Feelings
A/N: Bonnie, Damon, Kai und du sitzt in der Gefängniswelt von 1994 fest. Damon und Elena haben sich kurz vorher getrennt. Kai ist ein Siphoner.
Wortanzahl: 3713
Y/N = Dein Name
"Bald gehen uns noch die Schweinekrusten aus. Ich hätte nie gedacht, dass das in der Gefängniswelt überhaupt möglich ist", lachst du und stellst zwei randvolle Einkaufstüten auf den Küchentisch.
Du beginnst, die Lebensmittel in den Kühlschrank zu räumen und machst dir im Anschluss eine Dose Cola auf. Das leise Zischen und der kühle Geschmack sind ein Genuss auf deinen Lippen. Mit dem letzten Schluck der prickelnden Brause bemerkst du, dass es ungewöhnlich ruhig um dich herum ist.
Du lauscht, doch du hörst nichts. Weder Bonnie, noch Damon oder Kai. "Malachai?", rufst du in die Stille hinein. Kai verabscheut seinen vollen Namen, weshalb er ausnahmslos immer darauf reagiert. Zwar wird er dann wütend, doch es ist besser als keine Reaktion zu bekommen...
Immerhin befindet ihr euch zu viert in der Gefängniswelt. Keine Reaktion würde bedeuten, dass du nun ganz alleine bist. Dies wäre massiv schlimmer als der Zorn des Kai Parker.
"MALACHAI!" Nun mischt sich Panik in deine Stimme. Du beginnst deine Suche im Wohnzimmer des Hauses. Nichts. Du läufst nun schneller, reißt eine Tür nach der anderen auf. Niemand im Bad, nicht in einem der vielen Gästezimmer und auch nicht im Flur.
Ein Tränenschleier bildet sich in deinen Augen, während du auf die Terrasse zu läufst. Die letzte Möglichkeit. Sollte dort auch niemand sein, haben sie dich zurückgelassen. Allein.
Du reißt die Terrassentür auf und zerquetscht dabei die Coladose in deiner anderen Hand. Die Tür scheppert gegen die Wand. Die große Glasscheibe vibriert unter der Wucht des Knalls.
Du erblickst verschwommen Damon und Bonnie auf der großen Hollywoodschaukel. Eine einsame Träne läuft über deine Wange. Du bist nicht allein.
Die Bennett-Hexe ist bis in die Haarspitzen vertieft in ein altes Buch, während der Vampir sich ein Glas Bourbon Whiskey einschenkt.
"Ihr hättet euch ruhig melden können, als ich hierher gekommen bin. Immerhin sind die Einkäufe nicht nur für mich, sondern auch für euch. Ich dachte schon, ihr habt einen Weg herausfinden können... und ich als Mensch... Ich bin auf... euch angewiesen".
Deine Stimme überschlägt sich. Die Tränen rinnen wie ein Wasserfall über dein Gesicht.
Der Aufprall deiner Coladose auf dem Steinboden entlockt Damon ein spöttisches Grinsen. "Nope", sagt dieser kühl und genehmigt sich einen Schluck der bernsteinfarbenden Flüssigkeit.
"Nope? Ist das alles, was du dazu zu sagen hast, Damon?", wiederholst du und nun mischt sich Zorn in deine Verzweiflung.
"Nimm es ihm nicht übel, Y/N. Damon Salvatore hat bloß ein Problem mit Zurückweisungen", grinst Bonnie und knufft den Vampir in die Seite.
Damon zieht die Nase kraus. "Nein, Bonnie. Es liegt nicht daran, dass Y/N mich nicht küssen wollte", gibt dieser genervt zurück und tut so, als wärst du nicht anwesend.
"Damon, du und Elena seid gerade erst getrennt. Ihr habt euch nicht ausgesprochen, wegen all dem hier und-", versuchst du es beschwichtigend und reibst mit deinem Handrücken über die tränennasse Haut.
"Y/N, ich habe bereits vergessen, dass ich überhaupt vorhatte, dich zu küssen", zischt Damon und leert sein Glas in einem Zug.
