"Verzeihung, Miss,..."

Die Uhr zeigte 6 Uhr an. Pünktlich ging der Wecker seiner Aufgabe nach und riss Miss McGonagall aus ihren Träumen. Sofort saß sie kerzengerade in ihrem Bett und brachte ein ungläubiges "Oh mein Gott!" heraus. Heute war es endlich soweit. Alte Schule, neue Funktion. Wie lange hatte sie darauf gewartet? Vier Jahre? Oder waren es doch sechs? Doch darüber hatte Minerva keine Zeit zum Nachdenken. Schnell versuchte sie, ihre Sachen zu Packen, was ihr kläglich misslang.

Das hatte sie ja schon vor zwei Wochen getan.

Sie prüfte alles noch schnell einmal nach: Feder, Tinte, Kelch, Das Buch mit den 101 Tipps zum Unterrichten. Ja, sie hatte alles. Ein Blick auf die Uhr ließ sie schmunzeln. Sie war viel zu früh. In drei Stunden müsste
sie in Hogwarts erscheinen. Alles war schon mit dem Schulleiter besprochen: Sie würde sich nach Hogsmeade apparieren und von einem Lehrer abgeholt werden, der sie dann nach Hogwarts führen würde.

Die zwanzig Jährige ging hinunter in ihr kleines Esszimmer, an das direkt ihre Küche angrenzte. Sie beschloss, heute ein Spiegelei zu essen. Als das Ei endlich in der Pfanne brutzelte, dauerte es noch zwei Minuten, bis Minerva es heraus nahm und genoss. Das flüssige Eigelb rann ihre Speiseröhre hinunter und die zukünftige Lehrerin genoss jeden Bissen, den sie nahm. Als sie dann endlich fertig war,hatte sie immer noch zweieinhalb Stunden Zeit. Nach kurzem Überlegen beschloss sie, sich in Hogsmeade ein wenig umzusehen.

Schnell apparierte sie sich vor den tropfenden Kessel und sah sich ein wenig um. Wie gerne war sie hier immer als Schülerin. Im Honigtopf hatte sie immer so viel Süßigkeiten gekauft, dass sie Bauchschmerzen bekam. Ihre Mutter hatte sie dann immer geschimpft. Doch ihre Freundinnen fanden es lustig. Kurz beschäftigte sie der Gedanke an ihre alten Freundinnen. Sie hatte nur zwei und beide hatten nach Hogwarts plötzlich den Kontakt abgebrochen. Jeden Annäherungsversuch blockten sie ab und wollten nichts mehr mit ihr zu tun haben. Traurig senkte Minerva ihren Kopf. Diese Zeit war die schlimmste für sie gewesen. Niemand war für sie da. Und auch zur Zeit hatte sie nur ihre Mutter. Sie ist und war der wichtigste Mensch in ihrem Leben.

Durch eine Gestalt, die sie wahrnahm, wurde sie aus diesen Gedanken gerissen. Ein Mann mit schulterlangem, schwarzem Haar, schwarzen Klamotten und einen dunklen Umhang, sah sie an. Er stand ungefähr 200 Meter entfernt. Aus Reflex zog Miss McGonagall ihren Zauberstäbe heraus und richtete ihn auf die Gestalt. Für einen Moment rührte sich keiner der Beiden, doch dann hob der Mann die Hände: "Ich tue Ihnen nichts!" beruhigte er sie, :"Ich bin hier um Sie abzuholen, Miss." Endlich fiel es ihr wieder ein. Ein Lehrer sollte sie abholen. Hastig senkte sie den Zauberstab und entschuldigte sich: "Verzeihung, Sir, ich habe Sie nicht erkannt." Er nickte verständnisvoll und kam auf sie zu: "Ich bin Snape. Severus Snape. Kommen Sie mit, ich zeige Ihnen den Weg." Sie nickte und folgte dem jungen Mann. Nach ungefähr einer Viertelstunde Fußmarsch kamen die Beiden vor Hogwarts an. Wie immer sah es mächtig und bezaubernd zur gleichen Zeit aus. Mit diesem Schloss Verband sie nur ein Wort: Zuhause. Hogwarts war damals perfekt für alles: Entspannen, Spaß haben, mit den Freu den treffen, lernen und noch viel mehr. Andächtig gingen die zwei Lehrer hinein und Severus führte sie in das Büro von Dumbledore: "Mister Dumbledore erwartet Sie, Miss. Gehen Sie herein, ich gehe nun. Auf Wiedersehen." sagte er mit monotoner Stimme. Kurz nickte sie und klopfte schließlich an die große Türe an.

"Herein!" Tönte eine bekannte Stimme aus dem Zimmer. Langsam öffnete Miss McGonagall die Tür und lächelte den Schulleiter an: "Guten Tag, Sir. Sie wollten mich sprechen?" "Ja", bestätigte er, "Ich wollte Ihnen mitteilen, dass ich sie heute vorstellen würde. Wäre das in Ordnung für Sie?" "Natürlich." , bestätigte sie, "Wann wollen Sie das machen?" Kurz überlegte der alte Mann: "Gleich werden sich alle in der großen Halle treffen. Ich denke, dann wäre es am Besten." Die neue Lehrerin stimmte zu und traf fünf Minuten später in der großen Halle ein.

