musik an. Der Vampir hob sein Glas an die Lippen. "Und wenn du mich fragst, sehen die beiden ziemlich glücklich aus. Misch' dich nicht ein, Parker und lass uns nicht bereuen, dich mitgenommen zu haben." Damon bedachte Kai mit einem scharfen Blick.

"Ein kleiner magischer Genickbruch würde jedes deiner Argumente auslöschen, Damon", entgegnete Kai, der dich immer noch beobachtete.

"Oh, sicher. Weil Frauen immer auf die Mörder ihrer Freunde stehen. Such dir ein anderes Opfer. Oder noch besser: Bleib bei dem Tequila!"

Milo versteifte sich merklich, stellte das Tanzen ein. Sofort wurde dir klar, dass etwas nicht stimmte.
"Schatz?", sagst du sorgenvoll in sein Ohr. "Ist alles in Ordnung?"

Milos Augen funkelten dich an. Das sonst so strahlende grün verdunkelte sich schlagartig. Dein Freund gab dir das Gefühl, einen Fehler begangen zu haben, obwohl du lediglich den Moment gelebt hast.

Du hasstest es, wenn das passierte. Es war die Schwachstelle,  die. Achillessehne, eurer Beziehung.
Milo gab dir oft die Schuld. Für dein Temperament, für deine Offenheit, für deine kleinen Macken, die dich so liebenswert machten.

Doch Milo war dein erster Freund und wenn er mal nicht angepisst war, konnte die Zeit wunderschön sein.
So hattest du dich bemüht, mehr dieser märchenhaften Momente zu kreieren und die Wutausbrüche zu ignorieren.

"Der Typ da starrt dich die ganze Zeit an!", schrie Milo zur Antwort. Ob er gegen die Musik oder dich anschrie konntest du nicht feststellen. Doch dein Bauchgefühl hatte dazu eine klare Meinung.

"Er interessiert mich nicht, Milo!", beschwichtigtest du deinen Freund und betetest, dass der Abend damit nicht ruiniert war.

Du umfasstest das Gesicht deines Freundes und drehtest es zu dir. Eure Nasen streiften sich, du legtest deine Stirn an seine.

"Bitte Milo!" Deine Stimme hatte einen bettelnden Unterton. "Es ist doch unser Einjähriges!"
Milos Blick wurde weicher. Er gab dir einen flüchtigen Kuss. "Du hast Recht, Y/N. Willst du noch etwas trinken? Ich hole uns was."

Erleichtert über die Wendung nicktest du und bestelltest einen Erdbeer-Sekt bei deinem Freund.
Du schautest ihm noch nach bis Milo in der Menge verschwand.

Kai knurrte bloß, kippte seinen Shot herunter. Die Gruppe rund um Damon seufzte einvernehmlich. Elena umarmte ihren grimmig dreinschauenden Freund.
"Es wäre unmenschlich, ihn wieder einzusperren. So können wir auf ihn aufpassen und er macht ja nichts Schlimmes." Sie hauchte Damon einen Kuss auf die Wange.

"Nichts Schlimmes?", schnappte Caroline. "Er wollte gerade einem Typen das Genick brechen."
Die Blondine verdrehte ihre Augen und kippte ihrerseits ihr Getränk herunter.

"Nur gedanklich", sagte Kai und winkte ab. Er ging einen Schritt nach vorne, lief schließlich in deine Richtung. Der Häretiker hatte beobachtet, dass Milo dich allein gelassen hatte.
Ob für einen Moment oder generell konnte Kai nicht ausmachen. Doch allein der Augenblick, die Aussicht auf ein Gespräch zu dir, ließen ihn die Chance ergreifen.

Zielstrebig bahnte er sich einen Weg zu dir.
Du seufztest unglücklich, als die Quelle eures kleinen Streits direkt vor dir stand. Würde Milo das sehen wäre der Abend und noch vieles mehr ruiniert.

Du knetetest deine Hände, blicktest hastig umher.
Du musstest den Fremden loswerden, bevor Milo den Weg zu dir zurück fand.

"Ich bin Kai und du?", übertönte der Fremde die Musik und beugte sich zu dir herüber.
Er war dir so nah, dass sein Arm deine Schulter streifte. Dir wurde heiß. Seine Nähe war dir unangenehm.

Aber nicht wegen des unbekannten Mannes, sondern wegen allem, was daraus folgen könnte, würde dein Freund euch so sehen.

"Nicht interessiert", gibst du bissig zurück und gehst einen Schritt nach hinten um mehr Distanz zwischen euch zu schaffen. Dein Tonfall hatte die Grenze zur Unhöflichkeit haarscharf überschritten.

