Kapitel 36
Natasha stand im Dunkeln und konnte fast nichts erkennen. „Okay, Nat, du bist jetzt unter dem Lüftungsschacht, der in Hauptflügel führt. Diese Schächte sind wie ein Mini-Labyrinth, als werden wir dich auch da durchlotsen müssen." „Gut, ich geh jetzt rein", antwortete sie und hob mit einem Stock die Klappe zum Lüftungsschacht aus den Angeln, bevor sie sich an der Kante nach oben in den Schacht zog und flach hinlegte. „Ich bin drin. Wo soll ich lang?" „Du musst gerade aus, dann links und dann den zweiten „Gang" rechts", wies Clint sie an. „Hab verstanden." Elegant und lautlos wie eine Katze bewegte sie sich durch die Schächte, ihr Teamkollege gab ihr dabei immer wieder Anweisungen und führte sie durch das Labyrinth von Tunneln. Nach etwa einer Viertelstunde kam sie bei einer grauen Klappe an. „Du bist da. Das ist der Computerraum, hier arbeiten zu dieser Zeit um die sechs Agenten. Einer von ihnen dürfte in einer Minute hier eintreffen. Wenn er dich sieht, sagst du, dass du den falschen Raum genommen hast und gehst dann durch die Gänge, die ich dir sage. Okay?" „Okay Clint. Ich öffne jetzt die Klappe", gab Natasha Bescheid und hob das Gitter etwa an, um es zur Seite zu nehmen. „Beeil dich, er ist gleich da", hetzte der Bogenschütze. „Hör auf, ich muss mich konzentrieren", erwiderte die Spionin, stieg vorsichtig aus dem Lüftungsschacht aus und sprang schließlich ganz hinunter. Genau in dem Moment öffnete sich die Metalltür und ein Agent kam herein. Sobald er sie sah, ging er in Angriffsstellung und brüllte etwas. „Mist, er hat mich gesehen. Das heißt dann wohl, die harte Tour", seufzte Natasha und rannte auf den Agenten zu. Dieser zog seine Pistole und wollte schon auf sie schießen, da schlug Natasha ihm die Waffe mit einem Fußtritt aus der Hand und erwischte dabei gleich noch sein Gesicht. Keine Sekunde später verdrehte sie ihm das Handgelenk und setzte mit einem endgültigen Hieb in die Magengrube nach. Stöhnend und aufheulend vor Schmerz ging er zu Boden. „Pff, Anfänger. Hat man direkt an seiner Körperhaltung gemerkt."
Schnell verließ sie den Raum und lief einen laborartigen Gang entlang, vorbei an mehreren Türen, welche in einem metallischen grau gestrichen waren, aber immer mit dem Hydra-Symbol darauf. Dabei verdeckte sie immer ihr Gesicht, wenn ihr feindliche Agenten entgegenkamen. „Okay, du bist im zweiten Stock. Geh in die zweite Tür rechts, dort ist ein Flur, der zur Treppe führt. Im dritten Stock werden Steve und ich warten." Natasha folgte seinen Anweisungen und gelangte ohne Probleme zur Treppe, welche in den dritten Stock führte. Oben erwarteten sie Clint und Steve und mehrere bewusstlose Agenten. Sie zog die Augenbrauen hoch. „Wie ich sehe, habt ihr Jungs schon für mich aufgeräumt", meinte sie sarkastisch und die drei bewegten sich zusammen weiter zur nächsten Treppe zur vierten Etage.
Clint tippte auf einem digitalem Armband herum, während das Trio durch die Gänge lief. „Jetzt müssen wir rechts, dann fünfzehn Meter geradeaus und danach die zweite Tür links", wies er die anderen an. „Alles klar", kam es zweistimmig zurück und das kleine Team machte sich auf den Weg. „Wo seid ihr gerade?", hörte der Bodenschütze Tony durch sein Headset. „Noch etwa dreihundert Meter vom Ziel entfernt", gab Clint im Laufen zurück.
Als sie jedoch die nächste Ecke erreichten, hielt er plötzlich an und Natasha und Steve rannten fast in ihn hinein.
„Mensch, Clint. Ich dachte, wir sollten laufen", schimpfte Natasha, doch Clint legte nur seinen Finger auf die Lippen, um ihr zu signalisieren, dass sie leise sein sollte. Prompt verstummte sie und sah ihn fragend an. Er lugte vorsichtig um die Ecke, nur, um seinen Kopf direkt wieder zurückzuziehen.
„Da sind Wachen", wisperte er und Steve und Natasha nickten.
Das war so nicht geplant gewesen, denn dieser Weg entsprach nicht der Karte, die für die Superhelden angefertigt worden war, genauso wenig wie die Wachen, die vor der Tür standen. „Wir dürfen sie nicht ausschalten, das zieht zu viel Aufmerksamkeit auf sich und dann ginge der Alarm los. Somit wäre der Überraschungsangriff der anderen umsonst. Wir müssen uns also an ihnen vorbeischleichen." Doch Steve war von diesem Plan nicht überzeugt. „Die gehen da garantiert nicht weg, sie stehen vor dem Kontrollraum." „Allerdings ist gleich Schichtwechsel, dann dürften sie für eine kurze Zeit verschwinden", argumentierte Clint.