Er lügt - denn an diesem besagten Abend ist Damon nüchtern gewesen. Es war einer seiner wenigen nüchternen Abende in den letzten vier Monaten, deshalb kannst du dich noch so genau daran erinnern.
Der Kamin brannte, das Holz knisterte beruhigend, als Damon mitten im Gespräch plötzlich seine Lippen auf deine legte. Im ersten Moment warst du zu geschockt um etwas zu tun. Einen Wimpernschlag später hast du dich von ihm gelöst und bloß den Kopf geschüttelt.
Doch auch du hast in dieser Situation gelogen. Der Grund für deine Zurückweisung ist nicht die gescheiterte Beziehung zwischen Damon und Elena gewesen. Vielmehr fühlst du dich nicht zu ihm hingezogen.
In den letzten Wochen hast du Gefühle für Kai entwickelt. Zuerst hast du es als Spinnerei abgetan, da Bonnie und Damon so ein gutes Team bilden. Du hast gedacht, dass du dich nach einer Person sehnst, mit der du ähnlich vertraut sein kannst.
Jedoch musst du dir eingestehen, dass du dich immer wieder dabei erwischt, den Siphoner zu beobachten. Wie er lächelt, wie er auf diese extrem seltsame Art Marmelade isst... Und obwohl seine Essgewohnheit befremdlich und eklig ist, hättest du ihm einen ganzen Morgen dabei zusehen können.
In seiner Nähe flattern unzählige Schmetterlinge in deinem Bauch. Doch wirklich bemerkt hast du es erst seitdem Kai Parker dein erster Gedanke nach dem Aufwachen und der letzte vor dem Einschlafen ist.
Du hast dich in einen Soziopathen verliebt.
Zuerst hast du dagegen angekämpft, versucht weniger in seiner Nähe zu sein. Doch irgendwann hast du gemerkt, dass je mehr du diese Gefühle zu unterdrücken versuchst, sie nur noch intensiver werden. Wie ein Flüstern, das sich zu einem Schrei wandelt, wenn man es ignoriert.
Also hast du dich dazu entschlossen, heimlich verliebt zu sein.
Zwischen dir und dem Siphoner ist bisher nichts passiert und dabei würde es aufgrund seines Wesens bleiben.
"Wo ist Kai?", plapperst du los und fährst dir durch die Haare. Du hoffst, dass niemand deine Verliebtheit bemerkt hat und gibst dir gedanklich eine Ohrfeige dafür, ihn - wieder einmal - aus dem Nichts erwähnt zu haben.
Ob Damon es bemerken würde, weißt du nicht. Bei Bonnie allerdings musst du mehr aufpassen. Schließlich haben Mädchen einen Sinn für solche Dinge und du und die Hexe habt euch inzwischen angefreundet.
"Hast du Tampons eingekauft?", will Bonnie unvermittelt wissen und nickt in Richtung der Küche. Damon gibt lediglich einen angeekelten Laut von sich, als die Hexe dich mit sich ins Haus zieht.
Du stolperst unter ihren schnellen Schritten, bemühst dich jedoch mitzuhalten. In der Küche dreht Bonnie das Wasser der Spüle auf und sieht dich eindringlich an. Es ist dieser wissende Blick, vor dem du dich schon wochenlang gefürchtet hast.
"Weiß er es?", fragt sie leise. Ihr Tonfall ist bestimmt, aber mitfühlend. Du zögerst. Unentschlossen, ob du das Offensichtliche zugeben sollst.
Auf Bonnies Lippen bildet sich ein kleines Lächeln, als sie dir liebevoll über die Arme streicht. "Sag es Kai nicht, Y/N. So wie er ist, wird er deine Gefühle nie aufrichtig erwidern können. Es liegt nicht in seiner Natur."
Du blickst zu Boden, zeichnest unsichtbare Kreise mit deinem Fuß. Den Schmerz, den Bonnies Worte in dir ausgelöst haben willst du dir nicht anmerken lassen. "Woher willst du wissen, dass es Kai ist?" Deine Stimme klingt unsicher. Doch auch wenn dem nicht so wäre; die Hexe hat dich längst durchschaut - das weißt du genauso gut wie sie.
