23
Schüchtern blickte ich am Abend zu dem Vampir hinüber. Keiner der beiden Brünetten kam nach mir sehen, sie blieben bis zum späten Abend unten und ich beschloss, nachdem ich ein kleines Nickerchen gemacht hatte, zu Manuel herunter zu gehen. Mau derweilen folgte mir still, sie wollte sich in diesem Gebäude auch einmal etwas umsehen und da sie den Besitzer der Burg nicht stören wollte, lief sie mir einfach hinterher. Ich lächelte sanft deswegen, doch dieses Lächeln hielt nicht lange an, denn als ich meinen eigentlichen Gastgeber unten am Tisch sitzen und mich einfach nur anstarren sah, da wurde ich unsicher. Claus war nirgends zu sehen, das Schach Spiel war ebenso verschwunden und so war es das glückliche Lächeln auf den Lippen des Brünetten auch. Meine kleine Begrüßung erwiderte der Grünäugige nicht, er starrte nur und ich fühlte mich unwohl deswegen, verstand nicht was ich falsch gemacht hatte. Und meine Begleiterin setzte sich wie automatisch still neben mich und senkte untergeben den Kopf, zeigte Schwäche, doch das interessierte den Vampir gar nicht erst. Es fühlte sich unschön an so angestarrt zu werden, ich hatte nichts verwerfliches getan und wollte einfach nur Zeit mit dem Langhaarigen verbringen, doch das wollte dieser offenbar nicht, warum auch immer.
Stillschweigend saß ich für einen Augenblick noch so da, bis ich beschloss ein Gespräch zu beginnen. „Ähm..., möchtest du noch immer, dass ich morgen mit Claus zu meinen Eltern gehe, statt mit dir, Manu? Wir könnten dir ja dieses Mal Blut mitnehmen, dann musst du auch nicht hungern, wenn du mich begleitest!", wollte ich wissen und der Langhaarige schaute nun entnervt, verdrehte seufzend seine Augen. Ich meinte es nur gut mit ihm, wollte nur, dass er wusste, ich hätte ihn gerne an meiner Seite und augenblicklich war er davon genervt, das verstand ich nicht. Die letzten beiden Tage über war er doch so nett zu mir, er umarmte und beschützte mich, was hatte ich nur getan, um nun so behandelt zu werden? Ich wollte doch nur Zeit mit dem Älteren verbringen. „Du wirst entweder alleine dahin gehen oder gar nicht, Patrick. Claus bleibt bei mir! Und ich gehe sicherlich nicht noch einmal dahin, da bekomme ich noch einen Kollaps!", sprach der Vampir aus und ich war betrübt über seine Antwort, er war kein bisschen sanft oder lieb zu mir. Nun sollte ich ganz alleine gehen, ohne den Schutz des Vampirs oder des Werwolfs, das sagte mir gar nicht zu.
Leicht nickte ich, da ich dachte, sonst würde der Ältere wütend werden. „Okay, dann gehe ich mit Mau zu meinen Eltern! Bist du mir böse, weil ich nicht mit dir Schach gespielt habe? Wenn du magst, dann können wir immer noch spielen!", bot ich an, doch das ließ den Größeren kalt. Ich hatte nicht vor gehabt den Grünäugigen mit meinem Verhalten zu kränken, ich wollte nur helfen, indem ich Claus ein wenig entlastete und doch schien mein Verhalten meinen Freund verärgert zu haben. Dass er wegen Mau verärgert war schloss ich aus, sie war schließlich ruhig und unterstellte sich dem Stärkeren still, also musste ihn etwas anderes stören. „Ich möchte alleine sein, Patrick. Geh!", sprach der Langhaarige klar und deutlich aus, was mich schockierte. Wie bevor ich ausgerastet war, war der Ältere abweisend und kalt zu mir, er war unglücklich, dabei hatte ich nichts getan, was seine Laune begründen konnte. Ich würde gerne mit ihm über seine Wut sprechen, ihm zeigen, dass ich ihm zuhören wollte und für ihn da sein konnte, doch dafür war nun nicht der richtige Zeitpunkt. „Okay. Aber wenn du dich mit jemandem unterhalten möchtest, dann bin ich gerne für dich da, Manu!"
Ruhig stand ich also wieder auf, um den Speisesaal verlassen zu können. Mau folgte mir augenblicklich, hatte keine Lust alleine bei dem Vampir zu sein und ich seufzte enttäuscht, fühlte mich schlecht. „Und Patrick?", rief mich der Grünäugige noch einmal zurück, was mich verwundert in den Raum hinein sehen ließ. Mit großen Augen guckte ich den Älteren an, welcher sich nun entspannt zurück lehnte und mir einen emotionslosen Blick schenkte. „Ich möchte, dass du mich nicht mehr mit meinem Namen ansprichst. Es heißt für dich ab jetzt Sir, verstanden?", sprach der Brünette aus, was mir den Boden unter den Füßen weg riss. Ganz klar war Manuel wütend auf mich, sonst würde er mich nun nicht auf diese Weise von sich stoßen und ich brauchte Klarheit, wollte mich wenn möglich entschuldigen. „Nein, ich verstehe es nicht! Wieso bist du wütend auf mich und stößt mich von dir? Ich habe dir nichts getan!", sprach ich aus, was ich dachte und der Langhaarige verdrehte genervt die Augen, hatte keinen Nerv dafür sich nun mit mir anzulegen. Ich wollte einfach nur verstehen was ich falsch gemacht hatte, denn ich mochte mein Leben bei dem Brünetten, zumindest wenn er nett zu mir war und sich um mich sorgte.
