21
Erschöpft lag Mau auf meinem Bett und schlief. Böse guckte der Vampir sie die gesamte Zeit über an. Ganz langsam nur hatte ich die Grünäugige davon überzeugen können, dass sie aufstand und etwas aß, genau wie ich auch. Liebevoll hatte ich damit begonnen der Größeren über ihren Kopf zu streicheln und wohlig schmiegte sie sich schließlich an mich heran, bis sie eingeschlafen war. Wie es für eine Katze typisch war, schlief meine neue Freundin sehr viel und ich ließ sie in Ruhe, beschloss mich nun meinem Vampir zuzuwenden. Vorsichtig ging ich auf den Langhaarigen zu, welcher aus dem Fenster heraus schaute und seine Arme ineinander verschränkt hatte, er war unglücklich. Lächelnd lehnte ich mich an den Älteren heran und suchte seine Nähe, so wie am gestrigen Tag auch. „Bitte sei nicht mehr böse, Manu. Ich wollte dich nicht verärgern, indem ich mich vor Mau gestellt habe!", sprach ich auf den Mann neben mir ein, welcher mich jedoch nicht anblickte. Es war nicht viel von mir verlangt, wie ich fand, ich wollte nur sicherstellen, dass Mau die Chance bekam zu erklären was sie hier wollte und dass die beiden Grünäugigen sich vertrugen, mehr wollte ich nicht. Den Ärger des Vampirs konnte ich mir einfach nicht erklären.
„Du hast dich in Gefahr gebracht und nicht auf mich gehört, Patrick! Und dann hast du einer fremden Person mehr vertraut als mir, natürlich bin ich enttäuscht!", erzählte mir der Grünäugige, was ihn an meinem Verhalten störte und ich hörte mitleidig zu, das hatte ich so gar nicht wahrgenommen. Ich vertraute dem Größeren mein Leben an, ich hatte ihn mein Blut trinken lassen, obwohl er mich hätte töten können und doch nahm er mein Handeln als schlecht wahr, das tat mir leid. Niemals hatte ich vor den Vampir zu verärgern oder zu kränken, das hatte er nicht verdient. Entschuldigend senkte ich meinen Blick, als ich meinen Fehler verstand. „Entschuldige bitte, Manu, das habe ich so gar nicht gemeint. Ich wollte nur, dass du Mau vielleicht die Chance gibst sich uns zu erklären, das war alles! Mau hat auf mich einfach nicht gefährlich gewirkt und das ist sie auch nicht, sonst hätte sie mich schon längst verletzt. Es tut mir leid, dass ich dir mit meiner Reaktion vorhin Kummer bereitet habe...", wisperte ich leise, dabei löste ich mich von dem Älteren und sammelte meine Worte, denn das war für den Größeren noch viel zu wenig Reue, die ich zeigte.
„Der einzige Grund, wieso ich nicht auf dich gehört habe ist, weil ich mir sicher war, dass ich in Sicherheit bin, wenn du in der Nähe bist! Glaube mir, ich wäre sofort zu dir gekommen, wenn ich mich in Gefahr befunden hätte, Manu..., ich habe darauf vertraut, dass du da bist und mich beschützt! Ich würde niemandem auf dieser Welt mehr vertrauen als dir, sonst hätte ich auch niemals zugelassen, dass du mein Blut trinkst, nachdem ich erfahren habe, dass ich sterben könnte! Es war dumm mich in Gefahr zu begeben und nicht auf dich zu hören. Kannst du mir vielleicht verzeihen?", so bat ich um Vergebung, dabei schaute ich vorsichtig zu dem Grünäugigen auf und sah, wie der Größere mich seitlich anschaute, er hörte mir zu. Wenn ich den stolzen und beschützerischen Vampir beruhigen wollte, dann musste ich ihn loben, ihm zeigen, dass er großartig war und wie es schien, funktionierte diese Taktik vorzüglich. Ein Schimmer von Zufriedenheit war in den Augen des Langhaarigen zu erblicken, bevor er einmal leise seufzte und seine Augen schloss. „Versprich mir, dass du aufhörst dich selbst in Gefahr zu bringen!", befahl der Brünette mir und ich nickte, versprach ihm das, was er wollte.
Zufrieden zog mich der blasse Kerl an der Hüfte zu sich, um mich sanft umarmen und an sich drücken zu können. Glücklich lächelte ich deswegen, Manuel hatte wohl wahrgenommen, dass ich es mochte gehalten zu werden. „Nun, da ich nicht mehr böse auf dich sein muss, kann ich mich wieder um dich sorgen. Geht es dir wieder etwas besser als gestern?", fragte mich mein Vordermann sanft, dabei strich er mir beruhigend durch das Haar und ich nickte bestätigend, fühlte mich beschützt. Ruhig schloss ich meine Augen und lehnte mich an den Mann vor mir. Es war schön zu wissen, dass er mir mein schlechtes Verhalten vergab und mit mir schmuste, nur weil ich das mochte. „Ja, tut es! Du hast dich ja gut um mich gekümmert. Und du? Wie geht es dir? Ich habe dich heute noch kein Blut trinken sehen...", stellte ich eine Gegenfrage und der Langhaarige nickte erleichtert, fand das schön. In der Aufregung des Morgens hatte ich leider nicht das Vergnügen gehabt mit dem Grünäugigen gemeinsam zu frühstücken, daher wusste ich nicht, ob er etwas zu sich genommen hatte oder nicht. Ich hatte gesehen, was mit ihm geschah, wenn er kein Blut trank und das sollte nicht noch einmal passieren.
