~Kapitel 4: Glück im Unglück~
Die Zugfestung kam in der Kontrollstation zum Stillstand. Doch was Azami und Shinya erblickten, verschlug ihnen glatt die Sprache. Das Tor, welches die Kontrollstation von der Stadt trennte, war aus den Angeln gerissen worden. Der Boden war blutbefleckt, jedoch waren keine Leichen zu sehen. Der Großteil der Häuser war bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Shinya betrachtete den Bahnhof genauer. Sein Blick fiel auf das Depot, in welchem sich eigentlich eine Zugfestung befinden sollte, wenn evakuiert werden musste. Doch von der Hayajiro fehlte jede Spur. Der Kabaneri zog sein Fernglas hervor und betrachtete die anderen drei Kontrollstationen. Bei einer der Stationen war die Zugbrücke hinuntergelassen worden und auch das Tor stand offen. ,,Anscheinend wurde rechtzeitig evakuiert. Es steht keine Zugfestung im Depot und eine der Zugbrücken ist unten", seufzte Shinya erleichtert. ,,Dann können wir Sayuri also beruhigen?", hakte Azami nach. Shinya runzelte die Stirn:,, Ich weiß nicht. Es besteht ja auch die Möglichkeit, dass es ihre Angehörigen nicht zur Hayajiro geschafft haben... Also gut, wir können nicht tatenlos hier rum sitzen. Gib ein Rettungssignal per Dampfpfeife. Vielleicht sind zwar nicht alle an Bord der Zugfestung, aber dafür könnten sich noch Zivilisten in ihren Häusern verschanzt haben." Der Dampflokschmied räusperte sich:,, Und was ist, wenn wir mit der Dampfpfeife nur die Kabane auf uns aufmerksam machen?" Der Zugführer deutete auf die Kanone und den Kesselwaggon:,, Dann werden wir uns schnellen Tempos druchschießen müssen, sollten die Biester die Gleisen blockieren." Azami begab sich in die Zugmaschine und zog mehrfach an der Kette, einmal kurz, einmal lang und wieder kurz. Und dann warteten sie. Nach einigen Minuten fiel Shinya ein Lichtsignal auf. Sofort kletterte Shinya die Leiter hoch und in die Zugmaschine als er Azami neue Anweisungen gab:,,Lichtsignal an der Schmiede gesichtet! Sofort die Ausrüstung scharf machen und den Sprengstoff bereit halten. Alle sollen ihre Schwerter mitnehmen, falls die Munition ausgeht!" ,,Verstanden, ich geh schon mal den Sprengstoff scharf machen", sagte der Schmied als er die Zugmaschine verließ. Shinya trat wieder nach draußen als er die Lage mit seinem Fernglas genauer betrachtete. Doch irgendwas war seltsam. Weit und breit waren keinerlei Kabane zu entdecken. ,,Die werden doch wohl nicht alle tot sein, oder doch?", murmelte Shinya vor sich hin. Allmählich beschlich ihn ein mulmiges Gefühl. Doch nicht etwa, weil er die Untoten in der Nähe spürte, sondern einfach weil er eine böse Vorahnung hatte. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen als Sayuri von hinten angeschlichen kam, sichtlich am Kämpfen mit ihren Tränen. ,,Es gibt überhaupt keinen Grund traurig zu sein. Wir haben ein Lichtsignal von Überlebenden, die sie sich in der Schmiede in Sicherheit gebracht haben und die Zugfestung ist auch erfolgreich entkommen. Also mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit sind alle noch am Leben. Da sind zerstörte Häuser doch eher nebensächlich, oder?",versuchte Shinya sie zu beruhigen. Doch er konnte sich schon denken, dass sie sich erst wieder beruhigen würde, wenn sie genau wussten, wie viele Menschen überlebt hatten. Die Beiden stiegen wieder in die Zugmaschine. Shinya fuhr die Hayajiro aus der Kontrollstation hinaus, um die übrig gebliebenen Zivilisten zu bergen. Nachdem sie am Zielort angekommen waren, überließ er Saito das Kommando. Der Rest der Truppe machte sich auf, um mit der Rettungsmission zu beginnen. Nachdem sich alle mit dem Nötigen versorgt hatten, trafen sie sich an der Leiter, welche von den Brücken, über die die Gleisen verliefen, hinunter in die Stadt führte. ,,Also