Kapitel 11

Weinend rannte ich das Treppenhaus nach unten und hörte Natashas Rufe hinter mir. „Audrey, bitte warte!" Doch Steve hielt sie davon ab, mir hinterherzurennen und redete auf sie ein. Das verstand ich jedoch nicht mehr, denn ich war schon zwei Stockwerke nach unten gestürmt. Immer noch vor Wut schäumend und weinend rannte ich einfach weiter. Ich war geschockt und verletzt zugleich.
Hätten sie es mir überhaupt jemals gesagt, wäre das hier nicht passiert? Wahrscheinlich nicht. In Gedanken versunken passte ich nicht auf, stolperte über die nächste Stufe und wäre fast über das Geländer gefallen. Erschrocken schrie ich auf und wurde im letzten Moment vor meinem Sturz bewahrt, indem mich jemand zurückzog und an sich drückte. Geschockt und erleichtert stieß ich die Luft aus, bevor ich verwundert zu meinem Retter aufsah: es war Clint. „Audrey, geht es dir gut?", fragte er. Immer noch geschockt nickte ich.
„Ja, ich denke schon." „Wenn du schon durch dieses gefährliche Treppenhaus rennst, dann pass bitte auf dich auf", fügte er hinzu und schaute mich ernst an. Ich nickte hastig und ließ mich vorsichtig zurück auf meine eigenen Füße. „Ja ja klar. Ich passe auf. Bin nur etwas in Gedanken versunken gewesen." Clint musterte mich weiterhin, bevor sein Blick wieder zu besorgt wechselte. „Du hast geweint", stellte er fest. Ich biss mir auf die Unterlippe und sah weg. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Was, wenn er auch von dem Brief wusste und mich ebenso belogen hat? Allerdings musste ich mit jemandem darüber reden, also sah ich ich ihm wieder in die Augen und sagte: „Steve und Natasha haben mich angelogen... irgendwas.. haben sie mir verheimlicht und ich...", mir stiegen wieder Tränen in die Augen und ich konnte keinen normalen Satz sagen, sondern nur vor mich hin stammeln, „.. keine Ahnung, ich hab das Gefühl, d-dass sie mir n-nicht vertrauen u-und... dabei dachte ich, i-Ich wäre deren T-tochter..." Wieder wurde ich von Schluchzern gepackt und atmete zitternd ein, während mir die Tränen über die Wange liefen.
Clint blickte mich mitfühlend an und nahm mich in den Arm. Er sagte nichts, doch das war gar nicht nötig. Ich brauchte einfach jemanden, an dem ich mich ausheulen konnte, der mir zuhörte. Beruhigend strich er mir über den Rücken, während meine Tränen sein T-Shirt durchnässten. Ihn schien das jedoch nicht zu stören und drückte mich nur fester an sich. „Shhh, nicht weinen... alles ist gut, wir sind für dich da. Komm, wir gehen runter. Da wartet auch Bucky und dann kannst du uns erzählen, was genau passiert ist, okay?" Ich nickte schniefend, löste mich aus der Umarmung und ging, diesmal mit mehr Vorsicht,
die Treppen hinunter, wobei Clint mir langsam folgte.
„Wir sind da." Wir waren ungefähr drei Stockwerke gegangen, als Clint auf eine Tür zeigte und diese öffnete. Als ich eintrat, staunte ich nicht schlecht. Auf dem Boden lag ein roter Teppich, ein Absperrband mit goldenen Ständern standen auch da. Insgesamt wirkte alles hier wie in einem... „Kino?", fragte ich. Clint nickte grinsend und öffnete eine weitere Tür zu einem abgedunkelten Raum. Er war nicht allzu groß, war jedoch trotzdem beträchtlich, denn er hatte viele große, gemütlich aussehende rote Sessel. Auf einem davon saß Bucky und blickte uns lächelnd entgegen. Als er jedoch mein verheultes Gesicht sah, erstarb das Lächeln auf seinem Gesicht und auch er nahm mich sofort in den Arm.
