Ich

Sie schlief, meine Chance. Vielleicht war es riskant, aber nötig, sie musste vorbereitet werden. All das Wissen, all die Erinnerungen standen ihr offen, sie sollte sie nicht blind vorfinden, das könnte ich mir nicht verzeihen, schließlich waren es nicht bloß unsere Erinnerungen. Ihr Leben wandte sich gegen sie und ich konnte nichts tun, ihr nicht helfen oder zumindest ein paar gute Worte zu sagen. Im Schlaf war sie manipulierbar, ich hatte es schon gemacht, jedoch wollte ich ihr dieses Mal keine Erinnerung zeigen. Worte mussten helfen, jedoch wollte ich ihr keine Ratschläge für eine Flucht geben, es klang furchtbar, aber sie musste lernen für sich zu kämpfen, denn so wie es aussah, würde ich nicht mehr lange für sie da sein, für meine kleine Lynn, die ihre entwickelte Stärke nicht einmal erkannte. Ich konzentrierte mich, malte sie mir aus, sah sie in Gedanken vor mir. Es war nicht gut sie aus den Träumen zu ziehen, denn der Teil ihres Gehirns, der die Träume verarbeitete, sah unsere Begegnung hier als einen Albtraum an, weshalb ich fürchtete, dass wir nicht viel Zeit haben würden. Ein paar Minuten mussten reichen, ich spielte mit dem Gedanken meine Gestalt zu verändern, immerhin sahen wir gleich aus, weshalb ich glaubte sie vielleicht zu verschrecken, jedoch musste meine vollkommene Konzentration bei ihr bleiben, damit ich die Zeit in die Länge ziehen konnte. Die blauen Augen, ich malte mir aus, wie sie mich betrübt ansahen, das braune Haar, welches ihr schlaff herrunterhing, all dies und noch viel mehr stellte ich mir vor, hoffte auf Erfolg, es hatte schon funktioniert, es musste wieder glücken.

»Wer bist du?«, konnte ich auf einmal ihre Stimme hören, die sehr viel leiser war, als sonst. Eric und Helena konnten sich glücklich schätzen, dass ich keinen eigenen Körper besaß, ansonsten hätte ich sie schon längst erwürgt, herzlose Unmenschen.

»Das kannst du dir denken. Hör zu, wir haben nicht viel Zeit, wenn du aufwachst, wirst du denken, all dies wäre ein Albtraum, jedoch ist es real, verstanden?«, fing ich sofort an, da ich bereits spürte wie sie sich gegen mich wehrte, auch wenn sie es eigentlich nicht wollte. Sie musste zuhören, ganz kurz, nicht lange, doch sie brauchte mich. Früher, als ich ihr die Wort zuflüsterte, wehrte sie sich, wollte meine Worte nicht hören, wollte mich verlieren, ich hatte sie gehasst und sie mich... Doch jetzt? Ich liebte sie, mehr als alles andere, sie war meine Freundin, meine Schwester, ich wusste nicht was mit mir passierte, wenn unsere Seele heilte und wir eins wurden. Ich hatte Angst, nicht weil ich wusste, dass ich vielleicht sterben konnte, eher davor allein zu sein, sie nicht mehr zu sehen, nicht mit ihr reden zu können. Nein, ich musste aufhören, diese Gedanken musste ich mir allein machen, nicht wenn sie hier war.

»Aber-«

»Hör mir bitte zu Lynn. Ich weiß, wie du dich fühlst, doch es ist nicht alles kaputt, wie du denkst. Es geht vorbei, es ist nur ein kleiner Rückschlag, doch es ist an die dich davon zu erholen. Du bist vielleicht am Boden, wie du denkst, doch nichts ist vorbei, der Sinn daran ist aufzustehen und weiterzulaufen. Es gibt Menschen, die dich lieben, denk an Mum, Dad und... vielleicht sogar Jayden, also kämpfe für sie, steh auf, zeig Menschen wie Eric, Helena und den Scotts wer du bist, zeig ihnen, dass sie dich fürchten sollten und...« Ich spürte das Kribbeln in meinem Kopf erst, als es zu spät war. Ich wollte mehr sagen, dich es blieb mir verwährt, ich konnte nur hoffen, dass ich helfen konnte, auch wenn sie nun wieder fort war.

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