... this Dance?
Anscheinend fühlte sich nicht nur Hermine wie ein neuer Mensch. Beinahe allen, denen sie auf dem Weg zum Ball begegnete, warfen ihr ungläubige Blicke zu und fingen an miteinander zu tuscheln. Selbst Viktor Krum hatte kurz der Mund aufgestanden, als Hermine ihn begrüßt hatte. Nun spazierte er mit einem Hauch Stolz auf dem Gesicht eingehakt mit Hermine zum Ball.
Die Eingangshalle war gefüllt mit Stimmengewirr und Schülern in bunten Kleidern und Anzügen, die sich gerade durch die Eichentür in die große Halle drängten. Alle Champions mussten in der Eingangshalle warten, um dann, wenn alle anderen Platz genommen hatten, als feierlichen Zug quer durch die Halle zu laufen.
Die Eingangshalle leerte sich rasch, und während Hermine und Krum mit den anderen Champions hinten warteten, sah sich Hermine mit gerecktem Kopf nach Harry um. Diesen entdeckte sie mit Parvati Patil in der linken Ecke der Halle stehen. Als Harry in ihre Richtung sah, lächelte Hermine- doch Harry schien irgendwie durch sie hindurch zu sehen. Verwirrt winkte sie mit der Hand, und Harry klappte der Mund auf.
Noch bevor Hermine sich über dieses komische Verhalten wundern konnte, hörte sie McGonagalls Stimme: "Die Champions können jetzt die Halle betreten!" Hermine sah auf und bemerkte, dass die ganze Eingangshalle bis auf die Campions leer war; McGonagall, die einen moosfarbenen Umhang trug, hatte ihnen soeben feierlich die Tür geöffnet. Cedric Diggory bildete mit Cho Chang den Anfang und schritt auf die Tür zu, während sich die restlichen Champions einreihten.
Ein aufgeregtes Kribbeln fuhr Hermine durch den ganzen Körper, als Viktor Krum ihr zunickte und sie Seite an Seite in die große Halle traten. In der Halle waren die vier Haustische verschwunden; stattdessen gab es viele kleinere Tische, an denen immer ein duzend Schüler saßen und höflich klatschten. Bemüht, nicht zu stolpern und halbwegs elegant zu laufen, schritt Hermine mit Krum und den anderen Champions auf einen größeren Tisch vor dem länglichen Lehrertisch zu, wo die Champions sitzen sollten. Ganz wohl fühlte sich Hermine bei der ganzen Aufmerksamkeit nicht, denn es wurde immer noch bei ihrem Anblick viel getuschelt- mal ehrlich, hatte sie sich so verändert, das man das gleich seiner Freundin mitteilen musste?- und sie war froh, als der Marsch vorbei war und sie sich auf ihre Plätze setzten.
Sobald die Champions saßen, schwoll wieder der übliche Lärmpegel aus Quatschen und Lachen an, den man auch beim Mittagessen kannte. Erst jetzt konnte sich Hermine richtig umsehen, und sie war mehr als beeindruckt.
Die gesamten Wände waren mit einem seidenen funkelnden Stoff bedeckt, sodass die sonst so rustikal wirkende Halle nun einem noblen Ballsaal glich. Von ihrem leicht erhöhten Tisch hatte Hermine einen guten Überblick über die ganze Halle; jeder einzelne Tisch hatte, genau wie ihrer, ein seidenes Tischtuch, silbernes Gedeck und Blumengestecke. Die Decke spiegelte wie immer den Nachthimmel wieder, nur dass dieser diesmal etwas zu immerblau und funkelnd wirkte, um echt zu sein. Vielleicht waren es aber auch nur die hundert echten Lichterfeen, die munter durch die Halle flogen und einen Glitzerschweif hinterließen, wohin sie auch kamen.