Sie lacht herzhaft, tippt sich dann mit einem Finger an ihr Kinn und legt die Stirn in Falten. "Mhmmm, schwierig", sagt sie, während sie bloß so tut, als würde sie überlegen. "Vielleicht, weil das Einzige, was du noch nie im Supermarkt vergessen hast, Schweinekrusten sind... Oder weil du ihn ansiehst, als wäre er ein süßer Hundewelpe, wenn er Marmelade mit der bloßen Hand isst, wie ein Barbar... Oder, als du nur nach ihm gerufen hast, als du befürchtet hast, allein zu sein... Oder-"
"Ja, ja, schon gut." Du winkst hastig ab. Röte schießt in deine Wangen. All die Dinge, die Bonnie gesagt hat, stimmen. Da ist allerdings noch viel mehr, von dem die Hexe nichts ahnt.
Deine Gedanken und nicht zuletzt deine Träume. Träume davon, wie du mit Kai kuschelnd auf der Veranda sitzt. Seitlich auf seinem Schoß. Ihr redet, bis der Himmel in lilablassblau getaucht ist. Am Ende des Traumes streicht er dir sanft die Haare aus dem Nacken, bedeckt die zarte Haut mit unzähligen kleinen Küssen. Jedes Mal fühlt sich dieses Gefängnis plötzlich wie Freiheit an.
Auch wenn das nicht die Realität ist, es ist dein Antrieb. Deine Strategie dich besser zu fühlen. Und auch ein kleines bisschen deine Hoffnung.
Du kannst und willst dir nicht vorstellen, dass der Siphoner überhaupt nichts empfindet. Allein bei dem Gedanken schüttelt es dich.
"Y/N?", erkundigt sich Bonnie besorgt. "Ist alles in Ordnung?" Sie verstärkt den Druck auf deine Arme ein wenig, was dich zurück in die Realität katapultiert.
Du nickst knapp. "Du hast mich erwischt, Bon. Nur bin ich jetzt nicht bereit, darüber zu sprechen. Ich sehe in deinem Gesicht, was du davon hältst. Und ich weiß, dass Kai nicht liebt. Aber in mir ist ein kleiner Funken Hoffnung, dass er mich auf seine Weise lieben kann." Ein schmales Lächeln schleicht sich auf deine Lippen. Wärme durchflutet dich bei dem Gedanken an die Gefühle für ihn. "Diese Hoffnung macht mir Mut, Bonnie. Mut, dass wir alle eines Tages frei sind. Deshalb, egal was du denkst, zerstör' diese Hoffnung nicht."
Die Hexe zieht dich in eine Umarmung und streicht dabei über deinen Rücken. "Schon gut. Wir brauchen alle etwas, an dem wir uns festhalten." Sie rückt von dir ab und lächelt in sich hinein.
Du atmest erleichtert aus. "Danke", flüsterst du. "Nimm es mir nicht böse, aber der Schock steckt mir immer noch in den Knochen. Ich werde in mein Zimmer gehen... Und wenn du Kai siehst, sag mir bescheid, ja?"
Du drehst das Wasser zu und lächelst entschuldigend, bevor du dich abwendest. Die Erschöpfung überrollt dich wie eine Lawine, als du seufzend den Türgriff herunter drückst und die Tür zu deinem Zimmer aufspringt.
Dir entfährt ein spitzer Schrei. Du schlägst dir eine Hand vor den Mund und starrst mit weit aufgerissenen Augen in den Raum hinein.
"K-kai", stotterst du hinter vorgehaltener Hand. "W-was m-mach-st du in mei-nem Bett?"
Der Siphoner liegt zusammengekauert auf deiner Matratze, mit den Knien nah an seiner Brust. Seine Arme sind eng um seine Beine geschlungen, das Gesicht im Kissen vergraben.
Nachdem sich der erste Schock gelegt hat, registrierst du ein wimmerndes Schluchzen. Behutsam machst du einen Schritt nach vorne. "Kai?", wiederholst du sanft und streckst deine Hand nach ihm aus.
