Kapitel 3

Audrey PoV
Aufgrund einer Gehirnerschütterung musste ich noch weitere Tage im Krankenhaus verweilen, bis ich an einem Samstag Morgen erntlassen wurde. Meine Betreuerin holte mich mit einem der schwarzen Kleinbusse des Heims ab und wir fuhren nach Hause. Noch hatte mir niemand von dem entstandenen Schäden berrichtete, sodass ich mich auf alles gefasst machte.
Tatsächlich hatte es eine Explusion gegeben, die von irgendwelchen morallosen Feinden der Avengers ausgelößt wurde. Doch dank dem Geld von Stark war davon nicht mehr viel zu sehen – anscheinend hatte die Superheldentruppe sich schuldig gefühlt. Mir sollte es recht sein, obwohl ich, wenn alles nach Plan verlief, schon in zwei Tagen zu meiner „Familie" ziehen dürfte.

Inzwischen hatte ich fast alle kennenglernt, denn mein Besuch im Krankenhaus war außerordentlich lang gewesen. Abgesehen von Natasha und Steve, die immer mit von der Partie waren, kam Dr. Banner, der sich mir als Bruce vorstellte und aus Sicherheitsgründen nicht lange blieb, aber voller Zuversicht und Vorfreude war. Stark erschien mit Sonnenbrille, obwohl es draußen in Strömen regnete. Natasha flüsterte mir zu, dass er die letzte Nacht durchgefeiert hatte und neben einem gewaltigen Kater auch tiefe Augenringe zu vertuschen versuchte, was nicht gut funktiontierte, da er bei jedem lauteren Geräusch zusammenfuhr, als würde ein Martinshorn direkt in sein Ohr dröhnen.
Ich fand das alles sehr lustig, zumal am selben Tag Peter, aka Spiderman, mitkam und wir zu kämpfen hatten, um nicht in einem Lachanfall auszubrechen. Peter war nur zwei Jahre älter als ich und wir verstanden uns sehr gut.
Als die Krankenschwester sich beschwerte, dass ich nicht genügend Ruhe bekommen würde, kamen am nächsten Tag schweren Herzes nur Natasha und Clint, aka Hawkeye, die voller Freude beim Streichholzziehen gewonnen hatten. Sie blieben den ganzen Tag und erzählten mir Geschichten vom verrücktem Leben im Stark-Tower.
Gestern war Steve dann noch mit Bucky gekommen, um ein paar Formalitäten zu besprechen, wobei ich die tiefe Freundschaft der beiden kennenlernen durfte. Sie erinnerte mich etwas an das, was Hanna und ich hatten, nur dass wir um die hundert Jahre jünger waren.
Damit kannte ich knapp über die Hälft der Avengers, aber das machte mir nichts aus, schließlich würde ich die restlichen fünf – wovon Scott ausgeschlossen war, da er momentan bei sich zu Hause fest saß – bald treffen.

Meine Adern wurden von unbekannten Elan durchströmt, für mich könnte die Zeit nicht schnell genung vergegen. In meinem Zimmer angekommen fand ich schon einen Pappkarton vor, indem ich laut meiner Betreuerin alle Sachen packen sollte, die ich mit in mein neues Leben nehmen will.
Plötzlich hörte ich ein Rascheln in meinem Schrank und fuhr herum. Ohne zu zögern riss ich die quietschende Tür auf. Sofort brach ich in Lachen aus, denn der Anblick, wie sich Hanna in meinen winzigen Schrank gequetscht hatte war einfach zu affig. Es war so eng, dass sie mit ihren Füßen in meinen Turnschuhen steckte und augenscheinlich eine Ablage rausgenommen hatte, da sie meine restlichen Klamotten mit Mühe und Not uf ihren Armen balancierte. Als sie mich sah warf sie mir ertappte Blicke entgegen.

