Kapitel 17
Gemeinsam saß ich mit den Avengers am Frühstückstisch und wartete auf Tony, der wieder einmal verschlafen hatte. Kurz darauf kam auch er in die
Küche, mit einer Flasche Wein. Natasha warf ihm einen strengen Blick zu. „Tony, du wolltest doch aufhören, am Morgen zu trinken. Außerdem sitzt Audrey hier." Tony erschrak und schaute ertappt in die Runde. Als er mich tatsächlich entdeckte, blickte er schuldbewusst drein. Doch ich lächelte nur unschuldig. „Ach, macht euch keine Gedanken. Sowas schaue ich mir ganz bestimmt nicht ab", lachte ich. „Siehst du." Tony schlurfte zu seinem Stuhl und ließ sich wie ein lustloser
Teenager darauf fallen. Nachdem wir zu essen begonnen hatten, öffnete Tony auch schon seine heißgeliebte Weinflasche, unwissend, dass ihn eine böse Überraschung erwartete. Er nahm einen großen Zug, verzog fast augenblicklich das Gesicht und spuckte es in seine Tasse. „Bah, was ist das denn? Ist das
Zeug Rückwegs gegoren? Das schmeckt ja widerlich", meckerte er. Ich musste ein böses Grinsen unterdrücken, mein Plan war tatsächlich aufgegangen. „Tony!
Lass das gefälligst, du benimmst dich ja schlimmer als ein Kleinkind am Tisch",regte sich Steve auf, sodass er vom Stuhl aufsprang. Natasha legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm und zog ihn zurück auf seinen Platz. Tony schnaubte.
„Irgendwas muss mit dem Wein passiert sein, sonst..." Tony stoppte mitten im Satz und wurde bleich. „Oh nein..."
Hastig sprang nun er selbst auf und stieß dabei fast mit dem Kopf an die Tischlampe,die hier ziemlich tief hing, und rannte ins Wohnzimmer zu seiner Bar. Kurz darauf hörte man ihn aufjaulen. „N-nein! Mein kompletter Weinschatz ist weg. Er-" Tony kamwieder zurück in die Küche, mit den anderen Weinflaschen in der Hand. „Diewaren super teuer! Die hab ich in Portugal bei einer winzigen Winzerei gekauft – den Ort finde ich nie wieder. Da komm ich so schnell nicht mehr hin." Das schlechte Gewissen nagte etwas an mir. Vielleicht war das doch zu gemein? Immerhin war es ein superteueres und aufwendiges Vergnügen gewesen, den Wein zu beschaffen. Wieso mutten meine Aktionen auch immer so unüberlegt sein? Aber nein, Audrey, Tony hat mehr als genug Geld, als das ihm eine Weinflasche schaden könnte. Anschließend schüttelte ich den Kopf. So ein Quatsch – Tony konnte mit seinem Jet überall in kürzester Zeit
hinfliegen, selbst wenn es Japan war. Außerdem war er auch unfair und gemein gewesen, demnach musste er endlich mit dieser Trinkerei aufhören, sonst musste er noch in eine Entzugstherapie.
Steve nahm Tony die Flaschen ab und schnupperte vorsichtig daran. „Ist das Traubensaft?", fragte er und runzelte die Stirn. „Wirklich? Gib mal her", forderte
Natasha auf und streckte ihre Hand nach der Flasche aus. Nachdem auch sie daran gerochen hatte, zog sie erstaunt ihre Augenbrauen in die Höhe. „Du hast
Recht, das ist Traubensaft. Aber wer würde sowas machen, einfach den Wein austauschen, ich meine..." Dann zog ein Schatten über ihr Gesicht und sie
drehte sich langsam zu mir um. „Audrey, warst du das?", fragte sie warnend, aber mit einem amüsierten Unterton. Tony schnappte theatralisch nach Luft und fasste sich ans Herz. „Audrey, wie kannst du mir nur so etwas antun?" Ich lachte unsicher und stand langsam auf, ging dann rückwärts auf die Tür zu, während mich alle anwesenden Avengersmitglieder anstarrten. „Äh, was? Hat da jemand meinen Namen gerufen? Ich glaube, ich muss mal kurz weg." Schon war ich aus der Küche verschwunden, auf dem Weg in mein Zimmer. Tony rief mir nach: „Hey! Komm sofort zurück!" Clint schüttelte nur belustigt seinen Kopf und biss dann in ein belegtes Toast, das er sich gerade geschmiert hatte. Tony sah mir nach und wandte sich dann wieder zu Steve und Natasha. „Wieso hat sie das getan?" Natasha lachte nur, genauso wie Bucky und Sam. „Tja, so sind Teenies halt. Außerdem war ihr langweilig, sie hat Hausarrest, wegen dir, schon vergessen? Ein weiterer Grund, sich an dir zu „rächen"." Tony seufzte und setzte sich jetzt auch wieder zurück auf seinen Stuhl.
