Kapitel 2

Man konnte nicht sagen, dass Erling geschockt war. Eher war er überrascht und vielleicht ein bisschen enttäuscht, dass Gio ihm nichts über seine Klaustrophobie erzählt hatte, obwohl sie so gute Freunde waren. Es war keinesfalls so, dass die beiden sonst alles übereinander wussten, nein das taten sie lange nicht. Aber über eine so wichtige Sache wie eine Klaustrophobie hätte der Norweger schon gerne Bescheid gewusst.

„Was war das denn?", kommentierte Julian Brandt verwirrt den Abgang des Jüngeren. Die anderen zuckten nur mit den Schultern. Erling seufzte und erhob sich aus dem Sitzkreis. „Wohin willst du?", fragte Marco, etwas enttäuscht, dass ein weiterer Spieler den Kreis verließ. „Ich gehe nach Gio schauen.", meinte die Nummer 9 daraufhin nur schulterzuckend und verließ den Raum.

Obwohl es auch sein Zimmer war, klopfte der Blonde an, bevor er es betrat. „Ja?", kam es von drinnen. Gios Stimme brach. Besorgt öffnete der Größere nun die Tür und erblickte seinen Freund auf dem Bett liegend, ein Kissen fest umklammert. „Was machst du hier?" Die Augen des Jüngeren waren rot angeschwollen und eine einzelne Träne lief ihm über die Wange.

„Erstens ist das hier auch mein Zimmer und zweitens wollte ich nach dir sehen. Nach deinem plötzlichen Abgang habe ich mir Sorgen gemacht.", gab Erling offen zu. „Warum? Ich bin doch einfach nur ein Schwächling!", schniefte Gio. Ungläubig sah der Stürmer ihn an. Anschließend betrat er das Zimmer richtig, schloss die Tür hinter sich und setzte sich zur Nummer 32 aufs Bett.

„Hör mir zu, Gio.", begann er dann und griff nach der Hand des anderen, „Du bist nicht schwach, weil du Angst hast. Im Gegenteil. Ängste machen dich stärker, du musst dich ihnen nur stellen. Außerdem hat jeder vor etwas Angst." Der Brünette nickte langsam. „Und du? Vor was hast du Angst?", traute er sich zu fragen und schaute Erling unsicher an.

Dieser lachte auf und blickte zu Boden. „Du wirst es nicht glauben...ich habe Angst vor Hunden!", gab er anschließend peinlich berührt zu. „Auch vor Chihuahuas?", hakte der andere nach und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Erling lief rot an. „Auch vor Chihuahuas!", bekannte er nickend. Plötzlich kam dem Amerikaner eine Idee.

„Du meintest doch gerade, dass man sich seinen Ängsten stellen muss, oder?", versicherte er sich nochmal. Nachdem der Ältere genickt hatte und ihn nun fragend ansah, fuhr er fort: „Wie wäre es, wenn wir das tun. Wenn ich mich meiner Klaustrophobie stelle und du dich deiner Angst vor Hunden?", lautete sein Vorschlag. „Wir unterstützen uns dabei natürlich gegenseitig.", fügte er noch hinzu. „Kynophobie.", verließ es die Lippen des Norwegers, der dabei stetig nickte. „Was?", fragte der Jüngere nach, da er seinen Freund nicht ganz verstanden hatte. „Kynophobie.", wiederholte dieser daraufhin und erklärte: „Das ist der Fachbegriff für Angst vor Hunden." „Achso."

Auf einmal musste Gio gähnen und rieb sich die Augen. Erling grinste. „Müde?", neckte er den Kleineren grinsend. Dieser nickte bloß. Er war zu müde, um noch etwas anderes zu sagen. „Na komm, lass uns ins Bett gehen." Wieder nur ein nicken von Seiten des Brünetten, welcher langsam angefangen hatte sich auszuziehen. Danach schlurfte er ins Bad und putzte sich die Zähne. Als er wieder im Bett ankam, fielen ihm umgehend die Augen zu.

Erling trat kurze Zeit später aus dem Bad. Er erblickte den schlafenden Gio und lächelte. Er musste schon zugeben, dass der Amerikaner wie ein Engel aussah, wenn er schlief. Natürlich tat er das auch, wenn er wach war, aber im schlafenden Zustand, sah er noch ungefähr zehnmal niedlicher aus. Wie gerne würde er den Kleineren jetzt in seinen Armen halten und ihm durch die süßen leicht lockigen Haare streicheln. Moment. Was dachte er da? Gio war einer seiner besten Freunde! Warum wollte er ihm durch die Haare streicheln? Oh nein! Das konnte nicht sein!

Hatte er sich ernsthaft in ihn verliebt? In seine wundervolle Persönlichkeit, in seine wunderschönen Augen, in denen man für Stunden versinken könnte, in sein super ansteckendes Lächeln? Verdammt, ja! Erling war verliebt und zwar hoffnungslos.

Als er das realisierte setzte sein Herz für eine Sekunde aus. Doch dann fasste er sich wieder und legte sich zu Gio ins Doppelbett, darauf bedacht bloß nicht zu nah bei ihm zu liegen. Denn das würde vermutlich etwas unangenehm enden, wenn Erling Gio erklären müsste, warum er sich an ihn gekuschelt hatte.

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