#Ignoranz

Schon wieder führt er sich auf als wäre er der Größte. Während er seine Übungen macht, nimmt er keine Rücksicht auf die Anderen. Und schon gar nicht nimmt er Rücksicht auf mich. Warum auch? Ich bin doch nur eine weitere unbedeutende Person für ihn. Ein Mädchen das leicht - zu leicht - zu übersehen ist.

Gerade will ich meine Übung beenden. Ich muss nur noch lediglich zwei, drei Schritte laufen, als er an mir vorbei zieht und mich fast umrennt. Knapp verhindere ich, dass wir volle Kanne zusammenstoßen.

"Mensch pass doch auf!", rufe ich aufgebracht. "Ich soll aufpassen? Du hättest auch einfach früher ausweichen können", schleudert er mir arrogant entgegen. "Natürlich, wenn der heilige Gott ankommt, müssen alle Anderen auf die Knie fallen und ihm Platz machen. Sonst noch Wünsche?", frage ich giftig. Es tut gut seine ganze Wut zu entladen.

"Jetzt tu doch nicht so als wärest du besser", schnauft er. "Willst du mir gerade ernsthaft sagen, dass ich mich genauso verhalte wie du?  Dir quillt doch deine Ignoranz schon förmlich aus deinem Mund heraus", werfe ich ihm entgegen. "Meine Ignoranz? Wer läuft denn immer wie die größte Eisprinzessin durch die Gegend?", fragt er säuerlich.

"Eisprinzessin? Im Gegensatz zu dir kümmere ich mich wenigstens darum, was andere denken und fühlen", widerspreche ich. "Ja sicher! Als hätte es dich je interessiert, was ich fühle", lacht er trocken. "Was du fühlst? Ich wusste gar nicht, dass du sowas kannst", gluckse ich.

"Oh, sind wir heute lustig aufgelegt oder was?", macht er einen Schritt auf mich zu. "Ob du es glaubst oder nicht: Ich habe sehr wohl Gefühle", fügt er hinzu. "Gut, gut, das freut mich außerordentlich", lache ich ironisch. "Nur leider hast du Gefühle für die Falsche", flüstere ich leise. Danach mache ich mich bereit, meine Übung fortzusetzen.

"Wenn du die Falsche bist, dann...", setzt er an. Diese Worte überraschen mich. Vor Schreck stolpere ich über meine eigenen Füße und lande auf meinem Hintern. Vom Boden aus schaue ich zu ihm hinauf.

Das erste Mal sehe ich ihn lächeln. Ein aufrichtiges, liebevolles Lächeln. Hilfsbereit bietet er mir seine Hand an und zieht mich nach oben. So, dass wir diesmal wirklich zusammenstoßen. Und in diesem Fall bin ich froh, dass ich nicht mehr ausweichen kann.

Ich wage einen kurzen Blick in sein Gesicht. Keine Emotionen. Mit einem entschuldigenden Lächeln wende ich mich von ihm ab und laufe rüber zu meiner Freundin. Auch wenn sie mich nur fragt, ob wir zusammen nach Hause gehen, antworte ich ihr mit einem breiten Grinsen und einem etwas lauteren Lachen. Er soll bloß nicht denken, dass mir seine Ignoranz etwas ausmacht.

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Mein erstes Kapitel✌🏻

Schreibt mir doch, ob dieses Buch eine gute Idee ist und, ob ihr eventuell mehr Kapitel lesen wollt.

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