Als hättest du ihn aus einer Trance geholt, wirbelt er schlagartig herum. "Es ist deine Schuld, Y/N. Diese ganze Flüssigkeit, die aus meinen Augen schießt. Als wäre ich ein Alien oder irgendwas!"
Du kannst dir ein Kichern über diese seltsame Umschreibung nicht verkneifen. Es erstickt jedoch, sobald du in Kais Gesicht blickst.
Es sind nicht die geröteten Augen oder seine nassen Wangen, die dich inne halten lassen - es ist die Feindseligkeit, die in seinen Augen aufblitzt.
Kai springt hoch, steht plötzlich vor dir. In seinem Gesicht ist nichts mehr, was dir vertraut scheint. Kais Kiefer mahlen, die Hände zu Fäusten geballt. Sein Blick haftet an dir als wärst du ein Beutetier und er eine hungernde Raubkatze.
Mit zu Schlitzen verengten Augen fixiert er dich. "Du bist es, Y/N. Ich habe einige Zeit gebraucht um es zu verstehen. Du kannst als Mensch eigentlich überhaupt nicht hier sein. Es ist meine persönliche Hölle." Kai spricht mehr zu sich selbst als zu dir. Ein Schaudern kriecht deine Wirbelsäule hinunter. Nichteinmal zu Blinzeln erlaubst du dir.
Du verstehst noch nicht, was genau los ist. Aber was du verstehst, bereitet dir ein flaues Gefühl im Magen. Kai hat geweint, bringt dich damit in Verbindung und ist auf eine Art wütend, die du noch nie an ihm gesehen hast.
"Hast du dich nie gefragt, warum du hier bist? Womit ein gewöhnlicher Mensch das verdient hat?" Kai spuckt die Worte förmlich aus, verfällt dann in ein gequältes Lachen.
"Ich mache es dir leicht", grinst er teuflisch und geht einige Schritte rückwärts, bis er an das Fußteil des Bettes gelangt. "Du bist meinetwegen hier. Ich wollte nie Gefühle haben. Ein Leben ohne Liebe oder Schuld ist so viel befreiender. Und dann kommst du. So süß und tapfer. Stolperst in diese Welt und auf einmal..." Er lacht wieder, bevor er fortfährt. Diesmal ist sein Lachen schrill, beinahe hysterisch.
Du sackst auf den Boden, machst dich klein. Doch du hälst seinem Blick stand. Was auch immer gleich passiert; du musst es sehen, um es zu realisieren.
Als deine Unterlippe bebt, bemerkst du, dass du weinst. Wie lange schon, weiß jedoch nur der aufgebrachte Mann, der zwar aussieht wie Kai, aber nichts mehr mit ihm gemeinsam hat.
"Ich habe es erst nicht verstanden. Es hat mich wütend gemacht, als Damon dich küssen wollte. Am liebsten hätte ich ihm das Herz dafür herausgerissen. Aber es war eine neue Art von Wut. Und als ich anfing, mich in dein Zimmer zu schleichen, während du weg warst, dachte ich, ich bin krank oder verrückt. Also habe ich es nachgeschlagen. Eifersucht und Vermissen. Beides Anzeichen von Liebe."
Du schluckst schwer, als die Puzzlestücke langsam ineinander fallen. "Liebe ist eine größere Hölle als das alles hier." Kai macht eine ausladende Handbewegung durch den Raum, während dein Schluchzen klingt, wie die Laute eines erbeuteten Tieres. Vor deinen Augen verschwimmt das Bett und der Mann zu einem Strudel. Kleine schwarze Punkte tanzen durch dein Sichtfeld.
"Wenn ich dich liebe, gehe ich durch die Hölle. Ob hier oder draußen." Seine Worte klingen nun ruhig. Zu ruhig.
"Du denkst, ich bin hier um deine Hölle bestehen zu lassen - egal in welcher Welt?", fragst du wimmernd, obwohl du die Antwort bereits kennst.
