Kapitel 5

Nachdem ich mich kurz in meinem Apartment umgesehen und das Gröbste verstaut hatte, klopfte es an meiner Tür. Voller Aufregung rannte ich zur Tür und öffnete diese hektisch.
„Na na, nicht so stürmisch", grinste Steve mir entgegen. Er trug seine Captain America-Uniform, was ihn irgendwie verfremdete. Sie machte ihn von meinem Steve, den ich persönlich bekannte, zu dem Steve, wie ihn die Welt aus dem Fernsehen kannte. „Schickes Outfit", riss ich mich selber aus den Gedanken, um nicht in peinliches Schweigen zu verfallen.
„Danke. Gefällt dir dein neues Zuhause?", fragte er. Ich nickte bestätigend.
„Es ist etwas einsam, so alleine hier unten, aber wir dachten, dass du vielleicht Gefallen an einem größeren Rückzugsort hättest. An der Einrichtung haben sich fast alle gemeinsam beteiligt. Komm, ich zeig dir unsere Gemeinschaftsräume."
Auf einen Wink folgte ich ihm. Zunächst erklärte er mir, dass ich zusammen mit Natasha, Peter, Sam und Clint, der jedoch meist nicht da wäre, auf einer Etage wohne. Die Restlichen würden über den 77. und 75. Stock, also über und unter mir untergebracht sein. Wir nahmen die Treppen hoch in den 78. Stock, wo mich alle empfangen hatten. Hier befanden sich neben einer offenen Küche auch Wohnzimmer und Bar. Mit Verweis auf Starks Feiern eklärte Steve mir, dass es noch weitere Geschosse gab, die ausschließlich für Partys dienten und die oberen Stockwerke einnahmen. Staunend sah ich mich um; alles war so wohnlich, so normal. Ich liebte es jetzt schon.
„Möchtest du etwas trinken, dann machen wir erstmal eine Pause, bevor es in die Trainingsräume geht?", fragte der erste Avenger höflich.
„Ja bitte, eine Pause schadet bestimmt nicht."
So setzten wir uns mit jeweils einem Glas Wasser auf eine der geräumigen Sofas.
„Ich muss dir nnoch jemanden vorstellen", erwähnte Steve nebenbei.
„Noch jemanden? Ich dachte, inzwischen alle zu kennen."
„Zugegeben, irgendwie bist du ihm schon begegnet. J.A.R.V.I.S., stell dich doch bitte unserem neuen Familienmitglied vor."
„Willkommen, Audrey. Ich bin eine KI, erschaffen von Tony Stark. Mein Name ist „Just A Rather Very Intelligent System", kurz J.A.R.V.I.S.", erklärte eine männliche Stimme aus verborgenen Lautsprechern. Verwundert blickte ich mich um.
„Gruselig oder?", fragte Steve.
„Ja, ich bin total verunsichert", gab ich zu.
„Mach dir keine Sorgen, man gewöhnt sich dran. Stell dir mal vor, wie es mir ging, nachdem sie mich aus dem Eis geholt hatten und alles plötzlich so anders war."
„Ich glaube das muss ein sehr grauenvolles Gefühl sein, aufzuwachen und nichts zu wissen." Er nickte resignierend.
„Das stimmt, aber viel schlimmer ist es, aufzuwachen und alle deine Freunde tot zu wissen", er hielt inne, „komm, wir sollten weiter – der Trainingsraum erwartet uns schon." Wir standen auf und gingen ein paar Etagen hinunter. Das Gespräch mit dem Captain hinterließ ein bitteres Gefühl bei mir, obwohl ich mir jetzt sicher war, jemanden gefunden zu haben, dem ich alle meine Probleme anvertrauen konnte.
Die Trainingsebene war gigantisch. Neben allen Arten von Sportgeräten beheimateten sie auch mehrere Boxringe, Kletteranlagen, ein kleines Schwimmbad, sowie die unterschiedlichsten Waffen mit Schießstand. Im zetralen Raum angekommen, zeigte Steve mir mein Schließfach, die Duschen und führte mich zu Natasha, die gerade eine Wurftechnik mit scharfen Klingen übte. Sobald sie uns erspähte, beendete sie die Übung und kam auf uns zu.
