Und so endet es

Ich habe den Kontakt komplett mit ihm abgebrochen. Ich habe ihn gesperrt, meine Nachbark gebeten keinen Fremden mehr die Tür zu öffnen und habe sämtliche Kurse gewechselt. (Es ist beeindruckend, wie weit einen Intellekt bringen kann.) Ich musste nur andeuten die Schule zu wechseln und schon wurde kleinbeigegeben. Was kann ich sagen? Meine Teilnahme an den Wetzbewerben bringt Fördergelder ein.

Sie haben mich sogar gefragt, ob ich jemanden von der Schule geschmissen haben will. 'Mobbing wird hier nicht toleriert'. Auch jetzt könnte ich noch meine Augen verdrehen. Na klar. Ich kenne ein paar Schüler, die widersprechen würden.

Jedenfalls hat es mir ein paar Tage Ruhe beschert. Jake hat es zwar irgendwann rausgekriegt, in dem er die Stundenpläne der Lehrer (ja, wir haben Zugriff auf die) mit den Stundenplänen der Siebt- und in manchen Fächern sogar Achtklässlern verglichen hat. Ich habe mich aufstufen lassen. Hauptsächlich in Englisch, Mathe und alle Fächer die damit zutun haben.

Mutter ist äußerst erfreut darüber. Ich konnte Mrs. G überreden, meine Wiederholung zu ignorieren. Mein Auftritt (Zusammenbruch, würde meine nicht vorhandene Therapeutin vermutlich sagen) hat mir hierbei in die Hände gespielt.

Über Phoebe sprechen wir erst gar nicht. Sie nimmt das Ganze sehr zwiegespalten auf. Auch wenn sie ihre Meinung für sich behält, ich erkenne ein stilles Urteil, wenn ich es sehe.

Ich weiß, ihr Verrückten erwartet jetzt einen Twist. Erwartet, dass ich euch sage, dass Jake die Sache nicht ruhen gelassen hat, doch das hat er. Ich gebe euch später die Rückblende. Sonst glaubt ihr mir ja eh nicht. Ihr erwartet ein Happy End und das kann ich euch geben. Ich sag euch was jetzt passieren wird. Ich werde wieder zu meinen alten Wegen zurückkehren. Ich werde nächste Woche so viel Material wie möglich für das Jurastudium zusammentragen und mit dem Lernen beginnen, sodass ich nach der Matura gleich aufgenommen werde. Ich werde diesen Ort verlassen (was habt ihr ernsthaft geglaubt, ich würde hier studieren? In diesem Vorort? Für mich geht es nach Harvard, Baby. Vollbezahltes Stipendium.) und all das hier hinter mir lassen. Ich werde Jake vergessen, den Badboy Badboy sein lassen und mir das nehme was mir zu steht.

Denn das ist das letzte Kapitel dieser Geschichte und mein Happy End.

Und was Jake betrifft? Ich bin sicher, dass er bald eine neue Obsession findet. Jemand anderen, der mit ihm Origami faltet und dem er seine Fotos zeigen kann.

Hier der Rückblick, den ich euch versprochen habe:

Ich wusste, der Moment würde kommen, es wäre dumm etwas anderes zu erwarten. Vier Tage konnte ich mir erschwindeln. Vier Tage, in denen er nicht einen Blick von mir erhascht hat.

Jetzt aber hat er mich erwischt. In einem leeren Klassenzimmer noch dazu. Dämliche ausgefallene Stunde.

„Jake." Meine Augen regen sich nicht von dem Blatt Papier vor mir. Wieder und wieder lese ich über dieselbe Fragestellung. Genau wie vor seiner Ankunft kann ich mich nicht auf die Worte konzentrieren. Er macht die Sache auch nicht gerade besser. Im Gegenteil er scheint sie zu verschlimmern.

Ich erwarte vieles. Hauptsächlich einen Streit, der gleich in den ersten fünf Sekunden eskaliert. Stattdessen dreht Jake einen Stuhl aus der Reihe vor mir um und setzt sich mir direkt gegenüber.

„Okay, was ist los?" Er weiß es nicht. Klar, ich habe nichts gesagt und auch die Gerüchteküche kann ihm nicht mehr sagen, außer das ich plötzlich in Panik geraten bin.

Ich gehe nicht auf ihn ein. Ich beachte ihn nicht einmal richtig. Mit trockenen Stimme sage ich nur:

„Ich dachte, ich habe mich klar ausgedrückt. Lass mich in Ruhe."

Er nickt. Ich sehe die Bewegung zwar nicht, aber er nickt. Da bin ich mir sicher.

„Hast du. Schwachsinnige Regeln habe mich aber noch nie interessiert. Also?" Er streckt seine Hand aus und legt sie über meine. Meine Finger gefrieren. „Was ist-" Sein Blick fällt herab als verräterischen Finger zucken. Meine Hände sehen nicht mehr so schlimm aus, wie vor ein paar Tagen. Die Wunden sind zu und die Kruste hat sich gebildet. Meine Fingerkuppen sind zwar noch etwas sensibel, aber meine Nägel wachsen langsam wieder zurück.

Jakes Griff wird kurz fester und dann wieder lockerer als er meine Hand zu sich zieht und sich halb über den Tisch beugt.

„Liam, was zum scheiß-" Ich unterbreche ihn. Ich will die Frage nicht hören. Ich will ihn nicht einmal hier haben. (Lüge.)

„In der Schule hat man nicht zu fluchen."

Seine Brauen ziehen sich zusammen und für einen Moment ist alles so wie immer. „Als würdest du es nicht tun."

„Tu ich nicht." Ein Blick. „Nicht laut zumindest", korrigiere ich. Noch einer, diesmal deutlich Ungläubiger. „Okay, manchmal vielleicht schon, aber du solltest es trotzdem nicht machen."

„Nicht?" Ich nicke. „Na gut." Er drückt meine Hand, nicht fest aber so das ich es merke. „Sag mir was passiert ist und ich hör auf damit." Ich ziehe sie rasch zurück und verstecke beide Hände hinter gefalteten Armen.

„Nichts."

„Nichts?", wiederholt er.

„Ja, nichts und jetzt lass mich in Ruhe, ich hab zu tun."

Ich gebe ihm nicht einmal eine Chance mich umzustimmen. Ich gehe einfach. Renne. Und diesmal folgt er mir nicht.

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