Kapitel 38
Peter klebte mit seinen Netzen seinen letzten Gegner an die Wand und atmete tief durch. Er schwitzte und bekam kaum noch Luft, weshalb er seine Maske ein Stück weit nach oben zog, um besser atmen zu können. Ein Blick auf sein Armband verriet ihm, dass er fast bei Audrey war, nur noch einen Gang weiter...
leider bewegte sie sich immer wieder von ihm weg, sodass er kaum noch hinterherkam. Er hatte deutlich ein paar zu viele Kämpfe in den Knochen und er war furchtbar müde, zum Teil war ihm auch schwindelig. Jedoch hatte er eine Motivation namens Audrey, um die er um jeden Preis kämpfen würde. Was es auch kostete. Er kämpfte sich mit Wanda voran durch die dunklen Gänge und folgte dem Signal, welches auf seinem Display aufleuchtete. Auf einmal stoppte Wanda und blickte verwundert auf ihr Armband. „Was ist denn?", flüsterte Peter, der nun ebenfalls anhielt. „Audrey, sie... ich kann sie nicht mehr fühlen. Außerdem ist ihre Wärmesignatur verschwunden. Schau doch", meinte sie und deutete auf Peters Armband. Verwundert blickte er darauf und tatsächlich: der Punkt war weg, nur Wanda und sich selbst konnte er sehen. Entweder, war sie durch magische Art und Weise aus dem Gebäude verschwunden und damit auch vom Radar, oder... Peter keuchte erschrocken auf. „Was haben die ihr angetan?", fragte er tonlos. Wanda schüttelte nur den Kopf. „Ich weiß es nicht, aber sie muss hier ganz in der Nähe sein. Wenn wir Glück haben, finden wir sie; komm." Sie rannten durch die dunklen Gänge, gegen eine Wand und bogen zweimal falsch ab, jedoch war ihnen das egal. Sie mussten Audrey finden und das bald! „Sie kann nicht... du weißt schon, sein, sonst wäre ihre Köperwärme noch auf den Schirm", bemerkte Peter im Laufen. Neue Hoffnung keimte in ihm auf.
„Können wir sie nicht entschärfen?", fragte Rhodey vorsichtig, doch Cap schüttelte den Kopf. „Das dauert definitiv mehr als nur fünf Minuten. Wir
könnten es versuchen, wenn wir es aber nicht schaffen, haben wir nur unnötig Zeit verschwendet, in der wir hätten verschwinden können. Also würde ich vorschlagen,", Steve deutete auf Tony, „dass du die restlichen Sprengstoffe mitnimmst und sicherst. So lösen wir zumindest keine Kettenreaktion aus, wenn
die Bombe explodiert. Und wir suchen derweil nach Audrey und schaffen sie und die anderen von hier weg. Stark, sobald du die Sprengsätze weggebracht hast, hilfst du uns und fliegst die anderen zum Jet. Alles klar?" Die drei nickte betroffen und machten sich so schnell wie möglich an ihren Fluchtplan, welcher höchst ungewöhnlich für die Avengers war. Denn normalerweise retteten sie immer alle und stellten sich jeder Gefahr. Doch diesmal war es anders. Jetzt zogen sie sich zurück, zum Schutz vom Team und Audrey.
„Peter, komm schnell her!", rief Wanda dem Spinnenjungen leise zu, er kam sofort angerannt. „Hast du Audrey gefunden?" In seiner Stimme schwang Hoffnung mit. „Nein, aber ich kann sie wieder spüren. Sie ist definitiv noch am Leben." Peter atmete erleichtert auf und schaute auf sein Armband. Auch dieses signalisierte ihm nach einer halben Ewigkeit, dass Audrey wieder da war. Was auch immer passiert war, seine beste Freundin hatte es also überstanden. „Sie bewegt sich aber nicht mehr vom Fleck und das schon seit einer Weile. Ich bin mir also nicht so sicher, ob es ihr gut geht", wandte die Scarlett Wich besorgt ein und konzentrierte sich auf Audrey. „Sie... schläft oder... träumt? Ich kann es nicht genau sagen", meinte sie verkrampft und schloss die Augen. „Ich glaube nicht, dass sie von alleine „eingeschlafen" ist. Ich wette, die haben sie bewusstlos geschlagen", schlussfolgerte Peter und stampfte wütend weiter, Audreys Signal folgend. „Kleiner, wo seid ihr?", hörte er auf einmal Cap durch sein Headset. „Wir sind gerade im Kellergeschoss und-„ „Was macht ihr da? Audrey ist doch nicht im Keller", unterbrach Steve ihn scharf.