„Alles ist gut, mache dir keine Sorgen um mich! Claus achtet seit diesem einen Nachmittag vor zwei Tagen sehr penibel darauf, dass ich immer genug trinke, damit ich dir nicht noch einmal wehtun kann. Ich habe geschworen dir nie wieder auch nur einen Tropfen Blut zu stehlen und das werde ich auch nicht tun...", wisperte mir mein Freund ins Ohr und ich lächelte leicht, er war noch immer sauer auf sich selbst, weil er mich ein zweites Mal gebissen hatte. Er hatte mir kein Blut gestohlen, wenn man es genau nahm, ich hatte ihm mein Blut freiwillig gegeben und ich würde es immer wieder machen. Fest schloss ich meine Arme nun um den Nacken des Größeren, um mich näher an ihn heran drücken zu können. „Ich hoffe, du weißt, dass du nichts falsch gemacht hast, indem du mein Blut angenommen hast, Manu. Du brauchst dich deswegen nicht schlecht zu fühlen, okay? Ich hätte dir nicht geholfen, wenn ich mir nicht sicher gewesen wäre, dass du meine Hilfe verdienst!", sprach ich aus, was ich dachte und der Älteren seufzte leise, er glaubte nicht an meine Worte. Ich glaubte fest daran, dass Manuel einen Freund an seiner Seite verdient hatte und diesen wollte ich ihm geben.
„Als du mir das erste Mal deinen Arm hingehalten hast, da hast du das noch nicht wissen können und du kannst es auch jetzt noch nicht wissen, schließlich kennst du mich kaum!", widersprach mir mein Vordermann und ich lächelte seicht, so war es tatsächlich. Wir kannten uns kaum, ich wusste nichts über ihn und er auch nichts über mich, doch das war auch nicht wichtig, um beurteilen zu können, ob jemand die Hilfe eines anderen verdiente oder nicht. Wenn ich es konnte, so würde ich jedem helfen, bis ich meinen letzten Atemzug auf dieser Erde genommen hatte und da war ein durchaus doch gefährlicher Vampir keine Ausnahme. „Das mag wahr sein, ja. Aber ich glaube daran, dass jeder Hilfe verdient hat und dass man keine Ausnahme machen sollte, egal wer einem gegenüber steht! Und auch, wenn ich dich nicht wirklich gut kenne, finde ich, dass du ein guter Mensch bist und dass du ein gutes Herz hast! Nicht jeder Vampir würde auf das Blut eines Menschen verzichten wollen, obwohl er am verhungern ist..., du bist besonders, Manu und deswegen würde ich dir auch jederzeit wieder mein Blut geben, wenn du es bräuchtest!"
Ein kleines bisschen näher drückte mich der Grünäugige an sich heran, als ich das sagte und er freute sich, was für mich ein gutes Zeichen war. Stille kehrte ein, doch das störte mich nicht, kein bisschen. Ganz sanft strich mir mein Freund durch das Haar, dabei schloss ich erneut entspannt meine Augen und ging meinen Gedanken nach. Vielleicht hatte der Grünäugige ja in seiner Vergangenheit etwas schlechtes getan, vielleicht hatte er einen Menschen getötet, eine Frau betrogen oder sonst etwas moralisch schlechtes, doch gerade eben war er liebevoll und beschützerisch, das war alles was für mich zählte. Voller Hingabe beschützte mich der Größere vor allem, was mir potentiell gefährlich werden konnte, er schlief in meinem Bett, um auf mich aufpassen zu können und er versuchte allein für mich seine Gefühle zu kontrollieren, das bewies wie aufmerksam der Langhaarige tatsächlich war. Ich benahm mich in seiner Gegenwart viel zu selbstsicher und aufmüpfig, der Grünäugige duldete mein Benehmen einfach und ich fühlte mich etwas schlecht, hatte das Gefühl, ich sollte ihn etwas besser behandeln. Vielleicht würde ich ihm nun etwas mehr die Chance geben zu entscheiden, was wir taten und mich ihm nicht mehr so sehr aufdrängen wie bisher, schließlich mochte er kuscheln nicht einmal gerne.