Während deiner Bewegung warst du mit Milo zusammen gestoßen. Du wusstest es, ohne dich umzudrehen. Du kanntest seinen Körper, seinen Duft und nicht zuletzt sein aufgebrachtes Schnauben so gut, als wäre er ein Teil von dir.

Einen Wimpernschlag lang erlaubtest du dir, die Augen zu schließen. Einen Sequenz der Ruhe, bevor der große Knall folgte.

Plötzlich breitete sich ein stechender Schmerz in deiner Hand aus. Milo hatte dein Handgelenk gepackt und dich unsanft zu sich gedreht.

Seine Finger bohrten sich in deine zarte Haut. Du versuchtest, ihm deine Hand zu entziehen - jedoch ohne Erfolg. Je mehr du dich wehrst, desto fester und schmerzhafter wurde sein Griff.

Tränen sammelten sich in deinen Augen, als du deinen Freund nur ungläubig anstarren konntest. Trotz aller Meinungsverschiedenheiten wurde Milo noch nie gewalttätig. Bis jetzt.

"Dich kann man auch keine Sekunde allein lassen", presste Milo zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.

Du realisiertest, dass er dir die Schuld gab. Schuld für etwas, das du nicht zu verantworten hattest. Schuld für eine alltägliche Situation.

Du wolltest etwas erwidern, doch deine Kehle war staubtrocken und deine Zunge schwer. Der Schock über sein übergriffiges Verhalten hat dich gelähmt.

Blitzartig entriss der andere Mann Milo das Sektglas. Es folgte ein Klirren - dann, auf einmal stand der Fremde mit dem Rest des Glases hinter Milo. Die spitzen Zacken waren nah an Milos Hals.

Erschrocken schnapptest du nach Luft. Alles schien wie in Zeitlupe abzulaufen. "Lass sie los!", drohte er.
Um euch herum hatte sich eine Menschentraube gebildet, doch niemand kam zur Hilfe.

Schließlich ließ Milo dich los. Dein Handgelenk pochte und schmerzte. Du riebst es mit deiner unversehrten Hand, damit es wieder durchblutet wurde. Jedoch blieb Schmerz zusammen mit einem tauben Gefühl zurück.

Möglicherweise war dein Gelenk verstaucht, vielleicht war es auch nur die allgemeine Taubheit, die die letzten paar Minuten so unwirklich erscheinen ließ.
Wie ein böser Traum, aus dem du nicht erwachtest.

Wie benommen starrst du auf dein Handgelenk, welches sich langsam anfing zu verfärben. Dein Gesichtsausdruck war schmerzverzerrt, als du deine Schockstarre soweit überwunden hattest, dass es dir gelang Milo anzusehen.

"Verpiss dich! Ich will dich nie wieder sehen!" Die Worte überschlugen sich, deine Stimme klang schrill.

Wie aus dem Nichts eilte ein anderer Mann herbei.
Er war dunkelhaarig, groß und brachte es fertig, gleichzeitig besorgt und wütend auszusehen.

"Geht's dir gut?", wollte er wissen und drängte sich zwischen dich und Kai. Als sein Blick auf deine Hände fiel, rümpfte er die Nase und zog die Augenbrauen zusammen. Er drehte sich zu dem anderen Mann, ohne deine Antwort abzuwarten. "Verdammt, kleines Wiesel, nich-"

"Stopp!", bremstest du ihn in letzter Sekunde aus.
"Genau genommen hat dein Kumpel mir geholfen. Mein Freund hat mir weh getan und er hat ihn abgehalten, mir weiter Schmerzen zuzufügen."

Suchend blickst du dich nach Milo um, fandest ihn jedoch nicht mehr. Erleichterung durchströmte dich, gefolgt von einer Mischung aus Trauer und Wut.
Milo musste abgehauen sein, als der zweite Mann dazu kam.

"Er hat dir geholfen?", fragte der Schwarzhaarige und du wundertest dich über das offenkundige Erstaunen, welches in seiner Frage mitschwang.

Peinlich berührt nicktest du bloß, als dir das gesamte Ausmaß des Dramas bewusst wurde. Die gaffenden Leute, die um euch herum standen. Manche von ihnen hatten die Handys gezückt, filmten scheinbar dein Unglück.

"Es gibt hier Nichts weiter zu sehen. Die Show ist vorbei!", rief Kai. Die Menschen wandten sich schlagartig ab, was wahrscheinlich daran lag, dass er immer noch das splitternde Glas in der Hand hielt.

Du schlucktest den Kloß in deinem Hals herunter, sahst abwechselnd zwischen den beiden Männern hin und her, die du für Freunde hieltest.

"Bitte, es ist mir so unangenehm", begannst du und senktest deinen Blick. "Könnt ihr vergessen, was gerade passiert ist? Geht einfach und genießt euren Abend."