„Überraschung, Audrey!", jauchte sie mir entgegen, ohne sich von der Stelle zu bewegen. Jediglich ihre Gesichtszüge änderten sich in das freundliche, verrückte Lachen, das ich so sehr an ihr liebte.
„Überraschung fast geglückt, wenn du stillgehalten hättest. Jetzt komm da raus", kicherte ich ihr zu, doch sie blieb starr stehen.
„Dazu musst du mir deine Klamotten abnehmen, sonst kann ich mich keinen Milimeter bewegen", scherzte sie, wobei sie wahrscheinlich Recht hatte. Ich bedeutete ihr zu warten und zog den Karton näher, ehe ich ihr den Haufen abnahm und direkt für den Umzug verstaute. Erschöpft ließ Hanna ihre Arme sinken und kletterte mir entgegen.
„Wie lange stamdest du da eigentlich drin?", fragte ich sie interessiert.
„Hm, weiß nicht. So etwa fünf Minuten bestimmt."
„Du bist verrückt", stellte ich klar, was uns beiden aber schon seit langem bekannt war und uns erneut in Lachen ausbrechen ließ. Hanna war zwar meine einzige Freundin, allerdings auch meine Beste, sodass ich keine hundert Freunde gegen sie eintauschen wollen würde.
„Nach der Explosion hat die Heimleitung persönlich bei mir angerunfen. Er meinte, es sei wohl in deinem Sinne, dass ich von den neusten Geschehnissen erfahre, sowie nicht vergebens hier aufkreuze, um dich zu besuchen. Heute hat er nochmal angerunfen und mich quasi eingelanden, dich hier in Empfang zu nehmen." Sie strahlte mich an. Ich konnte nicht anders, als ihre Freude zu teilen. Zwar waren mit der Explosion und meiner Gehirnerschütterung auch schlechte Dinge passiert, aber wenn jemand wusste, wie sehr ich mich nach einer Familie sehnte, dann Hanna. Als wir kleiner waren, hatten wir sogar händeringend versucht, ihre Mutter davon zu überreden, mich zu adoptieren, doch sie hatte immer abgelehnt. Im Nachhinein konnte ich es verstehen – so viel wie sie arbeitete und nebenbei ihre senilen Eltern pflegte. Ich bewunderte diese Frau.

„Du wirst jetzt also ein Avenger?", hakte Hanna nach.
„Was? Nein, um Gottes Willen. Das könnte ich nicht und das weißt du ganz genau." Sie musterte mich skeptisch.
„Komm schon oder glaubst du, dass die Avengers dich rein zufällig aufstöbern?" Ich zuckte unwissend mit den Schultern.
„Woher sollten sie das wissen? Abgesehen von dir, kennt keiner mein Geheimnis und das bleibt auch so", sagte ich trotzig.
„Du bist echt besonders, Audrey. Jeder andere würde allein schon wegen den Avengers ausrasten oder wegen dir oder deinem Geheimnis, aber du bist sooo ruuhig wiiiiiiie eeeeineee Schneeeckeee", beim sprechen zog Hanna die Wörter theatralisch in die Länge.
„Immerhin übertreibe ich nicht so wie du, sondern ziehe es vor im Hintergrund zu bleiben. Das ist viel angenehmerer – solltest du auch mal ausprobieren", schlug ich vor. Hanna schüttelte abwertend den Kopf, dann legte sie sich gespielt die Rückhand auf die Stirn.
„Niemals! Ohne mein Rampenlicht kann ich nicht atmen", stöhnte sie. Ich musste erneut losprusten. „Was ist? Komm schon, Audrey, was ist so lustig?"
Ich krümmte mich breits vor Lachen.
„Du... du stellst dich an wie Tony Stark." Mit Mühe und Not brachte ich die Worte hervor, während ich mich am Boden kringelte.
Der Tony Stark?", fragte Hanna und ihre Kinnlade klappte runter. Anschließend kniete sie sich neben mich und fixirte mit ihren Händen meine Schultern, sodass ich mich beruhigte.
„Sag nicht, du kennst ihn. Wie ist er so?" Auf einmal war meine beste Freundin nicht wiederzuerkennen. Ich wusste, dass sie für Playboys schon immer etwas zu viel übrig gehabt hatte, obwohl sie meiner Meinung nach viel zu jung dafür war.
„Also, als er mich im Krankenhaus besucht hat, war er total verkatert", kicherte ich. Das ließ bei meiner besten Freundin sämtliche Gesichtszüge entweichen; ihr Blick glich dem eines Autos.
„Schlechtes Vorbild", kommentierte sie trocken.
„Wie sind die Anderen? Hast du schon alle kennenglernt? Komm schon, Audrey, erzähl!", forderte sie mich auf. Gemeinsam lagen wir nebeneinander auf dem harten Boden, was aber keinen von uns störte. Ich erzählte ihr von allen meinen Besuchen, wobei ich kein Detail auslassen durfte. Wir kichrten den ganzen Namittag zusammen, bis Hanna Abens nach Hause musste. Jedoch ging sie nicht, bevor ich ihr versprochen hatte, dass sie mich in den ersten Tagen nach meinem Umzug besuchen durfte – sie war noch aufgeregter als ich, die ich doch eigentlich mehr in die ganze Sache involviert war.

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