„Ich will dich nicht hier haben, Patrick! Geh weg oder akzeptiere meine Regeln! Und nimm diese Katze mit, bevor ich mir gleich ein zweites Abendessen gönne!", keifte der Vampir, dabei schlug er mit seiner rechten Faust auf den Tisch und mein Körper schien wie betäubt zu sein, er wollte mich nicht haben. Wie ein benutztes Tuch warf er mich weg, ich war ihm ganz egal und mein Herz wurde schwerer, als ich verstand, was der Ältere gerade tat. Mit einem Mal verwies er mich seinem Anwesen, sollte ich mich nicht nach ihm richten und ihn von nun an mit Sir ansprechen, das war herzlos. Verletzt senkte ich meinen Blick ein Stückchen. „Du..., wenn du mir sagst, was ich falsch gemacht habe, dann können wir diese Sache gemeinsam lösen! Ich möchte nicht, dass du böse bist oder eine Entscheidung triffst, während du wütend bist!", wollte ich dem Größeren klar machen, dass er sich beruhigen sollte und das raubte ihm wohl seinen letzten Nerv. Ich spielte hier offensichtlich mit meinem Leben, sprach mit einem aggressiven Vampir und zu meinem Leidwesen zeigte dieser kein bisschen Empathie, so wie er es die letzten Tage über getan hatte.
Wütend stand der Größere mit einem Mal auf und deutete auf mich. „Patrick, es reicht mir! Ich will keine Zeit mit dir verbringen und mich mit dir anfreunden wollte ich mich auch nie! Du bist einfach nur hier, weil Claus ein viel zu großes Herz für einen Werwolf hat und dich hier behalten wollte, bis du wieder halbwegs auf den Beinen bist. Es ist mir scheiß egal, dass du krank bist und das wird es mir auch immer sein, weil du ein unbedeutender, kleiner und vor allem nutzloser Mensch bist! Ich will dich nicht hier haben! Du bist einfach ein nervtötendes, dummes Gör, das nicht weiß wann es die Fresse zu halten hat und ich kann dich nicht leiden..., seitdem du hier bist, läuft alles in meinem Leben drunter und drüber und ich will, dass alles wieder so wird, als hätte ich dich niemals kennengelernt! Also sage ich es dir noch einmal...", schimpfte der Grünäugige, während er auf mich zu kam und so aggressiv wirkte, dass ich in eine Art Schockstarre verfiel. Das alles war noch viel gemeiner und grausamer als alles, was ich jemals gehört hatte und es brach mir mein Herz, als ich in die kalten, grünen Augen des Vampirs sah, als dieser sich vor mich stellte, um sich größer zu machen.
Nur leicht beugte er sich zu mir herunter, um mir den Rest zu geben. „Verschwinde, oder ich gönne mir dein Blut als zweites Hauptgericht an diesem Abend, gleich nach dieser Katze!", damit endete seine Hasstirade und mir lief eine Träne der Trauer über die linke Wange, Manuel hatte mir mein Herz gebrochen, ganz ohne zu zögern. Es tat weh zu hören, dass mich der Mann, dem ich zwei Mal mein Blut gegeben hatte, damit er weiter leben konnte, hasste und verabscheute, das hatte ich nicht verdient. Ich war nicht dumm, ich war sogar mehr als nur gutherzig und das einzige, was ich im Gegenzug dafür bekam war Hass, Ärger und Trauer. Einen kleinen Moment lang sah ich dem Größeren einfach nur in seine grünen, doch so schönen Augen, bevor ich meinen Blick von ihm abwendete und nickte. „Okay...", wisperte ich geschlagen, um mich anschließend umdrehen und gehen zu können, so wie es von mir verlangt wurde. Ich verstand nicht, wieso mir dieser Mann so sehr weh tat und was ihn dazu brachte mich auf diese Weise zu verletzen, ich hatte ihm nie etwas getan. Vielleicht war es doch die falsche Entscheidung gewesen ihm mein Blut zu geben.