Als sie eintrat, wurde es für einen Moment still. Dann trat angespanntes Geflüster ein und mehrere Leute sahen sie immer wieder an. Erst jetzt bemerkte sie, dass der Schulleiter hinter ihr stand: "Nur keine Scheue. Kommen Sie vor zum Lehrertisch." Schnell nickte sie und stolzierte zwischen den Reihen nach vorne. Die Blicke der Schüler bohrten sich förmlich in ihren Rücken und sie hatte alle Mühe, sich nichts anmerken zu lassen. Als Albus Dumbledore dann mit seiner Rede begann, sah McGonagall in die Runde. Alle Schüler lauschten der Rede des Schulleiters, außer eine Jungengruppe, wahrscheinlich nicht viel jünger als sie. Die Augen der Jungs hingen ganz an ihr. Doch nicht auf eine komische Art, nein, es schien so, als würden sie die Jungs willkommen heißen. Freundlich nickte sie zurück und lächelte.

Als Dumbledore mit seiner Rede danach fertig war, wurde die Lehrerin vorgestellt: "Außerdem, liebe Schüler", sagte er, "haben wir eine neue Lehrerin in dem Fach Verwandlung. Wollen Sie sich kurz vorstellen?" fragte er an sie gewandt. "Ja, gerne." ,bejahte sie, "Also, hallo alle zusammen, ich heiße Professor McGonagall und werde eure neue Lehrerin in Verwandlung sein. Achso, was ihr vielleicht noch wissen solltet, ist, dass ich auch schon früher hier war. Das heißt, ich kenne alle eure Verstecke." Sagte sie mit einem Zwinkern zu den Schülermengen, durch die ein Kichern ging. Und der Lehrerin wurde klar: Sie musste das Vertrauen der Schüler kriegen und deren Respekt.

Und diesem Plan würde sie direkt in der ersten Stunde nachgehen.

Nachdem Dumbledore ihr einen Plan gegeben hatte, wann, wen und wo sie was unterrichte, warf sie einen Blick darauf. Heute hatte sie in einer Stunde die Slytherins in Verwandlung.

In dieser Zeit beschloss sie, sich Hogwarts noch einmal anzusehen. Zwar war Minerva hier in ihrer Schulzeit gewesen, doch das Meiste hatte sie schon wieder vergessen. Die große Halle sah prächtig aus. Schüler unterhielten sich, die Kerzen hingen über den Tischen und die Geister sorgten für Unterhaltung. Vorne unterhielt sich Dumbledore mit anderen Lehrern.

Da sie nicht stören wollte, beschloss sie, in die Bibliothek zu gehen. Nur wenige Schüler fand sie vor, wahrscheinlich waren es drei oder etwas mehr. Hier war sie oft als Schülerin, wenn sie ihre Ruhe brauchte und ihr alles zu viel wurde. Die Schüler, die Lehrer, ihre Freunde,... Wieso konnte sie nicht aufhören an ihre Freunde zu denken? Minerva schüttelte ihren Kopf, in der Hoffnung, den Gedanken verwerfen zu können. Fehlanzeige. Ihre Freunde hatte sie lange nicht mehr. Sie hatte nur noch ihre Mutter. Sie war ihre beste Freundin geworden. Und die Liebe hatte sie schon längst aufgegeben. Nachdem sie die Liebe ihres Lebens, einen Muggel, aufgeben musste, verliebte sie sich in niemanden mehr. Dachte sie.

Minerva schreckte hoch und sah auf die Uhr. In zehn Minuten ging der Unterricht los. Mit schnellen Schritten schritt sie zum Klassenzimmer für Verwandlung. Wenige Schüler waren dort versammelt und sahen sie an. Kurz nickte sie ihnen zu und holte dann ihre Hefte heraus. In einem Schrank, der hinten links in einer Ecke stand, fand sie die Bücher für die Schüler vor. Sie würde sie diese Stunde nur durchsehen und alles Organisatorische erklären. Die Glocke läutete und die letzten Slytherins trudelten ein.

Pünktlich begann Miss McGonagall ihren Unterricht: "Guten Morgen, Schüler, mein Name ist Miss McGonagall." Schon nach diesen Worten zeigten die Schüler, was sie von ihr hielten: "Wissen wir!" "Wer hat gefragt?" "Wen juckts?" "Ok und jetzt?" Seufzend fügte die junge Lehrerin hinzu: "Solche Kommentare wird es hier nicht geben, damit das klar ist! Oder..." sie Schritt auf einen Schüler zu und ergänzte: "Wollen Sie das nicht können?" Mit diesen Worten verwandelte sie sich in ihre Animagusform, eine Katze. Plötzlich war Totenstille. "Dachte ich es mir doch. Nun, Sie werden hier lernen, Dinge zu verwandeln, wie das Fach schon sagt." Die Schüler nickten. Miss McGonagall wollte schon weitermachen, da klopfte es an der Tür.

Ein Junge, sechzehn oder etwas älter, mit leicht gewellten, braunen Haaren lehnte an der Tür Seite und fragte: "Verzeihung, Professor... Snape meinte, ich solle die Bücher für Tränke holen. Sind die hier?" Skeptisch musterte Miss McGonagall ihn: "ja, die müssten dort im Schrank sein. Schaffst du die denn alleine?" Mit einem schiefen Lächeln erwiderte der Schüler, den wir als James Potter kennenlernen werden: "ja natürlich." Und setzte noch ein Zwinkern nach, worauf die Lehrerin weg schaute. Als der Schüler weg war, machte die Lehrerin mit dem Unterricht weiter. Den Schüler vergaß sie schnell wieder.

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