Begeistert drehte sich Hermine zu Krum, der ebenfalls seinen Blick durch die Halle schweifen ließ. "Wunderschön, nicht?" fragte sie. "Sehrr schön." erwiderte Krum und nickte. "Ich liebe Hogwarts. Bei uns in Durmstrang ist es immerr so kalt, hier nicht. Und das Essen ist 'ier immer sehr gut." Für den sonst so wortkargen Krum war das ein regelrechter Redeschwall. So ging es den ganzen Abend; nachdem Dumbledore seine ulkige Eröffnungsrede gehalten hatte und während dem Festessen, unterhielt sich Hermine wunderbar mit Viktor Krum. Er erzählte ihr von seinem Leben in Durmstrang, und Hermine versuchte ihn für B-ELFE-R zu begeistern. Außerdem versuchte sie ihm beizubringen, wie man "Hermine" richtig aussprach; andauernd sagte er "Erminne."
"Her- mi-ne", betonte sie.
"Her-minne." kam es von Krum, der seine Augenbrauen angestrengt zusammengezogen hatte. "Her-minne."
"Wird schon," meinte Hermine und fing Harrys Blick von der anderen Seite des Tisches ein, der ihr zugrinste. Hermine lächelte zurück, froh, dass er ihr nicht böse wegen ihres Tanzpartners war.
Als schließlich die letzten Kuchen und Desserts von ihren Tellern verschwunden waren, änderte sich plötzlich das Licht in der großen Halle: die weiße und noble Beleuchtung machte einer farbigen Platz, die an einen Tanzball erinnerte. Verwundert sah Hermine Krum an, der mit den Schultern zuckte- als plötzlich auf die Bühne am linken Rand der Halle eine Band stürmte. "Die Schicksalsschwestern" hieß es auf einem großen Banner über der Bühne. Da Hermine mit keinem Zaubererradio aufgewachsen war, kannte sie die drei jungen Frauen nicht; aus der Reaktion der Menge schloss sie aber, dass es eine ziemlich berühmte Band war. Nachdem der stürmische Applaus abgeklungen war, stimmten die Schicksalsschwestern eine ruhige Melodie an.
Erst als sich der Tisch mit den Champions in Bewegung setzte, fiel es Hermine ein: Die Champions mussten einen Eröffnungstanz tanzen. Schnell stand Hermine auf und strich sich nervös ihr Kleid glatt. Sie hatte zwar mit Ginny immer wieder die Tänze geübt, die sie gelernt hatten, aber Ginny war nunmal wer anders als Viktor Krum.
Sie hakte sich bei Krum ein, der sie auf die Tanzfläche führte. Hermine und Krum begannen, wie der Rest der Champions, einen langsamen Walzer. Obwohl Krum etwas holprig und steif tanzte, war das Tanzen an sich nicht schlimm. Wenn nur nicht die vielen Zuschauer wären; wieder fühlte sich Hermine unangenehm beobachtet, achtete auf ihre Beine und das sie nicht Anderen in die Quere kamen. Zu ihrer Erleichterung kamen schon bald die anderen Paare auf die Tanzfläche. Augenblicklich machte das Tanzen mehr Spaß; vielleicht lag es daran, das sich Krum nicht mehr so steif bewegte, vielleicht daran, dass sie nun keiner mehr beobachtete, sondern alle selbst mit Tanzen beschäftigt waren.
Nach dem langsamen Lied stimmten die Schicksalsschwestern ein schnelleres Lied an. Nun kamen selbst die Lehrer auf die Tanzfläche; Professor Sprout tanzte ausgelassen mit einen mürrisch dreinblickenden Snape, McGonagall drehte sich mit Dumbledore, und Hagrid walzte mit Madam Maxime eine breite Schneise durch die Tanzenden.
Grinsend wichen Krum und Hermine dem riesigen Tanzpaar aus und er leitete sie in die Mitte der Fläche. Fast alle bewegten sich jetzt im Wiener Walzer, einer schnelleren Version des langsamen Walzers. Bei dieser Version wechselte man bei den Drehungen die Tanzpartner, und so entstand schon nach kurzer Zeit ein sich wirbelnder Tumult aus Schülern und wehenden Kleidern.
Auch Krum drehte Hermine und schickte sie in die vage Richtung Harry's, der eben Parvati weggeschickt hatte.
