Kapitel 27

Peter schlenderte gemütlich nach Hause. Besser gesagt zu seinem zweiten zu Hause. Ja, Mr. Stark hatte ihn wahrhaftig dort, in seinem Tower, einziehen lassen, endgültig. Er war wie ein Sohn für ihn und Mr. Stark war Peters Vaterfigur und Vorbild. Demnach war es schon fast absehbar gewesen, dass Peter in der unmittelbaren Nähe seines Mentor und dessen Familie wohnen durfte, wobei Tante May auch zum Mitkommen eigeladen worden war. Gemütlich schlenderte er die Straßen entlang, soeben hatte er sich von MJ verabschiedet, als der Tower in sein Sichtfeld kam.
Doch etwas daran zog Peters Aufmerksamkeit auf sich. Es sah aus wie ein riesiger Wasserfall, der von der oberen Hälfte des Turms hinabfloss. Erschrocken schlug Peter sich eine Hand vor den Mund. Was war das? Es war definitiv nicht normal, denn je näher er kam, desto schlimmer sah es aus. Über die Hälfte der Glaswände in dieser Etage war vollkommen zerstört, ab und zu flossen sogar kleine Steinbrocken der Kunstruktion mit hinab.
Schnell rannte er auf das Gebäude zu und musste drinnen angekommen feststellen, dass dort bereits alles abgesperrt war. Nirgendwo kam er herein. Zügig ging er zur Rezeption zu der Sekretärin, welche hektisch telefonierte. Als sie Peter bemerkte, legte sie kurz das Handy weg und sah ihn angespannt an.
„Was willst du?", fragte sie barsch. „Ich muss zu Mr. Stark, bitte. Wo ist er?" Sie schnaubte. „Wer bist du überhaupt, dass du nach ihm fragen darfst?" Langsam reichte es Peter. „Peter Parker, ich mache ein Praktikum bei Mr. Stark. Sagen Sie mir jetzt bitte, wo er ist." Diese Frau trieb ich noch wortwörtlich in den Wahnsinn, schließlich könnte das Gebäude über ihnen einsturzgefährdet sein, was er aber aufgrung des Wissens seines Mentors ausschloss. Die Sekretärin blätterte in ihren Akten herum, wahrscheinlich um zu testen, ob er die Wahrheit sagte, jedoch musste er schnellstmöglich wissen, wo Tony war, genau so, wie die anderen Avengers. Er tippte nervös mit seinem Fuß herum, da die Dame eine Ewigkeit brauchte und nebenbei jetzt auch noch wieder telefonierte. Schließlich nickte sie wohlwollend und klappte die Akte zu, anscheinend hatte sie ihn gefunden. „Es tut mir leid, aber ich fürchte, du kannst nicht mit ihm sprechen", erwiderte sie, nun viel freundlicher. Peter wurde wütend. „Und warum bitte nicht?" „Weil wir ihn nicht erreichen können. Der Tower hat einen Großschaden, mehr als das, wir können froh sein, dass Mr. Starks Technik wasserfest ist. Ansonsten wären alle Anwesenden hier drin gestorben." Sie holte tief Luft, bevor sie weitersprach. „Mr. Stark befindet sich zur Zeit in dem beschädigten Stockwerk. Wir kommen nicht hinein, die Fahrstühle sind ausgefallen und die Treppen sind mit einem starken Wasserfluss bedeckt, sodass man – die Rettungskräfte hier unten eigeschlossen – nicht hinaufkommt."
Peters Herz setzte für einen Moment aus. Mr. Stark war noch dort oben? Dann schwebte er definitiv in Gefahr! „Wir versuchen noch herauszufinden, welcher Verbrecher dahintersteckt, aber wegen den wegbrechenden Mauerstücken können sie auch keinen Hubschrauber hochschicken. Es ist davon auszugehen, dass der Angreifer sich bei seiner Aktion mit eigeschlossen hat. Geh lieber raus und komm wieder, wenn in den Nachrichten berichtet wird, das alles wieder sicher ist.", stieß die Sekretärin noch hervor, doch Peter rannte schon aus dem Tower heraus. Er wusste ziemlich genau, wer es gewesen war, jedoch musste er erstmal irgendwie in dieses Stockwerk kommen. Hier ging es schließlich um Leben und Tod seiner Freunde!