Die nächsten Tage wurden sehr anstrengend für die Avengers, denn ich spielte ihnen immer wieder Streiche – mal nur einzelnen Personen, mal dem
ganzen Team. Jeder bekam etwas ab. Nur, damit sie nicht vergaßen, dass ich sauer auf sie war, was Tony wirklich an die Grenzen seiner Nerven brachte, sodass er zu Morgan und Pepper flüchtete. Nur Thor, Peter und Clint blieben überwiegend verschont, da sie mir bei meinen Streichen und der Suche nach Loki beistanden. Nun ja, wirklich suchen tat ich ihn nicht, da ich das Gebäude ja nicht verlassen konnte. Dafür redete ich jeden Abend mit Heimdall – auch wenn das Gespräch eher einseitig ausfiel. Er konnte mir ja nicht wirklich antworten, lediglich sehen und hören. Oftmals kam Peter Abends zu mir, half mir bei den Hausaufgaben oder schaute zusammen mit mir einen Film.
Dabei unterhielten wir uns und lachten viel.
So vergingen ein paar Wochen, in denen nichts passierte. Doch irgendwann war auch die Ruhezeit vorbei. Eines Abends saß ich wieder am Balkon und
schaute in den Himmel, während ich mit Heimdall redete. „Hey, Heimdall. Ich weiß, du kannst nicht mit mir reden, aber kannst du mir nicht irgendwie zeigen,
wo Loki ist? Mich treibt ihr die Langeweile langsam in die Verzweiflung und ich würde mich nur zu gerne in einer einzigen Sache mal als nützlich erweisen. Irgendwie musst du mir doch antworten können oder nicht?" Eigentlich erwartete ich keine Antwort. Er konnte nicht mit mir kommunizieren, das wusste ich. Doch Thor hatte auch keine Neuigkeiten was Loki betraf und langsam wurde ich ungeduldig.
Natürlich textete ich Heimdall, wie jeden anderen, der mir vor die Füße lief, über Gott und die Welt zu – was der Arme alles mit anhören musste. Erst gestern hatte ich mich wieder über mein Verabredungs-Verbot mit Hanna beschwert, was mich echt belastete, da wir uns ausschließlich in der Schule sahen und das war deutlich zu wenig.
Gerade wollte ich mich umdrehen und zurück in mein Zimmer laufen, als mir dunkel vor Augen wurde. Ich fiel auf meine Knie, mein Kopf tat etwas weh und mir wurde schwindelig. Als ich meine Augen wieder öffnete, war ich nicht mehr auf meinem Balkon. Ich stand in einer goldenen Kuppel, vor mir ein Mann mit Schwert und Helm und goldenen Augen. „H-Heimdall?", fragte ich vorsichtig und ging auf ihn zu. Er nickte mir zu. Aber war das Ganze hier nicht eigentlich unmöglich? Er konnte nicht mit mir reden. Umso erstaunter war ich, als er seine Stimme erhob und mich ansprach.
„Hallo, Audrey. Sicher wunderst du dich, wie du hier sein kannst." Ich nickte zur Bestätigung. „Ich kann Leute nicht nur sehen, sondern auch sehen „lassen". So
kann ich mit ihnen reden und sie sind in geistigem Zustand bei mir." Ich konnte nur staunen, denn ich hatte nicht gewusst, dass er dazu fähig war. „Du wolltest wissen, wo Loki sich aufhält.", fuhr Heimdall fort. Wieder nickte ich, da ich für große Worte noch viel zu benebelt war.
„Er befindet sich zur Zeit in Midgrad, zwar nicht in der USA, dennoch in deiner Welt." Überrascht riss ich die Augen auf. „Wieso das denn? Was
will er denn dort?", fragte ich verdattert. Was wollte er auf einem Planeten, den er versucht hatte zu erobern und den er verabscheute? Heimdall
blieb emotionslos. „Seine Beweggründe sind mir unklar, aber vielleicht seht ihr euch bald dort. So, wie ich seinen Weg verfolgen kann,
bewegt er sich auf New York zu." Wenn es überhaupt möglich war, wurden meine Augen noch größer, als das sie eh schon waren.
Weshalb war Loki zurück auf die Erde gekommen?
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