Doch bevor sie Harry erreichen konnte, hatte er plötzlich Padma als Partnerin. Ehe Hermine realisierte, was geschah, hielt ihr jemand eine Hand hin und einen Augenblick später fand sie sich in den Armen Fred Weasleys.
"Hallo, hübsche Dame", sagte er verschmitzt.
Hermine starrte Fred wie vom Blitz getroffen an, ehe sie sich wieder fing und ihn unbeholfen anlächelte. Fast schon automatisch gingen sie in Tanzstellung, in dem Fred ihre Hände verhakte und die andere auf ihrer Taille platzierte, während Hermine ihre auf Freds Schulter legte.
Das war zu viel für Hermines Herz. Nach Wochen der Anhimmelung aus der Ferne war sie ihm plötzlich so nah wie noch nie. Ihr Herz pochte so laut, dass sie fürchtete, Fred würde es über die Musik hören. Hermine zwang sich, tief durch zu atmen, ehe sie hier einen peinlichen Fangirl- Ohnmachtsanfall bekam.
"Alles in Ordnung?"
"Klar", sagte Hermine schnell und schritt den Anfangsschritt rückwärts, sodass sie zu tanzen begangen. Nach kurzer Zeit wurde das Tanzen angenehmer, und sie kamen in einen Flow aus den vier Tanzschritten. Fred bewegte sich ganz anders als Krum; sie merkte kaum, dass er führte, da er auf Hermines Schritte einging. Man hatte unwillkürlich das Gefühl, mit einem Profi zu tanzen.
"Wie lange machst du das schon?" fragte Hermine über die Musik. Fred lächelte sein unwiderstehliches Grinsen, sodass Hermine kurz aus ihren Schritten kam.
"Noch nicht lang- Hoppala." Fred umfasste Hermines Taille und zog sie näher zu sich, um sie zu stabilisieren. Innerlich starb Hermine tausend Tode, doch sie schaffte es, sich nichts anmerken zu lassen. Stattdessen verschnellerte sie ihre Tanzschritte.
Die beiden bewegten sich in großen Kreisen um die Mitte der Tanzfläche, dem Tumult in der Mitte ausweichend. Krum tanzte inzwischen mit einem Beauxbatons- Mädchen, doch es störte Hermine nicht. Alles, was sie wahrnahm, war Fred, ihre Tanzhaltung, die Schritte.
Ihr hatte Tanzen noch nie soviel Spaß gemacht. Hermine hatte das Gefühl, sie könnte sich ewig so weiterdrehen, ihr wurde beinahe schwindelig in dem Wirbel aus Fred und Glück und Fred...
Doch das Lied war viel zu schnell vorüber, und bei den letzten Takten drehte Fred Hermine noch ein letztes Mal, ehe sie ihm dann lachend in die Arme fiel.
Erst jetzt merkte sie, wie ihre Lungen brannten, und sie schritt kurz zurück, um ein paar Mal tief Luft zu holen, ehe sie sagte: "Wow, das war- wir sollten öfters zusammen tanzen."
"Definitiv", erwiderte Fred, worauf seine Stimme seltsam brach.
Das Licht hatte sich inzwischen wieder verändert- das Bunte Lichterflimmern wich gerade einem ruhigen Lila und Blau, als die Schicksalsschwestern auf der Bühne einen ruhigeren Song anstimmten.
Fred bot ihr mit einem fragenden Blick die Hand an, welche Hermine liebend gern ergriff. Sie zögerte, in welche Tanzhaltung sie gehen sollte; ein kurzer Blick zu den anderen Paaren bestätigte, dass alle Mädchen die Hände hinter dem Nacken des Partners verschränkt hatten. Hermine gab sich einen Ruck und tat es ihnen nach.