Da kamen ihm seine Spinnenkraft in den Sinn. Zwar trug er seinen Anzug nicht, jedoch hatte er immer seinen Webshooter dabei und an der Wand kleben tat er auch so. Schnell schlich er sich in die nächstbeste, leere Gasse und stülpte sich unbemerkt den Anzug über. Dann kletterte er auf das nahestehende Gebäude und schwang sich „aus dem Nichts erscheindend" zu seinem zweiten Zuhause rüber. Er grinste unter der Maske und begann, die Wand des Towers emporzuklettern. Das stellte sich allerdings schon nach wenigen Metern Höhe als Fehler heraus:

Die Glaswände waren so glattpoliert, dass selbst er kaum Halt fand und immer wieder abrutschte. Doch der Weg nach unten war bereits zu weit, als das er wieder hätte umkehren können. Trotzdem machte er weiter. Er musste zu Mr Stark und den anderen. Was, wenn auch noch mehr Menschen dort oben gewesen waren? Keine Superhelden, die eine solche Gefahrensituation recht einfach bewältigen konnten?
Als Peter seinen nächsten Schritt auf der Glaswand tat, fiel ihm, da er nicht aufgepasst hatte, ein kleiner Stein auf den Hand, sodass diese ihren Halt verlor. Er schrie erschrocken auf und rutschte überrumpelt in die Tiefe. Nur dank seiner guten Reflexe schaffte er es, sich mit einem Netz zu retten. Jetzt baumelte er mit einer Hand am Turm, mit einem Netz, dass so aussah, als würde es gleich wieder reißen. Peter bekam Panik. Warum war er auch so leichtsinnig gewesen und hatte gedacht, ein von seinem Mentor gesichertes Gebäude erklimmen zu können? Für ihn wäre es ein leichtes Spiel gewesen, doch so war es eine lebensgefährliche Aktion. Niemand konnte ihm hier oben helfen, außer Mr. Stark, doch der war oben in dem unbeabsichtigten Aquarium gefangen. Langsam kämpfte Peter sich voran. Seine Kräfte schwanden immer mehr und der Wind pfiff ihm laut um die Ohren und zog an seinem zierlichen Köper. Seine Muskeln brannten wie Feuer und sein Atem ging stoßweise. Trotz allem kletterte er unter Schmerzen weiter. Hier gab es kein zurück. Die einzige Möglichkeit lang vor ihm. Mit letzter Kraft sprang Peter die letzten Meter zur betroffenen Etage und konnte durch die kaputte „Öffnung" im Tower hineinblicken. Was er sah, raubte ihm den Atem. Das halbe Stockwerk stand Unterwasser und es war sehr schwer, hinein zusteigen. Gefährlich aussehende Wasserströme zogen in die Tiefe – sei es über das durch eine eingerissene Wand sichtbare Treppenhaus oder die neuen „Fenster". Ein falscher Schritt und er würde mit dem Wasserfall in sein Verderben stürzen...

Kurzerhand sprang er an die nur noch halb vorhandene Decke und schwang sich mit seinen Netzen hinein. Sofort wurden seine unteren Kleider mit Wasser getränkt und es war schwer, sich zu bewegen. An die Decke gepresst sah er sich panisch um. „Mister Stark?", rief er hektisch, während er sich durch die nur langsam abfließenden Wassermassen kämpfte. „Mister Stark?" Keine Antwort. „Mister Stark, wo sind Sie?", schrie Peter und kam in einem noch halb bestehenden Zimmer an, was anscheinend eines der Schlafzimmer gewesen war. Vor dem Bett lag, mit geschlossenen Liedern und halb Unterwasser, Tony Stark. Schnell rannte Peter auf ihn zu, rutschte dabei jedoch aus und landete mit dem Gesicht im Wasser. Hustend tauchte er wieder auf. Jetzt war er komplett durchnässt und seine Klamotten klebten noch mehr an seinem Körper, als zuvor. Dennoch kämpfte er sich zu seinem Mentor voran. Das Wasser zerrte ihn immer wieder zurück, doch kam Peter ihm immer näher. Als er ihn endlich erreichte, zog er erschrocken die Luft ein: Mr. Stark sah schrecklich aus. Er hatte mehrere kleine und große Wunden – das blaues Auge mit der blutenden Platzwunde darunter nicht zu vergessen. Seine Unterlippe war aufgeplatzt und blutete stark. „Mister Stark, sagen Sie doch bitte etwas", bettelte Peter und rüttelte an seiner Schulter. Immer noch keine Reaktion. Frustiert zog er seine Maske hoch, sodass sein Gesicht freigegeben wurde. Ihm stiegen Tränen in die Augen. Das durfte doch nicht wahr sein.
