Der Brief - Vmin


Jimin lag wach im Bett und konnte nicht einschlafen. Vor ihm tauchte immer wieder sein Gesicht auf, er musste unwillkürlich an ihn denken. Dabei wollte er das nicht. Er hatte sich schon ein paar Mal in der letzten Zeit erwischt, wie er über ihn grübelte und ihre Beziehung zu einander analysierte. Argh! Er wollte ihn vergessen! Für immer! Oder einfach nicht mehr so kacke fühlen, sobald er an ihn dachte. Er wusste nicht, ob er seinen ehemaligen besten Freund hassen oder einfach neutral fühlen sollte. Ihn einfach nicht mögen? Sich selbst hassen? weil ehrlich gesagt, er wusste nicht, ob es seine Schuld war oder die Taes, dass sie einfach nicht mehr kontakten. Um ehrlich zu sein, wollte er es nicht wissen, wer schuld war. Tatsache war, dass sie nicht mehr befreundet waren, was gut war im Nachhinein. Er hatte sich sowieso nie verstanden gefühlt und sich mehr versteckt als er selbst zu sein.
Das mehrere hin und her im Bett machte ihn wahnsinnig. Genervt setzte er sich auf, und wuschelte sich aggressiv durch die Haare. Genervt, sauer, wütend. Er wollte doch nur schlafen. Er musste morgens früh aus dem Bett, und er lag jetzt schon zwei Stunden wach herum. Er griff nach seinem Handy und durchforstete das Internet nach einer Antwort: Wie kann ich besser einschlafen?
Unter den vielen Vorschlägen, wie es mit Meditation zu versuchen, das Handy auszuschalten, die Lichter auszumachen, frische Luft reinzulassen, las er einen interessanten Punkt.

Seine Gedanken aufschreiben.

Schreibe deine Gedanken einfach auf. Jeden Tag, vor dem Schlafen gehen. Eine Studie beweist, dass viele sich danach befreiter und besser fühlen. Der Schlaf ist erholter und...

Gute Idee. Seine Handschrift war grausam. Also beschloss er sein Computer heraus zu holen und setzte sich dran.

„Diese Worte gehen an dich Kim Taehyung.

Lieber Taehyung,

Es kotzt mich an, dein Gesicht jedes Mal sehen zu müssen. Wirklich. Jedes mal an dich denken zu müssen. Es kotzt mich so dermaßen an, dass ich mich immer wieder hinterfrage, ob ich dir wirklich verziehen habe. Jedes mal, wenn ich den Namen höre, den du trägst, denke ich an dich - selbst wenn es absolut nichts mit dir zu tun hat. Analysiere, was ich falsch gemacht habe. Was du falsch gemacht hast. Ich will dich vergessen. Habe Bilder gelöscht. Deine Nummer allerdings ist bei zwar halb geblockt, doch sie existiert noch. Warum nur? Immer wenn ich denke, dass ich dich vergessen habe, tauchst du auf, lässt mich grübeln und mit gemischten Gefühlen zurück. Alles in mir zieht sich zusammen, fühle mich Unbehagen, wenn man von dir spricht. Letztens war ich im Park. Dort, wo wir uns das erste Mal wieder gesehen haben, nach dem wir eine lange Zeit von einander getrennt waren. Ich frage mich, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn es einfach so geblieben wäre. Ich will dich so sehr vergessen. Vergessen, wie ich Tränen um dich vergossen habe. Manchmal denke ich, dass der Grund dich nicht vergessen zu können, der ist, dass einfach eine Person, die mich mein ganzes Leben begleitet hat, einfach weg ist. Einer der engsten Menschen. Einfach weg. Du lebst nicht mal so weit entfernt von mir. Ich halte immer unwillkürlich nach dir Ausschau, wenn ich an der Bushaltestelle vorbeifahre. Bin immer bereit, dir zu begegnen. Lustig, oder?

