Griechische Halbgötter

Alltäglich ist auf dem Olympe ein Fest

das tausende Halbgötter eintreten lässt

Da wird viel gefeiert, sich nackend entblößt

die Schande trifft den, der dagegen verstößt.


Die göttlichen Körper erstrahlen wie Licht

die Muskeln, die Rundungen, wer hat sie nicht?

Ja, der, der sie nicht hat, er geht hierauf schnell;

verschwindet im Dunklen, verliert das Duell.


Hingegen, die Halbgötter, lachen sehr viel

für sie ist das Feste ein witziges Spiel

Besaufen sich fröhlich in nächtlicher Stund

und tun ihre mächtigen Körper gar kund.


"Bewundert" das Ziele, "begafft" ihr Triumph!

Im maßlosen Feiern wird Geiste ganz stumpf.

Der Körper, die Sinne, sie sind ein Präsent

sie lieben das Leben von ander'n getrennt.


Sind halbgöttlich, ahnungslos, passen ins Glied

und preisen sich selbst als ein Gott, wie man sieht.

Ihr Anblick verzückt, zum Ideal abgestimmt

wer weiß, was passiert, wenn's die Zeit ihnen nimmt


Die Halbgötter scheuten noch nie eine Schlacht

und so wird es auch auf dem Feste gemacht:

Denn wer hat den größten, den besten Erfolg?

ihr Körper Trophäe; nur so ist's gewollt.


Und während sie feiern des Lebens Genuss

man ihnen erlaubt ihren menschlichen Stuss

mit Bechern aus Plastik in rotem Gewand

da liegt doch die Wahrheit ganz klar auf der Hand:


Bewundern die Halbgötter, fröhliches Sein

im Huldigen machen wir uns selbst allein.

Denn alle, wir andern, wir kommen nicht rein.

Olympe lädt nur seine Halbgötter ein.


Und so steh' auch ich nicht ganz recht in der Welt

Will manchmal ein Halbgott sein, manchmal ein Held

Will schön sein wie die, die mich lächelnd umgeh'n

die nachmittags aufsteh'n, den Spiegel dann seh'n;


erblickend dort Körper, so schön, so begehrt

Wie toll wär' das Leben, wenn's sich bewährt.

Mit jeder Minute verpass' ich die Chance

wie sie schön zu werden, verbleibe in Trance.


Wie gut tät's zu fühlen, wie wertvoll man ist

wie manch auch ein and'rer sich an einem misst.

Wie schön wär Gemeinschaft, wie schön wär' es hier.

Wie schön wär das Leben, wär' Schönheit an mir.


An anderen Tagen, da fällt es mir ein

warum es sich lohnt, dennoch einsam zu sein.

Kein'n Körper zu haben, der auf dem Olymp

den Zutritt erhält und die Blicke gewinnt.


Denn wie ich verspiele zu sein so wie sie

so glücklich, zufrieden; So werden sie nie

so sein, wie ich bin; unikale Person

sie sind wie die andern, was kümmert's sie schon.


Die Halbgötter feiern, sind schön wie beliebt

Man lässt sie vergessen, dass es keine gibt,

die halbgöttlich sterben, die ewig so sind

und so kommt ihr Ende, es kommt ganz geschwind


Und während sie leben und lieben zu sein

da warte ich einsam; ich bleibe allein.

"Entscheidung war's wert, unikale Person?"

das frage ich mich als wär's jetzt schon ihr Hohn.



leipzig

07.08.2022

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