„Was ist denn mit dir passiert?", murmelte er. Zum Glück brauchte ich nicht zu antworten, das übernahm Clint für mich. Zusammen setzen wir uns in die Sessel und ich erzählte den beiden, was passiert war, dabei ließ ich kein Detail aus. Als ich geendet hatte, sah ich beide abwartend an. „Und? Könnt ihr mir helfen? Wisst ihr zufällig, was Hydra ist?"
Clint schüttelte bedauernd den Kopf. „Nein, tut mir leid. Alles was ich darüber weiß, ist, dass das so eine böse Geheimorganisation ist, gegen die Natasha und Steve mal gekämpft und dabei Bucky aufgegabelt haben. Quasi ein alter Gegenspieler von S.H.I.L.D., jedoch um einiges älter. Ich glaube, Bucky hier kann dir mehr darüber erzählen."
Bittend wandte ich mich an diesen. „Bitte sag mir, was das ist. Ich will wissen, warum die beiden mich angelogen haben. Ich muss das wissen, um zu verstehen, bitte."
Bucky nickte langsam. „Okay, ich erzähle dir etwas, aber du darfst das niemandem weitersagen, ja? Ich meine, natürlich kannst du besonders gut mit Steve oder einem von uns darüber reden – es soll dich bloß nicht belasten – aber keinen Ausenstehenden."
Ich nickte eifrig.
„Also gut. Wie du vielleicht weißt waren Steve und ich im zweiten Weltkrieg bei der Armee. Um Red Skull, das war der damalige Oberboss von Hydra, zu bekämpfen formten wir, nachdem Steve das Spersoldaten-Serum bekommen und meine ganze Einheit, die 107te, gerettet hatte, das Howling Commando. Als wir versuchten in den Alpen den Hydra-Doktor Arnim Zola zu verhaften, fiel ich während eines Kampfes von einem Zug und wurde erstmal – logischer Weise – für tot erklärt. An die zwischenzeit habe ich keine Erinnerungen, aber ich weiß, dass Hydra mich zum Cyborg machte und mir für diesen Zeitraum unter ihrer Macht meine Erinnerungen und Persönlichkeit nahm. Ich war eine Maschiene zum Töten. Dann, vor ungefähr zwei Jahren, haben mich Steve und Natasha gefunden, wobei ich sie zunächst bekämpft habe. Mit der Zeit kamen dann Fetzen von Erinnerungen hoch, was das erste ist, woran ich mich wieder erinnern kann. Irgendwann wollte Steve dann nicht mehr gegen mich Kämpfen – immerhin waren und sind es jetzt auch wieder, beste Freunde – doch das wusste ich den dem Moment nicht. Mein Geist war aber stark genung, ihn das Leben zu retten, bevor ich wieder abgehauen bin. Ich wusste nicht wer oder was ich war. Ich bin tatsächlich in ein Museum gegengen, um mehr über mich zu lernen und dann steht da ich bin am zehnten März 1917 geboren und tot. Meine Psyche wurde manipuliert, weshalb ich noch viel mehr tat, was ich zu tiefst bereue." Bucky hielt kurz inne. Ich konnte beobachten, wie selbst Clint die Geschichte eine Gänsehaut überjagte. „Es ging dann noch ein bisschen hin und her, aber im wesentlichen wars das. Hydra wurde von Johann Schmid, dem Red Skull, gegründet und war zur Zeit des NS- Regiems eine Geheimorganisation, die nach der Weltherrschaft strebte. Dabei fungierten sie lage als Wissenschaftsabteilung der SS, wehalb sie auch diese grausamen Dinge mit mir anstellen konnten. Heutzutage exsistiert der Kern der Organisation immer noch und sie infiltrieren alles, was ihnen vor die Nase kommt und wichtig erscheint.", beendete der Winter Soilder seine Erzählung.