Behutsam wurde ich angesehen, denn der Grünäugige löste sich etwas von mir und lächelte. „Sag Mal..., kann ich dich für eine Partie Schach begeistern?", fragte mich der Brünette vorsichtig und meine Augen begannen zu funkeln, Manuel wollte Zeit mit mir verbringen. Ich hatte seit dem ich Michael nicht mehr gesehen hatte kein Schach mehr spielen dürfen und nun tat sich der blasse, etwas böse Vampir hervor, um mit mir zu spielen, es gab in meinen Augen nichts schöneres als das. Vor einigen Tagen hätte ich mir noch nicht erträumen können, dass ich einmal Schach gegen einen Vampir spielen würde, geschweige denn, dass ich einen Vampir mögen konnte, doch ich tat es und im Gegenzug mochte er mich. „Sicher doch! Aber verzeihe mir, wenn ich nicht so gut bin wie du, ich bin immer noch Anfänger...", bestätigte ich lächelnd, bevor ich mich von dem Älteren löste und ihn einfach an die Hand nahm, sodass wir beide Schach spielen gehen konnten. Gerade eben war mir nicht wichtig was wir mit Mau machen würden, sie schlief tief und fest, regte sich kaum und sollte sie Angst bekommen, dann hoffte ich, würde sie nach mir rufen und zu mir kommen.
Schmunzelnd umfasste mich der Ältere etwas fester. „Dann wirst du nun leiden müssen, Patrick. Ich habe kein Mitleid mit Anfängern, so wie es Michael vielleicht hat...", sprach der Größere, bevor er mich aus dem Zimmer zog und mit mir gemeinsam die Treppe nach unten lief. Das war irgendwie zu erwarten gewesen, der Grünäugige schien mir keine Person zu sein, die gerne jemanden schonte, nur weil er sehr viel besser in etwas war als diese Person und ich würde damit leben, so gut ich eben konnte. „Warte nur ab, mein Freund! Ich werde auch eines Tages so gut sein wie du es bist und dann bin ich es, der kein Mitleid mit alten Männern haben wird, so wie du einer bist!", grinste ich, dabei guckte ich den Grünäugigen fordernd an und durfte dabei zusehen wie er böse seine Augen zusammenkniff, jedoch ganz klar nicht wütend war, sondern fast schon belustigt. Schon einmal hatte ich den Vampir einen alten Mann genannt, um zu schauen, ob er deswegen wütend wurde, ganz beiläufig, doch das wurde er nicht und ich war froh darüber. Es freute mich, dass ich einen Spaß mit dem Brünetten machen konnte, ohne, dass er mir diesen übel nahm.
„Das sind ein paar große Worte für einen kleinen Menschen wie dich!", erwiderte mein Nebenmann und ich wendete meinen Blick von ihm ab, wollte nicht mehr weiter mit ihm spaßen. Manchmal, da wirkte der durchaus etwas größere und stärkere Vampir so, als würde er sich selbst für etwas besseres halten als alle anderen Menschen, auch wenn es nicht so war. Er hielt sich selbst für einen starken Vampir und alle anderen Menschen für schwach, das fand ich falsch. Es war kein Wunder, dass die Menschen Wesen wie ihn fürchteten, wenn diese ihnen nicht auf gleicher Augenhöhe begegneten und sie herunter machten, so wie es der Grünäugige bei mir zuerst auch getan hatte. Auf so etwas würde ich nicht reagieren, vielleicht merkte der Ältere dann selbst, dass er etwas ändern musste. Verwundert zog ich meine linke Augenbraue in die Höhe, als ich unten sah wie Claus gerade den Boden fegte. „Claus, hey! Nicht fegen, das ist meine Aufgabe!", sprach ich den Wolf an, bevor ich die Hand des Vampirs los ließ und zu dem Brünetten herunter lief. Erschrocken wurde ich angesehen und die braunen Ohren des Größeren legten sich an den Kopf des Lockenkopfes an, mit meiner Reaktion auf sein tun hatte er nicht gerechnet.
„Aber Patrick, dein Körper ist doch noch zu erschöpft, um die Burg sauber zu halten...", wollte der Braunäugige mich davon überzeugen, dass ich ihn weiter fegen ließ, doch das war mir ganz egal. So lange ich aufstehen und gehen konnte, konnte ich auch ein wenig den Boden fegen und das würde ich ihm klar machen. Mit einem Mal schnappte ich mir den alten Besen, welcher seine besten Tage bereits hinter sich gebracht hatte und schüttelte ablehnend den Kopf. „Quatsch, ich schaffe das schon! Vielleicht bin ich noch nicht so schnell wie du, aber ich schaffe das! Geh du doch stattdessen mit Manuel eine Partie Schach spielen. Manu? Darf Claus mit dir Schach spielen, so lange ich hier arbeite?", fragte ich den Vampir mit großen, flehenden Augen und unsicher senkte der Wolf nebenbei seinen Blick, was ich nicht ganz verstand. Unzufrieden schaute mein Gastgeber seinen Angestellten an, bevor er seufzend seinen Kopf schüttelte und in den Speisesaal verschwand, dorthin, wo ich mit Michael Schach gespielt hatte. Enttäuscht hörte ich auf zu lächeln und guckte den Werwolf entschuldigend an, das war wirklich gemein von dem Vampir. Kurz überlegte ich zu ihm zu gehen und mit ihm Schach zu spielen, doch da erklang auch schon seine entnervte Stimme, die sprach: „kommst du endlich, du blöder Wolf?"
~2220 Worte, geschrieben am 05.01.2023
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