gut!", begann Shinya seinen Satz. ,,Wir wissen nicht ob und wie viele Kabane es hier noch gibt. Daher werdet ihr immer in Gruppen von zwei Leuten zusammen arbeiten. Gebt euch Rückendeckung, zieht euch aber zurück, wenn es gefährlich wird. Dann kümmere ich mich darum. Verstanden?" Sie nickten als Antwort stumm. ,,Sehr gut! Nun denn, auf geht's!", rief er. Shinya packte die Leiter und rutschte an ihr herunter. Unten angekommen sprintete er los, dabei sein Gewehr geladen und entsichert. Die anderen zwei Teams hatten sich schon wie besprochen aufgeteilt. Der Zugführer bog um einige Ecken ab und spähte um die Ecke. Doch immer noch keine Kabane. Er sprintete auf den verschütteten Eingang der Schmiede zu und holte den Sprengstoff aus seiner Tasche hervor. ,,Vorsicht da drinnen! Ich werde jetzt den Eingang freisprengen, tretet zurück!", rief Shinya laut. Von innerhalb des Gebäudes war ein gedämpftes "In Ordnung" zu hören. Shinya nahm die Zündschnur und entzündete sie. Während die Schnur abbrannte, begab er sich schnell in Deckung. Wenige Sekunden später donnerte es laut als der Sprengstoff hochging und den Felsbrocken in mehrere Einzelteile zerlegte. Shinya trat an den freigesprengten Eingang heran und ging in die Schmiede hinein. ,,Wie viele Leute sind hier in diesem Gebäude?", fragte er laut. Ein älterer Herr kam dem Zugführer entgegen:,, Wir waren zu 10. hier drin eingesperrt..." Shinya fiel die Betonung des Mannes auf: ,,Waren? Soll das heißen..." Der ältere Herr nickte nur als Antwort. ,,Alle die sich noch bewegen können verlassen die Schmiede und folgen der Straße zum Brückenaufstieg! Dort klettert ihr dann die Leiter hoch und steigt in die Zugfestung! Gibt es Kranke oder Verletzte?", wies der Zugführer die kleine Gruppe an. ,,Ja, Ritsuka hat sich bei der Flucht vor den Kabanen das Bein gebrochen und kann nicht laufen", ergänzte der alte Mann bevor er sich unter Schutz von Shinyas Kameraden zur Hayajiro begab. Der Kabaneri holte den Verletzten aus dem Hinterraum der Schmiede: ,,Keine Sorge. Ich bringe dich hier heraus." ,,Danke für die Rettung...", seufzte Ritsuka unter Schmerzen als Shinya ihm hoch half. Ihn stützend brachte er den Verletzten schlussendlich zur Zugfestung. Dort angekommen überließ er Ritsuka seinen Kameraden, die das Bein versorgen sollten. Shinya nahm Saito den Generalschlüssel wieder ab und ließ die Hayajiro langsam losfahren. ,,Wer gerade frei ist, kommt bitte in die Zugmaschine", rief er durch das Sprachrohr. Wenige Augenblicke später betrat Azami die Lokomotive. ,,Konntet ihr die geborgenen Zivilisten versorgen?", hakte Shinya nach. ,,Ja, wir konnten alle Zivilisten mit Wasser, Essen und nötiger Medizin versorgen", antwortete Azami. ,,Konnten unsere Passagiere irgendetwas über diese Tragödie berichten?", hakte er weiter nach. Azami nickte:,, Ja. Vor nur wenigen Stunden sollen unzählige Kabane ohne ersichtlichen Grund beim Bahnhofs-Schutzwall aufgetaucht sein. Sie haben es wohl geschafft, über den Schutzwall hinweg zu klettern und sind dann in der Stadt eingefallen. Jedoch gab es nur wenige Opfer nach der Aussage unserer Passagiere. Den Meisten ist die Flucht mit der Zugfestung geglückt." ,,Hoffen wir mal, dass eure Familie ebenfalls fliehen konnte", seufzte der Zugführer. ,,Ich will nicht, dass du und Sayuri eure Angehörigen als Kabane wiederseht." Auch wenn Azami es nicht zugab, er machte sich genauso viele Sorgen um seine Familie wie seine Schwester. ,,Nun denn. Der nächste Halt wäre im Bahnhof Aragane. Über diesen Bahnhof ist es der schnellste Weg zum Shogunat. Du und die anderen solltet euch ausruhen. Schick mir Saito nach vorn, er saß ja schließlich vorhin die ganze Zeit hier in der Zugmaschine", sagte Shinya und lehnte sich zurück während er die Anzeigen im Auge