„Mister Stark, bitte, Sie müssen aufwachen!", schniefte Peter direkt an das Ohr seines Mentors. Dieses Mal zeigte es seine Wirkung. Tony zuckte zusammen und öffnete seine Augen blinzelnd. Orientierungslos blickte er sich um, bis er Peter entdeckte.
„Hey Kleiner", sagte Tony schwach und wurde sogleich von Peter umarmt. „Sie sind wach. Ich hatte solche Angst. Wer war das überhaupt? Sie sehen furchtbar aus. Alle versuchen, Sie zu erreichen, aber niemand konnte hier hoch-" Tony brachte ihn mit einer schwachen Handbewegung zum Schweigen. „Bitte Pete... nicht so laut." Sofort verstummte dieser. „Entschuldigung, Mister Stark." Er setzte sich auf. „Was hast du gerade gesagt, als du meintest, niemand käme hier hoch?" Peter nickte eifrig. „Wie bist du dann hierher gekommen?", fragte Tony seinen Schützling misstrauisch. Er war doch nicht etwa... „Oh nein. Bitte sag mir nicht, dass du die Wände hochgeklettert bist?" Der Junge kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
„Oh Man, wie sollte ich das nur deiner Tante erklären, wenn etwas passiert wäre", stöhnte er und tastete sein Gesicht behutsam ab. Als er die blutigen Stellen erwischte zog er die Luft durch seine Zähne ein und betrachtete das an seinen Fingern klebende Blut, ehe er es in dem immer noch hüfthochem Wasser abwusch. „Komm, hilf mir hoch", forderte er seinen Schützling auf, der sofort gehorchte, ihn stützte, sodass beide halbwegs aufrecht standen. „Wer war noch alles in diesem Stockwerk?", fragte Peter. Stark murrte etwas unverständliches. „Sir, wer war noch hier im Stockwerk?", fragte der Junge erneut mit mehr nachdruck. „Natasha und Steve", rückte er dann raus. Biltzschnell wandte Peter den Kopf in alle Richtungen, konnte die anderen Teammitglieder jedoch nicht erspähen. „J.A.R.V.I.S., kannst du mir meinen Anzug schicken?", fragte der Iron Man ins nichts. „Natürlich, Sir", tönte die Stimme der KI undeutlich durch eins der Deckenlöcher. Während der Anzug angeflogen kam und seinen Träger ankleidete, zog sich der Spider-Man wieder die Maske über, da er nun wieder die Arme frei hatte. „Hey, Karen, siehst du hier irgendwo Wärmesignaturen?", fragte Peter jetzt seinen Anzug. Als Antwort bekam er eine Person im Geschoss über ihm und eine wenige Meter entfernt auf der gleichen Etage. „Du gest nach oben, Kleiner – ich kümmer mich und den Wassermann auf dieser Etage", befahl sein komplett ausgerüsteter Mentor. Mit einem Nicken stimmte er zu und bahnte sich den Weg zum nächsten Einsturzloch der Decke, das groß genug für ihn war, um hindurch zu klettern.