„Ich glaube, Steve und Natasha haben gute Gründe, warum sie sich Sorgen machen, allerdings hätten sie dich nicht anlügen dürfen. Ich habe nach einer Weile herausgefunden, dass ich nicht der einzige war, der so von Hydra behandelt worden war. Mehrere Leute haben dasselbe durchmachen müssen, sind Opfer der Experimente von Hydra geworden. Deshalb hatten die beiden solche Angst. Sie wollen um jeden Preis verhindern, dass dir auch so etwas geschieht. Sie haben dich lieb, Audrey."
Die ganze Zeit hatte ich nur stumm dagesessen und zugehört. Jetzt nickte ich langsam. „Ich glaube, du hast Recht, aber ich bin immer noch wütend auf sie und ich denke, ich brauche erstmal ein bisschen Zeit, um das zu verarbeiten. Deine Vergangenheit ist etwas gruselig", meinte ich entschuldigend. Bucky lächelte. „Klar, wer ist nicht davon verstört? Vor allem, wenn man weiß, dass solche Leute es auf einen abgesehen haben." Allein der Gedanke daran trieb mir einen Schauer über den Rücken und eine Zeit lang saßen wir einfach nur da und schwiegen uns an.
„Ich finde, wir sollten einen Film gucken. So als Ablenkung, denkt ihr nicht?", unterbrach Clint nach einer Weile die Stille. Ich nickte aufgeregt. „Oh ja, bitte! Ich hab schon Ewigkeiten keinen Film mehr gesehen. Außerdem muss ich meine miese Stimmung loswerden" Die beiden Superhelden schmunzelten darüber. „Jarvis, wir würden gerne einen Film gucken. Ach ja, und bring Nachos mit Käsesoße und Popcorn. Drei Portionen bitte", grinste Clint. „Sehr gerne. Welchen Film möchtet ihr sehen?", ertönte die Computerstimme der KI. Clint blickte fragend zu mir. „Audrey? Welchen Film?"

Ich blickte ihn freudig an und quietschte auf. Nie, wirklich noch nie durfte ich den Film aussuchen. Im Waisenhaus wurde immer abgestimmt, aber meistens nicht für das ,was ich wollte. Deshalb kam mir das hier wie ein Traum vor. Und ich wusste auch schon genau, was ich schauen wollte.
„SHERLOCK!", rief ich durch den ganzen Raum und Bucky hielt sich lachend die Ohren zu. „Am besten, ne ganze Staffel!" „Aber natürlich Miss", sprach Jarvis wieder und im nächsten Moment kamen auch schon die Snacks an und wir machten es uns in unseren Sesseln gemütlich. Kurze Zeit später flimmerte der Vorspann auf der Leinwand. „Ganz ehrlich, wie kann man nur das Intro überspringen!", meinte ich aufgebracht und stopfte mir eine Handvoll Popcorn in den Mund. Wir guckten die komplette zweite Staffel durch und es stellte sich heraus, dass Clint und Bucky ebenso riesen Sherlock Fans waren, obwohl Bucky nur die Bücher von früher kannte. Wir fieberten gemeinsam mit, schrien die Leute auf dem Bildschirm an, genau wie Sherlock es immer tat und als wir den Reichenbachfall guckten, heulte ich mir fast die Augen aus. Für diese Zeit hatte ich es tatsächlich geschafft, meine Probleme kurzzeitig zu vergessen. Obwohl, kurzzeitig wohl eher das falsche Wort dafür war. Da ich am Ende der zweiten Staffel so am Boden zerstört gewesen war, guckten wir auch noch die halbe dritte Staffel, was zusammengerechnet ungefähr sieben Stunden Sherlock schauen bedeutete. Danach war ich fix und alle, außerdem total müde und verschwendete keinen Gedanken mehr an Hydra und den Drohbrief.
Ich schlief mitten im Kinosaal ein und bemerkte gar nicht mehr, wie Clint mich hochhob und mich in mein Stockwerk in mein Bett brachte. Dabei nahm er sogar die Treppen, für den Fall, dass ich noch nicht ganz schlafen sollte und wieder Angst bekommen würde. Weit entfernt hörte ich seine Stimme, wie er noch sagte: „Schlaf gut Audrey. Wir haben dich lieb", bevor er die Tür hinter sich schloss und ging.

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