behielt. Nachdem sich die Anderen in ihren Waggon zurückgezogen hatten, fuhren sie noch ein gutes Stück weiter. Plötzlich wurde Shinya übel und ein brennender, stechender Schmerz erfüllte seine Brust. ,,Boss, ist alles in Ordnung?!", fragte Saito panisch und reichte dem Kabaneri eine Bambusflasche gefüllt mit Blut. ,,Das ist es nicht... Es sind wieder Kabane, ganz in der Nähe! Unmengen!", keuchte Shinya. Sein Herz und einige Adern strahlten Orange wegen dem Virus auf. Nachdem er sich wieder einigermaßen gefangen hatte, stand er auf und trat nach draußen an das Geländer. Als die Siegfried den Felshang hinter sich gelassen hatte, fuhr sie raus auf offenes Feld. Doch dort, wo eigentlich ein Wasserturm zur Versorgung stand, stand nun eine Zugfestung. Jedoch war dies nicht alles was der Zugführer der Siegfried sehen konnte. Um die Zugfestung herum türmten sich die Horden von Untoten. Um nicht dort hineinzudonnern sprintete Shinya schnellen Schrittes an die Bedienhebel des Steuerpultes und zog die Notbremse an. Augenblicklich blieb die Zugfestung unter Funkenflug und starker Erschütterung stehen. ,,Was ist denn los, Boss?", fragte Saito hektisch. Doch Shinya antwortete nur:,, Hol mir schnell meine Gewehre und meine Schwerter, sofort! Wir treffen uns im Pferdewaggon!" Sofort hechteten die Beiden los. Während Saito Shinyas Ausrüstung holte, sattelte der Kabaneri seinen Hengst. Als er fertig war, stand der Dampflokschmied mit der Ausrüstung des Zugführers in den Händen im Waggon und überreichte sie dem Kabaneri. Sofort legte er seine Schwerter an und warf sich die Gewehre über ehe er in den Sattel stieg und die Falltür öffnete. Sofort gab er seinem Hengst die Sporen. Das Tier galoppierte sofort schnellen Tempos los, direkt auf die Horde Kabane zu, welche sich gerade über die andere Zugfestung hermachte. Im Galopp zog Shinya seine Gewehre und eröffnete das Feuer. Doch die Zahl der Untoten, die Shinya mit seinen Kugeln ins Jenseits beförderte, reichte nicht aus um die Aufmerksamkeit der Kabane auf sich zu lenken. Daher sprang Shinya aus dem Sattel und steckte seine Gewehre weg. Er zog seine Klingen und schnitt sich selbst ins den Arm. Blut floss aus der frischen Wunde. Der Geruch, frischen, menschlichen Blutes erfüllte die Luft, was einige Kabene umgehend anlockte. Doch Shinya kümmerte sich nicht groß um sie. Erbarmungslos säbelte er sich durch die Gruppen, die über ihn herfallen wollten. Als diese aus dem Weg geräumt waren, rannte er los und metzelte sich durch die übrig gebliebene Horde. Doch eine der Bestien fiel Shinya ins Auge. Das Monstrum war etwa 2 Meter groß. Doch dies war nicht alles. In seinen Händen zwei blutverschmierte Katanas. Und es kam direkt auf den Kabaneri zu. Sofort steckte Shinya seine Klingen weg und legte wieder mit seinen Gewehren an. Die Kugeln verließen Shinyas Gewehrläufe und zogen aufgrund des Gases Kondensstreifen hinter sich her. Dennoch wehrte der Kabane die Kugeln mit seinen Klingen ab. ,,Also gut...", seufzte Shinya. Er wollte gerade seine Gewehre wieder wegstecken und seine Klingen ziehen als weitere Kabane seine Waffen packten. Um sich loszureißen trennte der Zugführer die Gasschläuche ab, die den Gaskanister an seiner Hüfte mit seinen Gewehren verband. Seine Gewehre konnte er nun nicht mehr einsetzen. Er wirbelte herum und trennte den Untoten in seiner Nähe die Köpfe ab, um sich Platz zu verschaffen. Auf einmal donnerte eine Klinge von hinten auf ihn hinunter. Shinya konnte sie gerade noch so abwehren. Als er sich umdrehte blickte er in das Gesicht des Schwert schwingenden Kabanen. ,,Verdammte Bestie!", pirschte Shinya hervor und hatte Mühe den Angriff abzuwehren. Er drängte das Monster zurück und holte aus. Doch auch mit seinen Klingen hatte er keinen Erfolg. Er