"Dann töte mich, Kai", kommt es dir über die Lippen, noch ehe dein Kopf realisiert, was du gerade von dir gibst. "Ich bin ein gewöhnlicher Mensch. Ein Mädchen. Wenn du mich tötest, bin ich vermutlich für immer tot. Ohne Comeback, wie bei euch anderen."
Du weichst seinem Blick nicht aus, bist wie betäubt, als Kai dich nachdenklich mustert. Schließlich streckt er seine Hand aus und verzieht vor Wut das Gesicht.
In Gedanken sagst du deine letzten Worte auf. Ein Teil von dir hat gedacht, er würde davor zurückschrecken dich umzubringen. Es war der kleine Funken Hoffnung auf gegenseitige Liebe, der dich dazu verleitet hat das Unmögliche herauszufordern.
"Komm schon!" Ruckartig schlägt sich Kai immer wieder mit einer Hand gegen den Kopf, während die andere weiterhin auf dich gerichtet ist. Du japst mit tränenerstickter Stimme auf, doch es kommt kein Laut mehr über deine Lippen. Dein Herz pocht rasend gegen deine Brust.
"Töte sie!", schreit der Siphoner. Er schlägt sich stärker gegen den Kopf als nichts passiert. "TÖTE SIE, verdammt!"
Nun schließt du die Augen. Wartest auf den brennenden Schmerz, eine mitreißende Tiefe, das dich verschlingende Nichts...
Deine Tränen versiegen, als du bemerkst das nichts davon eintritt. Du blinzelst ungläubig, musst sicher gehen, dass du nicht schon längst im Jenseits bist.
"Kai", flüsterst du, als du nach einer gefühlten Ewigkeit deine Stimme wiederfindest und siehst in sein wutverzerrtes Gesicht. "Kai, du musst mich nicht töten."
Behutsam richtest du dich auf, suchst dabei Halt an der Wand, ehe du einen tiefen Atemzug nimmst.
Mit kleinen Schritten gehst du auf ihn zu und greifst nach seiner Hand. Sie zittert, als du sie umschließt, doch Kai entzieht sie dir nicht.
Stattdessen blickt ihr euch gegenseitig tief in die verweinten, schweren Augen. Das Blau seiner Augen, in das du sonst jedesmal versunken bist, ist beinahe schwarz gefärbt. Der Zorn ist wie weggewischt. Jetzt siehst du nur noch Verzweiflung in jedem seiner Gesichtsmuskeln. Für einen Wimpernschlag durchbricht die teuflische Fassade. Du erkennst Kai, genauso wie du dich verliebt hast.
"Ich kann mich von dir fernhalten, wenn du das willst", beginnst du und bemühst dich trotz deines zitternden Körpers und deiner zitternden Stimme um einen ruhigen Tonfall. "Oder aber, du lässt dich darauf ein etwas neues zu fühlen."
Du blickst auf den Boden, brauchst einen Augenblick um deinen Mut nicht zu verlieren. "Ich habe mich auch in dich verliebt", wisperst du und drückst seine Hand fester. "In so viele Kleinigkeiten deines Wesens. Und so, wie sich gerade Gänsehaut auf deinem Arm bildet, glaube ich, dass du genauso empfindest. Du kannst lieben, wenn du es willst und du kannst dich lieben lassen, Kai."
Tränen bilden sich erneut in seinen Augen. Du streichst sie sanft weg, sobald sie seine Haut berühren. "Liebe muss keine Hölle sein. Sie kann au-"
Unvermittelt presst Kai seine Lippen auf deine. Der Kuss ist ungeschickt, als wäre es sein erster. Du lässt den Kuss zu, bemerkst die Schmetterlinge, die nun in deinem gesamten Körper wiederbelebt sind und wild flattern.
"Es ist seltsam; er könnte mich umbringen wollen und ich liebe ihn trotzdem", denkst du bei dir, bis dir klar wird, dass der Siphoner dich gar nicht töten wollte.
Hätte er es wirklich gewollt, wärst du nicht mehr hier.