Darauf grinste Fred und zog sie an ihrer Taille näher. Da war es wieder - das Gefühl, als würde ihr Herz vom Astronomieturm fallen, als würde ihr Bauch plötzlich mittanzen wollen. Verwirrt blickte sie zu Fred, während sie langsam hin und herwippten. Wie konnte man nur so auf einen Menschen reagieren? Dieser streckte gerade die Hand aus, und strich eine Strähne, die sich aus Hermines Knoten gelöst hatte, behutsam hinters Ohr. "Hübsche Frisur", raunte Fred, "aber ich mag deine wuscheligen Haare genauso gern."
Hermine sah auf und blickte in Freds braune Augen. Irgendetwas an ihnen wirkte seltsam anziehend, wie ein Strudel, ein Sog, der ihren Blick verschlang und von dem sie sich bloß mit größter Mühe fortreißen konnte. Was war denn bloß mit ihr los? Liebe, schoss es Hermine durch den Kopf. Du hast dich in Rons älteren Bruder verliebt.
Nach einem kurzen Zögern wischte sie ihre innere Stimme weg. Hermine hatte keine Lust, sich damit zu befassen, was eigentlich längst klar war. Sie wollte sich keine Gedanken darüber machen, wie viel Probleme diese Liebe ihrerseits mit sich brachte, oder das Fred dies nie erwidern würde; dass sie nur die beste Freundin seines kleinen Bruders war. Alles, was Hermine wollte, war das Hier und Jetzt zu genießen, in Freds anziehende Augen zu blicken, seine Hände an ihrer Taille spüren. Vielleicht konnte sie auch gar nichts anderes tun, selbst wenn sie es gewollt hätte; die Anwesenheit Freds war so einnehmend, dass sie weder die Musik noch ihre Umgebung richtig wahrnahm, fast, als würde sie träumen.
Fred öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber wieder. Schließlich sagte er leise: "Es ist witzig, wie dich alle anschauen und bemerken, nur weil du heute so anders aussiehst. Weißt du, ich habe dich schon immer bemerkt."
Hermine brauchte eine Weile, bis die Worte zu ihr durchdrangen. Augenblicklich fing ihr Herz an wie wild zu klopfen. War es möglich- konnte es sein- In einem Anflug von Mut und ehe sie es sich anders überlegen konnte, meinte Hermine: "Ich auch, Fred. Ich habe dich auch schon immer bemerkt." Langsam öffnete sich Freds Mund vor Erstaunen; als er es bemerkte, klappte er ihn schnell wieder zu. Hermine bemerkte, dass sie ihn noch nie so ruhig gesehen hatte. Sie schmunzelte, doch sie sah immer noch auf seine geschlossenen Lippen- täuschte sie sich oder kamen sie näher?
"Hermine, Fred, wie läuft der Ball?"
Auf einen Schlag wurde Hermine aus ihrer Trance aus Fred und Glück gerissen und sie stolperte zurück. Hatte sie gerade ernsthaft Rons Älteren Bruder küssen wollen? Hatte er sie ernsthaft küssen wollen? Verwirrt und beschämt sah sie zu Harry, der mit Padma neben ihnen stand, unwissend, was er gerade zerstört hatte. Auch Fred stolperte zurück und sah Hermine verstört an.
"Ich- geh mal George suchen", murmelte er und verschwand in der Menge. "Hermine, alles in Ordnung?", fragte nun Padma. "Klar", sagte Hermine schnell und strich sich ihre Strähne hinters Ohr. "Ich geh mal an den Platz."
Schnell huschte sie zwischen den Tanzpaaren durch bis zu ihrem Tisch, wo sie sich erschöpft fallen ließ. Viktor war anscheinend noch auf der Tanzfläche mit dem Beauxbatons Mädchen, doch Hermine warf ihm nichts vor. Sie nahm einen Schluck Wasser und schüttelte den Kopf. Was war denn heute bloß los? War ihr Kleid irgendwie magisch verzaubert?
Gedankenverloren strich sie den immerblauen Stoff glatt. Unwillkürlich grinste Hermine, mit den Gedanken schon wieder bei Fred.
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[Uff, das Kapitel war viel Arbeit. Ich hoffe, es hat euch gefallen <3 Lasst mir gern eine Bewertung da,
Lg Kathi]
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