„Wie gefällt es dir hier?", fragte sie neugierig.
„Sehr gut, ich meine alles ist so groß und wunderschön – ich werde mich bestimmt oft verlaufen", meinte ich erhlich. Sie schmunzelte.
„Wird schon schief gehen. Hast du schon einmal etwas über Selbstverteidigung gelernt?", fragte sie, was ich verneinte. „Gut, wir möchten dir gerne ein bisschen beibringen, damit du dich sicherer fühlst. Nichts gegen Stark und seine Sicherheitsleute, aber allein das Bewusstsein, sich selber schutzen zu können, ist ein sehr bestärkendes Gefühl."
„Klingt auf jeden Fall interessant", bejahte ich.
„Das hatten wir gehofft. Magst du dir was anderes anziehen und ich zeige dir deine erste Lektion?"
„Ja, gerne", stimmte ich zu und ging mich umziehen. Natürlich, ich konnte äußerst gut auf mich alleine aufpassen und das weitaus besser, als die Avengers und jeder andere zunächst vermutete, aber ich musste ja nicht gleich mein Geheimnis preisgeben. Außerdem beflügelte mich der Gedanke, etwas mit meiner Familie zu machen. Es freute mich, dass sie mir dieses Angebot gemacht hatte.
Tatsächlich trainierten wir den ganzen restlich Tag, bis wir abends neben Clint, Rhodey und Sam vor dem Fehrnseher landeten und Football schauten. Es war wirklich lustig, da die Jungs für konkurrierende Teams fieberten und eine kleine Popcorn-Schlacht auslösten. Leider musste ich viel zu früh schlafen gehen, da am nächsten Tag neben einem gehörigen Muskelkarten auch Schule auf dem Plan stand. Des Weiteren wäre am nächsten Abend meine Willkommensfeier – da durfte ich auf keinen Fall schläfrig werden.
Als ich am nächsten Tag die Augen aufschlug quälte ich mich mühsam aufgrund des Muskenkaters unter die Dusche. Zügig schlüpfte ich in eine meiner neuen Jeans und ein schlichtes weißes T-Shirt, was ich mit einer schwarzen Lederjacke kombienierte.
Dann zwang ich mich stöhnend wie ein Walross mit Grippe, die zwei Etagen hoch zur Gemeinschaftsküche, wo mich Peter mit einer Schale Müsli ertwatete.
„Gott, wie kann man nur schon so früh aufstehen!", nörgelte ich. Erst jetzt sah ich den Spiderman richtig an – er war mindestens genauso verschlafen wie ich.
„Keine Ahnug", nuschelt er und schob sich noch einen Löffel in den Mund.
Wir sprachen nicht viel, sondern vegitierteten einfach im Halbschlaft vor uns hin. Der Junge wurde mir immer sympatischer. Hätte Sam, der wohlgemerkt vom Frühsport zurückkam, uns nicht aufgescheucht, damit wir nicht zu spät zur Schule kämen, wären wir wohl einfach auf dem Tisch eingeschlafen.
Jetzt saß ich ausgerechnet auch noch bei meiner „Lieblings"-Schlaftabblete im Geschichtsunterrich und verdöste erfolgreich die langweiligsten Geschehnisse des zweiten Weltkriegs. Natürlich war es ein wichtiges Thema, aber heute wünschte ich mir nur die Zeit um ein paar Stunden vorstellen zu können. Der Unterricht zog sich wie ein unterm Schuh klebendes Kaugummi beim jedem Schritt aufs Neue in die Länge. Verächtlich schnaufte ich und warf Hanna, die neben mir saß, einen vielsagenden Blick zu, den sie wissend erwiederte. In der folgenden Pause hatte ich endlich die Möglichkeit ihr alle meine Erlebnisse zu berichten, was wohl das spannenste an dem ganzen Schultag war.