Wenn ich über unsere Freundschaft nachdenke, merke ich immer mehr, wie sehr ich darum gekämpft habe, dein bester Freund zu bleiben. Dass unsere Freundschaft doch nur aus Erinnerungen bestand. Die, die wir zusammen erlebt haben in der Grundschule, bei dir zuhause. Haben zusammen so viel erlebt. Ist das ein valider Grund? Vielleicht. Wegen dir, konnte ich abends nicht schlafen, habe geweint und habe dich so sehr gehasst. Ich bin so froh, viel bessere Leute kennengelernt zu haben. Es ist, als ob du für sie Platz gemacht hast. Sie haben alles, was du nie für mich hattest. Mit jemanden, den ich nur seit 6 Monate kenne, bin ich enger, als ich es jemals mit dir sein konnte. Ich habe mehr mit ihm zusammen, als du und ich. Bei dir habe ich vergeblich nach Gemeinsamkeiten gesucht, sie sogar gezwungen. Dabei war das einzige, was wir wirklich uns teilten, die gleiche Herkunft und die Erinnerungen. Das war es hinterher, es uns zusammenhielt, mehr nicht. Ich merke, wie blind ich war, um das nicht schon früher gesehen zu haben. Wie unwohl ich mich gefühlt habe, jedes Mal, wenn du bei mir warst. Ich habe es auf mich geschoben, dachte etwas sei mit mir falsch. Habe mich am Halm festgehalten, damit dieser nicht mit ins Wasser gezogen wurde. Dachte, etwas unheimlich wichtiges mit zu teilen, würde mich erleichtern, ich dachte, ich konnte die Freundschaft retten, die eigentlich schon lang in Scherben lag. Stattdessen habe ich Angst. Du hast mir das Leben erschwert. Wegen dir habe ich Vertrauensprobleme und habe Angst meine neuen Freundschaften zu zerstören. Du hast alles kaputt gemacht. Ich hasse mich dafür, auf dich gezählt zu haben. Du warst einfach nicht für mich gemacht und dennoch wollte ich es nicht wahr haben, einer der wichtigsten Person, mit der ich so viel durchgemacht habe, einfach zu verlieren.

Im Endeffekt will ich dich hassen, anschreien, durchschütteln, dir alles weißmachen, was ich durch gemacht habe. Aber ich mache es nicht. Ich bin kein rachsüchtiger Mensch. Vielleicht liegst auch daran, dass es dich nicht interessieren wird. Was ich aber lustig fand, war als du Nummer wechseltest, es mir berichtest und ich es einfach auf read ließ. Das Gefühl der Genugtuung werde ich nie vergessen. Egal wie lächerlich das ganze klingen mag, vielleicht sogar kindisch. Aber ich war happy, als ich es mache durfte. So wie du es bei mir auch gemacht hast. Egal ob es dich hinter her interessiert oder nicht. Seitdem hast du mir auch nicht mehr geschrieben. Besser so. Lass es so.

Ich bin meinen neuen Freunden unheimlich dankbar, dass ich immer mehr ich sein darf, was ich bei dir nie konnte. Immer gab es etwas, was ich versteckte, weil du nicht verstandest.

Ich hoffe doch, du hast jemanden anderes an deiner Seite, mit der du im nachhinein besser klar kommst als mit mir. Ich war anscheinend zu viel für dich. Viel zu viel. Wir sind zu unterschiedlich. Pass gut auf die Person auf, die du deinen besten Freund nennst und lass sie nicht weinend allein zurück. Ich bitte dich. Ich glaub, ich kann dich nicht hassen. Vielleicht bin ich auch schuld. Vielleicht sind wir beide schuld. Doch es ist gut, dass wir auseinander gegangen sind.

In aller Liebe,

Jimin"

Jimin hörte auf zu tippen, fühlte sich befreiter. Wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, die sich heimlich angeschlichen hatten. Konnte er diesmal besser schlafen? Er sollte das öfters machen! Tat unheimlich gut. Unerwartet gut... Er klappte den alten Laptop zu und kroch unter die Decke. Ein fettes, erleichtertes Grinsen auf seinem Gesicht, die Tränen über sein sanftes Lächeln tropfend.

Diese Erleichterung. Sie durchflutete seinen Körper. Sollte er nochmal was schreiben? Oh gute Idee.

Er nahm wieder den Computer zu Hand und fing abermals an zu tippen.

"Lieber Yoongi, lieber Hobi,

Ich bin so unheimlich froh, euch gefunden zu haben..."

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