„Ihre Wärmesignatur hat sich auf einmal bewegt und wir mussten ihr folgen; allerdings bewegt sie sich jetzt nicht mehr", sprang Wanda für ihn ein. „Peter glaubt, jemand hat sie bewusstlos geschlagen und wir kommen ihrem Standpunkt jetzt immer näher. Wieso fragst du?" Der Captain seufzte auf und klang ziemlich gestresst. „Also, um es kurz zu fassen: Rhodey hat beim Rausschaffen der Sprengstoffe aus Versehen eine Bombe eingeschaltet und in knapp fünf Minuten geht sie hoch, also müsst ihr hier raus." Peter konnte kaum glauben, was er da hörte. „Bombe? Wie... was...? Aber-", er stolperte nach hinten und knallte gegen eine Wand. Seit dem Vorfall der letzten Rettungsaktion hatte er panische Angst vor allem, was explodieren könnte und da kam ihm eine tickende Bombe als Zeitdruck nicht gerade gelegen, zumal er sich schon übermäßig vor Hydra und der Aufgabe fürchtete, Audrey zu befreien. Eine Explosion war das Letzte, was er gebrauchen konnte und es raubte ihm fast die letzten Nerven. „Aber wir müssen doch... Audrey retten, sie... wir können sie doch nicht einfach sterben lassen", hauchte er. „Das werdet ihr auch, allerdings komme ich als Unterstützung zu euch und suche mit. Danach müssen wir aber so schnell es geht weg von hier, ihr könnt froh sein, dass Tony die anderen Sprengstoffe schon gesichert hat, ansonsten gäbe es hier eine Kettenreaktion und die gesamte Umgebung würde in die Luft fliegen." Peter schob wieder seine Maske hoch, um Luft zu holen. Allerdings half das auch nicht sonderlich und seine Augen füllten sich mit Tränen. „Mr Rogers, musste das sein?", fragte Wanda tadelnd und blickte besorgt zu Peter, der zu atmen versuchte, was ihm jedoch nur mäßig gelang. „Tut mir leid, ich... hab vergessen, dass Peter so eine Angst vor Bomben hat. Ich komme jetzt zu euch, schickt ihr mir bitte euren Standpunkt?"
Bald stieß der Captain zu Wanda und Peter und zu dritt machten sie sich weiter auf die Suche nach Audrey und folgten ihrem Signal, welches weiterhin energisch auf ihren Displays blinkte. Nach einer Weile stoppte Steve die kleine Gruppe. „Pschht. Hört ihr die Stimmen? Wir müssen ganz nah an Audrey dran sein." Es stimmte: Ein Blick auf die digitale Karte verriet ihnen, dass sie keine dreißig Meter von der jungen Mutantin entfernt waren. „Hört ihr ihre Stimme irgendwo heraus?", flüsterte Wanda, während alle drei in ein langsameres Tempo übergingen. „Nein", flüsterte Peter leise zurück und schob sich die Maske wieder auf, welche er bei seiner Beinahe-Panikattacke vom Kopf gerissen hatte. „Noch zehn Meter", gab Steve per Zeichensprache zu verstehen und alle nickten. Peter ging in Kampfposition und machte sich auf den wichtigsten Kampf in seiner Karriere als Spiderman bereit.