Schniefend machte ich mich auf den Weg dieses Gebäude zu verlassen, genau wie Mau, welche mir einfach folgte. Nur leise hörte ich noch, wie mich Manuel als einen Schwächling bezeichnete, bevor ich einfach voran lief und dieses Grundstück verließ. Immer wieder schluchzte ich leise, achtete kaum auf meinen Weg und wurde erst ruhiger, als meine Begleiterin mich stoppte und an ihre starke Brust zog, um mich zu beruhigen. Liebevoll strich mir die Größere durch mein Haar und seufzte einmal leise. „Alles wird wieder gut, Patrick, das verspreche ich dir! Bitte weine nicht wegen so jemandem, das würde ihm nur das geben, was er sehen will und das hat er nicht verdient. Sei stärker als dieser Kerl!", wisperte mir die Blonde ins Ohr und ich schluchzte weiterhin überfordert von dieser ganzen Situation. Ich hatte es nicht verdient auf diese Weise herausgeschmissen zu werden, ich war immer nett zu dem Vampir gewesen, hatte mich um ihn gesorgt und mich für ihn in Gefahr gebracht. „Ich habe ihm nichts getan, warum hasst er mich?", fragte ich die Grünäugige laut und sie schwieg für einen kleinen Moment, suchte nach den richtigen Worten. Das war alles so viel für mich und ich suchte Zuflucht bei der Gestaltwandlerin, so wie sie es mir anbot.
„Er ist ein Vampir, deswegen hasst er dich. Vampire sind grausame, herzlose Kreaturen, die nicht dazu in der Lage sind jemanden zu mögen und es ist gut, dass du nun von Manuel weg bist. Er hat dir nicht gut getan und du hast etwas besseres verdient als ihn...", sprach die Blonde und ich weinte weiter, konnte das alles einfach nicht mehr ertragen. Ich verstand nicht, wieso mir der Langhaarige vorgespielt hatte mich gerne zu haben, wenn er mich doch eigentlich über alles verabscheute und ich musste akzeptieren, dass ich in den Augen des Älteren wertlos war, so wie jeder andere Mensch auch. Mir tat mein Herz weh bei dem Gedanken, dass ich einfach nur von dem Älteren ausgenutzt wurde und ich würde niemals mehr wieder in die Nähe dieses Mannes kommen, das schwor ich mir selbst. Langsam wurde es dunkel draußen, ich konnte nun nicht einfach zu meinen Eltern nach Hause laufen, bis dahin würde mich ein freilaufender Vampir verspeist haben und doch hatte ich keinen anderen Platz zum bleiben, ich war ganz alleine. Und Mau, meine Katze brauchte auch einen Platz zum nächtigen, das war eine aussichtslose Situation.
Eine ganze Weile lang standen wir einfach nur da, ich ließ mich umarmen und beschützen, bis ich eine tiefe Stimme meinen Namen rufen hörte. Claus war es, welcher auf mich zugelaufen kam und mir schützend seine starken Arme um den Körper legte, was mich sehr verwunderte. „Claus? Was machst du denn hier?", fragte ich den Wolf leise, dabei guckte ich erschöpft zu ihm auf und wurde dafür nun liebevoll angeschaut, bekam Nähe geschenkt. Auch Mau umarmte mich weiterhin sanft, auch wenn sie nun etwas lockerer ließ und ich genoss es gehalten zu werden. Auf seinem Rücken trug der Brünette eine alte Tasche, in welcher er einige Dinge verstaut hatte und mir wurde warm ums Herz, als ich seine Worte hörte. „Ich komme mit euch mit. Niemand hat das Recht dazu dich so auf diese Weise zum weinen zu bringen, auch nicht Manuel..., ich habe etwas zu essen für uns dabei und auch noch eine Decke, falls es kalt wird!", berichtete mir der Braunäugige und ich lauschte berührt auf, er wollte mich unterstützen. Allein für mich war er von zuhause weggelaufen, er wollte mich beschützen und sich weiterhin um mich kümmern, dabei hatte er seinem Herrn doch seine absolute Treue geschworen.
„Aber Claus, du wirst es bei Manuel besser haben als hier draußen! Du musst nicht für mich dein Zuhause verlassen...", wollte ich den Lockenkopf dazu bewegen nichts dummes zu tun, doch das wollte der Ältere gar nicht erst hören. „Nein, nein! Ich habe nicht vor blind einem Mann zu folgen, der Menschen verachtet und sie verletzt. Wenn er dich hasst, weil du ihm helfen möchtest und weil du ihm ein guter Freund sein willst, dann hasst er mich auch und soll merken, wie es ist ganz alleine zu sein..., würdet ihr beide mir vertrauen und mir folgen? Ich kenne glaube ich einen Ort, wo wir diese Nacht verbringen können. Wir werden nicht unbedingt viel Platz haben, aber ihr beide könnt euch ein Bett teilen und ich kann dabei auf euch aufpassen! Es ist auch nicht sehr weit weg!", sprach der Langhaarige, dabei schaute er uns beide abwechselnd an und ich nickte leicht, genau wie die Katze auch. Claus war die Lösung für all unsere Probleme, er brachte uns Nahrung, eine Decke und zusätzlich konnte er uns einen Platz zum übernachten zeigen, das war mehr als ich jemals gedacht hatte. Mir war alles egal, Hauptsache ich musste Manuel nicht mehr sehen.
~2200 Worte, geschrieben am 07.01.2023
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