Als ihr eure Lippen trennt, ringt Kai nach Luft. Als wäre ihm die Kehle zugeschnürt gewesen. "Mir gefällt das nicht", murrt er gegen deine Lippen.
Du zuckst mit den Schultern. "Solange du mich nicht umbringst, haben wir viel Zeit, diese neuen Gefühle zu ergründen. Für mich ist das auch keine gewöhnliche Situation", versuchst du dich halbherzig an einem Witz. Kai zieht einen Mundwinkel hoch, doch er wirkt immer noch gequält.
Jetzt nimmst du sein Gesicht in beide Hände und legst deine Stirn an seine. Dein Herzschlag beruhigt sich mit jedem neuen Atemzug und du hoffst, dass es ihm genauso ergeht.
Als du aufstehst, ziehst du den Siphoner mit dir hoch. Ihr taumelt beide ein wenig, bis euch der Boden unter euren Füßen wieder fest vorkommt.
~
Während die nächsten Tage verstreichen, verheimlichen Kai und du vor den anderen, was geschehen ist.
Dein Verhalten gegenüber Kai hat sich nicht verändert. Er hingegen sucht auffallend oft deine Nähe wie ein Satellit, der die Erde umkreist.
Als Kai dir nun auch jedesmal deine Lieblingssüßigkeit aus dem Supermarkt mitbringt, erntet ihr einen verstörten Blick von Damon und einen verwunderten von Bonnie.
An diesem frühen Abend sitzt ihr zu viert an der frischen Luft - jeder in seinen eigenen Gedanken versunken, als Kai nach deiner Hand greift. Wie zur Antwort rückst du näher an ihn und legst deinen Kopf auf seine Schulter, während eure Hände ineinander verschränkt sind.
Es sind kleine Schritte, doch sie sind spürbar.
Du drängst ihn nicht, versuchst nicht eines dieser typischen Paare zu sein. Genau das lässt ihn immer mehr vertrauen zu dir fassen.
"Ewwwww, bist du auf Drogen, Y/N?", ruft Damon entsetzt, als er euch erblickt.
"Halt die Klappe, Vampir", gibst du belustigt zurück und fährst mit deinen Fingern demonstrativ durch Kais Haarschopf.
Diese Geste lässt den Siphoner lächeln, woraufhin er dich enger an sich zieht. Damon hingehen zog die Augenbrauen zusammen. "Ich weiß nicht, ob ich das abstoßend oder lebensmüde finde, Y/N."
Ein Knurren entweicht Kai, woraufhin du dich an ihn presst. "Dich hat auch niemand gefragt, Vampir", macht Bonnie deinen Tonfall nach und eilt euch damit unerwartet zur Hilfe.
Damon streckt sich, sieht zu Kai und dir, dann schließlich zu Bonnie. "Ich ertrage das da", er deutet auf euch, "keinen Tag länger." Er seufzt vernehmlich.
"Musst du auch nicht, Damon", ruft Bonnie euphorisch und strahlt über das ganze Gesicht. "Wir werden heute Nacht nach Hause kommen."
Damon sieht erleichtert aus und auch du verspürst diese freudige Aufregung. Du blickst zu Kai, der als einziger aussieht, als hätte Bonnie eine schreckliche Nachricht überbracht. Sein ganzer Körper versteift sich augenblicklich. Selbst seine Gesichtszüge werden hart.
"Was hast du?", flüsterst du in sein Ohr und streichst durch seine Haare. Dein Blick wirkt aufmunternd, soll den Siphoner dazu bringen zu sprechen.
Stattdessen springt er auf, was dich das Gleichgewicht verlieren lässt. Ohne ein Wort der Erklärung rennt er ins Haus. Du stützt dich mit beiden Händen nach hinten ab um nicht zu fallen, springst daraufhin ebenfalls auf die Füße und läufst ihm hinterher.
Du siehst ihn im Wohnzimmer, den Blick starr auf den Kamin gerichtet. "Kai, was ist los?", fragst du vorsichtig und stellst dich zu ihm.