Du wusstest nicht, was du tun solltest. Die Feierlaune war dir natürlich längst vergangen, allerdings wolltest du genauso wenig allein zu Hause sitzen und die schrecklichen Momente dieses Abends immer wieder durchleben.

Entschuldigend zogst du angestrengt einen Mundwinkel hoch. "Danke nochmal", murmeltest du dermaßen leise, dass Kai dich eigentlich nicht hätte verstehen können.

Schnell suchtest du dir den Weg nach draußen.
Die kalte Luft ließ dich nüchtern werden.
Auf deinen nackten Schultern bildete sich eine Gänsehaut, welche sogleich deinen Rücken entlang kroch. Es war viel zu kühl um ohne Jacke oder zumindest ohne dicken Pullover draußen zu sitzen.

Doch dir war dein Frösteln egal. Du setztest dich vor den Club, hörtest noch den Bass und wenige Fetzen einer Melodie.

Der Steinboden war nicht so kalt wie erwartet. Du nahmst einen tiefen Atemzug. Auf einmal strömten kalte Tränen über deine Wangen, perlten schließlich ab und zerschellten in kleine Moleküle auf dem Stein.

Teilnahmslos beobachtetest du das Schauspiel. Vielleicht einige Sekunden lang, vielleicht auch einige Minuten oder gar eine Stunde.

Die Erinnerungen flackerten wie kurze Filmausschnitte vor deinem inneren Auge auf. Einzig deine Tränen waren der Beweis dafür, dass du nicht träumtest.

Plötzlich hörtest du, wie sich jemand neben dich setzte. Warmer Stoff legte sich über deinen frierenden Rücken.

Nun wandtest du deinen Kopf zur Seite. Den Mann zu deiner Rechten erkanntest du sofort.
"Kai, richtig?", sagtest du mit zitternder Stimme und zogst seine Jacke enger um dich. "Ich bin Y/N... Und ich danke dir, dass du etwas unternommen hast."

Dir entfuhr ein bitteres Lachen. "Auch wenn Milo nicht so ausgeflippt wäre, hättest du mich nicht angesprochen. Wahrscheinlich wäre es jedoch früher oder später sowieso so gekommen. Unsere Beziehung war schon sehr lange nicht mehr, wie am Anfang", erzählst du und stopptest dich, als dir klar wurde, dass der Typ immer noch ein Fremder war.

Ein Räuspern. "Ich hätte es bei einem einfachen Danke belassen sollen", sagtest du und schenktest ihm ein aufrichtiges Lächeln. "Und deine Jacke solltest du auch wieder an dich nehmen. Ich kann nicht von dir verlangen meinen Aufpasser zu spielen."

Kai lachte auf, entblößte perfekte strahlende Zähne und das wahrscheinlich einnehmendste Lächeln, was du je gesehen hattest. Dein Blick hing einen Moment zu lange an seinen wohlgeformten Lippen.

Du zwangst dich, deinen Blick zu lösen. Die erneute Gänsehaut über deinem Rücken konnte gleichermaßen von der Kälte als auch von Kais Nähe kommen.
Deiner selbst wegen wolltest du nicht genauer die Ursache dafür ergründen.

Deine Beziehung war gerade erst auf furchtbare Weise gescheitert. Kai auf diese Weise anzusehen war nicht nur viel zu früh, sondern auch falsch auf so vielen Ebenen.

"Ich hätte ihm das Genick brechen sollen", sagte Kai so trocken, dass es nun an dir war zu lachen.
"Kein guter Witz in dieser Situation, Kai", schmunzeltest du, während du den Kopf schütteltest.

Der Häretiker grinste, sagte jedoch nichts weiter dazu. Stattdessen griff er nach deiner Hand, hielt sie hoch und betrachtete sie sorgfältig.
Seine Finger strichen so sanft über die blauen Flecken, dass du das Kribbeln in deinem Bauch nicht weiter leugnen konntest.

"Es ist schon besser. Morgen sieht man es bestimmt schon nicht mehr", flüsterst du und zogst deine Hand zurück.

Seufzend streiftest du seine Jacke von deinen Schultern und hieltest sie vor deine Brust.
"Hier, deine Jacke. Ich sollte gehen", stottertest du verwirrt von den vielen unterschiedlichen Gefühlen in dir.

Unter anderen Umständen hättest du ihn charmant gefunden. Außerdem sah er verdammt gut aus, wie du dir eingestehen musstest.

Und doch überschattete die Trennung von Milo alles andere.

Schnell hauchtest du einen kleinen Kuss auf seine Wange. "Ich wünschte, wir hätten uns unter anderen Umständen getroffen."

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