Streicht den Tag aus dem Kalender

Hiermit starte ich offiziell eine Petition, den heutigen Tag für immer als Schwachmatentag zu bezeichnen. Wer von euch schließt sich mir an? Wessen Stimme hab ich?

Ganz ehrlich, heute ist wirklich eine Katastrophe. Das Schicksal hasst mich.

Habt ihr je eine Strategie verfolgt oder einen Plan gehabt, für den bestimmte Aufgaben anstehen und ihr einfach nicht dazu kommt, weil immer wieder etwas dazwischen funkt? Genau das passiert mir gerade.

Ich würde gerne mit Jake reden, worüber ist uninteressant, aber bis jetzt ist mir das nicht gelungen. An diesem sonnigen Tag ist nämlich fünf Sekunden nachdem ich die Straße betreten habe, ein Blitzregen ausgebrochen. Die Wolke ist aus heiterem Himmel gekommen. In der Schule tauchte ich also dutschnass auf.

Vielleicht läuft das bei euch auch so ab, aber in meiner Schule muss man ab der Siebten keine Hausschuhe mehr tragen. Meist trage ich sie dennoch, aber heute hatte ich auf diesen Mist einfach keine Lust. Das einzige Problem? Ich sehe nicht gerade aus wie siebzehn. Nicht wenn man mich nicht kennt. In anderen Worten, die Schulwärtin hat mich nicht vorbeilassen bis ich meine Schuhe ausgezogen habe. Sie hat mich durchgehend angeschrien. Der hartnäckigste Politiker hätte da kein Wort durchgekriegt.

Ich musste also meine Schuhe ausziehen. Was das bedeutet, muss ich euch ja wohl nicht sagen. Ich konnte mit Socken durch die nasse (und dazu schmutzige) Aula laufen. Yay.

Jetzt stecke ich zwar wieder in meinen Schuhen aber ohne Socken. Unangenehmer geht es kaum. Insbesondere, wenn man sensible Fußsohlen hat, wie – ach, keine Ahnung – ICH!

Das ist es aber noch nicht gewesen. Bei weitem nicht. Wäre ja auch zu gnädig. Ein Professor hat mich seinen Kaffee holen lassen, da ‚ich ja sowieso nicht richtig aufpasse'. Einen Kaffee, den der dämliche Automat nicht loslassen wollte und mir, als er es dann doch endlich getan hat, über den Pullover gekippt hat.

Ich hatte zwar Kleidung zum wechseln dabei, (habe ich immer, seit Jake mich mit Erdbeermilch übergossen hat) – Arsch – aber angenehm war es dadurch noch lange nicht. Das Teil ist von brühend heiß so schnell zu kalt und klebrig gegangen, dass ich mich wirklich Frage, wann das Innere der Maschine zuletzt gereinigt wurde. Auf dieses Jahrzehnt würde ich mein Geld zumindest nicht setzen.

Und dann in Deutsch – ach du meine Güte Deutsch. Jetzt mal ehrlich, wenn juckts? Ist doch egal ob man mal ein Wort falsch schreibt oder sich technisch gesehen nicht in der richtigen Zeit befindet. Solange man es versteht und es sich gut ließt, ist es doch alles gut.

Und Satzzeichen erst – bleh. Wer hat sich bitten den Scheiß ausgedacht? Punkte, Beistriche, Fragezeichen, Ausrufezeichen – all den Blödsinn sollte man wo immer setzen können.

Ein Text fließt so viel besser, wenn man ein bisschen herumexperimentiert. Natürlich nicht in einer Hausarbeit. Bei den Dingern gehe ich immer mit tausenden Apps drüber. Aber so zwischen euch und mir? Wenn kümmerts! Ich nehme euch wortwörtlich auf eine persönliche Reise mit, über solche Sachen zu meckern, wäre da wirklich unterste Schublade.

Doch während ihr all meine kleinen Fehler gerne mal übersieht, kritzelt mir die Professor gefühlt tausend Fragezeichen neben den Text. Ich habe nicht einmal gewusst, dass sie den absammeln möchte!

Aber gut, ich schweife ab. Ich glaube, ihr versteht schon worauf ich hinaus will. Jeder zweite, mit dem ich heute zutun habe, ist ein kompletter Inkompetent. Und ja, das Wort habe ich gerade wirklich so benutzt.

Verklagt mich doch. Ich erfinde gerne Wörter. Worte? Ach, egal. Ich lass mir jetzt keinen Vogel reinhauen. Ihr versteht mich schon. Selbst von einem Wunderkind kann man nicht rund um die Uhr Perfektion fordern.