"Sobald wir entkommen sind, findest du langsam aber sicher in dein altes Leben zurück, Y/N." Seine Stimme klingt fremd, beinahe gebrochen. "Du wirst wieder ans College gehen, Menschen kennenlernen und ich bin dieser Typ, der gerade mal einen Pager bedienen kann. Du wirst irgendwann genervt sein, mich verlassen..." Er dreht sich zu dir um und hebt dein Kinn an. "Dann wird die neue Zeit wieder zu einer Hölle."
Er lacht, als hätte er gerade einen Witz gemacht. Du hingegen blinzelst gegen die aufsteigenden Tränen an. Unvermittelt unterbrichst du ihn mit einem Kuss. Ein Kuss, indem all deine Zuneigung liegt.
Ein kleines Keuchen entweicht dir, als er deine Taillie umfasst.
"Ja, ich habe ein Leben, Kai", hauchst du gegen seine Lippen. "Aber du wirst immer einen Platz darin haben. Ich werde dich nicht verlassen."
Er seufzt und küsst dich abermals. Es ist ein Kuss voller Hoffnung. Doch du spürst, dass er dir nicht glauben kann. "Du wirst sehen", lächelst du ihn aus strahlenden Augen an. "Du wirst sehen wie viel diese neue Welt zu bieten hat!"
Angesteckt von deiner Zuversicht schleicht sich ein kleines Lächeln auf sein Gesicht. Euer nächster Kuss wird von Bonnie unterbrochen.
"Gleich beginnt die Sonnenfinsternis. Danach könnt ihr weitermachen, womit auch immer", verkündet sie pikiert. Du ziehst Kai hinter dir her.
Damon steht bereits bei dem Aszendenten, als es langsam dunkel wird.
Plötzlich bemerkst du ein schweres Gewicht an deiner Hand, was dich mit nach unten zieht. Du drehst dich nach hinten. Kai liegt auf dem Rasen. Du siehst rote Flecken, die sich wie Monster durch seine Kleidung fressen. Blut.
Du schreist. Versuchst ihn mit dir zu ziehen. Ihr seid der Freiheit so nah. "Motus", ruft Bonnie plötzlich. Deine Hand entgleitet Kais. Du strauchelst, befindest dich plötzlich neben Damon, der dich festhält. Du versuchst zu verstehen, was gerade vor sich geht.
Kai lacht, als er blutend zurückbleibt. "Bonnie!" Deine Stimme klingt schrill. "Bonnie, Kai! Er muss mitkommen", heulst du, den Blick weiter auf deinen wehrlosen Freund gerichtet.
Dann bemerkst du kaltes Metall an deiner Hand. Du siehst hin, siehst wie Damon eine Armbrust hält.
"Damit hat er auf Kai geschossen", wird dir schlagartig klar. Niemand außer dir hatte je vor, Kai aus der Gefängniswelt zu befreien.
Du versuchst dich loszureißen, sobald du die Intrige bemerkst. Du fühlst dich taub und voller Hass zur gleichen Zeit. Doch gegen Damon bist du zu schwach. Mit einer Leichtigkeit hält er dich fest, als wärst du eine Puppe.
Als Bonnie den Zauber wirkt, der euch nach Hause bringen soll und die Sonnenfinsternis den Tag vollständig verschluckt hat, siehst du ein letztes Mal zurück. Zurück zu dem Menschen, der sich in dein Herz geschlichen hat.
Die Welt beginnt zu verschwimmen. Deine Beine werden weich wie Wackelpudding. Du hast eine Entscheidung getroffen.
Mit all deiner Willenskraft brichst du in letzter Sekunde aus dem Kreis aus und siehst nur noch, wie Bonnie und Damon sich auflösen.
Keuchend und auf allen Vieren kriechst du zu Kai, der sich mittlerweile von den Pfeilen in seinem Bein befreit hat.
Er humpelt dir entgegen, zieht dich auf die Beine.
"Was zum Teufel hast du getan?", fragt er dich ungläubig, als er eine Strähne deiner verschwitzten Haare aus deinem Gesicht streicht.
"Eine Entscheidung getroffen."
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