Gemeinsam gingen wir zur Bushaltestelle, wo mir auffiel, das ich keine Ahnung hatte, wie ich zurück zum Tower kommen sollte.
„Was mach ich denn jetzt?", fragte ich meine beste Freundin verzweifelt.
„Du kannst wie immer gerne mit zu mir, aber ich glaube, das macht sich bei deiner neuen Familie unangekündigt nicht so gut", erwiderte sie.
„Stimmt, sie würden dich erst filzen, bevor sie mir den Kontakt zu dir erlauben würden ", antwortete ich augenverdrehend.
„Sag nicht, die Avengers sind Helikoptereltern!", rief sie laut aus.

„Psst! Spinnst du?", raunte ich ihr zu, „Das darf doch keiner wissen. Ich möchte nicht als das Adoptivkind enden – weißt du doch."
„Ja ja, tut mir Leid, Audrey."
„Schon okay, so schlimm sind sie übrings nicht, aber es ist auch eine ungewohnte Situation für sie und da verstehe ich es, wenn sie erstmal sehr besorgt um mich sind. Außerdem ist es ja auch irgendwie süß", schwärmte ich.
„Da kann ich nicht wiedersprechen. Vielleicht rufst du einfach mal einen von ihnen an und fragst, wie du nach Hause kommst", schlug Hanna vor.
„Ja, das sollte ich wohl." Nach einem tiefen Atemzug zückte ich mein Handy, womit ich versuchte, Natasha, Steve, Sam und Tony zunächst erfolglos zu erreichen. Dann probierte ich es bei Pepper, der ich zwar noch nicht begegnet war, aber laut den anderen immer ein offenes Ohr und Lösung bereit hatte.Glücklicherweise kam ich bei ihr sofort durch und sie schickte mir einen Fahrer, da sie ebenfalls keine Ahnug von den Busplänen hatte.

Zuhause angekommen wartete Steve schon in der Einganshalle auf mich, damit ich nicht alleine in den Aufzug müsste. Am liebsten hätte ich mich während der Faht schreiend an ihn festgeklammert, aber schwer atmend schaffte ich es gezwungener Maßen meine Fassung zu bewahren und sprang wie von der Tarantel gestochen aus dem Fahrstuhl, sobald sich die Türen öffneten.
Nach einem hochwertigen Mittagessen, das bestimmt nicht selbstgekocht war, zog ich mich in mein Appartment zurück. Dort schaffte ich es, erfolgreich an meinen Hausaufgaben in Geschichte zu scheitern und auch Hanna, mit der ich kurz telefonierte, hatte keine Ahnug – hätten wir mal bloß aufgepasst.
Ich war fast schon erleichtert, als es an meiner Tür klopfte. Schnell öffnete ich und sah mich Sam gegenüber, der noch immer so motiviert wie schon am Morgen schien.
„Oh Mann, du ziehst ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter", stellte er anstatt einer Begrüßung fest.
„Nicht Regenwetter, Geschichtshausaufgaben", entgegnete ich und stöhnte.
„Geschichte? Welches Thema?"
„Keine Ahnung, ich habe nicht aufgepasst. Irgendetwas, das im zweiten Weltkrieg passiert ist. Ich glaube es geht um eine Militärstrategie."
„Und da ziehst du so ein Gesicht und versinkst in Verzweifelung? Audrey, wir wohnen rein zufällig mit einem überaus hilfsbereiten Zeitzeugen unter einem Dach. Hey, Jarvis, ruf mal Steve hier her."
„Sehrwohl, Sir", antwortete die Stimme aus dem Nirgendwo.
Es dauerte keine zehn Minuten und ein leicht verschwitzter Captin America stand vor uns. „Was gibt's?", fragte er, als wäre er nicht im geringsten angestrengt gewesen. „Geschichte, dein Gebiet", sagte Sam, klopfte seinem Freund auf die Schulter und ließ uns allein. Tatsächlich war es Steve ein leichtes mir zu helfen, da er die Strategien aus dem FF beherrschte.

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