Dort angekommen musste er nicht lange suchen, denn abgesehen von einer Bar und vereinzelten Polstermöbeln war der Raum von Natur aus leer. Also kroch er eilig auf die triefende, rothaarige Gestalt vor ihm zu. „Hey, ähm, alles in Ordnug?", fragte er unsicher. Natasha wandte sich zu ihm um. Sie war sichtlich erschöpf, schien aber recht gesund und unversehrt. Kein Wunder, schleißlich hatte sie gegen die immer noch starken Wassermassen ankämpfen müssen, die sogar Teile des Gebäudes zum Einsturz brachten. „Ja, alles in Ordnug. Danke, Peter." Ihre Stimme klang brüchig und ließ einen sehr traurigen Ton mitschwingen. Da er anfing zu frieren schaltete der Teenager die Heizung seines Anzugs an, bevor er fortfuhr. „Was ist passiert? Ich meine, wie ist es passiert?" Die Superheldin nahm einen tiefen Atemzug. „Audrey... sie, sie hat die Kontrolle verloren. Es war nicht ihre Schuld, nein, ganz und gar nicht. Wir haben versagt, auf ganzer Linie versagt." Sie strich mit ihren Händen über ihr Gesicht. „Was hat sie dazu gebracht?", fragte Peter vorsichtig, „Als ich sie vorhin draußen traf, wirkte sie noch so unbeschwert, so glücklich." Die schwarze Witwe sah auf und blickt ihn an, als könnte sie ihm durch die Maske direkt in die Augen schauen. „Wir haben kurz nachdem sie zu uns gekommen ist erfahren, dass ihre Mutter eine Spionin bei Hydra war. Sie starb an einer Bombe, die sie legen sollte, es aber nicht mehr geschafft hat, weil sie durch Clint aufgehalten wurde." Sie hielt inne. „Wir wussten, dass wir es hätten Audrey sofort sagen sollen, aber wir wollten sie nicht gleich wieder von uns verscheuchen, also schwiegen wir. Leider ist Hydra dahinter gekommen, wer sie ist und hat ihr Umfeld immer wieder bedroht. Um nicht die Wahrheit sagen zu müssen, haben wir ihr die Information weiter vorenthalten und vorhin, da haben wir uns deswegen gestritten. Wir wussten nicht, dass sie hinter der nächsten Ecke stand und lauschte." Sie presste ihre Lippen zu einem dünnen Streifen zusammen und senkte den Blick. „Geht es den Steve und Tony gut?", fragte sie nach einigen Sekunden trocken. Der Jüngere räusperte sich; diese Information musste er erst einmal verarbeiten. „Äh, ja, ja es geht ihnen gut. Also Mister Stark zumindest. Er hat sich seinen Anzug geholt und ist jetzt wohl bei Captain America", berichtete er.
Währenddessen war Tony wirklich schon zum Supersoldaten vorgedrungen. Steve klammerte sich mit den linken Arm an einen aus der Wand ragenden Stahlträger und stützde mir dem rechten Arm gegen einen massiven Steinbrocken, der ihn zu zerquentschen drohte. „Ach ja, unser Captain America – heldenhaft und kämpferisch wie immer", meinte Tony zu ihm ehe er ihm von dem Stein erleichterte. Durch den Anzug hatte der Iron Man keine Probleme gegen das Wasser anzukommen. „Stark, egoistisch und langsam wie immer", kommentierte Steve teil ironische die Aussage seines Gefährten und stand auf. „Weißt du, wo Nat steckt?", fragte er und schüttelte seine Arme aus. „Sie hat sich ins Obergeschoss verdrückt. Peter ist bei ihr." Steve runzelte die Stirn. „Was mach der Teenager hier?" Beschwichtigend hob der Eigentümer des Gebäudes die Arme und öffnete seinen Helm. „Hey, damit habe ich nichts zu tun. Er ist von sich aus gekommen und hat mich quasi aufgeweckt", redete er sich raus. „Aufgeweckt? Du meinst, er hat dich gerettet", sagte der Supersoldat und verschränkte die Arme vor der Brust. Inzwischen war das Wasser weiter abgelaufen, sodass es nur noch knapp bis über die Knie der Größeren reichte und er fast von alleine stand. Tony ließ seine Aussage ohne Kommentar. „Komm, wir schauen, was die anderen so treiben und dann hauen wir hier ab – ich will den Wasserfall an der Fassade nochmal von außen sehen, bevor es zu spät ist." Während er sprach klappte sein Visier wieder runter, dann watete er gefolgt vom anderen Avenger durch das Wasser zu der Deckenöffnung, die zuvor bereits Peter genutzt hatte. Nachdem Tony einfach durch das Loch geflogen war, kletterte Steve ihm hinterher. Tatsächlich konnten sie feststellen, dass alle dem Umständen entsprechend wohlauf waren und es doch Tony am schlimmsten erwischt hatte, was er allerdings vergeblich zu vertuschen versuchte.

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