„Wie weit ist der Kontrollraum entfernt?", fragte Natasha so leise, dass man
ihn kaum hören konnte. „Etwa hundert Meter. Das ist ein sehr langer Gang, ohne irgendwelche Abzweigungen, das heißt..."
„... sie hätten genug Zeit, den Eindringling zu schnappen, da es für ihn keinen Ausweg gibt", beendete Natasha seinen Satz und Clint nickte kaum merklich. „Ganz genau." „Das heißt, wir kommen da nicht lang?", schlussfolgerte Steve. „Nicht unbedingt. Der Schichtwechsel ist zwar kurz, aber wir könnten es schaffen, wenn wir schnell genug sind", überlegte der Bogenschütze. „Ähm, Clint, was macht ihr da?", fragte Tony skeptisch. „Wir improvisieren. Tony, wie lange dauert es, bis die Wachen ausgewechselt haben?", fragte Clint. „Ungefähr fünfzehn Sekunden. Dürfte ein wenig knapp werden", bemerkte der angesprochene sarkastisch. „Nicht, wenn man schnell genug läuft", erwiderte der Bogenschütze.
„Clint, das wären sechseinhalb Meter pro Sekunde, das schaffen wir nicht, das ist Wahnsinn", versuchte Natasha ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Doch er schüttelte nur den Kopf. „Ich rede ja auch nicht von uns. Sondern von ihm", meinte er und deutete hinter sich auf Steve. Dieser blickte etwas verunsichert drein. „Meint ihr? Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist", antwortete er, doch Clint schnaubte nur spöttisch. „Nicht so eine gute Idee? Du bist mal einem Auto durch die halbe Stadt gefolgt und hast es sogar eingeholt. Ich glaube, diesen kleinen Sprint schaffst du noch." „Pschht, seid leise. Die Wachen wechseln gleich, sie bewegen sich und an eurer Stelle würde ich aufhören zu streiten", herrschte Natasha die Jungs an. Steve warf Clint noch einen bösen Blick zu, stellte sich dann jedoch in Anlaufposition. „Na schön, ich mach's. Für Audrey", stimmte er zu und Natasha nickte. „Für Audrey."
„Okay. Achtung... jetzt!"
Sobald die Wachen verschwunden waren, rannte Steve los. Er rannte, als ob sein Leben davon abhing und das tat es ja gewissermaßen auch. Wie in Zeitlupe nahm er seinen eigenen Sprint war, kam der Breiten Tür immer näher, während er bereits Schritte hörte, die von der anderen Seite kamen. Die neuen Wachen! Er lief, wenn das überhaupt möglich war, noch schneller auf die Tür zu und konnte, als er sie zum Glück noch erreichte, fast gar nicht stoppen. Er schlitterte ein paar Meter weiter, bremste ab und rannte zurück in die entgegengesetzte Richtung, wo die metallenen Türflügel waren. Steve stieß sie auf, rannte hinein und schlug die beiden Türen direkt wieder zu. Danach atmete er tief durch und stützte sich auf seinen Knien ab. Seine Lunge brannte, er bekam kaum Luft. So schnell war er noch nie in seinem Leben gerannt und bei Captain America sollte das was heißen. Schließlich hatte er in etlichen Kriegen mehrere Sprints zurücklegen müssen, doch die waren nichts im Vergleich zu dem hier. Er lief langsam auf die vielen Tische zu, nicht ohne noch einmal tief Luft zu holen. „Okay, ich bin drin. Ich sehe die ganzen Tische und hier... ah, okay, ich sehe den Plan des Hauses und auch, wie man das System abschaltet", freute sich Steve. „Gut gemacht, Captain Iglu", kommentierte Tony trocken. „Wir kommen jetzt mit den Jets, haltet euch bereit. Und Steve sucht nach Audrey. Bis gleich und viel Glück."
„Na das wird ja lustig", murmelte Natasha in ihr Headset.
Die zwei separaten Trupps wurden vereinzelt und weit entfernt von der Basis abgesetzt. Kaum, dass die Avengers Boden unter den Füßen hatten, stürmten sie los. Der Plan durfte nicht scheitern, nicht noch einmal. Sie rannten und rannten, als ob es ihnen nicht schnell genug gehen konnte. Dennoch zog sich ihr Weg in die Länge, schien gar kein Ende zu nehmen. Trotzdem war ihnen bewusst, was alles auf dem Spiel stand und die Sicherheit, wie Steve, Tony und Clint ihren Kameraden mehrmals eingeschärft hatten, ging vor. So liefen sie gerne ihrer zweiten Chance, ihrer Hoffnung entgegen. „Okay, wir sind gleich da. Anhalten!", befahl Steve seiner Truppe. „Wie weit seid ihr noch von der Basis entfernt?", erkundigte er sich bei den anderen über Funk. „Wir sind jetzt in Position", kam die Antwort durch die winzigen Lautsprecher in ihren Ohren. „Okay, ich hab den Standpunkt von Audrey", informierte Natasha die anderen. „Ich lege jetzt das System flach. Dann habt ihr in etwa zehn Sekunden, um ins Gebäude zu kommen, bevor die Türen aufgrund Sicherheitsmanipulation geschlossen werden und der nicht computergesteuerte Alarm losgeht." „Okay Nat, bei uns ist alles klar. Der Hulk ist noch vor dem Gebäude beschäftigt."