Der Captain zählte lautlos von drei runter und alle rannten gleichzeitig los, durch den dunklen Gang, auf die vielen Schatten zu. Peter konnte nicht genau sehen, wie viele es waren, jedoch schätzte er ungefähr auf vier Personen, plus Audrey. Bevor das Team die Schatten erreichte, hörte man bereits die ersten Schüsse fallen und von Caps Schild abprallen. Sobald Peter einen Gegner vor sich genau ausmachen konnte, spinnte er ihn mit seinen Netzen ein und klebte ihn und seine Waffe an der Decke fest. Der wilde Schusswechsel hörte noch nicht auf und Peter war in diesem Moment unglaublich dankbar für seine Spinnensinne, mit denen er jeder Kugel ausweichen konnte. Ab und zu hörte er jemanden aufschreien oder rote Energiebälle tauchten ein Meter weiter auf. Es war ein dunkles, chaotisches Wirrwarr und Peter musste aufpassen, dass er nicht den falschen traf. Bis auf einmal ein kleines Licht anging und die Kampfszenen etwas beleuchtete. Zwar nur schwach, jedoch ausreichend, um seine Teamkollegen und Feinde voneinander unterscheiden zu können. Auf einmal entdeckte er Audrey, welche bewusstlos von einem feindlichen Agenten gehalten wurde. Peter wurde, trotz ihrer angespannten Situation von einer Freudenwelle überrollt. Er hatte seine beste Freundin und quasi Schwester wiedergefunden. Das gab ihm neuen Mut, weiter gegen die anderen Hydra- Agenten zu kämpfen, die sich ihm in den Weg stellten.
Doch als er Audrey fast erreicht hatte, hielt der Agent ihr eine Waffe an den Oberkörper. „Keine Bewegung oder sie ist tot!" Sofort erstarrten die drei.
Peter, welcher eben noch einen Soldaten niedergeschlagen hatte, traute sich nun kaum noch zu atmen. Auch Steve bewegte sich keinen Zentimeter, jedoch hielt er sein Schild immer noch in Verteidigungsposition. Nur Wanda hatte da weniger Hemmungen. Bevor der Soldat überhaupt reagieren konnte, erreichte ihn eine rote Energiewelle, die in seinen Kopf eindrang und anfing, sein Bewusstsein zu kontrollieren. Er schrie auf, fiel jedoch nicht um, sondern strauchelte nur kurz. Die Scarlett Wich hatte vor Anstrengung ihr Gesicht verzogen und versuchte krampfhaft, den Soldaten zu Fall zu bringen und damit Audrey loszulassen. „Ich... kriegs nicht hin!", stöhnte sie, sich komplett auf die Situation vor sich konzentrierend. Auf einmal fielen mehrere Schüsse hinter ihnen und sie zuckte stark zusammen.
Ein weiterer Schuss fiel. Diesmal jedoch direkt vor ihren Augen.
„NEIN!", schrie Peter auf und stürzte nach vorne, wo Audrey wie achtlos zu Boden geworfen da lag. Von nun an verlief alles für ihn wie in Zeitlupe. Die
Welt um ihn herum verdunkelte sich auf einen einzigen Punkt: Audrey. In seinen Ohren summte es und sein Kopf dröhnte, ihm wurde schwindelig und fast
schwarz vor Augen. Das ganze Debakel hinter ihm und um ihn herum interessierte ihn nicht mehr. Er sah nur nach vorne, wo Audrey lag und sich eine Blutlache um sie ausbreitete. Viele dicke Tränen liefen ihm über die Wangen und tropften auf den harten, kalten Boden, doch er bemerkte es nicht. Auch nicht, wie der Schusswechsel hinter ihm stoppte und Steve und Wanda in seine Richtung gerannt kamen. Er sah nichts, hörte nicht mehr und nahm nichts mehr um ihn herum wahr. Stolpernd gelangte er zu Audrey und sackte neben ihr zu Boden. „Audrey...", wimmerte er und durchnässte ihr T-Shirt mit seinen Tränen vollständig. Peter blickte in ihr Gesicht: blutverschmiert, dreckig, verwundet und... tot.
„Nein, nein, nein, bitte nicht... bitte nicht...", flüsterte Peter immer und immer wieder, wie ein Mantra, das Audrey wiederbeleben könnte. Doch nichts
passierte.
All das; der Kampf, die schlaflosen Nächte, die Panikattacken, die ganzen Mühen waren umsonst gewesen. Er hatte gekämpft und verloren. Er hatte für so
viel gekämpft, nur um dann mitansehen zu müssen, wie sie vor seinen Augen erschossen wurde. Auf einmal war ihm fast alles egal. Er vergaß dem Fakt, dass eine tickende Bombe vier Stockwerke über ihm jeden Moment explodieren könnte, dass feindliche Agenten hinter ihm sein und ihn erschießen könnten; all das vergaß er. In seinen Kopf passte nur ein einziger Gedanke. Und zwar der, dass seine beste Freundin tot war.
Ermordet, vor seinen Augen.
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