Aber diesmal wirklich. Zurück zum Thema!

Der Moment hier und jetzt bringt das Fass wirklich zum überlaufen. Der Tag steht mir bis hier.

Ich hab euch doch gesagt, dass ich mit Jake reden möchte. Aus privaten Gründen. (Ja, suprise, ich erzähle euch auch nicht alles.) Jedenfalls glaube ich nicht, dass heute noch viel Gerede stattfinden wird. Wisst ihr, stellt es euch vor, ich spazieren unwissend durch die Schulgänge und in einem der Pausenräume finde ich was? Jake, der gerade drauf und dran ist, sich für das restliche Monat Bettpflichtig zu schreiben.

Er prügelt sich.

Vielleicht sollte ich wegrennen anstatt zu stöhnen, aber mir geht das alles hier schon so auf die Nerven. So war das heute überhaupt nicht geplant.

Mir platzt der Kragen.

„Können wir mit dem Kinderkram jetzt bitte aufhören?" Und oh, das habe ich nicht geplant. Das wäre eigentlich eine super Option zum flirten gewesen. Nächstes Mal halt.

Jake sieht mich zuerst an. Er lächelt durch eine gespaltene Lippe und winkt mir zu.

„Hey, Erdbeershake!"

Die anderen beiden – Tim und Todd, lasst sie uns einfach so nennen – haben entweder eine Gehirnerschütterung oder sind schon so dumm auf Die Welt gekommen. Sie scheinen irgendwie nicht zu schnallen was hier vor sich geht. Ziemlich sicher, dass Tim Todd gerade gefragt hat, ob das hier überhaupt als Timeout zählt.

Was – ernsthaft? Es gibt keine Timeouts in einer Schlägerei. Die gab es zumindest nicht bei mir, als ich unter der Schuhsohle lag.

„Neeks" – Jakes Schwester. Komischer Spitzname. Hat selbst mich eine Weile gebraucht, die Punkte zu verbinden, als er den Namen zum ersten Mal erwähnt hat – „hat übrigens eine Eins auf ihre Schularbeit geschrieben. Was hast du ihr bitte gegeben? – Und kann ich es auch haben? – Sie ist schrecklich in Mathe."

Dumm und Dümmer haben jetzt komplett den Anschluss verloren. Verdutzt blicken sie zwischen einander hin und her, als ich mich Bake nähere.

„Formeln. Richtige Formeln", erkläre ich ihm. „Nicht die über-hyper-komplizierten Wege, die die Lehrer so gerne Auftischen."

„Nun, ich soll dir ausrichten, dass du jederzeit vorbeischauen kannst. Solange du nicht die ganze Zeit in meinem Bett verbringst. – Nicht meine Worte", fügt er rasch hinzu, als er meinen Blick sieht, dabei bin ich mir nicht einmal sicher etwas gemacht zu haben. Vielleicht sehe ich noch etwas genervt aus. Würde mich nicht wundern.

Meine Augen gleiten zu den zwei Deppen hinter Jake. Die zwei müssen wohl so inkompetent sein, dass man ihnen selbst high auf Adrenalin den Rücken zukehren kann.

„Hey, Tim! Todd!" Die beiden reagieren so schnell, dass ich für einen Moment denke, ihre Namen mit dem Schmäh tatsächlich erraten zu haben. „Wie wärs, wenn ihr euch verzieht? Rotkäppchen hat noch Pläne für das kleine Wölfchen hier im Lederlook."

Schaut mich nicht so an, wenn ich schon zwangsweise einen roten Pullover tragen muss, dann kann ich auch ein wenig drüber scherzen.

Zu meiner Überraschung verschwinden die beiden wirklich. Sie tun es langsam und erst nachdem Jake zu ihnen zurückgeschaut hat, aber dennoch. Während sie zur Tür gehen, tauschen sie immer wieder verdutzte Blicke aus, als wüssten sie selbst nicht, warum sie auf jemanden wie mich hören.

Aber das ist nun auch egal. Endlich kann ich mit Jake reden.

Worüber? Zwingt mich bitte nicht dazu, das Ganze Wort für Wort wiederzugeben.

Sagen wir einfach, ich bin so smooth, dass ihm praktisch die Hosen runterfallen. In anderen Worten, ich frage ihn, ob er Lust hat mit mir die Grundprinzipien von schwarzen Löchern durchzugehen. Ohne zu stottern, nur damit das klar ist. Und ohne rot zu werden. Und nein, egal was Jake sagt, ich habe ihn nicht gerade auf ein Date eingeladen. Das dämliche Grinsen kann er sich ruhig aus dem Gesicht schlagen.

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