schnallte den Gaskanister ab und warf ihm dem Untoten entgegen. Sofort rollte er sich rückwärts ab und hob eines seiner Gewehre auf. Die letzte Kugel in der Munitionskammer schoss heraus und donnerte gegen den Gastank. Wenige Augenblicke später explodierte dieser. Rauch verdeckte die Sicht, doch Shinya spürte immer noch die Anwesenheit des Monsters. Er zog sein Halstuch hinunter und sprintete los. Der Rauch der Explosion bot ihm wunderbar Deckung. Er rannte schnellen aber leisen Schrittes über die Steppe, von hinten geradewegs auf den bewaffneten Kabanen zu. Er holte mit der Klinge aus und stieß der Bestie durch den Rücken mitten ins Herz. Das Biest stieß einen letzten Todesschrei aus bevor es leblos zu Boden viel. Der Rauch verzog sich allmählich. Doch von den Kabanen fehlte jede Spur. Übrig geblieben war nur Shinya, welcher blutüberströmt seine Schwerter wegsteckte und in dem Haufen von Leichen sein zweites Gewehr suchte. Der Zugführer der Siegfried kletterte die Leiter der fremdem Zugfestung hinauf und schlug mehrmals gegen die Tür:,,Hallo? Hört mich jemand?" Ein kurzes Knacken war zu hören als sich die Tür öffnete und Shinya in ein Angsterfülltes Gesicht blickte. ,,W-was ist mit den Kabanen passiert?", stotterte der Zugführer der anderen Festung voller Nervosität. Shinya trat daraufhin bei Seite und gab seinem Gegenüber die Möglichkeit, den Berg aus Leichen zu sehen. ,,Wie Sie sehen, sind alle Kabane erledigt. Gibt es Verletzte oder Gebissene?", fragte Shinya. ,,Nein... Es geht allen gut. Aber die ganzen Kabane wollen Sie alleine erledigt haben wollen?", fragte er etwas ungläubig nach. Der Kabaneri nickte als Antwort stumm. ,,Shinya?! Bist du das wirklich?", rief eine Stimme aus dem Inneren der Zugmaschine. An die Tür trat ein Mann mittleren Alters. ,,Sakae! Schön zu sehen, dass du wohlauf bist. Was ist mit den Anderen? Geht es ihnen gut?", hakte Shinya nach und reichte dem Mann die Hand. ,,Zum Glück konnten wir rechtzeitig fliehen. Alle sind wohlauf!", seufzte Sakae zufrieden. Shinya atmete tief durch:,, Da bin ich beruhigt. Die Beiden haben sich Sorgen um euch gemacht!" ,,Du meinst...", fragte Sakae überrascht nach. ,,Ja", antwortete der Kabaneri. ,,Sayuri und Azami geht es prächtig." Sakae setzte sich einen Moment:,, Da bin ich beruhigt. Wo sind die Beiden?" Shinya trat wieder nach draußen und deutete auf die Siegfried:,, An Bord meiner Festung." Sakae reichte Shinya eine Laterne, mit deren Hilfe er seinen Kameraden ein Lichtsignal gab. Wenige Sekunden später fuhr die Siegfried langsam los und kam auf dem Gleis neben der anderen Zugfestung zum stehen. Sayuri und Azami kletterten eilig die Leiter hinunter und rannten schnellen Schritts zur Hayajiro, in welcher ihre Familie fliehen konnte. ,,Vater!", rief Sayuri mit Tränen in den Augen als sie ihm um den Hals fiel. ,,Ich hab mir solche Sorgen gemacht! Wie geht es Mutter?" ,,Ihr geht es bestens. Sie ist hinten in den Passagierwaggons sich um die verschreckten Kinder kümmern, die es vorhin bei dem Angriff verängstigt hat", antwortete ihr Vater. ,,Das wir das heil überstanden haben, verdanken wir aber auch nur deinem Freund." ,,Aber Vater! Shinya ist nicht mein Freund!", rief Sayuri aus und wurde knallrot. Sakae begann zu lachen und gab seinem Sohn dabei einen Klappser auf die Schulter:,, Ist ja auch erstmal egal. Aber wie ich von Shinya hörte, sollt ihr euch momentan gar nicht mal so schlecht anstellen, was?" ,,Oh ja. Die Beiden machen exzellente Fortschritte. Sayuri lernt schnell und Azami erstaunt mich immer wieder mit den Waffen die er zusammen mit den Jungs aus der Technik-Abteilung zusammenbastelt", grinste Shinya und klopfte auf die Schwertscheide seiner Klinge...
~Fortsetzung folgt...~
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