Peter atmete tief ein und stellte sich in Anlaufposition. „Gut. Ich schalte aus, in drei...", das Team machte sich bereit, loszulaufen, „ ...zwei...", Peter zog die Maske über seinen Kopf und schickte mehrere Stoßgebete zum Himmel, dass alles gutgehen würde," ...eins...los!"
Die Avengers liefen alle gleichzeitig los, auf das Gebäude zu, wie eine Schlange, die sich auf ihr Ziel zubewegte. „Leute, die Tür schließt sich", rief Peter plötzlich, welcher unter seiner Maske kaum noch Luft bekam. „Peter hat Recht, vielleicht noch fünf Sekunden, dann sind wir ausgesperrt", teilte Tony den anderen mit. „Nicht reden, sondern laufen!", herrschte ihn Steve über Funk an. „Du weißt schon, dass ich nicht laufe, sondern fliege, oder hast du das etwa vergessen, Gefriertruheneis?", gab Tony schnippisch zurück. „Los, schneller", keuchte Peter, welcher den Eingang genau im Blick hatte. Er schloss sich langsam aber sicher, auch wenn er ihm immer näher kam.
Peter hatte die Hoffnung schon aufgegeben, als sich alle doch noch im letzten Moment durchquetschen konnten. Alle bis auf...
„Mist! Lasst mich rein! Ich komme nicht mehr durch", fluchte Thor laut und hämmerte gegen die Metallwand, die vorher noch eine Tür gewesen war. „Okay, wir sind alle drin, wie sieht's bei euch aus?", fragte Tony die anderen. „Bei uns auch, bis auf Thor. Der hat nicht mehr durchgepasst. Aber der Hulk leistet gute Arbeit", kommentierte Wanda trocken.
Das massive Portal wurde gut bewacht. Wild und unkontrolliert stürzte der Hulk auf den resistenten Stahlzaun los. Er schrie seine Feinde furchtlos an, als diese das Feuer auf ihn eröffneten. Mehrmals zuckten die gewaltigen Schultern unter der Last des Angriffs nach hinten, doch das störte den Hulk nicht. Mit einem gewaltigen Hieb schleuderte er das Tor seinen Feinden entgegen, die davon mehr oder weniger lebendig begraben wurden. Jetzt war der Haupteingang frei und weitere Soldaten rückten nach, um den grünen Riesen in die Knie zu zwingen. Doch auch diese bewältigte er ohne Probleme, zumal der etwas ratlose Thor ihm half, da er ja ausgesperrt worden war.
Währenddessen schlichen im Gebäude der Rest des Teams durch die dunklen Gänge. „Okay, Peter und Wanda, ihr seid auf euch allein gestellt. Wir können Thor nicht einfach mit seinen Blitzen ein Loch ins Gebäude brennen, um zu euch zu gelangen, das würde nur für zu viel Aufmerksamkeit sorgen und die
örtliche Polizei oder gar S.H.I.E.L.D. wären ein gewaltiges Problem. Wir können hierbei nicht auf sie vertrauen. Die würden unseren Plan nur zu Nichte machen. Ihr müsst also vorerst alleine arbeiten, aber sobald wir es schaffen, schicken wir Verstärkung", hörten sie Tony über die Headsets. „Alles klar Tony, wir schaffen das", meinte Peter stolz, schlug sich jedoch sogleich eine Hand vor den Mund. Hatte er seinen Mentor gerade bei seinem Vornamen genannt?
Doch dieser antwortete,nur: „Klar schafft ihr das", und Peter hätte schwören können, dass er ein Lächeln aus seiner Stimme herausgehört hatte. „Ich wette, dass er dich irgendwann adoptiert", meinte Wanda mit ihrem starken Akzent und zwinkerte ihm zu.
Doch Peter winkte nur lachend ab und wandte sich wieder seinen Gegnern zu, die urplötzlich aus einem Gang kamen und sie angriffen. Wanda wehrte sie jedoch ab und verpasste ihnen ein kleines Gedankenspiel, weshalb sie wehrlos wurden und auf den Boden sackten. „Steve, wo kamen die so plötzlich her?", fragte Peter, doch Steve schnaubte nur. „Kleiner, weißt du, wie oft ich gerade in dein Headset gesprochen habe und du nicht reagiert hast?", antwortete er und Peter zuckte etwas zusammen. „Du darfst dich nicht von deiner Mission ablenken lassen, ihr tragt die Verantwortung für Audreys Befreiung." Er nickte eifrig. „Natürlich Mr Rogers."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top